Ermittlungen aufgenommen - Polizei-Einsatzkraft führt "Kniestoß gegen Kopf" bei Querdenker-Protesten aus

Mo 30.08.21 | 19:13 Uhr
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Mehrere Polizisten stehen am 29.08.2021 vor einer Gruppe an Demonstrierenden (Bild: dpa/Jean MW/Geisler-Fotopress)
Bild: dpa/Jean MW/Geisler-Fotopress

Um die Querdenker-Proteste zu sichern, sind am Sonntag mehr als 2.000 Polizisten im Einsatz gewesen. Am Tag danach räumt die Polizei Berlin ein, es sei seitens einer Einsatzkraft zu einem "Kniestoß gegen den Kopf eines Festgenommenen" gekommen.

Rund um die nicht genehmigten "Querdenker"-Proteste vom Sonntag war die Polizei in der Hauptstadt nach eigenen Angaben mit rund 2.200 Beamten und einem Hubschrauber im Einsatz. Dabei sei es seitens einer Einsatzkraft der Polizei zu einem "Kniestoß gegen den Kopf eines Festgenommenen" gekommen, teilte die Polizei auf Twitter mit.

Die Ermittler und Ermittlerinnen des LKA für Amtsdelikte hätten ihre Arbeit hinsichtlich des Vorkommnisses bereits aufgenommen, hieß es weiter. "Dienstrechtliche Konsequenzen knüpfen daran an". Weitere Auskünfte wollte die Presseabteilung der Berliner Polizei am Montag auf Nachfrage nicht erteilen. Ein Polizeisprecher verwies auf die laufenden Ermittlungen.

Mehr als 500 Festnahmen am Wochenende

Bei den Demonstrationen hat die Polizei in Berlin am Wochenende 576 Menschen vorübergehend festgenommen, um ihre Personalien festzustellen. Insgesamt wurden 544 Ermittlungsverfahren eingeleitet, wie am Montag mitgeteilt wurde. Dabei ging es oft nur um Ordnungswidrigkeiten wie der Teilnahme an einer verbotenen Versammlung, aber auch um Straftaten wie versuchte Gefangenenbefreiung, Landfriedensbruch und tätliche Angriffe auf Polizisten. 17 Polizisten wurden verletzt, die meisten davon leicht.

Innensenator Andreas Geisel (SPD) lobte die Polizeieinsätze zu den Demonstrationen: "Die Polizei war taktisch sehr, sehr gut aufgestellt", sagte Geisel am Montag im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses. Sie habe die Versammlungsfreiheit "in ganz hervorragender Weise" geschützt.

Ziel: Schutz des Regierungsviertel

Die Sicherheitskräfte hatten am Sonntag immer wieder versucht, größere Menschenansammlungen in der Stadt zu zerstreuen und gezielt gegen Einzelpersonen vorzugehen. Laut Polizei gab es bis zum frühen Sonntagabend bereits mehr als 160 Festnahmen, davon 80 in der Rykestraße in Prenzlauer Berg, wo Demonstranten in einem Kessel festgesetzt wurden.

"Ziel ist es unter anderem, das Regierungsviertel und wichtige politische Einrichtungen zu schützen", sagte eine Polizeisprecherin am Sonntag zur Begründung des Vorgehens. Der Reichstag, das Kanzleramt und andere Gebäude waren am Sonntag abgesperrt. Am 29. August 2020 hatte nach einem Protest Zehntausender Menschen ein Teil der Demonstranten eine Absperrung am Sitz des Bundestags durchbrochen und kurzzeitig die Treppe vor einem Eingang besetzt.

Angriffe auf Medien-Teams

Wie ein rbb-Reporter beobachtete, wurde ein für die Pressearbeit zuständiges Team der Berliner Polizei am späten Nachmittag mit einem Pflasterstein angegriffen. Der Vorfall spielte sich demnach in der Marienburger Straße ab. Verletzt wurde laut Polizeiangaben niemand. Auch Vertreter der Medien, darunter ein Team des rbb, wurde von einzelnen Demo-Teilnehmern angepöbelt und bedrängt.

Bereits am Samstag kam es zu tumultartigen Szenen

Bereits am Samstag waren trotz Verboten mehrere tausend Menschen in Berlin auf die Straße gegangen. Das teilte Polizeisprecherin Anja Dierschke dem rbb mit. Rund 100 Menschen wurden vorübergehend festgenommen; außerdem wurden mehrere Dutzend Ordnungswidrigkeiten und Strafanzeigen registriert. Die Festnahmen richteten sich laut der Polizeisprecherin vor allem gegen "Rädelsführer" und "Aufrührer" der Protestierenden.

Mehrfach kam es zu Rangeleien zwischen Demonstranten und der Polizei. Bei den Protesten wurden vier Polizisten verletzt. Auf der Lessingbrücke im Ortsteil Moabit drohte die Lage kurzzeitig zu eskalieren: Die Polizei setzte dort Pfefferspray gegen Demonstrierende ein, die versucht hatten, eine Polizeiabsperrung zu durchbrechen. Es kam zu tumultartigen Szenen.

Sendung: Inforadio, 30.08.2021, 20:00 Uhr

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24 Kommentare

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  1. 24.

    Was passierte vor dem Knie/Kopfstoss?? Auch das interessiert die Öffentlichkeit.

  2. 23.

    Völlig korrekt! Absolut unfassbar was hier in diesem Land abgeht. Verboten, egal, ich terrorisiere mit meinem Verhalten alle weiter mit meinem Schwachsinn. Die Politik toleriert es, die Polizei muss es ausbaden. Kann gar nicht hart genug dagegen vorgegangen werden.

  3. 22.

    Soeben bei Welt Online: „Corona bei 80 Prozent der offiziellen Covid-Toten wohl nicht Todesursache“.

    Die Querdenker waren skeptisch und ich, ehrlich gesagt, weiß es nicht. Bin gern zur Impfung gegangen und fühle mich sicherer.

  4. 21.

    "...rund 2.200 Beamten ... im Einsatz. .. seitens einer Einsatzkraft der Polizei zu einem "Kniestoß gegen den Kopf eines Festgenommenen" gekommen..."
    Einer von 2.200!! Man kann hier also nicht von allgemeiner Polizeigewalt reden. Und ob dieser "Kniestoß" mit voller Absicht oder im Zusammenhang mit einer Verhaftung eines gewalttätigen Demostranten geschah und verhänltnismäßig war oder nicht, werden die derzeitigen Ermittlungen klären. Je mehr dieses Thema öffentlich mit evtl. Vorverurteilungen publiziert wird, je mehr können diese Querdenker die blauen Flecke des renitenten Demonstranten als Brandmal eines Märtyrer hochstilisieren.

  5. 20.

    An Regeln halten, dann gibt's auch keine Beulen!

  6. 19.

    Die sogenannten Querdenker dürfen sich alles erlauben. Sie dürfen sich über Verbote hinwegsetzen, sie dürfen gegen Hygieneregeln verstoßen und dürfen die Polizei angreifen. Aber wehe die Polizei greift endlich mal durch, da geht ein empörter Aufschrei durchs Land. Wie können die nur…..? Ich finde die Maßnahmen der Polizei absolut richtig denn eine andere Sprache verstehen die Leute nicht mehr.

  7. 18.

    Die Polizei und die Medienleute werden radikal angegriffen. Das ist die eine Seite.
    Ob es sich da um eine genehmigte Sachlage handelt oder nicht, bleibt aussen vor. Fakt ist, es wird von Seiten der Teilnehmer provoziert, beleidigt und verletzt.
    Das hier einem Polizisten das Fass überläuft kann ich gut verstehen. Trotzdem darf ihm so etwas nicht passieren - sofern die Untersuchungen diese Anschuldigung gegen ihn bestätigen.
    Also abwarten und dann erst urteilen.

    Keiner möchte unschuldig vorverurteilt werden. Doch es soll auch nichts ungesühnt bleiben, was geschehen ist.
    Und ich hoffe sehr, unsere Rechtsstaatlichkeit bleibt erhalten. Beim Bürger genauso wie bei der Polizei und den Gerichten.

  8. 17.

    ....häääh? Was läuft denn da bei ihnen schief? Die Demos waren verboten worden. Aus und Basta. Wer Krawall macht muß damit Rechnen, was auf die Mütze zu bekommen. Die 2200 Polizistinnen und Polizisten haben mit Sicherheit was Besseres am Wochenende vorgehabt, als sich mit diesen Knalltüten zu beschäftigen.

  9. 16.

    Das sehe ich ebenfalls so!

    Die Demos waren vom Gericht untersagt und die Teilnehmer waren eindeutig auf Randale und Provokation aus. Auch in vielen Videos konnte man das radikale, unverantwortliche Handeln diese "Querdenker" sehen.
    Wer sich dermaßen unverschämt und demokratiefeindlich benimmt, muss eben auch mit einer harten Gangart der Polizei rechnen.
    Wir können unserer Polizei nur für ihren großartigen Einsatz danken!

  10. 15.

    Manche Antworten hier sind in der Tat erschreckend.
    Die näheren Umstände sind nicht bekannt. In Notsituationen darf auch ein Polizist zum Zwecke der Eigensicherung sich wehren. Ob der "Kniestoß gegen den Kopf eines Festgenommenen" von einem Polizisten eine situativ zulässige Handlung darstellt, muss natürlich aufgeklärt und ggf. in einem Rechtsstaat entsprechend geahndet werden. Denn zum normalen polizeilichen Repertoire scheint das nicht zu gehören, da auch schwerste Verletzungen damit verbunden sein könnten.

  11. 11.

    Ihre Aussage ist weitaus gefährlicher als das meiste, was auf "Querdenker-Demos" geäußert wird. Unfassbar!

  12. 10.

    Da habe ich kein Mitleid, danke Polizei für euren Einsatz und eure Arbeit.

  13. 9.

    Schon klar, die Polizei ermittelt in einer Ermittlungssache gegen einen Polizisten.

  14. 8.

    Ich hoffe und vertraue darauf dass die Ermittlungsbehörden dem objektiv nachgehen genauso wie ich auch bei jeder Straftat seitens der Demonstranten erwarte.

  15. 7.

    seh ich genauso, wann wird gegen die teilnehmenden der demonstration ermittelt und wie werden sie bestraft?

  16. 6.

    Wesentlich fände ich das Wissen darum, ob ein bewußt erfolgter Kniestoss stattfand, oder ob das ein Versehen im Gerangel war...erst dann wäre es diese Meldung wert...

  17. 5.

    Jede Ermittlung in diesem Fall ist unnötig, die war verboten und jeder der daran Teilnahm, muss auch mit den Konsequenzen leben.

  18. 4.

    "Die Sicherheitskräfte hatten am Sonntag immer wieder versucht, größere Menschenansammlungen in der Stadt zu zerstreuen und gezielt gegen Einzelpersonen vorzugehen."

    Es war richtig, dass sie es versucht haben. Die Umzüge waren polizeilich verboten. Und Verbote wurden durch Gerichte bestätigt.
    Es war nicht richtig, dass sie dazu eine merkwürdige Strategie gewählt haben: Straßensperren dort wo Umzügler nicht ausweichen könnten und dadurch dicht zusammengepfercht blieben und Kesselbildung - mit gleichem Ergebnis.
    Diese Strategie stand im direkten Widerspruch zur gesundheitspolitischer Begründung der Verbote.

  19. 3.

    Irgendwie komisch. Da war in der RBB Abendschau von verletzten Polizeibeamten die Rede. Und dieser Vorfall war keine Meldung wert?

  20. 2.

    Wichtig wäre auch zu wissen was sich vor dem Kniestoss ereignet hat. Vielleicht erfährt das Ergebnis auch mal die Öffentlichkeit.

  21. 1.

    Bei einer verbotenen Demonstration ist es durch einen Polizisten zu einem "Kniestoß gegen den Kopf eines Festgenommenen" gekommen, und wo ist nun das Problem? Hätten die Polizisten vielleicht auch mit Pflastersteinen werfen sollen?

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