Vertrag mit Luca-App nicht verlängert - Berlin beendet Kontaktnachverfolgung in Bars und Restaurants

Di 01.02.22 | 14:37 Uhr
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Symbolbild: Ein halb geleertes Bier und andere benutzte Gläser stehen am 10.10.2020 kurz nach der Sperrstunde in einer Bar in Neukölln auf dem Tresen. (Quelle: dpa/Annette Riedl)
Audio: Inforadio | 01.02.2022 | Sebastian Schöbel | Bild: dpa/Annette Riedl

Gesundheitsämter haben die Kontaktnachverfolgung zuletzt deutlich zurückgefahren. Bei seiner Sitzung am Dienstag hat der Senat diese Regelung der Realität angepasst - und sie in den Bereichen Gastronomie, Sport und Beherbergung ganz gestrichen.

Für die Gastronomie und Veranstaltungen in Berlin soll die Kontaktnachverfolgung wegfallen. Das teilte Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne) am Dienstag nach einer Sitzung des Senats mit.

Bislang gilt etwa für Restaurants eine Pflicht zur Anwesenheitsdokumentation, entweder händisch oder digital. Diese Regel wurde nun für die Bereiche Gastronomie, Veranstaltungen, Berherbungen und den Sport gestrichen. Hintergrund ist die weitgehende Aufgabe der Kontaktnachverfolgung in den Gesundheitsämtern.

Dort, wo die Anwesenheits-Dokumentation weiter vorgeschrieben wird, muss zukünftig die Vorlage von Test-, Impf- und Genesenen-Nachweisen nicht mehr erfasst werden.

Vertrag mit der Luca-App wird nicht verlängert

Weil die Infektionszahlen in der Omikron-Welle zuletzt stetig stiegen und die Ämter schlicht nicht mehr hinterherkommen, wurde die Praxis der Kontaktnachverfolgung zuletzt auf vulnerable Gruppen, beispielsweise Ausbrüche in Pflegeeinrichtungen oder Krankenhäuser, beschränkt.

Deshalb verlängere Berlin auch den im März auslaufenden Vertrag mit den Betreibern der Luca-App zur Eindämmung der Corona-Pandemie nicht, wie Gote erklärte. Die immer wieder kontrovers diskutierte Luca-App sollte Restaurantbesitzern und Event-Veranstaltern helfen, die lange vorgeschriebene Erfassung der Kontakte der Besucher ohne Zettelwirtschaft zu erledigen. Sie konnte direkt mit den Gesundheitsämtern verbunden werden.

Der Senat entschied am Dienstag zudem, als "geboostert" geltende Menschen von der 2G+-Regelung auszunehmen. Die zusätzliche Testpflicht fällt außerdem für Genesene und für frisch geimpfte Personen weg - für diese beiden Gruppen jeweils für einen Zeitraum von drei Monaten. Die bisherige Testpflicht entfällt für Geimpfte und Geboostere etwa in den Bereichen der Gastronomie und der körpernahen Dienstleistungen, wie etwa bei Frisörbesuchen.

Zudem beschloss der Senat, dass Menschen nach einer Corona-Infektion nicht mehr zwingend einen PCR-Test brauchen, um sich aus der Quarantäne freizutesten. Dazu genügt künftig ein Antigentest.

Genesenen-Status soll einheitlich auf drei Monate verkürzt werden

Der Genesenen-Status in Berlin wurde nun einheitlich von sechs auf drei Monate verkürzt. Damit besteht bei der Genesenen-Regel keine Diskrepanz mehr zwischen Bundes- und Landesrecht, wie es bislang der Fall war.

In die Verordnung aufgenommen wurde außerdem eine FFP2-Maskenpflicht für den Hochschulbereich, abgesehen von Prüfungen und vortragenden Personen.

Außerdem wurden Änderungen bei den Quarantäneregeln beschlossen: Unter anderem sind keine PCR-Tests mehr generell vorgeschrieben, wenn zum Beispiel ein Schnelltest einen Hinweis auf eine Infektion ergeben hat oder wenn sich Infizierte oder enge Kontaktpersonen aus der Isolation beziehungsweise Quarantäne freitesten wollen.

Eine Detailänderung betrifft die Regelung für Obergrenzen bei Veranstaltungen, bei denen laut der Berliner Verordnung Kinder und Jugendliche unter 14 Jahren nicht mitgezählt werden. Diese Ausnahme gibt es künftig nicht mehr.

Nonnemacher verteidigt Begrenzung von PCR-Tests

Am Montag hatten die Gesundheitsminister der Länder bereits über die Begrenzung von PCR-Tests auf vulnerable Personengruppen beraten. Die Brandenburger Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) bekräftigte am Dienstag im Inforadio vom rbb, dass Labore im Fall von Engpässen bei PCR-Tests priorisieren sollen. Die Grünen-Politikerin begründete das mit knappen Testkapazitäten und mit Höchstständen an Neuinfektionen. "Der Gesundheitsminister im Bund, Professor Lauterbach, sagt, wir müssen uns darauf einstellen, dass wir bis zu 400.000 Infektionen am Tag erreichen können", so Nonnemacher. Die Zahl der PCR-Tests sei aber endlich.

Nach dem Willen der Länder sollen auch pflegende Angehörige bevorzugt einen PCR-Test machen können. Inwiefern dies machbar sei, werde noch geprüft, so Nonnemacher.

Die Grünen-Politikerin bekräftigte allerdings, dass alle Menschen einen Anspruch auf einen PCR-Test behalten sollen. Unklar sei für die Gesundheitsministerinnen und -minister der Länder, wie in Zukunft der Genesenenstatus anhand von Schnelltests ausgestellt wird. Es gehe um die Frage, über welche Strukturen die Nachweise bescheinigt werden, wenn die PCR-Testung wegfällt. Hintergrund ist die geplante neue Testverordnung des Bundes. In Zukunft sollen Genesenen-Bescheide auch nach einem Nachweis durch Antigen-Tests zulässig sein.

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Sendung: Inforadio, 31.01.2022, 20:00 Uhr

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91 Kommentare

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  1. 91.

    Ja das stimmt …. aber um uns rum geht man dazu über wieder kranke zu zählen und das auch zu akzeptieren.
    Wird man hier auch nicht dran vorbeikommen. Deutschland kann sich auf Dauer nicht von der EU Isolieren.
    Wurde doch erst verkündet EU recht geht vor nationalem Recht.

  2. 90.

    "deren Nebenwirkungen viel höher sind als bei anderen Impfungen," Kann man das wirklich gut belegen? Meinen Sie kurzzeitige vorrübergehende Nebenwirkungen, und fallen diese wirklich wesentlich stärker aus als bei anderen üblichen Impfstoffen?

  3. 89.

    Verstehe ich nicht.

    Im Niedrigfallgebiet begegnen mir pro Zeitraum x (hier als Beispiel 1 Jahr) 4 Personen laut ausgedachtem Zahlenbeispiel.
    Also einer je Quartal.
    Im Hochfallgebiet 40 pro Jahr, weil das Hochfallgebiet ja im Zahlenbeispiel 10 x so hohe Inzidenz hat.
    Also 10 je Quartal.

    Wenn in beiden Fällen die Pandemie nach einem Jahr vorbei ist, habe ich mich im Niedrigfallgebiet nicht angesteckt. Im Hochfallgebiet aber (statisitisch gesehen) angesteckt, falls wie im Beispiel beschrieben jede 10. Begegnung zur Ansteckung führt.

    Wenn ich nur auf dem Gipfel einer Welle eine gewisses Risiko habe, kann ich mich (statistisch eher ) nicht anstecken bei niedrigen Zahlen.

    (Alle Zahlen sind frei erfunden, sind nur Beispielrechnung)

  4. 88.

    "Auch wenn es grob klingt…. bisher ging jede Pandemie zu Ende"
    Hallo Andreas, bitte unterschätzen Sie nicht die normative Macht des Faktischen.
    Wir hatten noch nie eine Pandemie wie diese. Bisher (Rückblickend) haben wir nur Krankheitsfälle gezählt. Man war krank oder gesund. Pandemie war zu Ende, wenn Menschen immer seltener erkrankten. Das war mal so.
    Nun messen wir Befunde und Infektionen statt Erkrankungen und Patienten. Das ist ein feiner Unterschied mit großen Konsequenzen.

  5. 87.

    "Trotz hoher Inzidenz muss ich mich mit "sinnvollem Masken-Verhalten" (+ AHAL) doch nicht zwangsläufig anstecken. "
    Natürlich nicht. Da sind in der "freien Wildbahn" ja soviel Faktoren die das beeinflussen. Und es gibt ja auch Schutzmaßnahmen, die man auch selbst organisieren kann.
    (Z.B. Tipp: in sehr riskanten Situationen kann man u.U. die FFP-2-Maske mit hautverträglichem Rollpflaster am Gesicht festkleben um Beiluft noch stärker zu vermeiden, falls die Maske schlecht sitzt.)

    Es werden m.E. viele sein, die sich früher schon einmal angesteckt haben, denn die waren vorher schon einmal im Risiko und hatten sich nicht geschützt oder nicht ausreichend schützen können. Und außerdem einige zusätzlich.

    Und je länger man nicht infiziert war, desto mehr sinken die Zahlen ja nach der Welle auch wieder und irgendwann ist die Welle vorbei und man ist durchgekommen.

  6. 86.

    Wer mit Nazis "spazieren" geht, der war auch schon vor Corona völlig verblödet. Oder Nazi, können sie sich aussuchen.

  7. 85.

    Eine Impflicht mit Impfstoffen, deren Impfschema unbekannt ist, die für vorherige, nicht mehr aktuelle Virusvarianten entwickelt wurden, deren Wirkung schneller nachläßt als beworben, die keine sterile Immunnität erzeugen und damit auch nicht die Infektionsketten unterbrechen, deren Nebenwirkungen viel höher sind als bei anderen Impfungen, und die alle Menschen unabhängig von ihrem persönlichen Risikoprofil betrifft, hätte vor 2 Jahren wahrscheinlich auch als Verschwörungstheorie gegolten.
    Wer garantiert denn, dass der Boosterstatus nicht auch willkürlich geändert wird?

  8. 84.

    Wiederstrebend LUCA installiert, und nun?
    Wie wird denn mit den(gesammelten) Daten nun umgegangen?
    Vielleicht sieht es Samstag Mittag schon wieder anders aus :-)

  9. 83.

    Ihr Zahlenmodell enthält einen kleinen Fehler… sie gehen immer wieder zum Ausgangspunkt zurück.
    Also immer wieder neue 40 Personen und dem ist nicht so.
    Auch wenn es grob klingt…. bisher ging jede Pandemie zu Ende.

  10. 81.

    "Quelle..." -> Die Auswertung bezieht sich lediglich auf die "symptomatisch Infizierten" und nicht auf das gesamte Pandemiegeschehen im Bundesland.

  11. 80.

    Hallo Immanuel, nicht der Geboosterten- sondern der GENESENEN-Status wurde auf 3 Monate vekürzt. Vor dem Abschicken nochmal lesen ist hilfreich.

  12. 79.

    Auch noch Danke, für die - für mich besser verständliche - Erläuterung. :)

  13. 78.

    Sorry, aber für mich nicht schlüssig.
    Trotz hoher Inzidenz muss ich mich mit "sinnvollem Masken-Verhalten" (+ AHAL) doch nicht zwangsläufig anstecken.

  14. 77.

    Klar, den nehmen wir. Ist auch nicht so verbohrt wie unsere Politikerinnen.

  15. 76.

    > Hausrecht: keine Politikerinnen

    So schlimm kann es anscheinend nicht sein, wenn Sie noch bequem Kundenkreise ausschließen können.

  16. 75.

    Stimmt, ich verstehe mich selbst kaum. ;-)

    Ausgedachte Zahlen: Maske(oder andere Covid-Maßnahme)verhindert sagen wir 9 von 10 Übertragungen des Virus.

    (A)Niedrigfällegebiet mit sagen wir Inzidenz 20 das ganze Jahr lang: Durchschnittskontakter begegnen dort sagen wir 4 Infizierten. Ohne Maske hätten sie sich schon beim ersten infiziert(sagen wir mal). Mit Maske infiziert sich(fast) niemand, weil man sich ja nur bei jeder 10. Begegnung infiziert.(Maske verhindert 9 von 10 Übertragungen).

    Im ganzen Land findet das Virus fast niemanden an den es weitergegeben werden kann. R<1,0.

    (B) Hochfällegebiet mit Inzidenz 200 das ganze Jahr lang: Durchschnittskontakter begegnen jetzt 10 x so vielen Infizierten, also 40 (4 x 10 = 40). Jetzt infiziert sich jeder Durchschnittskontakter. Obwohl auch diese Durchschnittskontakter genauso eine Maske tragen.

    Im ganzen Land wird überall das Virus weitergegeben. R >1,0.

  17. 74.

    So war es von Anfang an auch gewollt mit der gebremsten Ausbreitung. Dazu auch:
    https://www.rbb24.de/panorama/thema/corona/beitraege/2022/02/berlin-charite-corona-infizierte-isolation-dezentral-fachstationen.html

  18. 73.

    Aber Boris Johnson lasst bitte rein. Der hat es bitter nötig. Außerdem bringt er bestimmt eine Kiste gekühlten Champagner mit.

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