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Quelle: dpa/Julian Stratenschulte

Kommentar | Quarantäne-Chaos in Berlin

Wie im Niemandsland

Berliner Eltern, deren Kinder als Corona-Kontaktpersonen ausgemacht wurden, fühlen sich allein gelassen. Wer entscheidet über Quarantäne-Regelungen - und gelten sie überhaupt noch? Das macht fassungslos, kommentiert Tina Handel.

Die Telefonnummer der Kita auf dem Handy. Das heißt nichts Gutes. Es bedeutet, dass wir jetzt wohl auch umziehen ins Berliner Eltern-Kind-Niemandsland, in dem sich eben genau niemand mehr zuständig fühlt. Und niemand mehr durchblickt.

Und tatsächlich: "Ihr Sohn hatte Kontakt zu einem positiven Kind", sagt seine Erzieherin. Das Gesundheitsamt werde sich melden mit allen weiteren Infos. "Er muss dann erst mal zu Hause bleiben."

Verwirrung um Kontaktpersonen

Klare Quarantäne-Regeln für Berliner Kitas und Schulen gesucht

Die Infektionszahlen an Berliner Schulen und Kitas steigen erheblich an. Doch gerade jetzt lockern die Amtsärzte die Quarantäne-Regeln für Kontaktpersonen. Der Senat reagiert unkoordiniert und Die Linke ist schockiert.Von Jan Menzel

Keine Nachverfolgung, kein Quarantäne-Bescheid

Eine Woche später kann ich sagen: Das Gesundheitsamt hat sich natürlich nie gemeldet. Und inzwischen haben die Amtsärzte ja auch offiziell gemacht, was Berliner Eltern schon lange wussten: Es findet an Kitas und Schulen keine Nachverfolgung statt und Quarantäne-Bescheide kommen auch nicht - oder sehr spät. Schön, dass das wenigstens mal jemand laut gesagt hat.

Nur, was stattdessen gilt und wer jetzt eigentlich entscheidet, das ist unklar. Müssen Kinder, die Kontakt hatten, nun in Quarantäne oder nicht? Die Gesundheitsämter sagen seit Tagen: Das ist nicht sinnvoll. Die Gesundheitsverwaltung hat am Wochenende gesagt: Doch, die Quarantäne-Regeln gelten weiter.

"Wir wissen selber nicht, was gerade gilt"

Eltern, Kitas und Schulen macht das zu Recht fassungslos. Gesundheitsämter sowie Bildungs- und Gesundheitsverwaltung schaffen es anscheinend seit Tagen nicht, sich einmal zusammen zu setzen und dann eine klare Regelung zu kommunizieren. Wobei unter den Beteiligten sogar Uneinigkeit herrscht, ob man vor ein paar Tagen nicht doch darüber gesprochen hat. Aber das ist dann schon fast zu sehr Kindergarten.

Jede Schule gibt derweil andere Regeln an die Eltern weiter, so als ob sich das Virus in Friedrichshain anders verhält als in Spandau. Die Kitaleitungen sind genervt: "Sie sind nicht die ersten, die anrufen und fragen", sagt eine Mitarbeiterin unseres städtischen Trägers Kindergärten Nordost. "Aber wir wissen selber nicht, was gerade gilt."

Bis Ende Februar

Berlin setzt Präsenzpflicht an Schulen aus

Es gilt bereits ab Dienstag: Die Senatsbildungsverwaltung setzt die Präsenzpflicht an Berliner Schulen bis Ende Februar aus. Sie reagiere damit auf die Infektionszahlen und die Entscheidung der Amtsärzte, dass Schüler nicht mehr in Quarantäne müssen.

E-Mail ohne die wichtigsten Informationen

Und die Eltern bangen, was ihr Arbeitgeber sagen wird. Denn einen offiziellen Bescheid, dass das Kind nicht betreut werden kann, gibt es ja nicht. Wir haben nach dreimaligem Nachfragen eine E-Mail der Kita bekommen, wenigstens was Schriftliches, ein schnell getipptes Word-Dokument ohne Stempel und Unterschrift.

Darin steht weder der Name der Kita noch der des Kindes und auch kein Quarantäne-Anfang und kein -ende. Eben wie im Niemandsland, wo alles irgendwie unbestimmt ist. Ohne Regeln, ohne Anfang, ohne Ende.

Sendung: Abendschau, 24.01.2022, 19:30 Uhr

Beitrag von Tina Handel

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