BerlinTrend | Analyse - Wie Baerbock und Laschet die Berlin-Wahl beeinflussen

Mi 28.04.21 | 18:00 Uhr | Von Sebastian Schöbel
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Collage: v.li: Armin LASCHET (CDU), Annalena BAERBOCK, (Buendnis 90/die Gruenen). (Quelle: dpa/Malte Ossowski/Sven Simon)
Audio: Inforadio | 28.04.2021 | Thorsten Gabriel | Bild: dpa/Malte Ossowski/Sven Simon

Für die Berliner Grünen geht es in den Umfragen wieder aufwärts, für die CDU abwärts. Das ist das Ergebnis des neuen BerlinTrends. Die Spitzenkandidaten sind dafür offensichtlich nicht ausschlaggebend - zumindest nicht die auf Landesebene. Von Sebastian Schöbel

Als Bettina Jarasch, die Spitzenkandidatin der Grünen, am vergangenen Wochenende im rbb-Inforadio auf ihre relativ geringen Bekanntheitswerte angesprochen wurde, musste sie erstmal lachen. "Mein Eindruck ist, dass sich das von Tag zu Tag verändert." Die Menschen "sind neugieriger", so Jarasch. "Deswegen wollen mehr und mehr Leute wissen, wer die Frau ist, die im September wohlmöglich ins Rote Rathaus einzieht und die Geschicke der Stadt mitbestimmt."

Grüne profitieren vom Baerbock-Effekt

Zumindest beim zweiten Punkt gibt Jarasch der neue BerlinTrend von infratest dimap im Auftrag der rbb-Abendschau und der "Berliner Morgenpost" recht: Die Chancen der Grünen, im September stärkste Kraft zu werden, sind weiterhin gut. Würde jetzt gewählt werden, kämen sie auf 27 Prozentpunkte der Stimmen, vier Prozentpunkte mehr als beim letzten BerlinTrend im Februar.

An Jarasch selbst dürfte das aber nicht liegen - ihre Werte stagnieren in den Umfragen: Nur 23 Prozent der Gefragten gaben an, Jarasch zu kennen, fast unverändert von 24 Prozent im Februar.

Dass die Umfragewerte der Grünen dennoch wieder steigen, nachdem sie im Februar ein wenig gesunken waren, dürfte also vor allem der Verdienst ihrer neuen Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock sein. Die historische Nominierung der 40-Jährigen zwei Tage vor Start der BerlinTrend-Umfrage unter 1.162 Wählerinnen und Wählern verschafft auch den Grünen in Berlin Zuspruch - und wird wohl zu ihrem wichtigsten Erfolgsfaktor bei der Abgeordnetenhauswahl werden.

Befürchtung der CDU wegen Laschet wird wahr

Auch die CDU wird bei der Berlin-Wahl sehr genau auf ihre Bundespartei und Kanzlerkandidat Armin Laschet schauen - nur unter völlig anderen Vorzeichen. "Wir machen uns schon Sorgen, dass die hohen Zustimmungswerte, die Markus Söder deutschlandweit entgegengebracht werden, nicht bei Armin Laschet vorliegen", hatte CDU-Fraktionschef Burkard Dregger der rbb-Abendschau gesagt, nachdem das Kanzlerkandidatenduell zwischen Markus Söder (CSU) und Laschet entschieden war. Die Berliner CDU, allen voran ihr Spitzenkandidat Kai Wegner, hatte sich früh und deutlich für Söder stark gemacht. Gut eine Woche später wird ihre Befürchtung im BerlinTrend bestätigt: Die CDU rutscht um vier Prozentpunkte auf 18 Prozent ab. Setzt sich der Trend fort, könnte Laschet im September bei der gleichzeitig stattfindenden Bundestagswahl eine echte Hypothek für die Berliner CDU werden.

Giffey bringt SPD nicht voran

Wenig Erfreuliches können SPD und Linke aus dem BerlinTrend ziehen, sie kommen auf 17 beziehungsweise 14 Prozent, je ein Prozentpunkt weniger als im Februar. SPD-Spitzenkandidatin Franziska Giffey genießt zwar weiterhin hohe Bekanntheitswerte, dafür sinkt die Zufriedenheit mit ihrer Arbeit auf 41 Prozent (-1). Auch der Spitzenkandidat der Linken, Klaus Lederer, büßt bei der Wählerzufriedenheit ein. Vor allem Giffey kommt trotz großer medialer Präsenz und Dauerwahlkampf - auch gegen die beiden Koalitionspartner - in den Umfragen nicht recht vom Fleck, die 20 Prozent Stimmenanteil vom April 2020 konnte sie bisher nicht erreichen.

Bei den Linken ist derweil ein langsamer aber stetiger Sinkflug in den Umfragen seit den famosen 22 Prozent vor drei Jahren nicht mehr zu leugnen. Aus dem hohen Zuspruch für den Mietendeckel konnten sie bislang keinen politischen Profit schlagen.

Rein rechnerisch reicht es aktuell dennoch für eine Fortsetzung der rot-rot-grünen Koalition, wobei die Grünen in die Führungsrolle rutschen würden - so, wie es ihre Spitzenkandidatin Jarasch auch offen formuliert. Andere Farbenspiele, etwa eine Ampel aus Grünen, CDU und FDP ist derweil nur rechnerisch möglich, politisch liegen die Parteien zum Teil weit auseinander.

70 Prozent der Wähler unzufrieden mit Corona-Management

FDP und AfD verharren im BerlinTrend im hohen einstelligen Bereich. Die AfD steckte monatelang in einem Richtungsstreit, der die tiefen Gräben in der Partei offenlegte. Ein Wahlprogramm gibt es bislang genauso wenig wie einen Spitzenkandidaten oder eine Spitzenkandidatin. Die Freien Demokraten dringen derweil mit ihrer Kritik an den Eindämmungsmaßnahmen und der Beschneidung der Grundrechte nicht recht durch.

Dabei wächst durchaus die Unzufriedenheit mit dem Corona-Krisenmanagement des Senats: Inzwischen sind 70 Prozent der Befragten unzufrieden oder gar sehr unzufrieden damit, insgesamt 14 Prozent mehr als im Februar.

An zu wenig Lockerungen und zu strikten Eindämmungsmaßnahmen liegt es allerdings nicht, eher im Gegenteil: So sprachen sich 69 Prozent der Befragten für die im Rahmen der "Bundes-Notbremse" vereinbarte Schließung von Schulen ab einer Sieben-Tages-Inzidenz von 165 aus. Vor allem FDP und AfD hatten sich grundsätzlich gegen weitere Einschränkungen ausgesprochen.

Beitrag von Sebastian Schöbel

13 Kommentare

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  1. 13.

    Ich weiß nun wirklich nicht mehr,wo ich mein Kreuz machen sollte. Laschet und Baerbock gehen beide überhaupt nicht. Linke und FDP scheiden sowieso aus. Was bleibt noch..? SPD ? Nein danke, die unterscheiden sich von den Linken kaum noch. Warum wurde die Basis der CDU nicht gefragt? Mit Söder hätte ich mich anfreunden können. Nun bleibt nur noch die AfD.....mal schauen.

  2. 12.

    Annalena Baerbock ... Bisher genau 0,00 Regierungserfahrung und -verantwortung in genau 0,00 Ämtern ... Wie kann das positiv abfärben?! … Macht macht einsam ... Nur Gegner ... Kein Team ... Das Bundeskanzleramt ist kein Ort für ein so gewaltiges Greenhorn ... Das ist sogar regelrecht gefährlich!

  3. 11.

    Die Ergebnisse insgesamt sind uneindeutig, sie liegen inhaltlich etwas quer zu demjenigen, was die Parteien von sich gegeben haben und dem prozentualen Zuspruch zu ihnen. Was seit über einem Jahrzehnt mittlerweile auffällig ist: Stammwähler, die ihr ganzes Leben immer nur die gleiche Partei wählten und sich durch "Vorabonniertheit" faktisch die Wahlfreiheit genommen haben, sterben faktisch aus.

    Unvorfestgelegtheit ist demokratisch gesehen ein sehr gutes und hoffnungsvolles Zeichen. In den Internet-Foren tummeln sich zumeist allerdings andere Naturelle. Deshalb sind offene Debatten darin zumeist sehr unergiebig. Insofern ist die fortschreitende Nutzung des Internets bei ansonsten gleichen Naturellen die Multiplikation eines Unergiebigen.

    Dies ist für die Demokratie m. E. nicht weniger wichtig als die jeweils abgefragten Prozentzahlen.

  4. 10.

    Vielen Dank Mike. Ich lache jetzt schon über deinen Kommentar. #GruenenBashing #AngstVorDenGruenen

  5. 9.

    Sollen die Grünen doch Regieren, damit die Wähler sehen was sie da gewählt haben. Das wird der Politische Untergang von Deutschland werden und die Welt wird über uns Lachen.

  6. 8.

    Ob SPD oder CDU...Ich will nicht sagen, das es mir egal ist, aber man kann sich damit anfreunden, egal wer es macht.
    Weil diese Parteien inhaltlich arbeiten. Ein Resultat abliefern. Auch die Linken, mit ihren manchmal in meinen Augen unbezahlbaren Wünschen, ist eine wichtige Kraft.

    Aber grün!? Ja, wir wissen, dass dich die Zukunft ändern muss. Aber das klappt nicht mit einer Ansammlung selbsherrlicher Ökos, die einfach alle anderen doof finden,nur Verbote Aussprechen können, keine Lösungen haben und Kompromisse ablehnen. Alles was sich nicht mit Muskelkraft fortbewegt, ist doch deren Feind und muss vernichtet werden.

    Das können doch nicht allen Ernstes Poteststimmen sein, weil Markus nicht mitspielen darf?!

  7. 7.

    Nicht nur die Berliner. Bundespolitik hat in der Regel schon immer Einfluss auf die Wahlentscheidungen bei Landtags- und gar Kommunalwahlen mancher/vieler Wähler. Die AfD im Osten z.B. ist doch nicht bei den Landtagswahlen so stark, nur weil die Landesverbände der CDU so schlecht geliefert habe.

    Aber ist doch ok; wir leben in einem freien Land. Da kann jeder aus Gründen wählen, die er will....

  8. 6.

    "geht es in den Umfragen wieder aufwärts" Und wer wurde befragt? Die Jugend im Park?

  9. 5.

    Das würde heißen, dass die Berliner (so es sie denn noch gibt) zu doof sind, zwischen Bundes- und Landespolitik zu unterscheiden und ihnen nicht bewusst ist, dass sie nicht Frau Baerbock sondern eine Regierende Bürgermeisterin Jarasch (die kein Mensch kennt) wählen.

  10. 4.

    "Die AfD steckte monatelang in einem Richtungsstreit, der die tiefen Gräben in der Partei offenlegte. Ein Wahlprogramm gibt es bislang genauso wenig wie einen Spitzenkandidaten oder eine Spitzenkandidatin."
    Der Mangel ist nicht so gravierend. Es ist Sache der Parteien, wann sie ihre Spitzenkandidaten benennen. Eine Richtungsklärung wurde mit Frau Brinker als Landesvorsitzende erreicht. Programmatisch kann man sich gern am gerade verabschiedeten Bundesparteiprogramm orientieren. Und natürlich an bereit bestehenden Festlegungen, wie der geforderten Abschaffung der öffentlich-rechtlichen Sender in der bisherigen Form.

  11. 3.

    Was hat denn die Mittelalter-Partei CDU einer modernen Großstadt noch zu bieten? 22% ist daher ziemlich hoch...

  12. 2.

    Armin Laschet sorgt für den Untergang der CDU.

  13. 1.

    Was rezo mit seinem Video "Die Zerstörung der CDU" nicht geschafft hat, schafft Laschet mit seinem selbstsüchtigen Ego.

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