Vier Schulen betroffen - Kreuzberger Eltern protestieren gegen Wechselunterricht

Mo 15.11.21 | 12:22 Uhr
  39
Grundschüler und Grundschülerinnen protestieren am 15.11.2021 in Kreuzberg gegen den coronabedingt geplanten Wechselunterricht. (Quelle: rbb|24/Jenny Barke)
Audio: Inforadio | 15.11.2021 | Miriam Keuter | Bild: rbb|24/Jenny Barke

Einige Berliner Grundschüler müssen in den Wechselunterricht. Dagegen haben Eltern in Kreuzberg protestiert. Der Tenor: Corona-Maßnahmen ja, aber nicht als Erstes und auf dem Rücken der Kinder.

Ein Teil der Elternschaft der Rheinhardswald-Grundschule in Berlin-Kreuzberg hat am Montagvormittag vor dem Schulgebäude protestiert. In der Schule gibt es seit dem Wochenstart coronabedingt Wechselunterricht für alle Schüler. Die Eltern wollten mit ihrem Protest nach eigenen Angaben somit darauf hinweisen, dass aus ihrer Sicht Schüler erneut mit zu den Ersten gehören, die in Sachen Corona in die Pflicht genommen werden.

Vier komplette Schulen sind in Berlin offiziell im Wechselunterricht. Bei ihnen steht die Corona-Ampel laut der Statistik der Bildungsverwaltung auf Gelb.

Senatsverwaltung vertraut Gesundheitsämtern

Die Rheinhaldswald-Grundschule sei kurzfristig vom Gesundheitsamt Kreuzberg in den Wechselunterricht geschickt worden, heißt es in dem Aufruf der Eltern, der rbb|24 vorliegt. Diese Entscheidung sei "unverhältnismäßig" - vor allem im Vergleich zu anderen gesellschaftlichen Bereichen.

Die Senatsverwaltung für Bildung hingegen sagte dem rbb, dass sie auf gute Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt, das die Entscheidung treffe, und dessen Expertise vertraue.

Der bildungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Paul Fresdorf, sagte am Dienstag, die Kriterien, die zum Wechselunterricht führten, seien unklar. Zwölf unterschiedliche Gesundheitsämter träfen individuell Entscheidungen. Er forderte mehr Transparanz, "welche Zahlen und Vorkommnisse in den Wechselunterricht" führten. Hier sollten Senat und Bezirke klaren Linien vorgeben, so Fresdorf weiter.

12 Gesundheitsämter treffen individuell die Entscheidungen. Hier muss Transparenz für Eltern, Lehrerpersonal sowie Schülerinnen und Schüler hergestellt werden, welche Zahlen und welche Vorkommnisse führen in den Wechselunterricht.

Paul Fresdorf, bildungspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Abgeordnetenhaus

Eltern wollen auf hohe Belastung hinweisen

Mithilfe von Rasseln, Trommeln und Plakaten protestieren rund 50 Eltern und Kinder vor der Schule. Sie betonen in ihrem Aufruf, dass sich die Demonstration weder gegen die Schule selbst noch gegen Corona-Maßnahmen in Schulen im Allgemeinen richte, sondern dass so auf die große Belastung und "den hohen Preis" hingewiesen werden soll, den Familien zu leisten hätten. Während an anderer Stelle Menschen in vollen Sportstadien und Ähnlichem zusammenkommen.

Der "Tagesspiegel" [tagesspiegel.de / Paywall] berichtet von 20 positiv getesteten Schülern bei einer Schülerschaft von 650 Kindern. Bei Weitem nicht in allen Klassen soll es Corona-Fälle geben. Der Unterricht soll jedoch für alle Schüler der Reinhardswald-Grundschule, in der die Klassen in je zwei Lerngruppen eingeteilt werden sollen, ab sofort täglich für drei Stunden stattfinden. Damit komme es erneut zu Einbußen im Unterrichtsstoff, so die Eltern.

Es sind noch mehr Schulen im Wechselunterricht

Am vergangenen Dienstag waren je eine Grundschule in Charlottenburg-Wilmersdorf und in Pankow im Wechselunterricht gewesen. Inzwischen ist die Ampel nach Senatsangaben [berlin.de] für insgesamt vier Schulen auf "Gelb" gesprungen und sie befinden sich im Wechselunterricht. Betroffen sind neben der Kreuzberger Rheinhardswald Grundschule noch zwei weitere öffentliche Grundschulen und eine Schule in freier Trägerschaft.

Auch an der Pusteblume-Grundschule in Marzahn-Hellersdorf findet nach deren Angaben seit diesem Montag für zunächst zwei Wochen Wechselunterricht für alle Schüler statt. Auch dort habe das Gesundheitsamt die Schule auf Gelb gesetzt hat.

Sendung: Inforadio, 15.11.2021, 12:40 Uhr

Die Kommentarfunktion wurde am 15.11.2021 um 20:44 Uhr geschlossen. Die Kommentare dienen zum Austausch der Nutzerinnen und Nutzer und der Redaktion über die berichteten Themen. Wir schließen die Kommentarfunktion unter anderem, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt.

Was Sie jetzt wissen müssen

39 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 39.

    Meine Güte, ich wäre dankbar, wenn mein Kind endlich in den Wechselunterricht dürfte. Echt erstaunlich, wie hartnäckig sich das Narrativ, für Kinder sei die Infektion harmlos, so hält. Mag ja bei der Primärinfektion noch teilweise gerechtfertigt sein, aber da geht es doch erst los.

  2. 38.

    "Das Infektionsgeschehen ist hoch, weil sich Lehrer*innen, Erzieher*innen und Eltern nicht impfen lassen. Darüber hinaus ist ein hohes Infektionsgeschehen für Kinder nicht gefährlich. Also warum sollen Kinder auf ihre Freiheit und Bildung verzichten? Warum sollen Mütter aus Freie Berufswahl verzichten?"

    Sehr geehrte INES!
    Also ich weiß nicht, woher Sie diese Info haben, kann aber bestätigen, dass an unserer Schule fast das gesamte Personal geimpft ist!! Damit meine ich LehrerInnen, Erzieherinnen sowie externe Hilfen! Eher sind es Eltern, die nicht geimpft sind, dies jedoch bei uns voraussetzen! Es ist eine Unterstellung, die Sie hier in den Raum werfen. Wir haben keine Angst vor einer Impfpflicht, würden die aber auch gerne bei den Eltern einfordern!

    Und ich bin auch Mutter sowie Erzieherin an einer Grundschule.

  3. 37.

    Mit Verlaub. Die Schulen waren kein Jahr zu in Berlin.

    Bei weitem nicht, es wurde Wechselunterricht gemacht, 50% der Woche waren die Kinder in der Schule und wurden vor Ort beschult.
    Und ich kann ihnen sagen, die Kinder fanden es toll. Endlich kleine Klasse in denen ich als Lehrer auf die Kinder eingehen konnte. Das fanden die Kinder gut und auch die Lehrer. Auch wenn es für das Lehrpersonal mehr Arbeit gemacht hat.
    Es gab viele Lerngruppen die in dieser Zeit mehr gelernt haben als in den überfüllten „normalen“ Klassen.
    Die Kinder haben Bildung genossen. Der eigentliche Lockdown war in Berlin nicht so lang.
    Kinder aus Familien die dringend eine Betreuung benötigten, weil sie einen entsprechenden Beruf haben, wurden notbetreut.
    Nur die Kinder waren zu Hause deren Eltern Homeoffice haben. Und ich denke es ist zumutbar sich zumindest zum Teil selbst um seine Kinder zu kümmern, das habe ich auch. Die Hauptverantwortung liegt noch immer bei den Eltern.

  4. 36.

    Ich stimme Ihnen so zu...Danke, dass es noch Eltern gibt, denen die Gesundheit ihres Kindes wichtiger ist, als der Bildungsanspruch...ich kann es nicht fassen, dass es nur darum geht, sein Kind betreut zu wissen...schrecklich sowas.
    Bildung lässt sich nachholen, tote Eltern oder kommen nicht wieder....

  5. 35.

    Schade, dass nicht gesagt wurde, auf wessen Rücken denn als Erstes Corona-Maßnahmen erfolgen sollen.

  6. 34.

    Was nützt einem Kind ein Bildungsangebot, welches in krank macht und unter Umständen für den Rest seines Lebens einschränkt?

  7. 33.

    Danke!! Genau so geht es mir auch. An der Schule werden die Regeln nicht durchgesetzt (Maske tragen, in der SCHULE testen..) und ich habe keine Wahl und muss meine Kinder hinschicken. Aber mir ist die Gesundheit meiner Kinder auch wichtiger und ich entscheide, ob ich das Risiko eingehen kann oder nicht. Wenn es Fälle in der Klasse gibt und keine Quarantäne angeordnet wird, obwohl sie nicht durchgängig Maske tragen, schicke ich sie natürlich nicht!

  8. 31.

    " Darüber hinaus ist ein hohes Infektionsgeschehen für Kinder nicht gefährlich." Aus welchem Kaffeesatz haben Sie das gelesen? Selbst eine symtomlose Infektion kann bei Kindern dauerhafte Schäden auslösen... Wollen Sie das Risiko eingehen, dass Ihr Kind zu den weniger glücklichen gehört, das ein Leben lang unter Folgeschäden der Infektion leidet? Oder lesen sie im Kaffeesatz, dass Ihr Kind nicht betroffen sein wird?

    Zu dem kommt, dass nach heutigen Erkenntnissen, eine Corvid - Infektion nicht positiv für das Gehirn ist....

    Der Spruch: Kindern tut das Virus nichts, ist schlichtweg falsch!


  9. 29.

    Personen gelten erst nach einem positiven PCR-Test als Covid-Träger.

  10. 28.

    "... wirklich jeder Erwachsene hatte eine Impfangebot. Warum genau sollen denn Kinder wieder die Grundrechte einschränken, wenn Erwachsene sich nicht impfen lassen. ..."
    Alles richtig, aber wollen wir jetzt aus "Protest gegen die Impfunwilligen" eine Durchseuchung in Schulen zulassen?
    Mit evtl. nicht unerheblichen Folgen?

    Präsenzpflicht aussetzen und bei hoher Ansteckung zur Eindämmung Wechselunterricht für 14 Tage, meiner Meinung nach.

  11. 27.

    Der Wechselunterricht am sich ist eine notwendige Maßnahme, um mehr Abstand wahren zu können und Infektionsketten zu unterbrechen. Hätte man bereits vor 4-5 Monaten rechtzeitig Kontaktbeschränkungen und 2G festgelegt und die Maskenpflicht an den Schulen beibehalten, wäre es nucht so weit gekommen. In sechs Wochen wird er Wechselunterricht überall sein und sehr viele Kinder werden krank oder als enge Kontaktperson in Quarantäne sein, da das Infektionsgeschehen dann unüberschaubar sein wird.

  12. 26.

    Die Kinder bringen das Virus in die Schule von zu hause, und gehen in die Quarantäne.
    So ist die gängige Praxis egal ob Kinder oder Erwachsene.
    Ich finde die Eltern haben recht, wenn sie gegen diese Maßnahme protestieren, weil es ist schon das 3. Schuljahr wo die Kinder ihres voll umfänglichen Bildungsanspruchs beraubt werden sollen. Mein Enkel hat nach der Einschulung von den 2 Jahren Schulpflicht, vieleicht 1Jahr die Schule von innen gesehen, und nun soll es so weiter gehen?
    Erst der Wechseluntericht, dann die Schule zu, und digital weiter, und das mit Grundschülern?

    Es ist Sache der Erwachsenen, die Zahlen von Schwerverläufen in den Griff zu bekommen, die Kinder sollte man endlich raushalten, zu Schule schicken und das Recht auf Bildung wieder umsetzen.


  13. 24.

    Die Wahrscheinlichkeit das Mutter und Vater gleichzeitig so krank im Bett liegen geht ja wohl gen 0. Triffts den/die Alleinerziehende sieht das schon schwieriger aus, aber grundsätzlich ist man dann ja auch krank geschrieben und muss sich nicht noch nebenbei um seinen Job kümmern.

  14. 23.

    Das Infektionsgeschehen ist hoch, weil sich Lehrer*innen, Erzieher*innen und Eltern nicht impfen lassen. Darüber hinaus ist ein hohes Infektionsgeschehen für Kinder nicht gefährlich. Also warum sollen Kinder auf ihre Freiheit und Bildung verzichten? Warum sollen Mütter aus Freie Berufswahl verzichten?

  15. 22.

    Welche Regeln werden an Schulen nicht eingehalten?
    Können Sie bitte etwas konkreter werden.

  16. 21.

    Liebe Barbara, wirklich jeder Erwachsene hatte eine Impfangebot. Warum genau sollen denn Kinder wieder die Grundrechte einschränken, wenn Erwachsene sich nicht impfen lassen. Nutzen Sie einfach das Angebot und dann sind sie vor einem schweren Verlauf geschützt. Ende!

  17. 20.

    Hoffentlich bleibt der Wechselunterricht nur für 1 Woche. Als Mutter von 3 Kindern hoffe ich. dass es nicht erneut flächendeckende Schulschließungen gibt. Da fehlt es einfach an Verhältnismäßigkeit und die Kinder leiden am meisten. Meines Wissens war vorgesehen, dass bei mehreren Fällen in einer Klasse/ Schule die Testfrequenz erhöht wird. Idealerweise dann erstmal täglich, bis alle rausgefiltert wurden. Natürlich müssten dann auch alle geimpften Kinder und Lehrer zusätzlich mitgetestet werden. Genau das wird aber nicht gemacht. Wir haben doch alle Mittel, dann sollten wir sie auch nutzen!

Nächster Artikel