Infektionsschutz - Berliner Bezirke lockern Quarantäne-Regeln für Schulen und Kitas

Fr 27.08.21 | 19:34 Uhr
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Ein Kind macht den sogenannten Lolli-Test. (Quelle: dpa/Roland Weihrauch)
Audio: Inforadio | 27.08.2021 | Christoph Reinhardt | Bild: dpa/Roland Weihrauch

Bisher galt: Bei PCR-bestätigten Corona-Fällen in Schulen oder Kitas mussten die Kontaktpersonen ebenfalls in Quarantäne. Das wird nun gelockert: Nur Kinder, Erzieherinnen und Lehrkräfte, die positiv getestet wurden, müssen sich isolieren.

In Berliner Kitas und Schulen gelten neue Quarantäne-Regeln. Darauf haben sich die Amtsärzte der Bezirke nach rbb-Informationen bereits am Mittwoch einstimmig geeinigt.

Künftig müssen Kontaktpersonen von PCR-positiv getesteten Personen nicht mehr in Quarantäne gehen. "Die Pflicht zur Absonderung trifft damit in Zukunft nur noch infiziertes Personal und Kinder sowie deren Haushaltsangehörige", sagte der Neuköllner Gesundheitsstadtrat Falko Liecke (CDU).

Die Senatsverwaltung für Gesundheit bestätigte das auf Nachfrage von rbb|24. "In Schule und Kita bleiben nur noch die Positiv-Getesteten zu Hause." Über Ausnahmen entscheide das zuständige Gesundheitsamt.

"Haben es uns nicht leicht gemacht"

"Mit dieser neuen Regelung ermöglichen wir den Berliner Familien eine Rückkehr zur Normalität in Kitas und Schulen", sagte Liecke. Damit würde nun Bildung und Teilhabe Priorität eingeräumt. Man habe sich die Entscheidung allerdings nicht leicht gemacht, so Liecke. "Durch die Aufgabe der Eindämmungsstrategie in Kitas und Schulen erhöht sich das Risiko für Infektionsketten unter den Kindern." Diese würden allerdings in der Regel milde oder gar keine Krankheitssymptome haben.

Zudem bleibe die Zahl der hospitalisierten Kinder unter 14 Jahren "stabil im zweistelligen Bereich", so Liecke. Da Kinder bis zum vollendeten zwölften Lebensjahr auch absehbar nicht geimpft werden können, müsse davon ausgegangen werden, dass sie sich trotz Eindämmungsmaßnahmen infizieren. Allerdings seien Kinder seiner Ansicht nach keine Pandemietreiber, sagte Liecke. "Mit der Strategieänderung stärken wir die Chancen unserer Kinder auf gutes, gesundes und altersgerechtes Aufwachsen."

An den Berliner Schulen wird ab kommender Woche nur noch zweimal statt wie bisher dreimal pro Woche bei jedem Kind ein Antigen-Schnelltest durchgeführt. In den Kitas gilt weiter die Pflicht, Personal mit Kontakt zu Kindern zweimal pro Woche zu testen.

Auch Experten für neuen Corona-Kurs an Schulen

Inzwischen haben sich Expertinnen und Experten aus der Kinder- und Jugendmedizin sowie Epidemiologen und Virologen für einen neuen Corona-Kurs an den Schulen ausgesprochen. "Bisher orientierten sich alle Maßnahmen in den Schulen an der Maxime, möglichst jede Infektion im dortigen Kontext zu verhindern. Inzwischen haben sich die Grundbedingungen geändert, so dass dieses Prinzip auf den Prüfstand gestellt werden sollte", schreiben der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, Jörg Dötsch, der Epidemiologe Gérard Krause vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig und weitere Wissenschaftler in einem Gastbeitrag für die "Zeit".

Den Schutz vor schwerer Covid-19-Erkrankung hätten Erwachsene nun weitgehend selbst in der Hand, schreiben die Experten mit Blick auf die Impfungen. "Aus diesem Grund und da Kinder nur sehr selten schwer an Covid-19 erkranken, ist es nicht mehr sinnvoll, jede einzelne Infektion in der Schule um jeden Preis verhindern zu wollen."

Sie fordern gleichzeitig, eine ungebremste Ausbreitung des Virus in den Schulen zu verhindern, da sonst die absolute Zahl der Erkrankungen bei Kindern stark steigen würde - auch wenn der Anteil schwerer Erkrankungen nach einer Infektion "inklusive Long Covid" niedrig sei. Die Autoren appellieren, die "notwendigen Hygieneregeln" weiter anzuwenden und sprechen sich für systematische Tests und schulspezifische Quarantäneregeln aus. Für geimpfte Schüler ab zwölf könnte die Quarantänepflicht sogar ganz entfallen.

Korrektur: In einer früheren Version dieses Textes hieß es, dass in Kitas die Pflicht gelte, Kinder und Personal zweimal pro Woche zu testen. Es muss sich aber nur das Personal testen lassen.

Sendung: Inforadio, 27.08.2021, 17:00 Uhr

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86 Kommentare

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  1. 86.

    Seit wann gehören die Kinder zur wulnerabelsten Gruppe? Haben Sie überhaupt jemals verstanden, um was es hier geht? Wie lange wollen Sie die Kinder noch „weg sperren“ und daran krank werden lassen? Das Virus wird sich früher oder später trotzdem seinen Weg suchen, mit weiterhin strengen Kontaktbeschränkungen vielleicht etwas später, aber es kommt!

  2. 85.

    Sie sind Therapeutin? Und verbreiten solchen Unsinn? Alle Kinder, die mit dem Virus infiziert waren, sind jetzt dumm? Oh je, wie realitätsfern muss man sein und Therapeutin sind Sie sicher nicht.

  3. 84.

    Sehr geehrte Frau Köhl!
    Ihre Empörung in Richtung der Amtsärzte ist sicherlich nicht fehl am Platz. In den Berliner Schulen kursierte vor einem halben Jahr ein Schreiben der Amtsärzte, mit dem Frau Scheeres die Rückkehr zum Präsenzunterricht begründen wollte. Das Schreiben strotzte nur so von syntaktischen Fehlern... Wenn Argumente gut durchdacht sind, kann so etwas eigentlich nicht passieren. Wussten Sie, dass der Präsenzunterricht auch wieder eingeführt wurde, damit die Kinder ihre (gesunde!) Schulspeisung wieder bekommen und zum Zahnarzt gehen? Wie gesagt: Misstrauen gegenüber Amtsärzten ist sicherlich nicht verkehrt.

  4. 83.

    Es ist kaum zu glauben, wie hier einmal wieder auf Kosten der Kinder Wahlkampf gemacht wird als auch die politischen Versäumnisse (Erwerb von Luftfiltern / bessere Digitalisierungsangebote / geeignetere Räumlichkeiten etc ) mindestens des letzten Jahres kaschiert werden sollen. Ich kann mir auch kaum vorstellen, dass die Amtsärzte ganz ohne (verwaltungs)politische Fremdinteressen so entschieden haben. Geht's denn noch? Ich finde es mehr als zynisch sich mit der Entscheidung hinzustellen und im gleichen Zug zu behaupten, das Kindes-/Jugendlichenwohl sei stets das Wichtigste. Und einmal klar gestellt, ich bin und war kein Freund von Home Schooling. Aber bevor hier eine Durchseuchung der Kinder mit allen Folgen gedultet wird ...

  5. 82.

    Klar, für die nächsten Jahre.
    Man sollte auch bedenken, dass mit der Regelung nicht noch ein Schuljahr verloren geht.
    Bei klassenweiser Quarantäne ist das doch zu erwarten. Das muss endlich aufhören, dass es wieder dazu kommt.

  6. 81.

    Wie schön: nur positiv getestete gehen in Quarantäne und gleichzeitig gibt es auch noch weniger Tests an den Schulen als vorher. So macht man die Schulen coronasicher und nimmt den Eltern die Sorgen.

  7. 80.

    Petition unterstützen, verbreiten und teilen!
    Lolli Test bei Kitakindern in Berlin !

  8. 79.

    Wenn das so wäre, dass systematisch alle Kontaktpersonen eines positiv getesteten Kindes auch getestet werden würden, dann hätte man das erwähnt- hat man aber nicht, weil das offenbar so nicht vorgesehen ist. In Kitas können Eltern ANLASSBEZOGEN, FREIWILLIG ihre Kinder testen. Eine regelmäßige Testpflicht, wie in Schulen gibt es nicht. Das heißt also Blindflug in die Durchseuchung. Man fragt sich, ob die im Jahr 2020 von den Kindern ggü. den Alten eingeforderte Solidarität eine Einbahnstraße ist und ob Kindern das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit nicht zusteht…

  9. 78.

    Hier sieht man, welche Früchte die Panikmache von Politik Medien in den letzten eineinhalb Jahren trägt. Kinder und Jugendliche als besonders vulnerable, d.h. durch Corona besonders gefährdete Gruppe anzusehen, lässt jeden Realitätssinn vermissen, wo Kinder und Jugendliche doch anders als Erwachsene erwiesenermaßen durch Influenza und die Coronaschutzmaßnahmen viel stärker gefährdet sind. Die Ängstlichen schaffen - gewollt oder nicht - Fakten, die eine Rückkehr zur Normalität inklusive eines sorgen-/maskenfreien Großwerdens unserer Kinder ausschließen. Denn mit welchem Argument wollen sie sich jemals wieder von den Schutzmaßnahmen lösen?

  10. 77.

    Ihre Sorge teile ich zu 100%. Ich bin Therapeutin und arbeite viel mit Kindern zwischen 4 und 12 Jahren. Von den ehemals mit Corona infizierten Kindern hat ein Großteil ganz klar kognitive Einschränkungen zurückbehalten, auch wenn die akute Erkrankung bis zu 1 Jahr zurückliegt. Umso dankbarer war ich, als mein Sohn mit 14 Jahren geimpft werden konnte.
    Die Eltern, die sich freuen, dass die Schutzmaßnahmen immer weiter zurückgefahren werden, sind auch die Eltern, die ihr Kind ohne Maske zum Einkaufen mitnehmen und die Maske auch nur tragen, weil es eben vorgeschrieben ist. Das tun sie aber nicht aus Böswilligkeit, sondern weil sie es einfach nicht besser wissen.


  11. 76.

    Vielen Dank für die Beiträge. Uns geht es genauso - Coronafälle in Kita und nach einigen Tagen Quarantäne geben aufgrund des neuen Senatsbeschluss Eltern ihre Kinder ohne Symptome ab Montag wieder in die Kita. Der Senat gibt die vulnerabelste Gruppe neben den Rentnern und Chronisch Kranken auf und damit frei zur Durchseuchung. Die Bemühungen von Kindern, Eltern, Lehrer*innen und Erzieher*Innen werden mit Füßen getreten. Unfassbar, entsetzlich und menschenverachtend. Hoffentlich wird diese Entscheidung so schnell wie möglich gekippt.

  12. 75.

    AMTSÄRZTE entscheiden über das Schicksal der ungeimpften Kinder.
    Durchseuchung und Long Covid werden leichtfertig hingenommen.

    Politiker Liecke (CDU) begrüsst diese Entscheidung!
    Dies ermögliche Berliner Familien " eine Rückkehr zur Normalität in Kitas und Schulen".
    An Covid und deren Folgen erkrankte Kinder gehören auch zur Normalität?

    Die Einschränkung der sozialen Kontakte schädige die kindliche Gesundheit was nicht tolerierbar ist bei den Amtsärzten.
    Deshalb müssen Covid mit allen Neben- und Folgekrankungen in Berlin jetzt toleriert werden?

    Bilanz nach 2 Jahren Pandemie: kein vernünftiges Konzept, keine Alternativen, kein Programm für ungeimpfte Kinder.
    Statt dessen: Durchseuchung der Kinder: das ist ein verantwortungsloser, rücksichtsloser Vorschlag für den ich mich fremdschäme.

    "Mensch sein heißt Verantwortung fühlen: sich schämen beim Anblick einer Not, auch wenn man offenbar keine Mitschuld an ihr hat (Antoine de Saint-Exupéry)

  13. 74.

    [Delta… auch wenn die „nur“ ansteckender ist.] --> da könnten sie falsch liegen

    https://www.bbc.com/news/health-58354342

    "People are twice as likely to need hospital care if they are sick with the Delta Covid variant, rather than the Alpha variant that was once prevalent in the UK, data from England suggests."

  14. 73.

    Dürfen Eltern, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können (ja, solche gibt es tatsächlich), ihre Kinder dann vorbeugend aus der Schule nehmen?

  15. 71.

    Da Kinder "nur sehr selten schwer an Covid-19" erkranken und wieder mehr Teilhabe am gesellschaftlichen Leben haben sollen, hören wir also ab sofort damit auf, sie so gut es geht davor zu schützen? Nun darf ich meinem zehnjährigen Sohn also erklären, dass alle Einschränkungen und Entbehrungen der letzten 1,5 Jahre völlig umsonst waren, da ich ihn nunnicht mehr schützen kann und ab sofort nicht mehr die Frage ist ob er sich infizieren wird, sondern nur noch wann? Und ob er zu den seltenen Fällen gehört werden wir dann ja sehen, aber wenn er jetzt auf eine Corona-Party geht, könne er umso schneller wieder gedankenlos mit allen umgehen? Gebt sofort die U12 Impfung frei, damit sich noch irgendwie vor dieser Verantwortungslosigkeit schützen kann.

  16. 70.

    Wieso sollen Fakten Zynismus sein ?
    Es gibt einige Sachen bei denen die Wahrscheinlichkeit gegen die Befürchtung/Ängste spricht.
    Man hat nun die Befürchtung dass sich alle in der Schule anstecken, weil es sonst ja keinen ungeschützten Kontakt gibt… das wird dann ausgeblendet. Gibt keine Kindergeburtstage mehr ? Meine Enkelin war in den letzten 2 Wochen auf drei. Und merkwürdiger Weise ohne Maske aber das ist bestimmt sonst völlig anders.
    Und klar laufen die Krankenhäuser voll…. muss ja so sein. Gibt zwar seit 1,5 Jahren keinen Beleg dafür aber trotzdem… wegen Delta… auch wenn die „nur“ ansteckender ist.
    Und zu Long covid bei Kindern kann man mal hier mal nachlesen
    https://www.nzz.ch/wissenschaft/relevant-bei-der-impfung-long-covid-ist-bei-kindern-selten-ld.1635146

  17. 69.

    schöner Plan des Senates. Planmässige Durchseuchung der Kinder. Ob da ein paar eventuell den Löffel abgeben oder etlche vieleicht Ihr Leben lang an Long Covid leiden , interessiert doch die Damen und Herren des Senates nicht.
    Und, was passiert wenn jetzt einen neue Virusmutation auftritt die dann vieleicht alle Impfungen umgeht??

    Na dan gute Nacht Marie

  18. 68.

    Es ist unmöglich, wie jetzt mit der Gesundheit der Kinder gespielt wird. Von Anfang an waren sie die Leittragenden der Pandemie. Auch Kinder, natürlich deutlich seltener, können Langzeitschäden von einer Covid19-Erkrankung davontragen.
    Ich kann mir wirklich nicht erklären, wie ein BWLer (ich entschuldige mich bei allen Wirtschaftswissenschaftler, die diese Entscheidung auch für vollkommen blödsinnig halten) auf diese Schnapsidee kam. So erkranken deutlich mehr Kinder,die dann natürlich in Quarantäne müssen. Ich habe lieber ein gesundes Kind in Quarantäne, als ein krankes Kind zuhause, was potentiell zusätzlich alle seine Kontakte angesteckt hat und somit die Inzidenz weiter nach oben treibt. Was wiederum zu mehr Einschränkungen für alle führen wird.

  19. 67.

    Hallo, ich möchte die Coronlage nicht beschönigen, aber es sind cvon 93.000 Coronatoten, "nur" 24 unter 20 Jahre alt gewesen (Quelle: RKI). 13 davon unter 9Jahre. Die waren sehr wahrscheinlich aber schwerst vorerkrankt. Hört also auf, an die Panikmache der letzten Monate zu glauben. Es gibt keinen Grund dafür! Die Wahrscheinlichkeit auf dem Schulweg zu sterben ist für eure Kinder um ein vielfaches höher. Macht euch darum Gedanken, wenn ihr schon Angst haben wollt.

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