Wahlprogrammentwurf als Film präsentiert - CDU setzt auf Altbekanntes in neuem Look

Do 14.07.16 | 18:31 Uhr | Von Tina Friedrich
Florian Graf, Frank Henkel, Kai Wegner und Thomas Heilmann (v.l.n.r.) bei der Präsentation des CDU-Wahlprogrammfilms. (Quelle: rbb/Tina Friedrich)
Bild: rbb/Tina Friedrich

Es sollte der innovativste Coup des Berliner Wahlkampfs werden, glaubte man den CDU-Politikern vergangene Woche - ein Wahlprogramm als Film, das hatte man so tatsächlich noch nicht gesehen. Inhaltlich bleibt die CDU allerdings bei ihren Themen: mehr Sicherheit, bessere Infrastruktur, die Familie als Basis der Gesellschaft. Von Tina Friedrich

Es sind 30 Minuten höchst professionell produziertes Wahlkampfmaterial, das die CDU am Donnerstag in Berlin präsentierte. In 12 Kapiteln stellt der Film die Bilanz der bisherigen Arbeit den Forderungen für die kommende Legislaturperiode gegenüber.

Der Trailer hatte zunächst anderes vermuten lassen: In der knappen Minute Film, die vorab über Facebook verbreitet wurde, waren doppelt so viele Polizeiautos zu sehen wie Frauen. Inhaltlich blieb der Trailer beim Thema Sicherheit, Henkel wurde als starker Mann inszeniert, dazu eine markige Männerstimme als Sprecher.

Zugeschnitten auf Verbreitung in sozialen Netzwerken

Der vollständige Film zeigt schließlich 37 Frauen und 14 Polizeiautos, die vor allem im Kapitel Sicherheit zu sehen sind. Henkel führt durch das Parteiprogramm, die kommentierende Stimme ist weiblich, und beim Kapitel Familie schieben auch mal Männer den Kinderwagen durch den Vorgarten. Freilich sind die meisten Experten Männer und alle Protagonisten hellhäutig, außer es geht um das Thema Integration.

"Wir wollten etwas Innovatives machen", sagt Parteichef Frank Henkel. Durch die Kapitelstruktur lässt sich der Film in Social Media-taugliche Kurzclips schneiden, plakative Schlagworte bieten sich für die Verbreitung in den sozialen Netzwerken an. Es sei das Ziel des Films, sagt Justizsenator und Wahlkampfleiter Thomas Heilmann, dass er nicht am Stück, sondern in kurzen Ausschnitten gesehen werde. "Wir wollen unsere Inhalte so anbieten, wie sie auch angenommen werden. Die Medien der Gegenwart sind nun einmal die Onlinemedien."

50.000 Euro hat die Partei dafür bisher ausgegeben, die Kosten würden aber noch deutlich steigen, kündigte Heilmann an.

Henkel macht sich keine Vorwürfe

Schwerpunkt des Films sind die fünf Themen Bildung, Sicherheit, Wohnen, Wirtschaft und Verwaltung. Es sind die ersten fünf Kapitel und nehmen etwa 20 Minuten in Anspruch. Gerade die Bereiche Sicherheit und Verwaltung lagen bereits bisher in CDU-Verantwortung. Der Film äußert teils heftige Kritik an bisherigen Entscheidungen in diesen Ressorts. Das sieht Henkel jedoch nicht als Selbstkritik. "Ich mache mir keinen Vorwurf", sagt er und sieht die Schuld beim rot-roten Vorgängersenat.

Inhaltliche Schwerpunkte

  • Bildung

  • Sicherheit

  • Wohnen

  • Wirtschaft

  • Verwaltung

Danach folgen die Kapitel Verkehr, Gesundheit, Integration, Familie, Sport und Kultur, Umwelt sowie Bezirke. Darin sind ein Bekenntnis zum Ausbau A100 enthalten, sowie zu den Ku'dammbühnen, der Ausbau des Fahrradverkehrs, flexible Kitaöffnungszeiten und Wertevermittlungskurse, um Parallelgesellschaften zu vermeiden.

Parteitag entscheidet über finale Version

Am Freitag soll der Film im Rahmen des CDU-Parteitages den Delegierten vorgestellt werden. Sie sollen dann noch Einwände geltend machen dürfen. Bei gravierenden Änderungen werde man den Film auch noch einmal umschneiden, verspricht Heilmann. Einen Fehler müssen die Produzenten ohnehin korrigieren: Geht es nach der CDU, bewirbt sich Berlin im Jahr 2024 nämlich um die Austragung der Fußball-Weltmeisterschaft – statt um die Europameisterschaft.

   

Beitrag von Tina Friedrich