Märkisch-Oderland - Dieser Wahlkreis will einen besseren Schienenverkehr
Wer von Berlin ins Oderbruch mit der Bahn fahren will, muss umständliche Umwege in Kauf nehmen. Fast alle Direktkandidaten des Wahlkreises 33 wollen stillgelegte Strecken reaktivieren oder neue bauen – die Pläne sehen aber sehr unterschiedlich aus.
Der Wahlkreis 33 in Märkisch-Oderland ist mit der Bahn direkt aus Berlin nicht gut erreichbar. Ländlich gelegene Orte wie Bad Freienwalde oder Wriezen sind nur mit Umsteigen zu erreichen – das kostet Zeit für viele Pendler. Auch Altlandsberg hat trotz Berlin-Nähe keinen direkten Schienenanschluss. Ein Monat vor der Landtagswahl stellen die Direktkandidaten im Wahlkreis ihre Pläne vor, damit sich das ändert.
Denn wer beispielsweise von Bad Freienwalde nach Berlin fahren will, muss in Eberswalde umsteigen – die Fahrt dauert dann rund 80 Minuten. Und noch länger fährt man nach Wriezen. Doch das war früher anders: Bis zum Jahr 1998 gab es noch eine Verbindung zwischen Werneuchen und Wriezen, die aus Fahrgästemangel stillgelegt wurde.
Reaktivierung der "Wriezener Bahn" würde viel Geld kosten
Steffen Blunk setzt sich seit fünf Jahren mit der Initiative Wriezener Bahn für die Wiederbelebung der Strecke ein. Er sieht darin eine Chance, das Aussterben der Gemeinden und Städte im Oderbruch zu stoppen: "Städte und Kommunen, die an eine Bahn direkt angeschlossen sind, haben rund um Berlin wachsende Einwohnerzahlen." Pendler hätten dann eine direkte Verbindung, die sie in rund 70 Minuten und ohne Umsteigen von Wriezen zum Bahnhof Lichtenberg bringt.
Bisher wurden rund 40 Millionen Euro für die Reaktivierung veranschlagt. Durch zukünftig steigende Baukosten rechnen die Verantwortlichen aber schon mit 70 bis 90 Millionen Euro. Dennoch sind fast alle Direktkandidaten für die Reaktivierung der sogenannten Wriezener Bahn und den Ausbau des Schienenverkehrs im Wahlkreis 33, der neben Altlandsberg, Bad Freienwalde und Wriezen auch Fredersdorf-Vogelsdorf und die Ämter Barnim-Oderbruch und Falkenberg-Höhe umfasst.
Grüne und CDU wollen Takt des RB60 verdichten
Im Rahmen einer Potentialanalyse aus dem Jahr 2022 hat das Land Brandenburg die Strecke Werneuchen – Wriezen bereits für eine mögliche Reaktivierung in Betracht gezogen. Sollte die Grüne Direktkandidatin Susanne Altvater in den Landtag gewählt werden, möchte sie an genau dieses Reaktivierungsprogramm anknüpfen, wie sie dem rbb sagte. Die Regierung müsse von einer Nachfragepolitik "hin zu einer Angebotsplanung". Außerdem müsse der Takt des RB60 verdichtet werden, um die Menschen im Oderbruch besser anzubinden.
Auch Paul-Eric Lipinski, der Direktkandidat der CDU, ist für eine Taktverdichtung des RB60. Zudem wünscht er sich, dass der Regionalzug nicht in Eberswalde hält, sondern direkt bis nach Berlin fährt. Im Ausbau der Wriezener Bahn sieht er eine große Chance für die Region. Denn mit der Strecke würde der ganze Wahlkreis angeschlossen werden. Pendler, die mit dem Auto über die B158 fast die gleiche Strecke fahren, könnten "einfach auf die Bahn umsteigen."
"Es ist bei dem Defizit an Bahnstrecken und sinnvollen Taktungen nicht verwunderlich, dass dabei viele Einwohner eher auf das Auto zurückgreifen, als mit der Bahn umweltbewusst die Strecken zurückzulegen", sagte Roman Zabel, Direktkandidat der BVB/Freie Wähler. Er finde es bedauerlich zu sehen, dass Märkisch-Oderland von Berlin seit vielen Jahrzehnten abgehängt sei. Die Reaktivierung der Wriezener Bahn sieht auch er als dringend notwendig an.
AfD-Landtagsabgeordneter lehnt Reaktivierung der Strecke ab
Anders sieht es Lars Günther, der amtierende Landtagsabgeordnete für den Wahlkreis 33, der wieder als Direktkandidat der AfD antritt. "Wir sind de facto angebunden, wir haben einen funktionierenden Fahrplan und man kommt relativ zügig nach Berlin." Die Bahnanbindung über Frankfurt/Oder und Eberswalde sei eine Lösung, mit der die Anwohner Wriezen erstmal leben können. Einen Ausbau der Wriezener Bahn könne sich das Land gar nicht leisten. Der AfD Politiker schlägt vor, die Strecke zwischen Wriezen und Werneuchen zuerst mit Bussen zu überbrücken.
Altlandsberg ist nicht angebunden
Noch schlechter sieht es in anderen Teilen des Wahlkreises aus: Altlandsberg, kaum sieben Kilometer von der Berliner Landesgrenze entfernt, ist nicht ans Schienennetz angebunden. Wer heute mit der Bahn fahren möchte, muss erstmal in die Nachbarorte Neuenhagen oder Fredersdorf kommen, um dort in die S5 einzusteigen. Der SPD-Direktkandidat Ravindra Gujjula aus Altlandsberg schlägt vor, die U-Bahn-Linie 5 von Hönow bis nach Altlandsberg zu verlängern. Doch bisher lehnte der Kreistag die Idee ab.
Die Situation sei katastrophal und unzuverlässig, sagte Michael Gläser, Direktkandidat der Linken. Als Landtagsabgeordneter würde er der Landesregierung Druck machen, dass sie dort Anträge einbringt, wo Fördermittel vom Bund bereitgestellt werden. "2026 und 2027 läuft eine Förderperiode für den Eisenbahnverkehr wieder ab. Die Chance sollten wir nutzen", sagte der Linken-Politiker.
Nahezu alle Direktkandidaten sind also davon überzeugt, dass das Schienennetz in der Region ausgebaut werden muss. Wie viel davon in der kommenden Legislaturperiode aber tatsächlich schon umgesetzt werden kann, bleibt jedoch ungewiss.