Viele Nichtwähler mobilisiert - So wanderten die Wähler bei der Brandenburger Landtagswahl
Die Landtagswahl wird die Kräfteverhältnisse im Brandenburger Landtag diesmal besonders stark verändern. Hauptgründe für die Wählerwanderung ist eine starke Mobilisierung früherer Nichtwähler, die Gründung des BSW - und der Faktor Woidke.
Die Brandenburger Landtagswahl hat in diesem Jahr eine breite Wählerwanderung ausgelöst. Davon hat allen voran das BSW profitiert, aber auch die AfD und die SPD erhielten viele Stimmen von Wählerinnen und Wählern, die vor fünf Jahren noch für andere Parteien - oder überhaupt nicht abgestimmt hatten.
Die Linke und die Grünen, die beide nicht mehr im Landtag vertreten sein werden, haben die meisten Wähler an andere Parteien verloren. Ein Überblick.
143.000 Wähler wandern zu Woidke
Die SPD hat als Wahlsiegerin im Vergleich zur Wahl 2019 noch einmal an Stimmen zugelegt. 51.000 davon kamen von Nichtwählern, allerdings wanderten auch Wähler anderer Parteien zu den Sozialdemokraten - die Wählerwanderung zugunsten der SPD ging in erster Linie zulasten der Grünen, die an die SPD 47.000 Stimmen verloren und nun nicht mehr im Landtag vertreten sind. Von der Linken wanderten 25.000 Wähler zur SPD. Diese Abwanderung trug dazu bei, dass es auch die Linke nicht in den Landtag schafft. Die SPD erhielt aber auch Stimmen von Menschen, die ihre Kreuze vorher bei der CDU (13.000) oder bei den Freien Wählern (7.000) gemacht hatten.
Verloren hat die SPD allerdings auch 26.000 Wähler:innen an das BSW und 13.000 an die AfD.
AfD als Nichtwähler-Magnet
Die AfD mobilisierte vor allem Nichtwähler. 79.000 Menschen, die der Wahl 2019 noch fernblieben, unterstützten diesmal die AfD. Neben den 13.000 früheren SPD-Wählern wanderten 21.000 Ex-CDU-Wähler und 7.000 Unterstützer der BVB/Freie Wähler zur AfD - von früheren Linke-Wählern erhielt die Partei 6.000 Stimmen, von den Grünen wanderten 3.000 Menschen zur AfD. Der Stimmenzuwachs der AfD durch Wähler anderer Parteien fällt damit insgesamt weniger ins Gewicht der Zuwachs durch bisherige Nichtwähler.
16.000 Menschen wanderten von der AfD zum Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW).
BSW lässt Linke aus dem Landtag verschwinden
Das kurz vor der Wahl gegründete BSW hat den größten Anteil daran, dass die Linke im Brandenburger Landtag keine Rolle mehr spielt. 44.000 Linke-Wähler wanderten zum Bündnis Sahra Wagenknecht, während das BSW bei seiner ersten Teilnahme an einer Landtagswahl in Brandenburg zudem 41.000 Stimmen von früheren Nichtwählern erhielt.
Nennenswerten Zuwachs gab es auch durch frühere Unterstützer der SPD (26.000), der AfD (16.000), der BVB / Freie Wähler (14.000) und der CDU (13.000) – von Ex-Grünen-Wählern heimste das BSW 5.000 Stimmen ein.
CDU verliert an drei Konkurrenten
Die CDU, die bei der Landtagswahl in Brandenburg mit rund 12 Prozent schlechter abschnitt (-3,5 Prozent) als bei der Wahl davor, verlor 21.000 ihrer Wähler an die AfD. 14.000 frühere CDU-Wähler wanderte zum BSW und 13.000 zur SPD.
Die CDU erhielt allerdings auch 12.000 Stimmen aus den Reihen früherer Nichtwähler und 5.000 Stimmen von Wählern, die vorher die Grünen unterstützt hatten.
Drei Viertel der verlorenen Grünen-Wähler wandern zu Woidke
Die Partei Bündnis 90 /Die Grünen gehören neben CDU, Linken und den Freien Wählern zu den Verlierern der Brandenburger Landtagswahl. Dass sie nicht mehr in den Landtag einziehen, liegt vor allem an der Wählerwanderung zur SPD: 47.000 frühere Grüne-Wähler machten ihr Kreuz in diesem Jahr bei den Sozialdemokraten - das ist mit Abstand der größte Anteil, der den Grünen verloren ging - die Wanderungen früherer Grüne-Wähler zur CDU (5.000), zum BSW (5.000), zur AfD (3.000) und in das Lager der Nichtwähler (2.000) fielen dagegen vergleichsweise weniger ins Gewicht.
Linke verliert große Teile ihrer Wählerschaft
Der Stimmanteil der Linken ist im Vergleich zur Wahl 2019 um sieben Prozentpunkte geschrumpft. Mit einem Stimmanteil von drei Prozent wird die Partei künftig nicht mehr im Landtag vertreten sein.
Das liegt vor allem an einer Wählerwanderung von 44.000 früheren Linke-Wählern in Richtung BSW. 21.000 Linke-Wähler wanderten zudem zur SPD, 6.000 zur AfD und 2.000 zu BVB/Freie Wähler.
Wie BVB/Freie Wähler verloren haben
Die Stimmenanteil der Brandenburger Vereinigte Bürgerbewegungen (BVB) /Freie Wähler halbierte sich im Vergleich zur Wahl im Jahr 2019 und betrug nach den letzten Informationen nur noch 2,6 Prozent. Für die Verluste verantwortlich sind in erster Linie 12.000 Unterstützer, die nun ihr Kreuz beim Bündnis Sahra Wagenknecht gemacht haben. An die AfD und an die SPD verloren die Freien Wähler jeweils 7.000 Stimmen.
Je 2.000 Wähler wanderten von der Linken und den Nichtwählern zu den Freien Wählern - diese Zugewinne reichen der Partei am Ende allerdings nicht für einen Einzug in den Landtag.
Sendung: Brandenburg aktuell, 23.09.2024, 19:30 Uhr