Brandenburg-Wahl - Woidke und Redmann haben ohne das BSW keine Mehrheit

Mo 23.09.24 | 00:41 Uhr
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Die Brandenburger Spitzenkandidaten Jan Redmann (r, CDU), Robert Crumbach (M, Bündnis Sahra Wagenknecht/BSW), und Ministerpräsident Dietmar Woidke (l, SPD), aufgenommen während einer Diskussionsveranstaltung zur Landtagswahl im Havel-Saal der Potsdamer Industrie- und Handelskammer (IHK). (Quelle: Soeren Stache/dpa)
Bild: Soeren Stache/dpa

Brandenburg wird seit 34 Jahren von der SPD regiert - mit wechselnden Koalitionspartnern. Nach der Landtagswahl zeichnet sich ab, dass die SPD zum Regieren das BSW braucht - trotz inhaltlicher Differenzen.

Bei der Bildung einer neuen Regierung kommt die derzeitige Regierungspartei SPD in Brandenburg wohl nicht am Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) vorbei.

Nach dem vorläufigen Ergebnis ist die SPD aus den Landtagswahlen in Brandenburg erneut knapp als stärkste Kraft hervorgegangen.

Rot-schwarz-dunkelrote Koalition?

Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) kündigte bereits kurz nach Bekanntgabe der ersten Hochrechnungen im ARD-Fernsehen an, Gespräche mit der CDU führen zu wollen. Allerdings stehen beide Parteien vor dem Problem, dass die Grünen es als bisheriger Koalitionspartner nicht erneut in den Landtag geschafft haben. Auch die Linke und BVB/Freie Wähler haben die Fünf-Prozent-Hürde verfehlt und kein Direktmandat gewonnen und sind künftig nicht mehr im Landtag vertreten

SPD und CDU haben keine Mehrheit im Landtag, brauchen also einen neuen Koalitionspartner. Bündnisse mit der AfD haben die Parteichefs Dietmar Woidke und Jan Redmann vor der Wahl explizit ausgeschlossen - so, wie alle anderen Parteien, einschließlich des BSW.

Die Sitze von CDU und SPD. (Quelle: infratest dimap)

Kein Unvereinbarkeitsbeschluss bei der CDU

Somit wäre eine rot-schwarz-burgunderrote Koalition eine denkbare Option auf eine mehrheitsfähige Regierung in Potsdam.

Erst Ende Mai hat sich der Brandenburger Landesverband des BSW gegründet - und es binnen kürzester Zeit auf zweistellige Umfragewerte gebracht. SPD und BSW schließen gegenseitig keine Zusammenarbeit aus und ein Unvereinbarkeitsbeschluss wie zur Linken liegt von der CDU zum BSW nicht vor.

Eine Koalition aus SPD, CDU und BSW. (Quelle: Infratest dimap)

Inhaltlich allerdings liegen zwischen BSW und beispielsweise der CDU Welten. So hatte der Brandenburger BSW-Chef Robert Crumbach bereits vor der Wahl eine Bedingung für eine mögliche Regierungsbeteiligung gestellt: Von Brandenburg müsse ein "deutliches Signal" an die Bundesrepublik ausgehen, "dass es zu einem schnellen Frieden in Russland kommt".

Mit "Frieden in Russland" meint Crumbach den Krieg, der fast ausschließlich auf ukrainischem Territorium stattfindet. Ein Affront für potenzielle Koalitionspartner, noch bevor die Landtagswahl überhaupt stattgefunden hatte.

Eine andere Option, die ebenfalls eine Mehrheit im Parlament hätte, wäre eine Regierungskoalition nur aus SPD und BSW - zu dieser Möglichkeit hat sich SPD-Chef Woidke bislang nicht geäußert.

Die Sitze von BSW und SPD. (Quelle: infratest dimap)

88 Sitze im neuen Landtag

Der künftige Brandenburger Landtag wird dabei weder Überhang-, noch Ausgleichsmandate enthalten. Die Mindestgröße von 88 Sitzen wird laut vorläufigem Endergebnis nicht überschritten. Sollte sich das Ergebnis endgültig bestätigen, stehen der AfD dem Zweitstimmenergebnis entsprechend 30 Mandate zu.

25 davon wird sie über die Direktmandate besetzen, da sie entsprechend viele Wahlkreise über die Erststimmen gewonnen hat. Überhangmandate entstehen hingegen, wenn eine Partei mehr Direktmandate holt, als ihr nach dem Ergebnis der Zweitstimmen zustehen.

Bei Landtagswahlen in Brandenburg gilt zudem: Erhält eine Partei drei oder mehr Überhangmandate, muss dies ausgeglichen werden. Die anderen Parteien im Landtag erhalten dann sogenannte Ausgleichsmandate. Auf diese Weise soll eine Verzerrung der Kräfteverhältnisse im Parlament verhindert werden. Dies wird nun nicht nötig sein.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 22.09.2024, 19:30 Uhr

40 Kommentare

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  1. 40.

    Es käme auf einen Versuch an. Was aber, wenn sich ein solcher Versuch als erfolgreich erweisen sollte und die AfD liefern
    würde ? Solange man aber dieser Partei keine Chance zur Mitarbeit und ihren knappen 460.000 Wählern gibt, sind alle Unkenrufe nur Schall und Rauch.

  2. 39.

    Herr Woidke wollte seine Macht behalten und hat sie bekommen. So wie die Wähler entschieden haben geht das ja dann wohl nur mit der kommunistischen Partei von Sarah Wagenknecht. Alle anderen sind abgewählt worden wie von Woidke gewollt.
    Ob das alles besser ist als mit der AFD mag dahingestellt sein.

  3. 38.

    Warum denn nicht? Der Platz ist da! In Brandenburg könnte man 4-5 AKW's bauen, aber diese AfD erzählt nicht, was es kosten und wie lange es dauern würde! Aus Gründen! Populismus der übelsten Sorte von Berndt!

  4. 37.

    Da werden sich die Nachbarn aber freuen, wenn sie mit der AfD um die Wette strahlen dürfen und sich bei Ihnen bestimmt bedanken. Hoffentlich friedlich ?

  5. 36.

    Ja, man kann nur den Kopf schütteln. Ich wäre ja dafür, das Endlager in das Wohnzimmer der AfD Mitglieder zu legen, wenn es denn ginge. Windkraft ist nicht so schön, aber andere Alternative sind es auch nicht. Es verstehe einer die Menschheit!

  6. 34.

    Na ja, sicherlich haben die Grünen auch Fehler gemacht, keine Frage, aber wer, wie Woidke, von den bisherigen Koalitionspartnern Wählerinnen aus purem Egoismus abwirbt und selbst der eigenem Partei in den Rücken fällt, muss jetzt zusehen, mit wem wer überhaupt noch koalieren kann. Viel Spaß dabei.

  7. 32.

    Die Grünen haben sich selbst aus dem Rennen genommen und ins eigene Knie geschossen. Nach den Analysen haben viele eigentlich Grünen-Wähler taktisch die SPD gewählt, dadurch Woidke gestärkt, aber gleichzeitig die eigene Partei unter die
    5 % Grenze gedrückt. Hätten sie das nicht gemacht, wäre die AfD zwar stärkste Partei geworden und Woidke mit den Stimmen der Grünen im Parlament weiterhin Ministerpräsident geblieben. Dumm gelaufen oder Kalkül ?

  8. 31.

    einige vergessen wohl das Mitglieder der AFD aus den Reihen der CDU/ CSU ( Splitter Organisation)stammen und Jahrzehnte Lang im Bundes sowie Landesparlamente einsaßen und erst der Austritt als Splitter Org. aus der CDU/ CSU zum Staatsfeind erkoren sind, wenn man bedenkt das sie etwa 15 % der CDU/ CSU Wähler mitgenommen haben.
    Wo stände wohl die CDU/ CSU in der Wählergunst in % ausgedrückt jetzt?

  9. 30.

    alte Parteifreunde / Genossen SPD die sich 1995 getrennt und sich bekämpft haben es wird eine wieder eine Hochzeit geben ( WSAG) finden wieder zueinander BSW ob das Langfristig auch für den Wähler/ Wirtschaft / Sozialstaat gut ist ???????

  10. 29.

    Genauso gefährlich ist es, Menschen wegen früherer Positionen zu brandmarken, zb. Wagenknecht als Ur-Kommunistin.
    Haltungen, Positionen ändern sich.
    Einige Beispiele gefällig?
    Herbert Wehner, Jürgen Trittin, Winfried Kretschmann. Alles ehemalige Kommunisten. Spielt das noch eine Rolle?

    Wofür Wagenknecht heute steht, ist nebulös.
    Man sollte ihr nicht hinterherrennen, aber sachlich kritisieren.
    Wählen muss man ihre Truppe micht, trotz einiger schlauer Köpfe.

  11. 28.

    Eines sollte doch allen mit klarem Verstand bewusst sein. Eine Ur-Kommunistin die von den Medien hoffiert wird und immer wieder eine Plattform für ihre Parolen erhält ist genau so gefährlich wie die AFD. Es wird zum Teil in den Medien gegen demokratisch geführte Parteien und Personen gehetzt die bei weitem mehr Verstand haben als die ideologisch verblendet geführten extrem Parteien. Natürlich ist das nicht so interessant für eine Talkshow.

  12. 27.

    Das BSW kann niemand richtig einschätzen, für mich undurchsichtig. Dann lieber eine Minderheitsregierung. Mir macht viel mehr die Landkarte mit den Wahlergebnisen Angst, zuviel blau. Hier gibt es viel zu tun um gegen zu steuern. Erinnert mich an die Zeit am Ende der Wimarer Republik

  13. 26.

    Halten wir mal fest:
    - eine neu gegründete Partei
    - kaum Mitglieder
    - kaum Strukturen
    - kein Programm, erst recht nicht für Landespolitik
    - eine Vorsitzende, die außer Egotrip kaum was kann und mitnichten bereit ist, Verantwortung zu übernehmen

    Wie will BSW das bewerkstelligen? Wer soll Posten übernehmen? Mit welchen inhaltlichen landespolitischen Positionen?
    Für eine Partei in diesem Zustand ist eine so frühzeitige Regierungsbeteiligung schon ein früher Todesstoß.
    Die hatten noch gar keine Zeit sich zu entwickeln. Der Fluch des Erfolges.

  14. 25.

    Von der politischen Grundausrichtung ist nur SPD mit BSW sinnvoll.

  15. 24.

    SPD und BSW müssen Kompromisse finden.

  16. 23.

    Woidke hat nicht mal seinen eigenen Wahlkreis gewonnen.Das Desaster ist doch, daß viele Abgeordnete Ihre Büros jetzt kündigen müssen und sich einen neuen Job suchen müssen.

  17. 22.

    Minderheitsregierung?

  18. 21.

    Das BSW kommunistisch?
    Da weiß jemand offenbar nicht, was kommunistisch bedeutet.

    Allerdings wissen die selbst nicht, was sie sind. Außer DAGEGEN.

    Auf deren Regierungsmitarbeit, ob direkt oder per Tolerierung, bin ich gespannt.
    Wird das konstruktiv oder zerlegen sie sich darüber?
    Konstruktiv könnte es nur werden, wenn die sich von Wagenknecht emanzipieren. Denn sie hat ja neulich im Interview gesagt, dass die Partei nicht umsonst ihren Namen trägt. Damit klar ist, wer das Sagen hat.

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