Brandbrief aus Corona-Krisenstab -
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat den Berliner Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) aufgefordert, die Arbeitszustände in der Senatsverwaltung für Gesundheit schnell zu verbessern. Dafür müsse vor allem der überlastete Krisenstab aufgelöst und die Arbeit auf die regulären Abteilungen verteilt werden, heißt es in einem Brief an den Senat, der dem rbb vorliegt.
Zudem müssten die zahlreichen angesammelten Überstunden und Mehrarbeitszeiten abgebaut und Urlaubszeiten auf Wunsch der Beschäftigten gewährt werden.
Verdi: Persönliche Regressforderungen müssen ausgeschlossen werden
Die Gewerkschaft schließt sich damit den Forderungen des Personalrats der Senatsgesundheitsverwaltung und des Hauptpersonalrats an: Diese hatten in einem Brandbrief, über den der rbb am Mittwoch zuerst berichtet hatte, vor allem Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) scharf kritisiert. Sie warfen Kalayci Führungsschwäche und einen herabwürdigenden Umgang mit ihren Mitarbeitern vor.
Die SPD-Politikerin soll intern Kritiker kaltgestellt und aus politischen Gründen teils massiven Handlungsdruck ausgeübt haben. Mehrere Beamte hätten deswegen befürchtet, für Fehler nachträglich persönlich haftbar gemacht werden zu können. Verdi fordert nun, "dass jedwede persönlichen Regressforderungen gegenüber Beschäftigten, die auf spontanen, mündlichen Anweisungen und/oder von der Hausleitung als notwendig gesehenen 'politischen' Notwendigkeiten beruhen, verbindlich ausgeschlossen werden."
Verdi: Gesundheitsverwaltung "geht auf dem Zahnfleisch"
Verdi kritisiert in seinem Schreiben auch indirekt Berlins Regierenden Bürgermeister Müller persönlich. Dieser habe zahlreiche Hinweise der Personalvertreter über die Zustände in der Gesundheitsverwaltung erhalten. "Offenbar gab es hierauf keine nennenswerten Reaktionen Ihrerseits", schreibt die Gewerkschaft in ihrem offenen Brief an Müller.
Und weiter: "Die von den Personalräten gegebenen Hinweise auf die gewachsene Zahl der zusätzlichen Aufgaben, der fehlenden Schwerpunktsetzung und Priorisierung von Arbeitsaufträgen sowie – und das ist fatal – auf unangemessenes Verhalten gegenüber den Beschäftigten belegen eindrücklich, wie sehr die Senatsverwaltung Gesundheit, Pflege und Gleichstellung auf dem Zahnfleisch geht".
Sendung: Inforadio, 15.07.2021, 17 Uhr