Attacken auf Personen und Dinge - Berliner Polizei zählt mehr als 250 Straftaten im Zusammenhang mit der Wahl

Di 11.02.25 | 09:45 Uhr
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Berlin, ein beschädigtes Grossplakat der Partei CDU mit einem Rest-Portrait von Kanzlerkandidat Friedrich Merz, aufgenommen am 30.01.2025. (Quelle: Picture Alliance/Marc Vorwerk)
Audio: rbb 88.8 | 11.02.2025 | Tim Korge | Bild: Picture Alliance/Marc Vorwerk

Zerstörte Plakate, beschmierte Büros, Angriffe auf Wahlkampfhelfer: Im Vorfeld der Bundestagswahl sind in Berlin bereits mehr als 250 Straftaten registriert worden. Betroffen sind alle Parteien.

Knapp zwei Wochen vor der Bundestagswahl mehren sich in Berlin Übergriffe auf Wahlkampfhelfer und Beschädigungen von Plakaten. Das Landeskriminalamt (LKA) registrierte 251 Straftaten bis zum 6. Februar, wie ein Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Vor rund zwei Wochen war noch von 49 Taten die Rede.

Mit 82 Fällen ist die CDU laut den Angaben der Polizei am häufigsten betroffen, gefolgt von AfD (65) und SPD (50). Die Vorfälle betreffen demnach aber alle Parteien und reichen von Sachbeschädigungen bis hin zu Körperverletzung. Wie bereits bei vergangenen Wahlen gebe es Angriffe auf Info-Stände, Wahlkampfhelfer und Parteimitglieder, erklärte Innensenatorin Iris Spranger im Innenausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses. "Das sind Angriffe auf die Demokratie", kritisierte die SPD-Politikerin.

Übergriffe bereits bei anderen Wahlen

Bei der Wiederholungswahl in Berlin vor rund zwei Jahren lagen der Polizei wenige Tage vor dem Urnengang knapp 300 Anzeigen vor zu Zerstörungen und Diebstahl von Plakaten, aber auch Beleidigungen, Bedrohungen und Körperverletzungen.

Derartige Übergriffe haben auch in den vergangenen Tagen für Aufsehen gesorgt. So wurden laut Polizei Mitglieder der Jungen Union in der vergangenen Woche in Berlin-Schöneberg beim Verteilen von Broschüren angegriffen. Dabei stürzte einer der beiden zu Boden und zog sich ein Hämatom am Oberschenkel zu. Zudem sei sein Handy zerbrochen.

"Der Angriff auf zwei ehrenamtliche Helfer meiner Jungen Union erschüttert mich zutiefst", sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete aus Tempelhof-Schöneberg, Jan-Marco Luczak. "Die in den letzten Tagen immer weiter angeheizte Debatte gegen die Union eskaliert nun in Gewalt."

Spucken, beleidigen, beschmieren

Nach Angaben der CDU kam es in den vergangenen Tagen bundesweit vermehrt zu Anfeindungen. Die Migrationspolitik der Partei und eine Abstimmung, bei der Politiker von Union und AfD im Bundestag gemeinsam für einen Antrag stimmten, hatte vielerorts zu Protesten geführt.

Auch Wahlkämpfer der Grünen wurden zur Zielscheibe: Einem 26-Jährigen soll von einem Unbekannten auf seine Flyer gespuckt worden sein. Im Anschluss sei er noch homofeindlich beleidigt worden, teilte die Polizei mit. Ein 46-Jähriger berichtete, er sei ins Gesicht geschlagen worden.

Das Wahlkreisbüro des Neuköllner SPD-Bundestagsabgeordneten und -kandidaten Hakan Demir wurde laut Polizei durch Schriftzüge und Zeichen beschädigt, die einen Bezug zum Nahost-Konflikt nahelegen.

In Tempelhof beschädigten zwei Jugendliche im Alter von 16 und 17 Jahren 17 Wahlplakate. Die Polizei wurde nach eigenen Angaben in der Nacht von einem Passanten informiert. Als die Beamten am Ort des Geschehens eintrafen, flüchteten die beiden Jugendlichen. Im S-Bahnhof Tempelhof konnten sie dann mit Hilfe des Sicherheitsdienstes der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) gestellt werden.

Übergriffe gefährden Demokratie

Die Parteien zeigten sich besorgt über diese Entwicklungen. "Wir registrieren in diesem Wahlkampf - mehr als in anderen Wahlkämpfen - eine hohe Anzahl zerstörter, beschädigter und herabgerissener Plakate", heißt es von einer Pressesprecherin der Linken.

SPD und Grüne sehen in den häufiger auftretenden Übergriffen eine Gefahr für die Demokratie. "Im Wahlkampf müssen Parteien für ihre Programmatik werben können, ohne Angst haben zu müssen, dass ihre Mitglieder dafür angegriffen werden", hieß es dazu von den Berliner Landesvorsitzenden der Grünen Nina Stahr und Philmon Ghirmai. Die Parteien sollten ihnen zufolge untereinander solidarisch sein und sich nicht gegenseitig Vorwürfe machen.

Die AfD teilte mit, die Übergriffe auf ihre Partei blieben auf einem gleichbleibend hohen Niveau im Vergleich zu vorherigen Wahlen.

13 Kommentare

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  1. 13.

    Es gab doch in der DDR den Tatbestand " Rowdytum " mit ordentlichen und knackigen Strafen. Das könnte man doch heute auch machen, oder ist die Angst vor der eigenen Courage zu groß ?

  2. 12.

    Vandalismus und Graffiti scheint eine Freizeitbeschäftigung geworden zu sein. Beispiel Bahnhof-Charlottenhof der mittlerweile zur Ruine verkommt.

    Der Tatbestand der Sachbeschädigung sollte viel mehr geahndet werden.

  3. 11.

    Wo leben Sie? Auch auf Helfer der Grünen und Linken gab es wiederholt Angriffe, mit zum Teil auch körperlicher Art!

  4. 10.

    Lieber Rolff,

    vielen Dank für den Hinweis, der Fehler wurde korrigiert.

  5. 9.

    "Auch Wahlhelfer der Grünen wurden zur Zielscheibe: ..."

    Es gibt keine Wahlhelfer der Grünen oder anderer Parteien. Wahlhelfer sind in Wahllokalen tätig. Angriffe auf diese Personen sind nicht bekannt. Das wäre auch eine schlimme Sache.

    Sie reden von Angriffen auf Wahlkämpfende. Nicht schön, aber eben doch etwas ganz anderes. Es ist mittlerweile "normal", wenn Boulevardzeitungen den Unterschied nicht kennen. Vom RBB erwarte ich jedoch mehr Qualität in der Berichterstattung.

  6. 8.

    Die ganzen Straftaten sind eine Reaktion der demokratischen Mitte, die Himmel und Hölle in Bewegung setzt, um Zucht und Ordnung aufrecht zu erhalten, damit das Land nicht abdriftet und es so schön bleibt, wie es gerade ist.

  7. 7.

    Wenn Sie die Reaktionen als "erwartet" bezeichnen, verstehen Sie den Begriff 'Demokratie' nicht.

  8. 6.

    Da haben sie recht, aber "Wer Wind sät, wird Sturm ernten". Merz hat sich entschieden mit der Brechstange zu arbeiten und damit die Gesellschaft entgültig gespalten. Das sind nun die erwarteten Reaktionen.
    Und damit ja nicht genug. Lindner mit seiner 4 % Partei verkauft sich als neuer Finanzminister und "Grünen"-Verhinderer. Ganz ehrlich, wenn man das politische Treiben so beobachtet, dann könnte man zu dem Schluss kommen, als ob einige Demokraten inzwischen vollständig den Verstand verloren haben und All-in gehen.

  9. 5.

    Angriffe auf Parteibüros, Politiker und deren Wahlhelfer sind ein Angriff auf die Demokratie. Reaktionen wie die von Söder, der den Betroffenen gerne "Mimosenhaftigkeit" vorwirft zeugen aber auch von der Verrohung des politischen Diskurs bis hin in manche Parteispitze.

  10. 4.

    Was für ein unreifes, geradezu niederträchtiges Verhalten von Menschen, die sich und ihre Emotionen offensichtlich selbst (noch) nicht im Griff haben! Sie sollten froh sein, dass ihnen ihre eigene, abweichende Wahlentscheidung im Rahmen unserer Demokratie unbenommen bleibt. Und vor allem: Wem dient es eigentlich, wenn man seine ungezügelten Aggressionen auf der Straße auslebt? Das Wahlergebnis jedenfalls wird durch derartige Aktionen schlussendlich nicht beeinflusst werden - allenfalls werden die Sympathien für die eine oder andere betroffene Partei eher noch gestärkt.

  11. 3.

    Na, ja bei diesem Anblick, es sind ja nicht nur diese Großplakate ...., die verwüstet wurden, kann man wirklich den Glauben an die These ....das Volk..... verlieren. Wer soll hier das sog. Volk repräsentieren? Wer fühlt sich durch derart Aktionen in vertreten? Es ist nur noch peinlich. Wir könnten sehr viel Geld sparen! Wir brauchen keine Studien mehr! Das sagt doch alles.- Um derart einzugrenzen, sollte man ganz auf diesen Plaste/Papiermüll verzichten. Ich kenne keinen, der angesichts gewisser Herrn-/Damenportraits sein Wahlverhalten 'bildet'. Auf diesen Quark kann man gut und gerne verzichten, spart Papier, erspart Plasteeinsatz und Kosten/Arbeits(kräfte)einsatz.
    Und das Stadtbild ist auch ohne diesen Murks - in Farbe -- schöner.

  12. 2.
    Antwort auf [Holger] vom 11.02.2025 um 09:25

    Alle, die zu unserer Verfassung, also dem Grundgesetz, stehen, sind Demokraten.
    All die, die diesen Zustand ändern wollen, und Diktaturen vorziehen oder keine Gewaltenteilung, sind auszugrenzen!!!!

  13. 1.

    Antidemokratisch ist der Bundestag schon gegen Millionen Wähler der AfD - es ist nicht nur bei der Partei so im Bundestag sondern gegen Millionen Mitbürger. Das ganze Affentheater nervt. Am Ende ist es klüngelei der Altparteien untereinander nach der Wahl - Koalitionskrusell seit 70 Jahren ohne eine Verbesserte für die Bürger.