Schulstart nach den Weihnachtsferien - Berliner Bildungsverwaltung setzt auf tägliche Tests

Do 30.12.21 | 21:04 Uhr | Von Kirsten Buchmann
  16
Archivbild: Sandra Scheeres (SPD), Berlins Senatorin für Bildung, hält am 17.03.2021 einen Covid-19-Schnelltest im Lessing-Gymnasium in Wedding-Berlin in ihren Händen. (Quelle: dpa/Fabian Sommer)
Audio: Abendscahu| 30.12.2021 | Sabrina Wendling | Bild: dpa/Fabian Sommer

Die Schülerinnen und Schüler Berlins sollen am Montag in den Präsenzunterricht starten. Absichern will die Senatsverwaltung den Schulstart mit täglichen Tests. Der Berliner Landeselternausschuss kritisiert, dass diese erst in der Schule stattfinden. Von Kirsten Buchmann

Im Büro von Schulleiter Henning Rußbült steht ein Rollwagen voller Corona-Tests. Sie sollen für die ersten zwei, drei Tage reichen, sagt der Leiter des Berliner Hans-Carossa-Gymnasiums. "Wir haben die Lieferung kurz vor Weihnachten bekommen." Weiteren Nachschub gebe es auch: im Keller und in einem weiteren Büro.

Für seine Schülerinnen und Schüler soll der Tag jeweils mit einem Corona-Test beginnen, fünfmal wöchentlich vor Ort in der ersten Schulwoche. Vor den Ferien waren es drei pro Woche. Laut Bildungsverwaltung sind die täglichen Tests an Berliner Schulen Pflicht für Schülerinnen und Schüler, die weder geimpft noch genesen sind. Jedoch seien so viele Tests da, dass sich auch alle bereits Geimpften und Genesenen in der ersten Schulwoche testen könnten.

"Präsenzunterricht gibt zusätzlich Stabilität und Verlässlichkeit"

Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) will Präsenzunterricht anbieten, solange es möglich ist. Denn Kinder und Jugendliche hätten sich seit Beginn der Pandemie mit vielen Einschränkungen in ihrem jungen Leben arrangieren müssen. "Präsenzunterricht gibt Schülerinnen und Schülern in dieser Situation durch regelmäßigen Kontakt mit ihren Lehrkräften zusätzlich Stabilität und Verlässlichkeit."

Um vor Infektionen zu schützen, besteht außerdem an Schulen eine allgemeine Maskenpflicht. Weiter gelte zudem der Corona-Stufenplan. Demnach entscheiden Amtsärzte nach Rücksprache mit der regionalen Schulaufsicht wöchentlich, ob eine Schule auf Stufe Grün – also Präsenzunterricht – bleibt oder wegen einer besonderen Lage in den Wechselunterricht gehen muss.

Landeselternausschuss: Tests schon vor dem Schulweg

Der Vorsitzende des Landeselternausschusses, Norman Heise, kritisiert allerdings, dass die Bildungsverwaltung den Kindern und Jugendlichen nicht vor den Weihnachtsferien Tests mit nach Hause gegeben habe, für einen Test noch vor dem ersten Weg zur Schule.

Sein Appell lautet nun, dass sich die Schülerinnen und Schüler sowie die Schulbeschäftigten noch vor dem Unterrichtsstart am ersten Schultag selbst testen oder per Bürgertest testen lassen. Maximal 24 Stunden vor dem ersten Schultag solle das geschehen, "so dass wir eine gute Ausgangslage haben und nicht alle erst gemeinsam im Klassenraum das Testen durchführen müssen", sagt Heise. So erhofft der Elternvertreter, Infektionen aus den Schulen weitgehend heraushalten zu können.

FDP schlägt Hygienestationen vor Schulen vor

Der bildungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Paul Fresdorf, schlägt vor, vor den Schulen Hygienestationen aufzustellen: "Das heißt, desinfizieren und kontaktlos Fieber messen, um schon mal die ersten Fälle zu identifizieren, bevor die Schule betreten wird." So will er die Schule so sicher wie möglich machen.

Schulleiter fordert tägliche Tests auch nach der ersten Woche

Eine logistische Herausforderung wäre das, meint Schulleiter Henning Rußbült, er hält das für zu aufwändig. Sinnvoll fände er es, die häufigeren Tests fünfmal wöchentlich auch über die erste Schulwoche hinaus beizubehalten. Vorsorglich hat er die Eltern vor Weihnachten aber auch schon mal darum gebeten, unter anderem Online-Passwörter und Druckertinte bereit zu halten - für den Fall, dass die Infektionszahlen steigen sollten und es zu einem Wechselunterricht kommen sollte: "Da haben wir die A- und B-Gruppen eingeteilt, so dass wir dann wissen, welche Schüler müssen zur Schule kommen und welche zu Hause bleiben in der einen Woche." Das sei vorbereitet.

Auch wenn die Omikron-Variante in der Stadt angekommen ist, hofft der Rektor aber, dass es beim Präsenzunterricht bleiben kann. Meldungen über Infektionen unter Jugendlichen oder dem Kollegium seiner Schule hat er in den Weihnachtsferien bisher nicht erhalten.

Sendung: Inforadio, 30.12.2021, 15:00 Uhr

Was Sie jetzt wissen müssen

Beitrag von Kirsten Buchmann

16 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 16.

    (2) Der Selektionsdruck liegt bei SARS-CoV-2 auf schneller Ausbreitung. Es sei denn wir beseitigen das Virus, wie es verschiedenen Ländern schon mehrfach gelungen ist - sie bekommen aber immer wieder Einschleppungen aus Europa + USA, manchmal aus Nachbarländern.

    Selektionsdruck liegt kaum auf der Letalität, es ist also möglich dass wir zukünftig, im Falle von Immunescape sowohl harmlosere Varianten bekommen aber auch Varianten die tödlicher sind. Also mehrere VariantenEpidemien gleichzeitig, es sei denn wir kontrollieren und bringen es gegen Null Fälle.

    Das eng verwandte SARS-CoV-1, welches 2003/2004 ausbrach und auf Null-Fälle gebracht wurde, hatte 10% Letalität, es sind also 15 mal mehr Infizierte daran gestorben. 10^1 Unterschied. Tödlichere SARS-CoV-2 sind m.E. für die Zukunft also möglich.

    Zum Vergleich: Influenza hatte in Deutschland in den letzten 20 Jahren ein paar Dutzend bis 25 000 Tote/Saison (Schätzungen anhand von Übersterblichkeit).10^4 = großer Unterschied.

  2. 15.

    Ja es ist unverantwortlich, finde ich auch.
    Obwohl Omikron scheinbar etwas harmloser sein könnte, ist nicht gesagt dass auch die dann folgende Variante harmloser ist.
    Wir müssen eben einfach warten, wieviele noch sterben, als Folge der Politikentscheidungen.

    Zum Glück haben wir Impfstoffe, so dass von 01. September 2021 bis 30.Dezember 2021, also in 4 Monaten an Delta
    19 402 Menschen gestorben sind, mehr doppelt soviel wie bei einer durchschnittlichen Grippesaison.

    Man sollte aber keine Doppelinfektion riskieren (Omikron+Delta)!

    Nach dem Durchrauschen von Omikron hätten wir erneut die Chance auf einen Strategiewechsel: Durch etwas längerfristiges Halten der Nettoreproduktionszahl R bei vielleicht 0,8 können wir in relativ kurzer Zeit auf Null Fälle kommen. Bislang aber politisch nicht gewünscht, man will die Bevölkerung regelmäßig durchinfizieren (Flatten-the-curve). Steuern kann man das gut durch Einschränkungen.

  3. 14.

    Nein, das war keine Ironie.
    Eltern und Kind stellen nach objektiven Maßstäben bei uns dreien keine Gefahr hinsichtlich der Überlastung des Gesundheitssystems dar. Unerwartete Ausreißer kann es immer geben, das ist das Lebensrisiko. Ich hab kein Problem, das zu akzeptieren, so traurig das im Ernstfall wäre. Absolute Sicherheit gibt es nicht und wird es nie geben.

  4. 13.

    Die zu erwartenden personalengpässe werden nicht wegen Erkrankungen erwartet sondern wegen Quarantäne. Darum überlegt man jetzt die Quarantäne zu verkürzen.
    Das können sie sich in Ländern wie GB, USA, Spanien usw. Bereits jetzt schon ansehen.

  5. 12.

    Ihre persönlichen Bedenken kann ich gut verstehen. Aber diese Art Eindämmung ist nicht die Strategie in Deutschland. In Deutschland gilt Control-COVID (https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/ZS/Pandemieplan_Strategien.html) läuft epidemiologisch auch unter Flatten-The-Curve. Die Pandemie/Epidemie soll ja gerade möglichst rasch in eine Endemie überführt werden - also der Erreger soll endemisch werden und nicht ausgerottet werden. Dafür sind gerade möglichst viele Infektionen notwendig in gerade noch vom Gsundheitssystem zu bewältigenden Anstiegen ("Schutz vor Überlastung des Gesundheitssystems" ist primäres Ziel) und unter Senkung der Rate an schweren Fällen/Todesfällen durch Impfungen. Gerade B.1.1.529 (VOC Omikron) und offene Schulen bieten dazu eine gute Gelegenheit ohne zu hohe Belastung der Krankenhäuser.

  6. 11.

    Toll dass Sie wissen, dass die neue Variante harmloser ist. Oder war es hoffentlich nur Ironie. Ansteckenden ist sie definitiv.
    Warum kann die Präsenzpflicht nicht ausgesetzt werden bis jeder, der will, sein Kind zweimal impfen konnte?
    Mein Sohn war unter den ersten und hat trotzdem den zweiten Termin erst am nächsten Wochenende.
    Und als Lehrerin finde ich den Arbeitsschutz auch mehr als fragwürdig. Man geht jetzt schon davon aus, dass es Personalengpässe geben wird weil Lehrer erkranken. Es ist so unverantwortlich.

  7. 10.

    Nun, ich hoffe doch, dass meine Tochter sich nun wenigstens mit der Omikronvariante in der Schule mal anstecken wird. Und mich dann hoffentlich gleich mit. Kann mit den täglichen Tests oder drei Tests pro Woche dann ja auch schnell festgestellt werden. Anders wird es nie was mit der Herdenimmunität. Und was könnte dazu besser geeignet sein als eine harmlosere Variante.

  8. 9.

    In Brandenburg ist das Testen zu Hause aber Standard und ich habe da auch noch nichts an Änderungen von Frau Ernst gehört. Auch wird es in Brandenburg wohl genauso nächste Woche weitergehen, wie vor Weihnachten, da bisher hier im Gegensatz zu Berlin keine Änderungen im Präsenzbetrieb der Schulen verkündet wurden.

  9. 8.

    Als ehemaliges Mitglied des Landeselternausschusses möchte ich anmerken, dass ich Herrn Heise niemals als Vorsitzenden gewählt hätte. Seine Vorstellungen sind - nicht nur in dieser Frage - relativ weltfremd und geben auch nicht (man könnte dies denken!) die Meinung des Ausschusses insgesamt wieder. Ausgerecht Elternvertreter sollten wissen, dass regelmäßges Testen zuhause ein Witz ist! Das würde bei nicht mal 30% der SchülerInnen klappen.

  10. 7.

    Der Schulleiter meines Sohnes hat sich dahingehend geäußert, daß die Schüler sich am Sonntag testen lassen müssen sonst dürfen sie am Montag früh die BVG nicht nutzen. Ich lasse es darauf ankommen, als Eltern ist man der Trottel der Nation geworden und alle machen mit.

  11. 6.

    Ist denn ihr Kita Kind häufiger an Corona erkrankt oder häufiger in Quarantäne gewesen als das Kind das täglich getestet wird ?

  12. 5.

    Genauso ist es! Nur externe Kontrolle durch Lehrer bringt was, das Eltern-Test-Modell ist in Brandenburg gescheitert, schaut euch die Inzidenzen dort an. Entweder man schließt rigoros alle Schulen, oder die Schulen testen strikt selber jeden Anwesenden jeden Morgen. Vier unterschiedliche Regelungen bei drei Geschwistern darf es nicht geben! Das kleinste Geschwisterkind in der Kita wird gar nicht getestet, der Brandenburger Grundschüler, wenn Mutti Nerv hat, 3mal die Woche, der in Berlin zum Gymnasium gehende Große täglich in der Schule, für seine Brandenburger Musikschule reicht aber nachmittags der Schülerausweis.

  13. 4.

    Die Idee, vor dem ersten Schultag zu testen ist gar nicht verkehrt. Dazu bräuche man aber ausreichend Teststellen, die fußläufig an einem Sonntag zu erreichen sind. Denn BVG fahren geht ohne Test nun auch nicht mehr. Nicht alle Teststellen haben Sonntags geöffnet.... Dann hätte der Schulstart mindestens 2 Stunden nach hinten verschoben werden müssen, damit die Kids die um 8:00 öffnenenden Teststellen aufsuchen können.
    Mal wieder nix wirklich zu Ende gedacht. Flickschusterei.

  14. 3.

    Ursprünglich wurden in Berlin wie in Brandenburg die Schnellteste mit nach Hause gegeben. Es gab sicher gute Gründe, das bald zu ändern und in den Schulen zu testen.
    Aber warum nicht sowohl als auch?
    Vor den Ferien hätte man doch den Kindern einen Test mitgeben und die Eltern in einem Begleitschreiben bitten können, die Kinder am Sonntag vor Schulbeginn zu testen. Es klappt natürlich nicht 100%ig, aber es gibt auch in Berlin sicherlich viele Familien, die das so umgesetzt hätten.
    Stattdessen beschränkt man das Testen auf die Ungeimpften. Das verstehe ich überhaupt nicht. Wir wissen wenig über Omikron, aber man kann davon ausgehen, dass es ansteckender ist, im Laufe des Januars überwiegen wird und dass die Impfung/Genesung weniger Infektionsschutz bietet.
    Wir schließen und sichern sorgfältig das Gartentor, aber das offene Scheunentor wird einfach ignoriert.

  15. 2.

    Was der Landeselternausschuss fordert, klingt auf den ersten Blick vielleicht logisch, basiert aber auch wieder nur auf Vertrauen. Dabei wird nicht bedacht, dass man dadurch weitaus mehr Infizierte in die Schulen bekommt, als beim Testen in der Schule. Leider sind eben nicht alle Elternhäuser so ehrlich, wie man sich das hier so vorstellt. Das Konzept, was momentan läuft, basiert dann auf externer Kontrolle, die auch sein muss.

  16. 1.

    Und in der Nachbargemeinde, 200 m weiter, in Brandenburg, dürfen die Eltern die Kinder zu Hause testen (oder auch nicht...) und ein Blättchen Papier abzeichnen, fertig. Wer negativ ist, entschiedet Mutti 3mal die Woche, die schließlich zur Arbeit muss, denn eine Home-Office-Pflicht gibt es immer noch nicht (in Frankreich ist das Verweigern der Heimarbeit eine Straftat!).

    Wir kommen mit Föderalismus und in-die-Tasche-Lügen aus der Pandemie (und anderen Miseren) nicht heraus.

    Mindestens der Hälfte der Bevölkerung ist das schnurz, ein Teil derer arbeitet in Pflege und Betreuung, ein Interview dazu siehe nächster Artikel...

Nächster Artikel