Direktmandate in Brandenburg - So haben die Spitzenkandidaten abgeschnitten

So 01.09.19 | 23:31 Uhr
01.09.2019, Brandenburg, Potsdam: Benjamin Raschke (l-r), Spitzenkandidat von Bündnis 90/Die Grünen, Andreas Kalbitz, Spitzenkandidat der AfD für die Landtagswahl in Brandenburg, Moderatorin Tatjana Jury, Dietmar Woidke (SPD), Ministerpräsident von Brandenburg, Ingo Senftleben, Spitzenkandidat der CDU für die Landtagswahl in Brandenburg, Péter Vida, Landesvorsitzender von BVB/Freie Wähler und Kathrin Dannenberg, Spitzenkandidatin der Partei Die Linke stehen bei der TV-Runde im Landtag zusammen. (Bild: dpa/Christoph Soeder)
Bild: dpa/Christoph Soeder

Das politische Standing bemisst sich auch an einer Größe: Hat der Spitzenkandidat einer Partei seinen eigenen Wahlkreis gewinnen können oder nicht? Für einige gab es in Brandenburg ein böses Erwachen.

Der amtierende Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hat sein Direktmandat in seinem Wahlkreis Spree-Neiße I verteidigt - allerdings mit deutlichen Verlusten. Für Woidke stimmten 36,2 Prozent der Wähler, bei der vorherigen Landtagswahl 2014 war er noch auf fast 50 Prozent gekommen. Der AfD-Kandidat Steffen Kubitzki folgt auf dem zweiten Platz mit 32,4 Prozent der Stimmen. Damit liegt Woidke deutlich über dem Zweitstimmenergebnis in seinem Wahlkreis - hier lag die AfD mit 33,9 Prozent vorne, die SPD kam dahinter auf 28 Prozent.

Der CDU-Spitzenkandidat Ingo Senftleben hat das Direktmandat in seinem Wahlkreis Oberspreewald-Lausitz I ebenfalls unter Verlusten erneut gewonnen. 26,3 Prozent der Wähler gaben ihm ihre Stimme, knapp zehn Prozentpunkte weniger als 2014. Gabriele Theiss von der SPD kam ganz knapp dahinter auf 25,8 Prozent der Stimmen. Der Kandidat mit dem dritthöchsten Stimmanteil war Ringo Jünigk von der Linken mit 11,4 Prozent. Die AfD hatte in dem Wahlkreis aus formalen Gründen keinen Kandidaten.

Kathrin Dannenberg von der Partei Die Linke in der Wahlarena des rbb (Quelle: rbb)
"Wir haben Politik von oben gemacht, wir waren zu wenig in den Regionen, haben zu wenig mit den Menschen geredet": Die Linken-Spitzenkandidatin Kathrin Dannenberg. | Bild: rbb

Linke Doppelspitze verpasst Direktmandate

Die Doppelspitze der Linken konnte ihre jeweiligen Direktmandate nicht gewinnen: Die Spitzenkandidatin Kathrin Dannenberg kam in Oberspreewald-Lausitz III / Spree-Neiße III auf 11,6 Prozent der Stimmen, es war der vierthöchste Anteil. Daniel Münschke (AfD) wurde mit einem Ergebnis von 28 Prozent direkt in den Potsdamer Landtag gewählt, gefolgt von Kathrin Schneider (SPD) mit 24,6 und Roswitha Schier (CDU) mit 20,4 Prozent der Stimmen.

Sebastian Walter erreichte im Kreis Barnim I ebenfalls nur den vierthöchsten Stimmenanteil, mit 15,9 Prozent. Hardy Lux (SPD) holte das Direktmandat mit 23,9 Prozent, knapp vor Roman Kuffert von der AfD mit 23,3 Prozent.

AfD-Spitzenkandidat Kalbitz wird Zweiter

Andreas Kalbitz, Spitzenkandidat der AfD, konnte seinen Erststimmen-Anteil in seinem Wahlkreis im Vergleich zu 2014 mehr als verdoppeln. Das Direktmandat in Dahme-Spreewald II / Oder-Spree I verpasste der AfD-Kandidat dennoch. Ludwig Scheetz von der SPD verteidigte den Sitz im Landtag mit 27,3 Prozent, es waren 0,2 Prozentpunkte weniger als bei der vorherigen Landtagswahl. Der CDU-Kandidat Christian Schroeder kam relativ abgeschlagen auf Platz drei, für ihn entschieden sich 13,8 Prozent der Wähler mit ihren Erststimmen.

Beide Grünen-Kandidaten steigern sich - für Direktmandate reicht es nicht

Die Grünen schickten, wie die Linke, eine Doppelspitze aus Kandidatin und Kandidat in den Wahlkampf. Benjamin Raschke konnte im Kreis Dahme-Spreewald III im Vergleich zu 2014 zulegen, seine 7,3 Prozent reichten allerdings bei weitem nicht für ein Direktmandat. Das holte Hans-Christoph Berndt von der AfD mit 28,9 Prozent der Erststimmen - er hatte sich zum ersten Mal aufstellen lassen. Der vorherige direkt gewählte Abgeordnete Sascha Philipp (SPD) kam auf 25,7 Prozent, fast zwölf Prozentpunkte weniger als bei der Wahl 2014.

Ursula Nonnemacher kam im Wahlkreis Havelland II auf ein deutlich stärkeres Ergebnis: Sie bekam 21,2 Prozent der Stimmen, knapp 14 Prozentpunkte mehr als 2014. Im Kampf um das Direktmandat reichte das für den dritten Platz. Barbara Richstein (CDU) wurde mit 22,3 Prozent in den Landtag gewählt, vor Ines Jesse (SPD) mit 21,8 Prozent. Bündnis 90 / Die Grünen holten in ganz Brandenburg ein einziges Direktmandat: Marie Schäffer wurde in Potsdam I mit 27 Prozent direkt ins Parlament gewählt.

BVB / Freie Wähler-Spitzenkandidat Vida schafft Direktmandat

BVB / Freie Wähler hatten am Sonntag doppelt Grund zur Freude: Sie schaffen es aller Voraussicht nach mit knapp über fünf Prozent der Zweitstimmen in den Landtag. Der Spitzenkandidat Péter Vida gewann zudem seinen Wahlkreis Barnim II: Mit 23,9 Prozent der Stimmen holte er für seine Partei das einzige Direktmandat im gesamten Bundesland - ein Zuwachs von 14,1 Prozentpunkten im Vergleich zur Wahl 2014. Damit verwies Vida die Landtagspräsidentin Britta Stark (SPD) auf den zweiten Platz, sie kam auf 21,8 Prozent der Stimmen.

Der FDP-Spitzenkandidat Hans-Peter Goetz erreichte im Wahlkreis Potsdam-Mittelmark IV 7,9 Prozent der Erststimmen. Damit verbesserte er sich um 4,3 Prozentpunkte, das reichte für den sechsten Rang. Sebastian Rüter (SPD) errang das Direktmandat mit 26,8 Prozent. Im Parlament in Potsdam wird die FDP nicht vertreten sein: Die Liberalen verfehlten die nötige Fünf-Prozent-Hürde am Ende deutlich.

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