Senat will mehr Impfstellen anbieten - Nachfrage nach Booster-Impfungen steigt in Berlin "schneller als das Angebot"

Mi 24.11.21 | 12:28 Uhr
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Zahlreiche Menschen stehen in einer Warteschlange vor dem Impfzentrum am Messezentrum. (Quelle: dpa/Jörg Carstensen)
dpa/Jörg Carstensen
Audio: Inforadio | 24.11.2021 | Interview mit Martin Matz | Bild: dpa/Jörg Carstensen

Immer mehr Berlinerinnen und Berliner holen sich ihre Corona-Impfung - die meisten davon momentan zum dritten Mal. Sechsmal so viele Auffrischungsimpfungen wie noch Ende Oktober stellen den Senat vor Probleme.

Die Nachfrage nach Corona-Auffrischungsimpfungen steigt in Berlin drastisch an. Wie der Gesundheitsstaatssekretär Martin Matz (SPD) am Mittwoch im rbb-Inforadio sagte, werden zur Zeit etwa 18.000 Auffrischungsimpfungen pro Tag erledigt - sechsmal so viele wie Ende Oktober. Die Nachfrage sei allerdings noch deutlich höher als das Angebot. "Das ist organisatorisch eine Herausforderung", sagte Matz dem rbb. Die Impfungen seien extrem wichtig für den weiteren Verlauf des Winters. "Und deswegen tun wir alles, um die Impfzahlen nach oben zu bringen"

Es sei ein großer Vorteil, dass Berlin die beiden großen Impfzentren an der Messe und in Tegel nicht geschlossen habe. "Wir haben deshalb bei den Auffrischungsimpfungen gerade bei den über 60-Jährigen doppelt so schnell agieren können bisher wie der Durchschnitt der Bundesländer", sagte Matz. "Aber jetzt steigt die Nachfrage so explosionsartig an, was ja gut ist, dass wir mit der Erhöhung des Angebots nur bedingt nachkommen." Die Zahl der Impfstellen solle deshalb in naher Zukunft erhöht werden. "Wir machen sehr, sehr viel."

Drei zusätzliche Impfstellen geplant

Matz sagte im Inforadio, man habe jetzt 50 Bundeswehrsoldaten zusätzlich in der Messe. Außerdem habe man diese Woche am Montag im Lindencenter in Lichtenberg eine zusätzliche Kapazität eröffnet und werde ab Freitag im Ringcenter 1.000 Impfungen pro Tag anbieten können. Auch an den verkaufsoffenen Adventssonntagen werde hier geimpft, wie eine Sprecherin des für die Impfstelle verantwortlichen Arbeiter-Samariter-Bundes dem rbb sagte. Darüber hinaus würden drei weitere Impfstellen eingerichtet, wo jeweils zwischen 600 und 1.000 weitere Impfungen am Tag angeboten würden.

Die Ständige Impfkommission, kurz Stiko, empfiehlt eine Auffrischungsimpfung für alle Menschen ab 18 Jahren, in Berlin ist diese sogenannte Booster-Impfung fünf Monate nach der Zweitimpfung möglich, in Brandenburg sechs Monate. Für die Auffrischungsimpfung kommen nur noch die Vakzine von Biontech und Moderna in Frage. Diese mRNA-Impfstoffe sind nach aktueller Studienlage am wirksamsten und sichersten.

Impfung ohne Termin möglich - dann aber mit Warteschlange

In Berlin gibt es derzeit zwei Impfzentren, fünf feste Impfstationen in Einkaufscentern [berlin-hilft.com] sowie vier Impfbusse, die in der Stadt unterwegs sind. Theoretisch kann man überall ohne Termin hingehen [service-berlin.de]. Dann muss man aber unter Umständen auch mit Schlangen rechnen. Eine Terminvereinbarung ist nur bei den beiden Impfzentren in Tegel und am Funkturm möglich. Einen guten Überblick gibt es im Netz unter wirhelfenberlin.de. Ein drittes Impfzentrum in Karlshorst soll am 3. Dezember eröffnen. Hier können 600 Impfungen pro Tag durchgeführt werden.

Auch Hausarztpraxen und Betriebsärzte beteiligen sich am Boostern. Einen Termin bekommt man direkt bei der Praxis oder über Termin-Buchungsportale.

In Brandenburg wurden am 30. September die letzten Impfzentren geschlossen. Inzwischen hat die Landesregierung aber angekündigt, mehrere Impfzentren wiederzueröffnen und die Angebote auch außerhalb der Arztpraxen auszuweiten. Gesundheitsministerium und Kassenärztliche Bundesvereinigung empfehlen zuerst eine Anfrage beim Hausarzt. mRNA-Impfungen gegen Covid-19 können außerdem parallel mit der aktuellen Grippeschutzimpfung erhalten werden. Auch in Berlin werden die meisten Impfungen gegen Covid-19 mittlerweile in den Hausarztpraxen durchgeführt.

Gesundheitsstaatssekretär kritisiert Spahn

Das Problem: Das Bundesgesundheitsministerium hat die Abgabe des Impfstoffs von Biontech/Pfizer vor kurzem begrenzt, der verantwortliche Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ist dafür scharf kritisiert worden. Die Lager liefen leer, die Nachfrage steige, deshalb sollten Arztpraxen vorerst maximal 30 Dosen Biontech pro Woche bestellen können, Impfzentren und mobile Impfteams 1.020 Dosen, hieß es in einem Schreiben des Ministeriums an die Landesregierungen [tagesschau.de]. Für Bestellungen von Moderna soll es keine Höchstgrenzen geben. Andernfalls drohten eingelagerte Moderna-Dosen ab Mitte des ersten Quartals 2022 zu verfallen, was vermieden werden müsse.

Der Berliner Gesundheitsstaatssekretär Matz sagte dem rbb am Mittwoch, Spahn habe der Impfkampagne mit diesen Plänen einen Bärendienst erwiesen: "Es ist eben leider von Bundesseite so dargestellt worden, als ginge es jetzt darum, Impfstoff vor dem Verfallen an der Mindesthaltbarkeitsgrenze zu bewahren und das ist natürlich nicht das Motiv. Damit stellt man den Impfstoff ja so hin, als ob er eben tatsächlich nicht so gut wäre. Die Leute denken jetzt, sie kriegen da einen Restposten angeboten und das ist überhaupt nicht der Fall, sondern dieser Impfstoff ist hochwirksam", sagte Matz.

FDP fordert mehr Druck auf Spahn

Die Berliner FDP, Oppositionspartei im Abgeordnetenhaus, forderte den Senat am Mittwoch auf, den Impfstoffmangel unverzüglich zu beseitigen. Der Senat müsse Druck auf den noch amtierenden Bundesgesundheitsminister Spahn ausüben, damit jeder, der eine Impfung in Berlin haben wolle, diese auch bekomme. "Wir brauchen eine Impfgarantie in der Hauptstadt", teilte der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Florian Kluckert, mit.

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67 Kommentare

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  1. 67.

    Biontech-Chef Sahin: Auffrischungsimpfung wohl jedes Jahr nötig

    www.berliner-zeitung.de/news/biontech-chef-impfschutz-laesst-nach-vier-monaten-nach-jedes-jahr-boostern-li.196135

  2. 66.

    Alexander Kekulé #243 SPEZIAL: Corona-Impfung künftig alle sechs ...
    13.11.2021 — Wenn die Pandemie zur Endemie wird, braucht es dann weiter Corona-Impfungen?

  3. 65.

    "Corona- Impfung künftig ca. alle sechs Monate wird gesagt."
    Wo wird dies gesagt?
    Haben Sie vielleicht einen Link dazu?

  4. 64.

    Leider sind viele Hausärzte nicht eifrig am impfen. Trotzdem verhindern sie weitere Angebote. Das verletzt ihren ärztlichen Eid.

  5. 63.

    Anscheinend passen Aussagen von Herrn Alexander Kekulé, Professor für Medizinische Mikrobiologie und Virologie an der Universität Halle, nicht ins Konzept, in einem WDR-Interwiev sagte er am Montag: „Man kann nicht von einer Tyrannei der Ungeimpften sprechen, wenn fast die Hälfte der älteren Covid-Kranken in den Kliniken doppelt geimpft ist.“ Und: "Geimpfte und Genesene glauben, sie wären sicher, weil man ihnen das bis vor Kurzem so gesagt hat. Aber auch sie infizieren sich zu einem erheblichen Teil. Dadurch haben wir jetzt diese massive Welle unter den Geimpften.“
    Quelle: https://www.welt.de/politik/deutschland/plus235208392/Virologe-Kekule-Geimpfte-glauben-sie-seien-sicher-Man-hat-sie-falsch-informiert.html

  6. 62.

    @ Köpenicker, sehe ich anders. Warum sollen die, die von Anfang an bereit waren, sich impfen zu lassen jetzt die vorlassen, die nicht aus dem Rücken kommen. Die, die jetzt zum 1. Mal geimpft werden, sind herzlich willkommen aber können sich genauso in die Schlange stellen.

  7. 61.

    "Corona- Impfung künftig ca. alle sechs Monate wird gesagt." Stimmt nicht!

    "Impfstoffforscher Sander bezweifelt die Wirkung Drittimpfung nicht, aber: "Das heißt nicht, dass wir das jetzt alle halbe Jahr oder alle Jahr wiederholen müssen, das glaube ich eben nicht.""

    https://www.br.de/nachrichten/wissen/neue-corona-impfung-alle-sechs-monate-possoch-klaert,SjFyHXJ

  8. 60.

    Habe meine 3.Impfung im "Vorbeigehen"im Rathaus Center Pankow erhalten,ohne Termin,musste keine halbe Stunde warten,war sicher auch etwas Glück dabei,aber es ist nicht unmöglich sich impfen zu lassen,das kann ich bestätigen.

  9. 59.

    Seit wann ist eine Grippe Impfung, die nur von etwa 30 bis 40 Prozent der Bevölkerung jährlich in Anspruch genommen wird, Voraussetzung zur Teilnahme am Leben oder bestimmt darüber, ob ein Mensch "gut" oder "böse" ist? Auch wird die Grippe Impfung meines Wissens nicht in Außenbereichen von Weihnachtsmärkten oder in der Kneipe sowie in Bus und Bahn kontrolliert.

  10. 58.

    Sollte das nicht eigentlich schon seit Herbst der Fall sein?

    Kanzleramtsminister Helge Braun stellt eine vollständige Rücknahme der Corona-Beschränkungen für den Sommer in Aussicht. „Wenn wir jedem in Deutschland ein Impfangebot gemacht haben, dann können wir zur Normalität in allen Bereichen zurückkehren“, sagte der CDU-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Und alle Einschränkungen fallen.“

    Er ergänzte: „Diejenigen, die ihr Impfangebot nicht wahrnehmen, treffen ihre individuelle Entscheidung, dass sie das Erkrankungsrisiko akzeptieren. Danach können wir aber keine Grundrechtseinschränkung eines anderen mehr rechtfertigen.“

  11. 56.

    Probiere es immer wieder im Impfzentrum Havelhöhe oder gehe morgens ohne Termin einfach hin.

  12. 55.

    Es ist davon auszugehen, dass es einer jährliche Impfung, wie bei der Grippe, bedarf. Das ist völlig ok und hat sich nicht nur bei der Grippe bewährt.

  13. 54.

    Wer wurde vom Senat angeschrieben? Meine Eltern 77 und 73 haben nichts erhalten. Sich selber beim Hausarzt gekümmert. Es wurde hier doch komplett geschlafen. Im Juli war klar, dass für Ü60 die Auffrischung nach 6 Monaten kommen muss. Aber nein, die informierten Politikern hatten nur ihre Wahl im Kopf. Die Impfverweigerer hätten sich natürlich schon impfen lassen können, aber jetzt gar nicht zum Zuge zu kommen, ist für die auch nicht fair. Und noch was, die KV hat auch geschlafen, diese Traumtänzer waren ja noch vor 2 Wochen der Meinung ihre Niedergelassen Ärzte schaffen alle Impfungen alleine, ohne Impfcenter. Wir haben im Osten kaum Ärzte, es nimmt hier keiner mehr neue Patienten auf und dies seit Jahren, trotz Wohnungsneubau ohne Ende.

  14. 53.

    Noch ein Hinweis zum Impfbus: Morgens nochmal checken, ob der Termin tatsächlich steht. Teilweise fallen die auch aus bzw. werden verlegt.

  15. 52.

    Die Impfbusse sind auch eine Möglichkeit. ABER WICHTIG: Der Bus fängt (offiziell) um 9 Uhr an und soll 15 Uhr enden. Das heißt NICHT, dass man in dieser Zeit einfach kommen kann!
    Ab 7 Uhr anstellen (kein Witz, richtig warme Klamotten anziehen). Ab etwa 8.30 Uhr ist es schon fast zu spät. Ab 9 Uhr, wenn es langsam losgeht, werden nämlich erstmal Wartenummern verteilt, es gibt ca 150 Dosen. So viele stehen aber meist schon bis 8.30 Uhr an. Wartezeit: die schaffen etwa 20-25 Impfungen pro Stunde. Nummer 1 hat somit etwa schon 2 Stunden Wartezeit. Vielleicht ist’s standortabhängig, aber das sind meine Erfahrungen. Wer also Nummer 80 hat, muss mit etwa 4 Stunden Wartezeit ab 9 Uhr PLUS Wartezeit vorher rechnen. Wenn man als Gruppe geht, können 2 mal für die anderen mit anstehen und die nen Kaffee trinken. Die Vergabe ist AUCH abhängig von der Dauer der Impfungen, da der Bus nur bis 15 Uhr stehen darf. Dauern die Impfungen länger, werden auch die hinteren Nummern nachträglich abgewiesen.

  16. 51.

    Abnehmender Impfschutz spricht für Auffrischung. So nimmt der Impfschutz zufolge nach einem halben Jahr stark ab.
    Der Impfschutz hat bei vielen Menschen bereits spürbar nachgelassen, das zeigt nicht zuletzt auch die Anzahl an Impfdurchbrüchen. Dritte Impfung erhöht Schutz stark
    Wenn nun der Impfschutz nachlässt – werden Menschen ohne Booster-Impfung dann wie Ungeimpfte behandelt.

  17. 50.

    „Die ganzen Verbote bleiben und jedes Jahr geht das Land von November bis März in den Dornröschenschlaf.“

    Das ist Unsinn. Wenn die gesamte Bevölkerung – entweder durch Impfung oder durch eine durchgemachte Erkrankung – irgendwann grundimmunisiert ist, werden auch nicht mehr so viele Menschen mit schweren Verläufen in die Krankenhäuser eingeliefert werden. Auf jeden Fall längst nicht so viele wie im Moment, so dass die intensivmedizinische Versorgung zusammenzubrechen droht. Wenn das erreicht ist, brauchen wir auch keine Maßnahmen mehr.

  18. 49.

    Soweit ich weiß, besteht ein erhöhtes Risiko für Herzmuskelentzündungen hauptsächlich bei jüngeren Männern. Wobei es sich auch da wohl eher um unkomplizierte leichte Verläufe handelt, die kaum bis gar nicht wahrnehmbar sind. Obwohl ich schon ein ganzes Stück über 30 bin, ist mir beim Boostern gesagt worden, dass ich vorsichtshalber mal zwei Wochen lang auf Sport verzichten soll.

  19. 48.

    Das sind keine Gängelungen, sondern Massnahmen zum Schutz der Bevölkerung, jedenfalls zum Schutz derer die eingesehen haben wie wichtig die Impfung ist. Zu denen gehören Sie wohl nicht wie ich aus Ihrem Kommentar entnehme

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