Kita-Pilotprojekt in Berlin - Eltern, Erzieher und Politiker fordern flächendeckende Lolli-PCR-Tests

Sa 06.11.21 | 18:12 Uhr | Von Kirsten Buchmann
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Die Schülerinnen machen den "Lolli-Test. (Quelle: dpa/Roland Weihrauch)
Video: rbb|24| 07.11.2021 | Material: Abendschau | Bild: dpa/Roland Weihrauch

Die Corona-Zahlen steigen. Eltern in Schulen und Kitas in Berlin diskutieren, wie sie die Jüngsten am besten schützen können. Eine Möglichkeit sind so genannte Lolli-PCR-Tests - doch die sind nicht billig. Von Kirsten Buchmann

Am Eingang der Kita "Oase"in Berlin-Mitte hängt ein Schild: "Montag und Mittwoch Lolli-Test". Der Ablauf ist eingespielt. Mütter oder Väter bringen morgens gegen 9 Uhr ihr Kind in die Kita. Jedes Kind bekommt gleich im Eingangsraum ein Wattestäbchen in die Hand, steckt es den Mund und lutscht daran. Kita-Leiterin Kathrin Hinz nimmt anschließend die Probe entgegen und steckt sie in ein Röhrchen. Gerade ist die vierjährige Suvi an der Reihe: "Sie macht das gerne", sagt ihr Vater Mario Lombardo.

Mehr Sicherheit

Den Eltern geht es darum, mit den Lolli-PCR-Tests eine mögliche Corona-Infektion eines Kindes zu erkennen, bevor es andere ansteckt. Mit dem Test kommen auch die Kleinsten zurecht. Der einjährige Theodor geht erst seit kurzem in die Kita und lutscht gerade auf dem Arm seines Vaters Markus Mohr an seinem Wattestäbchen: "Das ist jetzt für uns das vierte oder fünfte Mal, dass wir den Lolli-Test machen. Wir sind recht frisch dabei. Es klappt sehr gut."

Lutz Hildebrandt, Erzieher in der Kita "Oase", ist mit den Lolli-PCR-Tests ebenfalls zufrieden. Denn sie seien weniger fehleranfällig als die sonstigen Corona-Schnelltests. Die Schnelltests hätten mehrmals wegen falscher positiver Ergebnisse Nerven gekostet. Bei seiner Arbeit fühle sich der Erzieher durch die Lolli-PCR-Tests sicherer, die die Mütter und Väter selbst mit den Kindern durchführen: "Das geht sehr entspannt, auch dank der Mitarbeit der Eltern."

Eltern zahlen momentan selbst

Die Eltern unterstützen die Tests nicht nur praktisch, indem sie den Kindern dabei helfen. Sondern sie bezahlen sie inzwischen auch, fünf Euro für die beiden Tests pro Woche, also 20 Euro im Monat pro Kind. Für Eltern beispielsweise mit mehreren Kindern, denen das zu teuer ist, gibt es in der Kita "Oase" einen Solidarfonds, um die Kosten zu tragen.

Insgesamt machen hier momentan 73 von 85 Kindern bei den Lolli-Tests mit. Die Mutter der vierjährigen Flora, Laura Jassoy, hätte die Tests allerdings gerne flächendeckend für alle: "Ich würde mir wünschen, dass es vom Senat aus organisiert und getragen wird, damit das nicht nur bei extrem motivierten und selbst organisierten Gruppen funktioniert, sondern auch für andere."

Das beste Konzept wählen

Rückenwind erhält sie von Seiten der Opposition im Berliner Abgeordnetenhaus. Der FDP-Bildungsexperte Paul Fresdorf will, dass das Land die zusätzlichen Kosten für diese Tests schnell für alle Kitas finanziert: "Ich denke, dass es ein sehr wichtiger Baustein zum Offenhalten der Kitas sein kann, dass wir die Lolli-Pool-Tests regelmäßig anwenden."

Silke Gebel von den Grünen wiederum will sich nicht auf die Lolli-PCR-Tests festlegen, da es ja auch die Schnelltests gebe. Sie freue sich zwar über jede Initiative. "Aber ich glaube, dass ein Testregime vom Land organisiert werden muss. Deswegen erwarte ich auch, dass es eine zügige Evaluation der Lolli-PCR-Tests gibt, dass man den Schulen und Kitas anbietet, das beste Konzept für sich zu wählen." Bei einem stärkeren Einstieg in die PCR-Tests müssten dafür auch die Labor-Kapazitäten zur Verfügung stehen.

Auswertung des Pilotprojekts erst Mitte November

Von Seiten des Landes hatte es zunächst ab August ein Pilotprojekt mit Lolli-PCR-Tests in 29 Kitas gegeben. Ausgewertet sein sollte es der Bildungsverwaltung zufolge ursprünglich im September, dann wurde die Pilotphase bis Mitte September verlängert. Inzwischen heißt es: Auswertung nicht vor Mitte November.

In der Kita "Oase" laufen die Tests unterdessen weiter. Am Vormittag holt das Labor bei ihr die Tests ab, erklärt die Kita-Leiterin Kathrin Hinz. Ausgewertet würden sie zunächst in Pools, das heißt gebündelt in Gruppen von bis zu 25 Kindern. Am Nachmittag erwartet Kathrin Hinz die Ergebnisse: "Sollte ein Positiv-Befund dabei sein, kriegen wir einen Anruf." Bisher sei das nicht vorgekommen.

Für einen solchen Fall ist der Ablauf allerdings klar: Bei einem positiven Pool-Ergebnis würden die betroffenen Eltern ihre Kinder zu Hause nachtesten, mit anschließender personenbezogener Laborauswertung. Die Kita "Oase" will die Lolli-PCR-Tests erst mal bis Ende Dezember fortsetzen. Die Eltern entscheiden, ob es danach weitergeht.

Sendung: Inforadio, 06.11.2021, 08:10 Uhr

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Beitrag von Kirsten Buchmann

22 Kommentare

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  1. 22.

    Der Vorteil von schnellen Antigentests ist doch, dass das Kind die Einrichtung bei positivem Testergebnis gar nicht erst besucht um Gelegenheit zu haben, mit anderen in Kontakt zu kommen. Ob das Ergebnis des PCR-Tests dann erst ein paar Stunden später vorliegt ist doch bei vorsorglicher Isolation unerheblich.

  2. 21.

    Mit Antigen Tests erkennt man dafür nur rund 70-90% der Positiven bei gut gemachter Probenname. Bei schlechter und Spucktests nur noch 50% der Positiven.

    Irgendwas ist immer.

  3. 20.

    Bei "normalem" Schnelltest an Schulen und Kitas hat man zwar sofort ein Ergebnis.
    Jedoch erst ca. nach 24 Stunden eine Bestätigung durch PCR-Test.

    Was wäre jetzt Ihr Fazit: Testerei einstellen?

  4. 19.

    Na dann schauen wir mal wie lange es noch dauert bis wieder alle Schulen geschlossen werden.
    Ich habe die Befürchtung es wird nicht mehr lange dauern.

  5. 18.

    Prima, wenn das Ergebnis erst am Nachmittag kommt, hat das Kind ja noch den ganzen Tag Zeit weitere anzustecken.

  6. 17.

    Danke Herr Jacobsen, wirklich sehr belustigend. Was wie wie verabreicht wird, könnten Sie gegebenenfalls noch weiter erläutern.

    Was nicht vergessen werden sollte ist, dass bitte die Erzieher auch alle getestet werden. Oder auch Angestellte im Altenheim.

    (GUTE) Krankenhäuser machen seit 1,5 Jahren Pool-PCR Test mit allen Angestellten.

    Was aber noch dazu kommt ist, dass die Infektionen zwischen Kindern tatsächlich seltener sind, als dass Erwachsene (Erzieher, LeherInnen) die Kinder anstecken. Also bitte das Personal immer mit einbeziehen. In der Kita meiner Frau sind nur 35% geimpft!

  7. 16.

    Unser Sohn war Teilnehmer des Pilotprojekts im Juli, August und September. Ich habe Anfang September Feedback gegeben, was - nach diesem Bericht - im November ausgewertet wird. D.h. Wann starten wir dann mit flächendeckenden Test? 2025? Übrigens bei uns waren alle Eltern sehr zufrieden und mein Sohn fand es auch ok.

  8. 15.

    "forcierte Verabreichung von pharmazeutischen Erzeugnissen"
    Das Wort "Verabreichen" bitte mal im Duden nachschlagen. Wusste nicht, dass die Kinder die Stäbchen wie Medizin essen/schlucken müssen. Oder nehmen Sie an, auf den Stäbchen ist Medizin drin? Wenn ja, welche?

    "Doch in diesem irrationalen und angstgesteuerten Klima..." dann lesen sie ihren Kommentar nochmal selbst und überdenken, wer hier irrationale Behauptungen aufstellt und "angstgesteuert" ist.

    Ich persönlich fände regelmäßige Lollitests in den Kitas, im Sinne der frühzeitigen Entdeckung von Infizierten und damit Unterbrechung von Infektionsketten, hilfreich. Ich bin mir aber bewusst, dass das endlose Diskussionen Kita/Teil der Eltern zur Folge hätte. Allerdings sind es Lollitests und eben keine Nasen-/Rachentests. Also an sich für jeden schaffbar. Und im Ernst wie viele Kinder nuckeln regelmäßig an süßen Lutschern, da regen sich auch nur Wenige drüber auf.

  9. 14.

    Naja die Erzieher müssen aber auch täglich getestet werden sonst bringt das alles nichts. Das Personal schleppt ja auch einiges an.

  10. 11.

    Wie schmecken die eigentlich?
    Weiß das jemand?

  11. 9.

    Zunächst möchte ich der Redaktion von rbb24 ein herzlichen Dank für die Veröffentlichung meines Leserbriefes und mit der hiermit verbundenen Gelegenheit meine Meinung zu der Thematik öffentlich kund zu tun, aussprechen. Insbesondere da die Debatte zu der Thematik zuweilen nicht unerheblich emotional aufgeladen ist. Und Ihnen mag ich für Ihre als erbaulich empfundene Antwort danken. Unstrittig scheint, dass die Corona Thematik zu zum Teil erheblichen psychischen Belastungen der Menschen geführt hat. Hiervon vermag ich mich nicht vollkommen ausnehmen. In jedem Fall erscheint mir, dass in der Art der Behandlung des Thema Corona im Vergleich zu anderen Themen, ob tödlichen Grippewellen, multiresistenten Kranken-hauskeimen, Hunger und Kriegen, eine jegliche Sinn- und Verhältnismäßigkeit vollkommen verloren gegangen zu sein.

  12. 8.

    Das Pilotprojekt war mit Lolli-PCR Tests die in Laboren ausgewertet werden müssen. Andere Bundesländer haben bisher Lolli-Schnelltests gemacht

  13. 7.

    Es sind aber nicht die gleichen Tests wie in anderen Bundesländern bisher gemacht wurden. Bayern hat Lolli Schnelltests die in Kitas und Schulen gemacht wurden und das Pilotprojekt waren Lolli-PCR Tests. Im Gegensatz zu den Schnelltests werden diese Lolli-PCR-Test im Labor ausgewertet.

  14. 6.

    Sehr geehrter Herr Jacobsen, wie kommen Sie darauf, das Kinder von Covid19 kaum betroffen sind? Viele Kinder haben auch Wochen nach Infektion große Probleme und Einschränkungen in Ihrem Leben. Da Covid 19 eine Systemerkrankung ist, die auch neurotrop wirkt, wissen wir nicht, welchen großen Schaden die Kinder behalten werden und bei mehrfach Infektion erst recht nicht. Ihre Einschätzung ist überholt, das Kinder keine Probleme haben. Ich persönlich kenne Kinder, die nach Infektion nicht mehr riechen können, Kopfschmerzen haben und total fertig sind und das nicht nur für 2 Wochen. Wir sollten uns mehr auf Fakten/Studien konzentrieren und weniger auf Glaubenssätze und Einschätzungen von Laien wie z.B Schauspielern und Sportlern. Kinder haben ein Recht geschützt zu werden.

  15. 5.

    Was wäre ihr Plan? Einfach durchlaufen lassen bei den Kleinen, ohne Tests?

    Kann man machen, hat man bei immer noch 25% ungeimpften Eltern aber hinterher ein paar Halbwaisen oder Waisenkinder. Wünsche ich meinen Schülern nicht.

  16. 4.

    Immer wieder erfreulich, wenn jemand nach bald 2 Jahren Hysterie und Panik seinen gesunden Menschenverstand nicht verloren hat!

  17. 3.

    Für mich ist dies die erste Scheibe einer Salamitaktik, welche auf ein 3G, in letzter Konsequenz auf ein 1G für Kitas und Schulen zusteuert. Die forcierte Verabreichung von pharmazeutischen Erzeugnissen als neue Staatsräson. Dies mag augenblicklich für viele absurd klingen. Ist es sicherlich auch, in Anbetracht, dass Kinder von Corona quasi nicht betroffen sind und die tatsächlichen negativen gesundheitlichen Risiken einem eventuellen gesundheitlichen Nutzen bereits jetzt übertreffen. Doch in diesem irrationalen und angstgesteuerten Klima ist vieles, was bisher als abwegig galt, zur neuen Normalität geworden. Bitte veröffentlichen Sie getrost diesen, zugegebener maßen nicht der Mode entsprechenden, Kassandraruf eines alten Mannes. Im Zweifelsfalle mag es zur Belustigung der Leserschaft dienlich sein.

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