Verwaltung in der Pandemie - Brandenburg sieht sich für Omikron-Krisenorganisation gut aufgestellt

So 30.01.22 | 12:19 Uhr
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Ein Arzt geht im städtischen Klinikum Brandenburg durch den Stationsflur. (Quelle: dpa/Soeren Stache)
Audio: Inforadio | 30.01.2022 | Christina Torge | Bild: dpa/Soeren Stache

Die Brandenburger Landesregierung sieht derzeit keine bedrohliche Lage in den Kliniken wegen der Omikron-Welle. Die aktuellen Entwicklungen deuten auch für die Kliniken auf beherrschbare Patientenzahlen. Zwei Krisenstäbe koordinieren die Maßnahmen.

Brandenburg ist nach Ansicht der Landesregierung auf Personalausfälle wegen der Omikron-Welle vorbereitet. Sollte eine Verschärfung der Lage kommen, "können wir schnell reagieren", sagte Innenminister Michael Stübgen (CDU). Der Leiter der Krisenstäbe, Gesundheitsstaatssekretär Michael Ranft, nannte als Ziel, frühzeitig auf massive Personalausfälle - insbesondere aus der kritischen Infrastruktur - zu reagieren, damit die Versorgung mit Lebensmitteln und Impfstoffen oder in Krankenhäusern gesichert sei.

Bislang keine "bedrohliche Lage"

Bedrohlich ist die Belastung der Kliniken laut Landesregierung derzeit nicht. So gebe es aktuell eher die Entwicklung, dass die Belastungen weg von den Intensivstationen und eher hin zu den Normalstationen gehe, auch wenn nun mehr Patienten in Krankenhäuser eingeliefert werden, sagte Ranft. Die Warnampel zeigte zuletzt Rot bei der Inzidenz sowie Gelb beim Anteil der Intensivbetten mit Covid-19-Patienten und bei neuen Krankenhauspatienten mit Covid-19 innerhalb einer Woche. Innenminister Stübgen sagte, die Lage in den Bereichen Energie, Ernährung, Polizei, Verwaltung, Verkehr und Wasser sei stabil.

Personalausfälle laut Krisenstab noch beherrschbar

In Krankenhäusern gibt es zwar bereits Personalausfälle, die Lage gilt aber noch als beherrschbar. Den Einsatz von infiziertem Personal ohne Corona-Symptome sieht der Krisenstab-Chef als letztes Mittel: "Es gibt einen Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz, dass geklärt wird, ob bei einem hohen Personalausfall infiziertes Personal ohne Symptome weiterarbeiten kann", sagte Ranft. "Das ist letztendlich eine Entscheidung des Trägers. Das wäre aber Ultima Ratio. Dazu finden Abstimmungen zwischen Bund und Ländern statt." Er warb für ein "solides Testregime in Krankenhäusern". "Das können angesichts der enorm gestiegenen Fallzahlen aber nicht mehr allein PCR-Tests sein."

Stufenplan fürs Bergmannklinikum, Hilfe fürs Klinikum Frankfurt

Das Klinikum Ernst von Bergmann, größtes Krankenhaus in der Potsdamer Region, hat einen Stufenplan für Personalausfälle entwickelt. "Wir sind vorbereitet", sagte eine Sprecherin. "Noch handhaben wir das mit dem internen Ausfallkonzept." Im Notfall könne es aber zu Auswirkungen auf die normale Versorgung kommen. Auch der Einsatz infektiöser, aber symptomfreier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf Covid-Stationen komme dann in Betracht. "Das greift aber noch nicht."

Das Klinikum Frankfurt (Oder) bat nach Angaben des Staatssekretärs wegen massiver Personalprobleme bereits um Hilfe. "Wir haben zunächst gefragt, ob sie externe Personaldienstleister einsetzen können und dann letztlich über die Stadt auch Kräfte Bundeswehr im Wege der Amtshilfe eingesetzt."

Zwei neue Krisenstäbe ab der vierten Welle

Die Landesregierung hat mit Beginn der vierten Corona-Welle zwei neue Krisenstäbe eingesetzt: zur Aufrechterhaltung der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung im Gesundheitsressort und zur Aufrechterhaltung der Sicherheit und öffentlichen Ordnung in der Pandemie im Innenressort. Beide prüfen fast täglich Krankenstand und Personalausfall bei Polizei, Rettungsdienst, Krankenhäusern und Pflegeheimen. Viele Bereiche haben eigene Notfallpläne. Wenn es bei der Polizei zu massiven Personalausfällen käme, die den Dienstbetrieb gefährden, müsste laut Innenminister entschieden werden, ob Polizeimaßnahmen zurückgestellt werden oder Polizeianwärter helfen.

"Wir beobachten über das Bildungsministerium auch die Situation in Kitas und Schulen", sagte Ranft. Wenn deren Struktur wie in der ersten Corona-Welle wegbreche, sei die Arbeitsfähigkeit vieler anderer Bereiche der kritischen Infrastruktur beeinträchtigt. Ranft,
Innenstaatssekretär Uwe Schüler und Staatskanzlei-Staatssekretär Benjamin Grimm haben die Gesamtleitung der Krisenstäbe.

Sendung: Inforadio, 30.01.2022, 11:20 Uhr

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6 Kommentare

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  1. 6.

    Dafür gibt es eine ganz einfache Erklärung: man hat bisher in diesen Bereichen alle Übertragungswege (bis auf den Fall im EVB, wo die StA ermittelt hatte) versucht konsequent zu unterbinden. Das steht jetzt offenbar nicht mehr auf der "Agenda", deswegen auch meine Frage (über den rbb an Herrn Ranft)
    "Wird auf den Normalstationen eine konsequente Trennung zwischen Covid-Fällen und Normalpatienten vorgenommen (Deklarierung von Infektionszimmern)? Sollten sich Normalpatienten (Operationen, die jetzt wieder erfolgen) darauf einstellen, dass sie evtl. mit Corona/Omikron infiziert werden?"

  2. 5.

    "Die aktuellen Entwicklungen deuten auch für die Kliniken auf beherrschbare Patientenzahlen." Dazu aus den Nachrichten (gmx): "Erstmals seit fast einem Jahr ist die Zahl der Corona-Schwerkranken in Israel wieder über 1.000 gestiegen. Das Gesundheitsministerium teilte am Samstagabend mit, 1010 schwer an Corona erkrankte Patienten würden in Krankenhäusern behandelt. Den bisherigen Höhepunkt hatte die Zahl im Januar 2021 mit rund 1.200 Schwerkranken erreicht." Und Israel ist schon bei der 4. Impfung.

  3. 4.

    Die Lösung steht doch im Artikel:
    https://www.rbb24.de/politik/thema/corona/beitraege/2022/01/berlin-brandenburg-corona-giffey-infizierte-arbeit.html
    Zitat: "Es gibt einen Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz, dass geklärt wird, ob bei einem hohen Personalausfall infiziertes Personal ohne Symptome weiterarbeiten kann" - das gilt dann ja wohl für alle Bundesländer als Option, wenn die Gesundheitsministerkonferenz das so schon beschlossen hat. Man findet im gleichen Artikel aber auch schon: "Das Klinikum Frankfurt (Oder) bat nach Angaben des Staatssekretärs wegen massiver Personalprobleme bereits um Hilfe." So ganz gut aufgestellt ist man dann wohl doch nicht.

  4. 3.

    " Sollten sich Normalpatienten (Operationen, die jetzt wieder erfolgen) darauf einstellen, dass sie evtl. mit Corona/Omikron infiziert werden?" Gibt es denn überhaupt eine systematische Statistik in Deutschland zu im Krankenhaus erworbenen Coronainfektionen für Patienten und Personal? Ich habe Erhebungen dazu bisher nur mal sporadisch aus UK gehört in Europa.

  5. 2.

    Klingt wie eine Drohung, da Brandenburg seit 1990 nach eigener Lesart regierungs - und verwaltungsmäßig für jede Krise gut aufgestellt war!
    Für Bildungskrise, Massentierhaltungskrise, Umweltkrise, Investitionskrise, Justizkrise, Polizeikrise, Altanschließerkrise...

  6. 1.

    "So gebe es aktuell eher die Entwicklung, dass die Belastungen weg von den Intensivstationen und eher hin zu den Normalstationen gehe, auch wenn nun mehr Patienten in Krankenhäuser eingeliefert werden, sagte Ranft."

    Könnte man diese Aussage mal präzisieren lassen? Wird auf den Normalstationen eine konsequente Trennung zwischen Covid-Fällen und Normalpatienten vorgenommen (Deklarierung von Infektionszimmern)? Sollten sich Normalpatienten (Operationen, die jetzt wieder erfolgen) darauf einstellen, dass sie evtl. mit Corona/Omikron infiziert werden?

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