Wahlverhalten - SPD am stärksten in großen Städten, AfD punktet bei wirtschaftlich Angeschlagenen
Die Parteien konnten die Brandenburger Wähler aus ganz unterschiedlichen Gründen ansprechen. Starke Mobilisierungsunterschiede ergeben sich bei den Altersgruppen, Bewohnern von Stadt und Land sowie bei der Beurteilung der wirtschaftlichen Lage.
Die SPD kann besonders bei älteren Wählern und in den großen Städten Stimmen gewinnen, während die AfD die wirtschaftlich unzufriedenen Menschen und jene auf dem Land überzeugt. Das sind einige Erkenntnisse aus der Landtagswahl in Brandenburg an diesem Sonntag.
Die SPD profitierte wie keine andere Partei von ihrem Spitzenkandidaten Dietmar Woidke, wie aus der Wahltagsbefragung von Infratest Dimap hervorgeht. Zudem schnitten die Sozialdemokraten mit 32 Prozent unter allen Parteien am stärksten in großen Städten ab, gefolgt von der AfD mit 23 Prozent. Bei kleinen Gemeinden dreht es sich um, hier führt die AfD mit 35 Prozent, während die SPD mit 27 Prozent folgt.
Die AfD ist bei Wählern besonders gefragt, die sich in einer wirtschaftlichen schlechten Situation sehen. Hier kommt die AfD auf 47 Prozent Zustimmung, die SPD folgt mit weitem Abstand mit 15 Prozent. Zudem konnte die AfD ihr Ergebnis im Vergleich zur Wahl 2019 besonders in Wahlkreisen ausbauen, in denen die Bevölkerung schrumpft. Hier kommt die AfD durchschnittlich auf 38 Prozent (+9,4 Prozentpunkte).
Deutliche Unterschiede ergeben sich bei den Altersgruppen der Wähler: Die SPD konnte ersten Zahlen zufolge besonders gut bei Über-70-Jährigen punkten, die AfD war hingegen besonders stark bei allen Wählern unter 60.
Enttäuschung für viele Wähler ausschlaggebend
Die Enttäuschung über andere Parteien war bei vielen Wählern ausschlaggebend bei der Stimmabgabe. So stimmten 59 Prozent der Wähler von BVB/Freie Wähler aus diesem Grund für die Partei. Beim Bündnis Sarah Wagenknecht waren es 49 Prozent und bei der AfD 42 Prozent. Für die AfD stimmten ihre Wähler allerdings erstmals mehrheitlich (52 Prozent) aus Überzeugung für die Partei. Bei der letzten Brandenburg-Wahl 2019 waren es noch 16 Prozentpunkte weniger.
Was bei dieser Wahl auffällt, ist erneut ein Rekord an Briefwahlstimmen: 32,5 Prozent der Wähler gaben ihre per Brief ab, 1990 waren es noch 9,4 Prozent.