Brandenburg - Dietmar Woidke im zweiten Wahlgang zum Ministerpräsidenten gewählt

Mi 11.12.24 | 20:26 Uhr
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Dietmar Woidke am 11.12.2024. (Quelle: Sebastian Christoph Gollnow)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 11.12.2024 | Stephanie Teistler | Bild: dpa/Sebastian Christoph Gollnow

Der Brandenburger Landtag hat Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) in seinem Amt bestätigt. Der 63-Jährige erhielt in geheimer Wahl 50 Stimmen, vier mehr als die Koalition aus SPD und BSW Abgeordnete haben. Zuvor scheiterte Woidke im ersten Wahlgang.

  • Dietmar Woidke (SPD) im zweiten Wahlgang erneut zum Ministerpräsidenten gewählt
  • bei Abstimmung im Landtag erhielt der SPD-Politiker 50 von 87 Stimmen
  • im ersten Wahlgang war Woidke mit 43 Stimmen zunächst gescheitert

Der SPD-Politiker Dietmar Woidke bleibt Ministerpräsident Brandenburgs. Der 63-Jährige, der seit 2013 Regierungschef ist, wurde am Mittwochvormittag vom Landtag in Potsdam im zweiten Wahlgang im Amt bestätigt.

Woidke erhielt in geheimer Wahl 50 Stimmen, vier mehr als die Koalitionsfraktionen von SPD und BSW Abgeordnete haben. Es gab 36 Gegenstimmen, bei einer Enthaltung.

Woidke ist damit der erste Ministerpräsident, der vom BSW ins Amt gehoben wurde. Unmittelbar nach der Wahl wurde der SPD-Politiker als Ministerpräsident im Landtag vereidigt. Er sprach die Eidesformel mit religiösem Bekenntnis.

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Nur 43 Ja-Stimmen im ersten Durchgang

Im ersten Wahlgang war Woidke zuvor noch gescheitert. Das war vor ihm noch keinem Ministerpräsidenten in Brandenburg passiert. 43 Abgeordnete hatten für ihn und 40 gegen ihn gestimmt, bei zwei Enthaltungen und zwei ungültigen Stimmen.

Erforderlich war in den ersten beiden Wahlgängen eine absolute Mehrheit von mindestens 45 Stimmen der 88 Abgeordneten, wobei ein Abgeordneter der AfD entschuldigt fehlte. Die Koalition von SPD und BSW hat zusammen 46 Abgeordnete, darunter 32 der SPD und 14 des BSW. Der Opposition gehören 42 Abgeordnete an.

Der BSW-Abgeordnete Sven Hornauf hatte schon vorher angekündigt, in der geheimen Wahl aus Protest gegen die Stationierung des Raketenabwehrsystems Arrow 3 in Brandenburg nicht für Woidke zu stimmen.

Woidke spricht von "Vertrauensvorschuss"

Woidke sagte nach seiner Wiederwahl, er sei froh, dass im zweiten Wahlgang deutlich mehr Abgeordnete für ihn gestimmt hätten, als die Koalition Mitglieder habe. Das sei ein Vertrauensvorschuss, der gegenüber den Menschen nun gerechtfertigt werden müsse, so der SPD-Politiker: "Heute ist der Tag, wo die Arbeit so richtig beginnt."

Zu seiner Niederlage im ersten Wahlgang sagte Woidke, in heutigen Zeiten sei es nicht mehr so selbstverständlich, dass auch eine Ministerpräsidentenwahl oder andere Wahlen im ersten Wahlgang durchgehen: "Das sind Zeiten, die anders sind als noch vor zehn oder vor 20 Jahren."

"Ich behalte meinen Optimismus, denn hier ist etwas Gutes zustande gekommen und das sollte auch die Möglichkeit bekommen, hier im Land Politik zu machen", sagte der BSW-Politiker Hans-Jürgen Scharfenberg.

CDU vermutet AfD-Stimmen für Woidke

Die Brandenburger Oppositionsparteien CDU und AfD werteten das Scheitern im ersten Durchgang als schwere Schlappe für Woidke. AfD-Fraktionschef Hans-Christoph Berndt sprach im rbb von einer "Demütigung" für Woidke: "Das ist kein gutes Omen. Wie will dieses Bündnis die nächsten fünf Jahre durchstehen, wenn's jetzt schon so holprig ist?"

"Aus der CDU kamen keine Stimmen für Dietmar Woidke. Es hat offensichtlich Absprachen gegeben zwischen der SPD und der AfD", sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Jan Redmann.

Dies nannte Woidke eine "infame Unterstellung". "Vielleicht hat Herr Redmann Geheiminformationen, welcher Abgeordnete wie abgestimmt hat", sagte Woidke bei rbb24 Brandenburg aktuell. "Ich kenne diese Informationen nicht und Herr Redmann hat sie auch nicht."

Agrarministerin wird später ernannt und vereidigt

Nach der Wahl Woidkes und seiner Vereidigung wurden am Mittwoch in Potsdam dann neun Ministerinnen und Minister ernannt und vereidigt. Als Wissenschafts- und Kulturministerin wurde Manja Schüle (SPD) im Amt bestätigt, auch Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) behält sein Amt.

Das Innenressort übernimmt die bisherige Finanzministerin Katrin Lange, das Justizministerium der bisherige Medienstaatssekretär Benjamin Grimm, das Wirtschaftsministerium der Abgeordnete Daniel Keller (alle SPD).

Für das BSW wird das Gesundheits- und Sozialministerium künftig von der parteilosen früheren SPD-Politikerin Britta Müller, das Finanzressort von BSW-Landeschef Robert Crumbach und das Infrastrukturministerium von dem früheren Linken-Politiker und langjährigen Bürgermeister von Templin, Detlef Tabbert, geführt. Die Ernennung und Vereidigung von Agrarministerin Hanka Mittelstädt (SPD) soll zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.

Stellvertretender Ministerpräsident ist Crumbach, der vorher langjähriges SPD-Mitglied war. Chefin der Staatskanzlei bleibt Kathrin Schneider (SPD).

SPD führt Landesregierungen in Potsdam seit 1990

Die Legislaturperiode läuft regulär bis 2029. Woidke und der BSW-Landes- und Fraktionsvorsitzende Robert Crumbach hatten am Dienstag ihre Unterschriften unter den Koalitionsvertrag gesetzt.

Nach der Wahl am 22. September, bei der die Sozialdemokraten nach einer Aufholjad auf dem ersten Platz landeten, war das neue SPD-BSW-Bündnis die einzige Option, da beide Parteien eine Zusammenarbeit mit der AfD ausgeschlossen hatten.

Die SPD führt die Landesregierungen in Potsdam seit 1990 durchgängig an. Woidke, der seit 2013 Ministerpräsident ist, regierte zuletzt an der Spitze eines Bündnisses aus SPD, CDU und Grünen. Die Regierung war aber vor wenigen Wochen nach der Entlassung von Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) zerbrochen.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 11.12.2024, 19:30 Uhr

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115 Kommentare

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  1. 115.

    .....solange die Wahl geheim ist, wissen weder Sie noch ich, was wirklich passiert ist und Jan Redmann auch nicht. Warum sollte es eigentlich eine Absprache gegeben haben, wenn Dietmar Woidke im dritten Wahlgang die Stimmen mit einfacher Mehrheit gereicht hätten?

  2. 114.

    "....und wenn es genau das war, was Jan Redmann mit seiner Aussage noch verstärken wollte, den bitteren Beigeschmack?"

    Dann hat er als Demokrat genau richtig gehandelt!! Denn das die Hälfte der CDU-Abgeordneten spontan Woidke vor dem dritten Wahlgang wählen, ist genau wie wahrscheinlich?

  3. 113.

    "Jedenfalls hat die Wahl von Woidke einen sehr bitteren Geschmack bekommen,"

    ....und wenn es genau das war, was Jan Redmann mit seiner Aussage noch verstärken wollte, den bitteren Beigeschmack? Hier passiert nichts mehr ohne einen bestimmten Grund und im Februar sind Bundestagswahlen, vielleicht auch nicht ganz unentscheidend. Redmann hat mit seiner Aussage jedenfalls erstmal die Tür zwischen sich und Woidke zugeschlagen und dafür gibt es mit Sicherheit einen Grund.

  4. 112.

    Jedenfalls hat die Wahl von Woidke einen sehr bitteren Geschmack bekommen, was den Herrn aber nicht anficht. Ganz im Gegenteil ! Hauptsache Ministerpräsident, auch mit eventuellen AfD-Stimmen. Allein schon die Tatsache, dass ihm die eigenen Leute nicht folgen, gibt doch erheblich über den Zustand seiner Koalition zu denken und was für Leute sich in den Sattel haben heben lassen.

  5. 111.

    Es können genau so gut CDU-Abgeordnete gewesen sein, die Woidke ihre Stimme gegeben haben. Die Wahl war nun einmal geheim.

  6. 110.

    Ist in diesem Fall keine Meinung sondern eine mathematische Konsequenz. Das ist auch ein kleiner aber feiner Unterschied.

  7. 109.

    Es ist ihre Meinung, meine nicht.
    Das ist für mich völlig unwichtig, die Wahl ist gelaufen und nun folgt die Arbeit!

  8. 108.

    Stimme verweigert oder zusätzliche Stimme abgegeben ist aber in der Konsequenz und Eingrenzung ein riesiger Unterschied.
    Während es bei Heide ein SPD-Abweichler gewesen sein musste, sind es bei Woidke irgendwelche Mitglieder außerhalb der SPD und des BSW gewesen.

    Es ist also ein Unterschied, ob ein eigenes Mitglied die Zustimmung versagt oder ob ein Demokrat mithilfe der AfD gewählt wird, weil dies unweigerlich die nächste Frage aufwirft; zu welchem Preis?

  9. 107.

    Da die Wahl geheim war und sich niemand danach zu seiner Stimmabgabe öffentlich geäußert hat ist alles reine Spekulation und nur Stoff für die Medien.
    Bei Frau Simonis ist bis heute nicht bekannt wer ihr die Stimme verweigert hat.....und das ist jetzt 19 Jahre her!
    Fakt ist Herr Woidke ist gewählt und die Koalition kann mit der Arbeit beginnen!
    Viel Erfolg!

  10. 106.

    Chapeau! Sie haben die Methode Trump verinnerlicht: Einfach irgendwelchen Quatsch zusammenreden, irgendwer wird's schon glauben.

  11. 105.

    Einverstanden, aber warum dann das halbe Buch zum Ukraine-Krieg im Koalitionsvertrag, wenn es doch NUR um landespolitische Themen geht?!

  12. 104.

    Klar, hat man bei Diktatoren wie Hitler, Assat (damit’s nicht so langweilig wird) ja bestens gesehen.
    Und sie scheinen ja ihre eigenen Kommentare offenbar schnell zu vergessen oder warum sind dann ständige Seitenhiebe über Arrow3, amerikanische Mittelstreckenraketen und das „Ukraine“-Paper ihnen und vor allen Dingen Wagenknecht so wichtig, wenn es doch nur um landespolitische Themen geht?!

  13. 103.

    Können Sie bitte endlich einmal aufhören, uns mit ihren Weltpolitischen Überlegungen völlig sinnlos beim Lösen Brandenburger Probleme zu behindern? Das sind Bundesangelegenheiten, die Landesregierung muss sich um unser Bundesland kümmern, und da scheinen mir realistische Ansätze zu existieren.

  14. 102.

    Sorry Thomas,
    Sie dollten meine Beiträge etwas gründlicher lesen.
    Dann würden Sie erkennen, dass ich selbstverständlich weiß,wer hier der Aggressor ist. Und dass ich ihn nicht als Supermann verkaufe. Ich finde Ihre Verdrehung meiner Äußerungen eine absolute Frechheit. Oder ist es nur Ignoranz und Rechthaberei?

    Und wenn ich mich für Diplomatie einsetze, hat das nichts mit Wagenknechtgeschwurbel zu tun. Auch dass würden Sie wissen, wenn Sie gründlich lesen würden. Und zwar nicht zwischen meinen Zeilen, sondern ganz offen in meinen Zeilen.

    Der Unterschied zwischen Ihnen und mir ist, dass Sie ausschließlich auf militärische Maßnahmen setzen, während ich mich darüber hinaus auch für Diplomatie einsetze. Wenn Sie ein wenig in die Geschichte schauen wüßten Sie, dass dies der einzig erfolgreiche Weg ist.

  15. 101.

    Helmut Krüger hat bereits die richtige Antwort gegeben.

    Und nochmal: Sie wissen nicht, ob die CDU geschlossen gegen Woidke gestimmt hat

  16. 100.

    Vermutlich oder offensichtlich haben Betroffene den Wahlkampf und die Worte darin noch in Erinnerung. Ich vermute, dass Herr Woidke sich mit den Falschen angelegt hat.

  17. 99.

    Dann hören sie einfach damit auf, Putin als unbesiegbaren Supermann zu verkaufen und nehmen mal zur Kenntnis, wer hier der Aggressor ist und wer sich verteidigt.
    Und erzählen sie nicht ständig ihre „linke Wange rechte Wange“ Wahrheiten. Mit Putin kann man nicht als Bittsteller sondern nur aus der Position der Stärke verhandeln. Schwäche bestraft Putin umgehend mit Gewalt. Wenn sie den Ukraine-Krieg aufmerksam verfolgen, dürfte ihnen ja eigentlich nicht entgangen sein, zu welchen Anlässen Putin besonders brutal und massiv zivile Ziele bombardieren ließ?!
    Aber dazu müsste man auch mal zwischen den Zeilen lesen lernen, um die „Diplomatie“ dieses KGB Terroristen zu verstehen und weniger Wagenknecht-Geschwurbel hören.

  18. 97.

    Der große Unterschied zu Kemmerich ist:

    Kemmerichs FDP hat mit gerade mal 5 Prozent die kleinste Fraktion im Landtag gehabt. Er konnte von vorneherein nur mit Hilfe der AfD Ministerpräsident werden. Und bei seiner Wahl war auch klar ersichtlich, dass er die Stimmen der AfD bekam. Denn der AfD-Kandidat bekam von seiner eigenen Partei plötzlich keine Stimmen mehr. Er hat sich also komplett von der AfD abhängig gemacht.

    Woidke hingegen war nie von den Stimmen der AfD abhängig. Spätestens im dritten Wahlgang hätte ihm die einfache Mehrheit gerecht.

  19. 96.

    "Nochmal: Gelten für ihn und Liberale unterschiedliche Maßstäbe? Denn genau das ist es was sie machen..."

    ....ist es nicht, denn Jan Redmann hat etwas behauptet, von dem er nicht wissen kann, ob es stimmt oder nicht. Wieso ist die AfD eigentlich so still, falls es so sein sollte?

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