Bundestagswahl - In diesen Brandenburger Wahlkreisen wird es besonders spannend

Mo 10.02.25 | 11:10 Uhr | Von Hanno Christ
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Der Eingang zu einem Wahllokal (Quelle: dpa/Hans Klaus Techt)
dpa/Hans Klaus Techt
Video: Potsdam, Polit-Promis und Proteste | 11.02.2025 | A. Beeck, E. Franke | Bild: dpa/Hans Klaus Techt

In einigen der zehn Brandenburger Wahlkreise deuten sich bei der kommenden Bundestagswahl spannende Konkurrenzkämpfe an - zum Teil mit politischen Schwergewichten. Ein Überblick von Hanno Christ

Bei der vergangenen Bundestagswahl 2021 gingen alle Wahlkreise Brandenburgs an die SPD, 2017 fast alle an die CDU. In diesem Jahr aber könnte es ganz anders ausgehen. In einigen der insgesamt zehn Wahlkreise Brandenburgs bahnen sich Konkurrenzkämpfe an. Das bei der Landtagswahl so erfolgreiche Bündnis Sahra Wagenknecht tritt im Land nirgends direkt mit Kandidatinnen oder Kandidaten an.

Brandenburgs Promi-Wahlkreis

Wahlkreis 61 Potsdam-Potsdam-Mittelmark II – Teltow-Fläming II

Hier treten elf Kandidaten gegeneinander an, darunter besonders prominente wie Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Außenministerin Annalena Baerbock (Bündnis '90/ Grüne) und die ehemalige FDP-Generalsekretärin Linda Teuteberg.

Bei der letzten Wahl traten Scholz und Baerbock noch als Kanzlerkandidaten gegeneinander an. Ein Novum bei einer Bundestagswahl, das dem Wahlkreis eine besondere Aufmerksamkeit verschaffte. Damals gewann Scholz deutlich vor Baerbock. Weil beide in der Ampel-Regierung erheblich an Popularität eingebüßt haben, dürfte das Ergebnis diesmal nicht ganz so eindeutig ausfallen.

Die Mehrheiten in diesem Wahlkreis schwankten in den vergangenen Jahren zwischen SPD und Grünen. Für die Grünen ist die Region die einzige in Brandenburg, in der sie ein Direktmandat geholt hatten - allerdings auch nur bei einer Landtagswahl in einem viel kleineren Wahlkreis.

Schwer vorhersehbar sind die Aussichten der CDU: Kandidatin Tabea Gutschmidt war bislang Mitarbeiterin der Partei und Stadtverordnete in Potsdam. Sie bewirbt sich erstmals für ein Parlamentsmandat im Bund.

Wahlkreis der Gegensätze

Wahlkreis 57 Uckermark-Barnim I

In der Uckermark prallen Welten aufeinander: Mit der angekündigten Umwandlung des Industrieankers PCK Schwedt von einer fossilen Raffinerie hin zu einem Produktionsstandort für erneuerbare Energien steht die strukturschwache Region vor einem großen Umbruch. Die Skepsis, dass der Wandel gelingt, ist noch immer groß.

Acht Kandidatinnen und Kandidaten stehen auf dem Zettel. Der bündnisgrüne Direktkandidat und Parlamentarische Staatssekretär beim Bundeswirtschaftsministerium, Michael Kellner, wirbt für die Energiewende, der AfD-Bundestagsabgeordnete Hannes Gnauck für ein Zurück zu russischem Öl und Gas. Er warnt vor De-Industrialisierung.

Gnauck gehört zum äußersten rechten Rand seiner Partei und war Vorsitzender der AfD-Jugendorganisation Junge Alternative, die der Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem einstufte. Die JA hatte im Februar ihre Auflösung bis Ende März beschlossen. Als Soldat wurde Gnauck selbst bereits vom Militärischen Abschirmdienst MAD der Bundeswehr als Extremist eingestuft. Im Mai 2024 hatte der Bundestag die Immunität Gnaucks für die Durchführung eines Disziplinarverfahrens aufgehoben.

Bei der vergangenen Wahl hatte SPD-Mann Stefan Zierke den Kreis gewonnen. Der gebürtige Prenzlauer ist seit 2013 im Bundestag, war bereits Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesfamilienministerium und bezeichnet sich selbst als "leidenschaftlichen Touristikfachwirt". Zierke ist Sprecher der Gruppe der SPD-Bundestagsabgeordneten.

Für die CDU tritt die Polizistin Ulrike Mauersberger an, die zuletzt vor allem als Landeselternsprecherin und Landtagskandidatin in Erscheinung trat.

Der Speckgürtel-Wahlkreis

Wahlkreis 58 Oberhavel – Havelland II

Der Wahlkreis war in den vergangenen Jahren vor allem durch enormes Bevölkerungs-Wachstum geprägt - mit all den damit verbundenen Problemen, ausreichend Kapazitäten zu schaffen. Mit dazu gehört Falkensee, das seine Einwohnerzahl seit der Wende mehr als verdoppelt hat.

Wohnen und Verkehrsanbindung in die Hauptstadt sind zentrale Themen aller Kandidaten und Kandidatinnen. Acht Kandidaten und Kandidatinnen treten hier an, darunter die SPD-Bundestagsabgeordnete Ariane Fäscher, aber auch der Spitzenkandidat der Brandenburger CDU, der Bundestagsabgeordnete Uwe Feiler, von 2019 bis 2021 Parlamentarischer Staatssekretär im Landwirtschaftsministerium. Andreas Galau von der AfD war bislang Mitglied im Landtag und dort in der letzten Legislatur erster Landtags-Vizepräsident der Partei. Nun versucht er erstmals den Sprung in den Bundestag.

Duell der Provokateure?

Wahlkreis 60 Brandenburg an der Havel – Potsdam - Mittelmark I – Havelland III – Teltow-Fläming

Jüterbogs Bürgermeister Arne Raue sorgte immer wieder für Schlagzeilen – nach seinem Parteieintritt bei der AfD wurde er automatisch erster hauptamtlicher Rathauschef der AfD im Land. Zuletzt rief er mit Beschimpfungen von Kirchenvertretern die Staatsanwaltschaft auf den Plan. Nun will Raue in den Bundestag.

Bei der Landtagswahl im Herbst allerdings war er noch gescheitert. Im gleichen Wahlkreis tritt auch die ehemalige CDU-Landesvorsitzende Saskia Ludwig an. Die Landtagsabgeordnete, die auch schonmal im Bundestag saß, gilt als Rechtsaußen-Vertreterin ihrer Partei. Zuletzt hatte sie eine Koalition der CDU mit der AfD ins Gespräch gebracht. Einen Klimaforscher hatte Ludwig als "Öko-Faschisten" bezeichnet.

Neben Raue und Ludwig treten fünf weitere Kandidaten und Kandidatinnen an, darunter auch der Generalsekretär der Brandenburger FDP, Matti Karstedt, geboren 1996. Er ist einer der jüngsten Kandidaten für den Bundestag in Brandenburg.

Für die SPD geht die rechtspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion, Sonja Eichwede, ins Rennen.

Der Strukturwandel-Wahlkreis

Wahlkreis 64 Cottbus – Spree-Neiße

Cottbus und der Süden des Landes stecken mitten im Strukturwandel. Der Ausstieg aus der Braunkohle und die Ansiedlung neuer Technologien und Arbeitgeber sind prägende Themen der Region – und mit ihnen auch Zukunftssorgen.

Insgesamt acht Direktkandidatinnen und Kandidaten treten hier an. Zuletzt hatte hier die Cottbuserin Maja Wallstein (SPD) gewonnen – und will das Mandat wieder holen. Wallstein setzte sich zuletzt unter anderem für eine Prüfung eines AfD-Verbotsverfahrens ein.

Direktkandidat der AfD ist der Cottbuser Berufsfeuerwehrmann Lars Schieske, der bei der Landtagswahl den erneuten Einzug verpasst hatte.

Für die Linke tritt Christian Görke an, einst Finanzminister des Landes. Geboren in Rathenow sitzt der ausgebildete Lehrer seit 2021 für die Linke im Bundestag.

Beitrag von Hanno Christ

34 Kommentare

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  1. 34.

    "man kann nicht nur sprichwörtlich, sondern ganz konkret einen "Besenstiel" zur Wahl stellen und 30% machen dort ihr Kreuz"
    Da haben sie Recht. Das war auch gleich mein erster Gedanke, als ich die beiden Spitzenkandidaten von Potsdam Wahlkreis 61 gesehen habe.

  2. 33.

    Welche beruflichen Qualifikationen halten Sie denn bei Politikerinnen und Politikern für wünschenswert um, um Sie für Ihr Mandant zu befähigen. Juristen, Volks- oder Betriebswirtschaftler können es ja nicht sein, denn davon hatten wir ja imme reichlich. Und ging ja nicht so wirklich voran, die vergangenen Jah(zehnte) (Stichworte: Verwaltungsrefom, Gesundheitsreform, Rentenreform, Steuerreform, Klimaschutz, Sanierung der Infrastruktur, Wohnungsbau, Digitalisierung,Bildungsreform). Eine Wissenschaftlerin (Physik) saß 16 Jahre im Kanzleramt. Der - noch - aktuelle Gesundheitsminister ist Mediziner. Ging/geht denn mit diesen beiden was Grundlegendes an - sinnvoll umgesetzten - Reformen? Wohl eher nicht.
    Und nein, ich werde nicht die AfD wählen, auch nicht SPD (war es beim letzten Mal), CDU, Grüne oder FDP. Erst recht nicht, nachdem was im Januar im Bundestag zwischen diesen an Hauen und Stechen abging. Einfach schrecklich. Vielleicht wird es Volt. Mal sehen.

    Gruß, Navan

  3. 32.

    Jeder gegenderte Satz ist eine Stimme mehr...für die AfD. Das ist in Studien ermittelt worden und nicht zu ändern oder zu zensieren.

  4. 31.

    Als Wähler:Inn hat man die größte Macht, zur Erhaltung der Demokratie - zur Wahl zu gehen und seine Stimme, gegen die AfD in Brandenburg/in Deutschland abzugeben, LG.

  5. 30.

    Das ist sehr schön, was Sie schreiben !!!
    Die Mehrheit der Menschen in Brandenburg :
    In Westbrandenburg, In Ostbrandenburg, in Südbrandenburg und in Nordbrandenburg, kämpft gegen die AfD, Viele liebe Grüße.

  6. 29.

    Wer zur Zeit gegen die CDU/CSU und FDP kämpft, der kämpft nicht für die Demokratie, sondern für deren Abschaffung, weill er den bis jetzt gültigen demokratischen Diskurs absichtlich verlassen hat..
    Wenn sich SPD und die Grünen den CDU/CSU inzierten Gesprächen von Grund auf verweigern, dann zeigen sie, dass sie an einem demokratischen Diskurs nicht interessiert sind.
    Übrigens in vollen Bewusstsein, dass dies gegen den Willen der Mehrheit der Wähler passiert,

    Fazit, eine Koalition auf eine längere Sicht von 4 Jahren ist nach dieser Wahl voraussichtlich zum scheitern verurteilt, und das scheint die volle Absicht der Restregierung zu sein, aber dann wird die AfD der Gewinner sein. Aber dieses fernes Ergebnis scheint "Wurscht" zu sein, es geht nur um JETZT, leider.

  7. 28.

    Da haben Sie recht und die gewählten der AfD interessieren sich dafür nicht die Bohne. Denen geht es um Fahnen an Rathäusern, die Abschaffung des ÖR und den Erhalt von Bargeld. Man sehe sich deren berufliche Qualifikationen vor dem Eintritt in den Land- bzw. Budestag an - gruselig. Oder ist das dann schon Sozialpolitik nach dem Motto, den Schwachen eine Chance zu geben - wir sind dagegen.

  8. 26.

    In Ostbrandenburg kämpft die mehrheit auch gegen diese Afd, da können Sie sicher sein!

  9. 25.

    Aber die CDU blockiert doch das Schulden aufnehmen! Die SPD und die Grünen, als auch BSW und die Linke wollen Schulden aufnehmen um diese ganzen Sachen anzugehen!

  10. 24.

    Klar wird die AfD immer stärker, wenn die Menschen in den einzelnen Regionen, in ihrem Landkreis merken - das einfach von Land und vom Bund, keine Gelder investiert werden !
    Andererseits, werden Milliarden über Milliarden in Brandenburg, für die immer gleichen Projekte versenkt.
    Vom Brandenburger Südosten, über den Osten, bis in den Brandenburger Nordwesten, ist doch fast ganz Brandenburg, schon Tiefblau - bei dieser einseitigen Brandenburger Strukturpolitik der Milliarden Versenkung
    Die Menschen in den einzelnen Kommunen und Landkreisen, wollen endlich Investitionen in Infrastruktur/Wohnungsbau/Bahn/ÖPNV usw. sehen.

  11. 23.

    Dilettantische Standortfehlentscheidungen von zugezogenen Politikern und Verwaltungen kennzeichnen die letzten 35 Jahre... Und zementieren letzte Plätze, überall da wo es wirklich wichtig ist... und macht die AfD stärker?

  12. 22.

    In Brandenburg weiterhin MP Lausitz und Genossen zu wählen - Bringt doch gar Nichts.
    Wer von MP Lausitz und Genossen auch profitiert und Strukturgelder bekommt - soll doch die SPD, wählen.

  13. 21.

    Der Westen und Nordwesten Brandenburgs, kämpft wirklich noch für unsere Demokratie - da haben Sie, vollkommen Recht.
    Das ist manchmal aber sehr frustrierend, in unserem Land Brandenburg - Anerkennung und staatliche/politische/wirtschaftliche Unterstützung, gibt es dafür, jedenfalls Nicht und gab es auch Nie, LG.

  14. 20.

    Wieder das böse Märchen vom ,,Massenzustrom''. Langsam wirds langweilig - wir haben ganz andere Probleme in Stadt und Land, informiere Dich mal!

  15. 19.

    Die Brandenburger West/Nordwest-Landkreise werden doch seit Jahrzehnten, von der Brandenburger Politik, sich vollkommen selbst überlassen !
    Trotzdem werde Ich aus diesem Grund - Niemals die AfD wählen - und bin daher auch stolz, auf meine Kommune/auf meinen Wahlkreis, Wo das meine Mitbürger: innen genauso sehen.
    AfD wird keine neue Infrastruktur, keine neuen Ansiedlungen, keine neuen Investitionen, keine staatlichen Gelder und keinen Zuzug bringen, Viele liebe Grüße.
    Trotzdem sollte man nicht, die ,unendliche, Geduld, der Westlichen/Nordwestlichen Landkreise, überstrapazieren.

  16. 17.

    Warum wird im Artikel verschwiegen, daß dieser Gnauck der Führer der JA in Brandenburg und ein beobachteter Rechtsextremist ist? Das finde ich schon wichtig!

  17. 16.

    Ist das jetzt Ironie oder gar Sarkasmus? Auf jeden Fall ist es zutreffend, dass die Regionen in denen noch für die Demokratie gekämpft wird (West und NordWest) von der Politik und MP Lausitz im Stcih gelassen werden. es ist dennoch keine Erklärung und Rechtfertigung für die Wahl der Koalition CDU AfD.

  18. 15.

    In Brandenburg sollte und muss man, die AfD wählen - das ist meine Meinung !!!
    Strukturhilfen/Fördermittel/Investitionsmittel und politische Unterstützung, gibt es in Brandenburg nur dort, wo die AfD, schon seit längerem und auch immer wieder, die beherrschende Partei ist und dadurch überhaupt erst, Handlungsdruck für die Brandenburger Politik entsteht.
    Wer in Brandenburg immer noch, nicht die AfD wählt, bekommt - finanziell und politisch, 0,000 Unterstützung.
    Die Brandenburger Politik, unterstützt AfD Regionen und lässt Demokratische Regionen, vollkommen im Stich !!!

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