Die Spitzenkandidaten | Sebastian Walter (Die Linke) - Der Hoffnungsträger aus der linken U30-Mannschaft

Fr 19.07.19 | 07:10 Uhr | Von Stephanie Teistler
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Sebastian Walter (Quelle: dpa)
Video: Brandenburg Aktuell | 11.07.2019 | Stephanie Teistler | Bild: dpa

Eigentlich sollte Diana Golze die Linke in den Wahlkampf führen. Nach ihrem Rückzug setzt die Partei auf das Spitzenduo Kathrin Dannenberg und Sebastian Walter. Der 29-jährige Walter kandidiert zum ersten Mal und will im Landtag für ein solidarisches Brandenburg kämpfen. Von Stephanie Teistler

"Ohne mich wäre der Landtag zwar immer noch ein demokratisches Parlament, aber vielleicht auch etwas langweiliger", sagt Sebastian Walter selbstbewusst. Für den 29-Jährigen aus Eberswalde ist es das erste Mal, dass er für Brandenburgs oberste Volksvertretung kandidiert. Für die Linke zieht er als eine Hälfte des Spitzenduos in den Wahlkampf, neben der 52-jährigen Kathrin Dannenberg.

Etwas gegen Nazis tun

Einen seiner bisher größten politischen Erfolge hat Walter 2013 in Finowfurt erlebt, bei einer Protestveranstaltung gegen Nazi-Konzerte. "Wir haben damals mit vielleicht 300 Menschen gerechnet. Und ich weiß noch, was das für ein tolles Gefühl war, als ich gemeinsam mit dem Bürgermeister in der ersten Reihen stand und wir uns dann umdrehten und das Ende der Demonstration nicht gesehen haben", erzählt der junge Linken-Politiker.

Etwas gegen Nazis tun: Das ist nur eines der Themen, durch die Walter als Jugendlicher politisiert wird. Mit 14 geht er zur Linksjugend, mit 17 gründet er das Jugendbündnis für ein tolerantes Eberswalde mit. Dabei lernt er schnell, dass er über Parteigrenzen hinaus mehr erreichen kann.

"Als wir hier in Finowfurt die erste Demonstration damals angemeldet haben, kamen 40 Leute und wir hatten das Dorf gegen uns", erinnert sich Walter. "Weil sie Angst davor hatten, dass wir sie ins falsche Licht rücken würden, was natürlich überhaupt nicht unsere Absicht war.. Und das war so ein Moment, in dem ich dachte, ok, alleine kommst du hier nicht weiter, du musst tatsächlich mit verschiedenen anderen Menschen hier zusammenarbeiten."

Unbekannt, aber gut vernetzt

Vielen sagt der Name Sebastian Walter noch nichts, dabei hat er sich schon lange durch die Partei gearbeitet, ist gut vernetzt. Mit 24 Jahren wird er stellvertretender Vorsitzender der Brandenburger Linken. Die Partei setzt auf ihn, doch dass er sie mit erst 29 Jahren in den Wahlkampf führt, ist sicher auch der dünnen Personaldecke bei den Linken geschuldet.

Angst davor, verheizt zu werden, hat Walter aber nicht. "Ich glaube, wenn man sich andere Parteien anguckt, dann gibt es das. Aber ich bin selbstbewusst genug. Ich habe mittlerweile auch einen Erfahrungshintergrund, wo ich weiß, dass man sich selbst nicht so wichtig nehmen sollte", sagt er.

Ziel: Weiterregieren

Bis zu seiner Kandidatur war Sebastian Walter beim Deutschen Gewerkschaftsbund. Das habe seinen Blick für gerechte Löhne und Arbeitsbedingungen noch einmal geschärft. Außerdem setzt er sich gegen die Privatisierung öffentlicher Grundstücke ein. Als Negativbeispiel nennt er das ehemalige Finanzamt in Eberswalde, das heute Ruine statt Wohnraum ist.  

Walter hat zwar Lehramt studiert, sein Beruf ist aber schon lange die Politik. Der Glaubwürdigkeit seines Engagements nimmt das nichts, findet der Barnimer Landrat Daniel Kurth (SPD). Der kennt Walter schon seit mehr als zehn Jahren. "Ich glaube tatsächlich, dass sein Antrieb nicht ist, morgen eine Stufe weiter oben zu sein, sondern wirklich das Leben besser zu machen, Verteilungsgerechtigkeit zu organisieren", sagt Kurth.

Sebastian Walter selbst setzt mit der Linken auf Weiterregieren. Ob das klappt, ist noch unklar. Ein Platz im Landtag ist Walter auf der Spitzenposition aber auf jeden Fall sicher.

Dieses Porträt über den Linke-Spitzenkandidaten Sebastian Walter ist das fünfte einer Reihe, in der wir Ihnen die Spitzenkandidaten jener Parteien vorstellen, die gute Chancen haben, nach der Wahl am 1. September 2019 im neuen Landtag vertreten zu sein. Bereits vorgestellt wurden: Péter Vida von der BVB/Freie Wähler, Ingo Senftleben von der CDU, Ursula Nonnemacher von den Grünen, Hans-Peter Goetz von der FDP.

Als nächstes folgt: Andreas Kalbitz, AfD

Sendung: Brandenburg Aktuell, 11.07.2019, 19:30 Uhr

Beitrag von Stephanie Teistler

2 Kommentare

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  1. 2.

    Mit 18 Kreisvorsitzender mit 21? stellvertretender Landesvorsitzender (Damals lag die Linke noch bei Umfragen bei 28%) und ich wette nachdem die Linke bei der nächsten Landestagswahl unter 13% bekommen wird. Hoffnungsträger und Neuanfang der Linken. Das er eigentlich zur Altlast gehört wird das übersehen ist halt jung. Gibt halt auch in der Politik junge Menschen die eigentlich zu den Altlasten gehören.
    Berufspolitiker ist die korrekte Bezeichnung für solche Menschen. Wie einige in Sport voran kommen un ab 12 das intensiv betreiben und wenn es klappt später gefeiert werden , ist das bei Herrn Walter die Politik.

  2. 1.

    Solche Leute braucht das Land Brandenburg und Bremen um glücklich zu werden.

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