Steigende Infektionszahlen - Dé­jà-vu in den Brandenburger Schulen

Mo 08.11.21 | 19:47 Uhr | Von Stephanie Teistler
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Archivbild: SchülerInnen einer Grundschulklasse testen sich auf das Corona-Virus. (Quelle: dpa/J. Ozana)
Audio: Inforadio | 8.11.21 | Torsten Sydow | Bild: dpa/J. Ozana

Auch an Brandenburger Schulen steigen die Corona-Zahlen. Lehrer und Eltern fürchten, dass diese bald wieder schließen könnten und fordern ein Handeln der Politik. Die will am Dienstag beraten - zur Debatte steht auch eine erneute Maskenpflicht. Von Stephanie Teistler

Dass die Schulen von der vierten Corona-Welle verschont bleiben würden, von dieser Vorstellung haben sich die meisten Beteiligten in Brandenburg verabschiedet. Laut Stand vergangener Woche sind im Land derzeit zwei Schulen geschlossen, 102 Lerngruppen befinden sich in Quarantäne – das sind gut viermal mehr als noch Ende Oktober. Die Zahl der Lehrkräfte (215) und Schülerinnen und Schüler (5.431) in Quarantäne hat sich in diesem Zeitraum jeweils mehr als verdoppelt.

Günther Fuchs, von der Bildungsgewerkschaft GEW, geht so weit zu sagen, dass Schulen die Pandemie gerade anheizten: "Kinder unter zwölf Jahren sind schutzlos, weil es für sie keine Impfangebote gibt. Und die Impfquote bei Schülerinnen und Schüler über zwölf Jahren liegt bei unter 50 Prozent. So tragen sie das Virus in die Familien." Fuchs fordert deshalb, dass in den Schulen täglich getestet werden müsse, statt – wie bisher in Brandenburg üblich – zweimal pro Woche.

Bildungsministerium: Mehr Tests möglich

Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) sagte dem rbb, dass man in der Landesregierung noch darüber diskutiere, das Testen zu intensivieren. Ihr oberstes Ziel sei es nach wie vor, die Schulen offen zu halten. Ernst betonte aber auch, dass Schule nur einen Teil des Infektionsschutzes leisten könnten. Bei der Frage nach mehr Tests müssten auch andere gesellschaftliche Bereiche nachziehen.

Den sogenannten Lolli-PCR-Tests steht Ernst nach wie vor skeptisch gegenüber. Bei den Lolli-Tests in Schulen werden Poolproben aller Kinder einer Lerngruppe gesammelt und zur genauen PCR-Untersuchung an ein Labor geschickt. Der Vorteil: die Ergebnisse sind nicht so fehleranfällig wie die der Schnelltests. Der Nachteil überwiege für die Bildungsministerin allerdings: "Im Zweifel sitzen infizierte Kinder noch 24 Stunden in den Klassen. Die Schnelltests können wir dagegen flexibler einsetzen und haben eine schnelle Rückmeldung."

Start des Modellprojekts steht noch aus

Dennoch hatte das Ministerium bereits Mitte August ein Modellprojekt mit den Lolli-PCR-Tests angekündigt. Man wolle herausfinden, ob man mit ihnen dazu beitragen könne, das Infektionsgeschehen einzudämmen. Drei Schulen seien inzwischen gefunden, gestartet ist das Modellprojekt allerdings noch nicht – bei den Tests sei man noch in der Ausschreibung.

René Mertens vom Landeselternrat wirft der Landesregierung vor, in der jetzigen Situation generell zu langsam zu handeln. "Alles geht gerade seinen gewohnten Gang, mit dem Ergebnis, dass uns nun reihenweise Unterricht um die Ohren fliegt und jetzt die Schulschließungen kommen. Das ist ein Scheitern mit Ansage." Außer tägliche Tests, so der Elternvertreter, könne man auch Stichproben in den Schulen durchführen, um zu überprüfen, ob zu Hause richtig getestet werde.

Mertens fühlt sich an die Situation vor einem Jahr erinnert, kurz bevor die Schulen geschlossen wurden. "Auch wenn ich den ein oder anderen Politiker jetzt langweile: Wir fordern seit Langem Luftfilteranlagen, um die Viruslast in den Klassenräumen zu reduzieren. Es gibt viele Sachen, die man tun kann, aber man muss sie auch tun und nicht die Hände in den Schoß legen."

Wiedereinführung der Maskenpflicht ist strittiger Punkt

Das Brandenburger Kabinett wird am Dienstag zusammenkommen, um über die Corona-Lage im Land zu beraten. Einer der strittigen Punkte könnte die Frage nach einer Wiedereinführung der Maskenpflicht auch in den Grundschulen sein. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur geht die Prüfung aus dem Entwurf für die neue Corona-Verordnung von Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) hervor. Laut der "B.Z" ist Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) aber dagegen. Gegenüber dem rbb wollte sie sich heute dazu nicht äußern.

Grünen-Fraktionschefin Petra Budke forderte hingegen die Wiedereinführung der Maskenpflicht für Erst- bis Sechstklässler. "Wir müssen einfach dafür sorgen, dass unsere Schulen sichere Orte sind, denn wir wollen sie ja auf jeden Fall offen halten", sagte Budke.

In Brandenburg fiel die Maskenpflicht in diesem Schuljahr zwei Wochen nach den Sommerferien weg. Berlin hat eine erneute Maskenpflicht für Schülerinnen und Schüler der Klassen 1-6 bereits am Montag beschlossen.

Sendung: Brandenburg aktuell, 8.11.21, 19:30 Uhr

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Beitrag von Stephanie Teistler

15 Kommentare

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  1. 15.

    Man könnte, wie letztes Jahr, Sport im Freien machen, laufen, wandern, walken. Ballspiele. Wäre ok, halt dicke Sachen anziehen. Fertig. Frische Luft hat bekanntlich noch kaum jemanden geschadet... Jahrgangsgemischter Sport ist NICHT in der Grundschule, sondern der ganze Jahrgang (nicht mehr Klasse) wird ungefähr ab Mittelstufe gemischt, wenn Sport differenziert wird, teils nach Jungen/Mädels, teils nach Sportarten, teils nach "Bus-Kinder", die haben dann nicht spät nachmittags.

    Mit ein paar Ideen könnte man jedenfalls halbwegs ungefährlich Sport treiben. Ging letztes Jahr, aber offenbar gab es einen reset, alles vergessen...

  2. 14.

    Nein, mitNichten habe ich gesagt, dass die Kinder schuldig sind - schuldig sind unsere werten Fachleute der Berliner Republik, allen voran Hr. Spahn, dicht gefolgt von Frau Ernst. Beide haben aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen die Kernkompetenz im Bereich Schulen und Kinder... *hüstel*

  3. 13.

    Mein Kind weiß nicht einmal mehr was Schulsport ist....

  4. 12.

    "Ihr (Ernst) oberstes Ziel sei es nach wie vor, die Schulen offen zu halten" - was für ein Hohn. Wie soll das gehen ohne Anstrengungen und Geld. Liebe Eltern, bitte nicht die Verwaltung aus der Pflicht entlassen für die Bildung (Schule ist keine Verwahranstalt), trotz Corona Bedingungen zu schaffen: Halbe Klassen, digitale Lehrinhalte, Personalschlüssel usw.
    Wenn diese Dinge u.a. nicht in den Kommentaren gefordert werden, dann erwecken diese den Eindruck, dass man, um seine Ruhe zu haben, die Kinder "loswerden" will.

  5. 11.

    Wie kommen Sie darauf das Kinder nicht an Corona erkranken?

  6. 10.

    Wären die Politik noch unsicher ist, wurde in unserer Grundschule das tragen der Maske auf freiwilliger Basis angeregt. Schätzungsweise machen gut 80% der SuS mit. Den Gegenwind der Anderen 20% wird die Landesregierung doch wohl aushalten.

  7. 9.

    Wie oft denn noch, Kinder sind nicht dafür zuständig Oma und Opa zu schützen.
    Diese sind erwachsen und selbst verantwortlich dafür sich zu schützen.

    Aber reden Sie weiter den Kindern ein, dass sie schuld sind, wenn Oma und Opa schwer erkranken...
    In was für einer Welt leben wir?

  8. 8.

    Was soll die Panik? Die Hospitalisierungsrate sinkt und nur darauf wollten wir doch gucken. Es ist doch bekannt, das sich auch Geimpfte anstecken können. Von daher macht es doch keinen Sinn auf die Inzidenz zu sehen, denn die Impfung schützt doch vor schweren Verläufen. Kinder sind von Corona nicht betroffen und verbreiten das Virus kaum. Also eigentlich ist alles gut. Wir haben Herbst, es gibt wieder mehr Viren und mehr Infektionen aber die Hospitalisierung nimmt nicht zu. Jedoch sind die Kinderkliniken voll, weil die Kinder auf Grund von Masken ein geschwächtes Immunsystem haben. Und diesen Fehler wollen wir jetzt wiederholen?

  9. 7.

    Sportunterricht mit Maske geht wohl schlecht. Außerdem geht es darum das Risiko zu verringern und nicht ein kompletter Schutz. D.h. Maske im Unterricht ist schon sinnvoll. Bei uns gibt es keine gemischten Jahrgangsgruppen, liegt dann wahrscheinlich an ihrer Schule.
    EM Spiele fanden statt, weil der Fußball Geld hat. Wer weniger Geld hat, wird auch weniger geschützt, war schon immer so.

  10. 6.

    Die Pandemie-Situation spitzt sich zu. Und, die Politiker(innen) reagieren falsch oder nicht oder zu langsam. Die Bürger(innen) haben aber auch Eigenverantwortung. Was hier über die Zustände in Schulen geschrieben wird, ist unerträglich. Im Schulbereich haben die Lehrer und Betreuer die Verantwortung für unsere Kinder. Lehrer müssen darauf achten, dass die Kinder gut geschützt werden und die Masken tragen , und zwar richtig tragen. Lehrer müssen die Kinder unterstützen, ihnen Hilfestellung geben und motivierend auftreten. Es ist nicht Aufgabe der Kinder, ins Direktorzimmer zu gehen und zu bitten, dass die Lehrer kontrolliert werden, weil sie ihren Pflichten nicht machkommen... Solche Lehrer sind fehl am Platz und sollten aus dem Schuldienst ausscheiden... Der Impfstoff ist der Beste, den wir haben. Ja, er schützt nicht 100 % . Ja, es gibt viele Covid- Neu- Erkrankungen, schwere Erkrankungen, Long Covid, Tote... Die Politik konzentriert sich nur auf ITS - und Todeszahlen. Vielleicht, weil sie ( rechtlich gesehen) nur mit diesen Zahlen in unser privates Leben eingreifen darf ? Wir selbst sind gefordert, unser Leben und das unserer Mitmenschen zu schützen. Darum ist es notwendig, sich impfen zu lassen, um Schlimmeres zu vermeiden. Denn, wir wollen nicht Teil der ITS- Zahlen und Long- Covid - Zahlen oder Todesfall - Zahlen werden. Impfen, AHA+ Lüften, FFP 2 im öff. NV und beim Einkaufen... Wenig Kontakte, diese aber nachvollziehbar gestalten. Veranstaltungen nur mit Geimpften und Genesenen, die zusätzlich getestet sind (2G +)... , besuchen. Wir sollten nicht warten, bis die Politiker(inne) endlich tätig werden.... Es geht um unser Leben. Wir sind leine Zahlen. Wir sind keine Statistik. Wir sind Menschen mit Herz und Verstand

  11. 5.

    Solange der Sportunterricht noch OHNE Masken stattfindet, 2-3 mal die Woche, meist in gemischten Jahrgangsgruppen je nach Schwerpunktsport, brauchen wir im Unterricht auch keine Masken.. wo atmet man besonders viele Aerosole aus? Nicht im Rumsitzen, sondern beim Singen (Musikunterricht), Schreien und beim Sport (manchmal fällt auch alles 3 zusammen...). Warum stiegen in UK die Fallzahlen nach ab Sommer drastisch? 6 von 14 EM-Spielen fanden in Brexit-Island statt! Ohne jede Schutzmaßnahmen...

    Wenn man bereit ist, eine Durchseuchung der Kinder zu riskieren, die dann zu einer Durchseuchung der (nicht mehr gut) Geschützten führt, und dann 2 Wochen später zu einem Explodieren der ITS, kann man so weitermachen wie bisher. Omas und Opas sagen Danke.... *_*'

  12. 4.

    Bin deiner Meinung. Die Werte steigen extrem. Das die Wirkung der doppelten Impfung nicht so ist wie Anfangs vermutet ist ja nun klar. Forderungen an die Politik dem ganzen einen Riegel vor zu setzen finde ich total in Ordnung. Wie weit soll es gehen? Wie viele sollen noch sinnlos sterben? Aktuell wird alles auf Impfverweigerer geschoben. Wir haben doch aber 80% der Erwachsenen die geimpft sind. Wie kommen dann diese abnormalen Zahlen zu Stande? Ist die Impfung doch nicht so wirksam wie uns erzählt wurde? biontech zu 85% vor schwerem verlauf, aktuell. das bedeutet ja auch das jeder 8. doch nen schweren verlauf befürchten muss. da bedank ich mich doch!!!!! oder besser, sollte sich biontech bedanken das ich das zeug in mir hab. mit der Vorspielung falscher Tatsachen. Weil zu der Zeit wo ich geimpft wurde sahen die Zahlen noch viel besser aus. Das einzige was aktuell zählt ist, wie viele Betten sind belegt. Wie viele sinnlos sterben ist der Politik egal. Hauptsache die Betten reichen.

  13. 3.

    Stichproben wären sinnvoll, um festzustellen ob auch wirklich alle Eltern ihre Kinder zu Hause testen.
    Wo bleiben eigentlich die versprochenen Laptops für Lehrer?
    Luftfilter in allen Klassenräumen - Warum geht das nicht.

  14. 2.

    Luftfilteranlagen, mehr Studienplätze für Lehrer, kleinere Klassen, Lehrplanentschlankung (wirklich nur noch Lesen und Schreiben und Rechnen in der Grundschule) und einen PLAN seitens des Bildungsministeriums, endlich Kooperation zwischen Schulämtern und Bildungsministerium!! DAS VERLANGE ICH JETZT MAL! Ihr seid so jämmerlich, ihr Verantwortlichen

  15. 1.

    Also wir wohnen in der Nähe von KW. So weit wir erfahren haben ist das "Maske-Tragen" nicht so ernst zu nehmen in der Schule von unserem Kind. Trotz geschlossener Fenster geben einige Lehrer die Wahl an die Schüler weiter die Maske zu tragen oder nicht zu tragen. Und das trotz Corona an der Schule in womöglich mehreren Klassen. Zumindest kam die Antwort mir gegenüber von Seiten der Schule so vor. Eine Klasse ist komplett im Homeschooling. Schüler sitzen im Unterricht ohne Maske. Obwohl dieses laut Verordnung verboten ist. Und als Tip bekomme ich , das unser Kind sagen soll das es auf Klo muss, und dann zur Direktorin gehen soll, um zu sagen das Frau Direktorin mal nachsehen soll. Das die Hygieneregeln nicht eingehalten werden.

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