Viele Nichtwähler mobilisiert - So wanderten die Wähler bei der Brandenburger Landtagswahl

Mo 23.09.24 | 15:08 Uhr
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Wählerwanderung SPD. (Quelle: infratest dimap)
Bild: infratest dimap

Die Landtagswahl wird die Kräfteverhältnisse im Brandenburger Landtag diesmal besonders stark verändern. Hauptgründe für die Wählerwanderung ist eine starke Mobilisierung früherer Nichtwähler, die Gründung des BSW - und der Faktor Woidke.

Die Brandenburger Landtagswahl hat in diesem Jahr eine breite Wählerwanderung ausgelöst. Davon hat allen voran das BSW profitiert, aber auch die AfD und die SPD erhielten viele Stimmen von Wählerinnen und Wählern, die vor fünf Jahren noch für andere Parteien - oder überhaupt nicht abgestimmt hatten.

Die Linke und die Grünen, die beide nicht mehr im Landtag vertreten sein werden, haben die meisten Wähler an andere Parteien verloren. Ein Überblick.

143.000 Wähler wandern zu Woidke

Die SPD hat als Wahlsiegerin im Vergleich zur Wahl 2019 noch einmal an Stimmen zugelegt. 51.000 davon kamen von Nichtwählern, allerdings wanderten auch Wähler anderer Parteien zu den Sozialdemokraten - die Wählerwanderung zugunsten der SPD ging in erster Linie zulasten der Grünen, die an die SPD 47.000 Stimmen verloren und nun nicht mehr im Landtag vertreten sind. Von der Linken wanderten 25.000 Wähler zur SPD. Diese Abwanderung trug dazu bei, dass es auch die Linke nicht in den Landtag schafft. Die SPD erhielt aber auch Stimmen von Menschen, die ihre Kreuze vorher bei der CDU (13.000) oder bei den Freien Wählern (7.000) gemacht hatten.

Verloren hat die SPD allerdings auch 26.000 Wähler:innen an das BSW und 13.000 an die AfD.

AfD als Nichtwähler-Magnet

Die AfD mobilisierte vor allem Nichtwähler. 79.000 Menschen, die der Wahl 2019 noch fernblieben, unterstützten diesmal die AfD. Neben den 13.000 früheren SPD-Wählern wanderten 21.000 Ex-CDU-Wähler und 7.000 Unterstützer der BVB/Freie Wähler zur AfD - von früheren Linke-Wählern erhielt die Partei 6.000 Stimmen, von den Grünen wanderten 3.000 Menschen zur AfD. Der Stimmenzuwachs der AfD durch Wähler anderer Parteien fällt damit insgesamt weniger ins Gewicht der Zuwachs durch bisherige Nichtwähler.

16.000 Menschen wanderten von der AfD zum Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW).

Wählerwanderung AfD. (Quelle: infratest dimap)

BSW lässt Linke aus dem Landtag verschwinden

Das kurz vor der Wahl gegründete BSW hat den größten Anteil daran, dass die Linke im Brandenburger Landtag keine Rolle mehr spielt. 44.000 Linke-Wähler wanderten zum Bündnis Sahra Wagenknecht, während das BSW bei seiner ersten Teilnahme an einer Landtagswahl in Brandenburg zudem 41.000 Stimmen von früheren Nichtwählern erhielt.

Nennenswerten Zuwachs gab es auch durch frühere Unterstützer der SPD (26.000), der AfD (16.000), der BVB / Freie Wähler (14.000) und der CDU (13.000) – von Ex-Grünen-Wählern heimste das BSW 5.000 Stimmen ein.

CDU verliert an drei Konkurrenten

Die CDU, die bei der Landtagswahl in Brandenburg mit rund 12 Prozent schlechter abschnitt (-3,5 Prozent) als bei der Wahl davor, verlor 21.000 ihrer Wähler an die AfD. 14.000 frühere CDU-Wähler wanderte zum BSW und 13.000 zur SPD.

Die CDU erhielt allerdings auch 12.000 Stimmen aus den Reihen früherer Nichtwähler und 5.000 Stimmen von Wählern, die vorher die Grünen unterstützt hatten.

Wählerwanderung CDU. (Quelle: infratest dimap)

Drei Viertel der verlorenen Grünen-Wähler wandern zu Woidke

Die Partei Bündnis 90 /Die Grünen gehören neben CDU, Linken und den Freien Wählern zu den Verlierern der Brandenburger Landtagswahl. Dass sie nicht mehr in den Landtag einziehen, liegt vor allem an der Wählerwanderung zur SPD: 47.000 frühere Grüne-Wähler machten ihr Kreuz in diesem Jahr bei den Sozialdemokraten - das ist mit Abstand der größte Anteil, der den Grünen verloren ging - die Wanderungen früherer Grüne-Wähler zur CDU (5.000), zum BSW (5.000), zur AfD (3.000) und in das Lager der Nichtwähler (2.000) fielen dagegen vergleichsweise weniger ins Gewicht.

Wählerwanderung Grüne. (Quelle: infratest dimap)

Linke verliert große Teile ihrer Wählerschaft

Der Stimmanteil der Linken ist im Vergleich zur Wahl 2019 um sieben Prozentpunkte geschrumpft. Mit einem Stimmanteil von drei Prozent wird die Partei künftig nicht mehr im Landtag vertreten sein.

Das liegt vor allem an einer Wählerwanderung von 44.000 früheren Linke-Wählern in Richtung BSW. 21.000 Linke-Wähler wanderten zudem zur SPD, 6.000 zur AfD und 2.000 zu BVB/Freie Wähler.

Wählerwanderung Linke. (Quelle: infratest dimap)

Wie BVB/Freie Wähler verloren haben

Die Stimmenanteil der Brandenburger Vereinigte Bürgerbewegungen (BVB) /Freie Wähler halbierte sich im Vergleich zur Wahl im Jahr 2019 und betrug nach den letzten Informationen nur noch 2,6 Prozent. Für die Verluste verantwortlich sind in erster Linie 12.000 Unterstützer, die nun ihr Kreuz beim Bündnis Sahra Wagenknecht gemacht haben. An die AfD und an die SPD verloren die Freien Wähler jeweils 7.000 Stimmen.

Je 2.000 Wähler wanderten von der Linken und den Nichtwählern zu den Freien Wählern - diese Zugewinne reichen der Partei am Ende allerdings nicht für einen Einzug in den Landtag.

Wählerwanderung BVB/ Freie Wähler. (Quelle: infratest dimap)

Sendung: Brandenburg aktuell, 23.09.2024, 19:30 Uhr

10 Kommentare

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  1. 10.

    Ja ist ja alles schon und gut, nur erkenne ich dann dennoch keine Verbindlichkeit.
    Da können noch so viele Experten, Wissenschaftler, Institute involviert sein.
    Letztlich ist es eine Faktenlose Verallgemeinerung.

  2. 9.

    Also das zu den Grünen und Linken dürfte schon aus Logik nicht stimmen (und ich bin von Beiden kein Freund).
    Aber das da jeweils nicht mal EIN Nicht- bzw. Erstwähler seine Stimme gegeben hat, läß die "Wählerwanderungstheorien" doch als Utopien wirken.
    Aber egal, diese Wahl ist Geschichte.

  3. 7.

    Nachdem Russland die Ukraine überfallen hat, wurde Deutschland weltweit belächelt für die Lieferung von Stahlhelmen.
    Gebracht hat es nix. Putin hat am lautesten gelacht und weiter gemacht.
    Die Taktik Frieden schaffen durch einseitige Entwaffnung hat also überhaupt nicht funktioniert.
    Gegen solche Imperialisten hilft die Taktik linke Backe hinhalten weil die andere schon kaputt ist nicht.

  4. 6.

    Frieden schaffen kann aber nicht die SPD (schon gar nicht in einem Bundesland).
    Sofortigen Frieden schaffen könnte aber der Herr Putin im Kreml (sogar gleich jetzt heute)- in dem er seinen völkerrechtswidrigen Angriff gegen die Ukraine beendet uns seine Truppen aus der gesamten Ukraine zurückzieht.

  5. 5.

    Sehr einfältig, finden Sie nicht? Wir haben es doch tausendmal durchdiskutiert und jetzt kommen Sie mit ,,Friedenswunsch''. Sehen Sie der Realität ins Auge, Mann. Meinen Sie nicht, daß Alle Parteien Frieden wollen? Nur einer eben nicht, der mit den roten Hörnern, der Wladimir.

  6. 4.

    schön, dass das BSW nun zum Zünglein an der Waage wird.
    Ich hoffe sie werden ihrer Verantwortung gerecht und machen der SPD klar, dass ohne Frieden alles den Bach runtergeht.

  7. 3.

    Wähler werden repräsentativ nach der Wahl befragt (frühere/jetzige Wahl). Dann geben sie offen über ihr Wahlverhalten Auskunft. Diese Angaben sind dann Grundlage für Berechnungen des Abstimmungsverhaltens, den Wählerwanderungen im Großen.

  8. 2.

    Mich würde mal interessieren wie man diese Wählerwanderungen bei einer geheimen Wahl mit der vermeintlichen Sicherheit ermittelt? Welche mathematischen Methoden stecken dahinter.
    Die absolute Stimmenanzahl vergleichen reicht ja nicht aus.

  9. 1.

    Die Wahl in BB zeigt eins:
    Es geht nicht mehr um Inhalte, sondern nur noch um Personen.

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