Landesparteitag der Berliner Grünen - Vorwürfe der sexuellen Belästigung - Stefan Gelbhaar zieht Listenkandidatur zurück
Stefan Gelbhaar ist Berliner Bundestagsabgeordneter der Grünen aus Pankow und wollte eigentlich auf Landes-Listenplatz 2 in einer Kampfkandidatur gegen Andreas Audretsch antreten. Doch wegen schwerer Vorwürfe zieht er seine Kandidatur nun zurück.
- Gelbhaar zieht Kandidatur für Listenplatz 2 nach Vorwürfen schriftlich zurück
- Vorwürfe sexueller Belästigung stehen gegen ihn im Raum
- Mit Lisa Paus auf Landes-Listenplatz 1 ziehen die Berliner Grüne in den Bundeswahlkampf
Der Berliner Bundestagsabgeordnete der Grünen, Stefan Gelbhaar, hat seine Kandidatur für die Landesliste der Partei für die Bundestagswahl 2025 zurückgezogen. Gegen ihn soll es Vorwürfe der sexuellen Belästigung geben, wie der rbb aus Parteikreisen erfahren hat.
Gelbhaar selbst gab seinen Rückzug am Samstag in einem kurzen Schreiben bekannt. Er wolle die Vorwürfe, die er nicht näher benannte, parteiintern klären und sich dazu an die Ombudsstelle der Bundesgeschäftsstelle der Grünen wenden. An einer Klärung wolle er selbst aktiv mitwirken.
Am Sonntag bestätigte die Bundespartei das Ombudsverfahren. Die Ombudsstelle bei der Bundesgeschäftsstelle ist unabhängig und nicht weisungsgebunden, das Verfahren ist vertraulich. Es gab keine Angaben dazu, wie lange die Vorwürfe bekannt sind und wie lange das Verfahren dauert.
Sprecherin der Grünen Jugend: Sich um die Betroffenen kümmern oberste Priorität
Leonie Wingerath, Co-Sprecherin der Grünen Jugend, sagte dem rbb: "Es hat jetzt oberste Priorität, sich um die Betroffenen zu kümmern und diese Fälle aufzuarbeiten. Und das wird unsere Partei jetzt auch tun."
Es sei wichtig, den Betroffenen erstmal Glauben zu schenken und sich darum professionell zu kümmern. Wingerath finde es wichtig, dass Gelbhaar nicht auf die Landesliste kandidiere und sie forderte Gelbhaar auf, auch seine Direktkandidatur im Wahlkreis Pankow zurückzuziehen.
Im Wahlkreis 75 Berlin-Pankow haben die Grünen Stefan Gelbhaar als Direktkandidaten aufgestellt.
Berliner Grünen-Landesvorsitzende äußern sich
Die Grünen-Landesvorsitzenden Nina Stahr und Philmon Ghirmai, äußerten sich zurückhaltend: "Stefan Gelbhaar hat aufgrund von Beschwerden gegen seine Person beschlossen, dass er sich nicht um einen Listenplatz für die nächste Bundestagswahl bewerben wird." Sie wollen zudem ein geordnetes Verfahren durch die Ombudsstelle bei der Bundesgeschäftsstelle "aktiv unterstützen". Zu weiteren Einzelheiten werde man sich nicht äußern, hieß es im offiziellen Statement.
Gelbhaar sitzt seit 2017 für Berlin-Pankow im Bundestag. Seit 2020 ist er verkehrspolitischer Sprecher der Bundesgrünen.
Paus wird Spitzenkandidatin, Audretsch und Stahr auf Plätzen 2 und 3
Als Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl wählten die Berliner Grünen am Samstag Lisa Paus. Bei der Landesdelegiertenkonferenz erhielt die bisherige Bundesfamilienministerin rund 76 Prozent der Stimmen. Das ist ein deutlich schlechteres Ergebnis als bei der Listenaufstellung zur letzten Bundestagswahl, wo Paus noch 98 Prozent Zustimmung bekam. Auf Platz 2 der Landeslisten wählten die Berliner Grünen den Bundestagsabgeordneten Andreas Audretsch (knapp 89 Prozent), Platz 3 geht an Co-Parteichefin Nina Stahr (knapp 83 Prozent).
Transparenzhinweis: In einer früheren Version des Textes war die Co-Sprecherin der Grünen Jugend Berlin ausführlicher zitiert. Sie hat jedoch einen Teil ihrer Aussage kurz danach zurückgezogen. Daraufhin wurde dieserText entsprechend geändert.
Sendung: rbb24 Inforadio, 14.12.2024, 13:01 Uhr