Bundestagwahl 2025 - Was in Brandenburg nach der Wahl auffällt

Mo 24.02.25 | 15:28 Uhr
  56
Helfer reichen Sekt bei der Wahlparty der Alternative für Deutschland in der Bundesgeschäftsstelle der AfD am 23.02.2025.(Quelle:picture alliance/dpa/J.Stratenschulte)
Bild: picture alliance/dpa/J.Stratenschulte

Die AfD siegt in Brandenburg auf fast ganzer Linie, die SPD verliert stark. Ginge es nach den Wählern in Brandenburg, wäre es mit dem BSW anders gelaufen - Fünf Erkenntnisse aus den Bundestagswahl-Ergebnissen aus Brandenburg.

Deutlicher könnten die vorläufigen Ergebnisse zwischen Berlin und Brandenburg kaum auseinandergehen als bei dieser Bundestagswahl. In Berlin siegt die Linke, in Brandenburg die AfD. Abgestürzt im Wahlergebnis ist in Brandenburg die SPD - noch sehr viel deutlicher als auf Bundesebene. Das BSW wäre, wenn es nach den Brandenburgern ginge, sehr wohl in den Bundestag eingezogen. Fünf Erkenntnisse aus der Wahl im Überblick.

#1 Die AfD holt stärkstes Ergebnis

Für keine andere Partei haben sich am Sonntag in Brandenburg mehr Wähler an der Urne entschieden: Die AfD erhält 32,5 Prozent aller Stimmen und ist damit in Brandenburg deutliche Wahlsiegerin vor der zweitplatzierten CDU, die immerhin 14 Prozentpunkte dahinter liegt. Das Ergebnis der AfD in Brandenburg liegt knapp 12 Prozentpunkte über dem Ergebnis auf Bundesebene (20,8 Prozent) und ist mehr als doppelt so hoch über dem AfD-Ergebnis in Berlin (15,2 Prozent).

Vier Jahre zuvor lag die AfD in Brandenburg noch bei 18 Prozent, eine enorme Steigerung in vier Jahren also. In neun von zehn Wahlkreisen gewinnt bei der diesjährigen Wahl jeweils der Kandidat der AfD. Den höchsten Stimmanteil erhielt Birgit Bessin im Wahlkreis Elbe-Elster - Oberspreewald Lausitz mit 43 Prozent.

Die AfD ist nicht nur in Brandenburg, sondern auch in den anderen Bundesländern im Osten Deutschlands stärkste Kraft. In Thüringen waren es mit 38,6 Prozent der höchste Stimmenanteil.

#2 SPD verliert die Hälfte aller Wähler

Bei der Bundestagswahl 2021 hatte die SPD noch alle zehn Wahlkreise in Brandenburg gewonnen. Nun steht sie mit nahezu leeren Händen da. Nur der noch amtierende Bundeskanzler Olaf Scholz brachte seinen Wahlkreis Potsdam-Mittelmark II – Teltow-Fläming II für die SPD nach Hause.

Das Ergebnis der SPD hat sich in Brandenburg im Vergleich zu der Wahl vor vier Jahren halbiert. Hatten sich 2021 noch knapp 30 Prozent für die SPD entschieden, waren es dieses Mal nur knapp 15 Prozent. Scholz ist damit einer von nur vier Brandenburger SPD-Politikern, die nach der Wahl in den neuen Bundestag einziehen werden.

#3 BSW holt aus dem Stand mehr als 10 Prozent

Ginge es nach den Brandenburger Wählern, wäre das BSW bei ihrem ersten Wahlantritt auf Bundesebene sehr wohl im Bundestag vertreten und das nicht einmal knapp. Während es es im Bund wegen rund 13.000 fehlender Stimmen nicht für die Fünfprozenthürde reicht, wählten in Brandenburg 10,7 Prozent das BSW. Zum Vergleich: Die AfD erreichte bei ihrer ersten Bundestagswahl 2013 sechs Prozent in Brandenburg.

#4 Viele Zweitstimmen nicht im Bundestag vertreten

Rund 17 Prozent der Wähler in Brandenburg haben mit ihrer Zweitstimme eine Partei gewählt, die es auf Bundesebene nicht in den Bundestag geschafft hat.

Neben dem BSW (10,7 Prozent), erreichte die FDP in Brandenburg 3,25 Prozent, die Freien Wähler kommen auf 1,45 Prozent. Die weiteren Parteien (Volt, Bündnis Deutschland, Die PARTEI und die MLPD) kommen zusammen auf 1,91 Prozent.

Damit wird rund jede sechste in Brandenburg abgegebene Zweitstimme nicht im Parlament vertreten sein.

#5 AfD-Wahlsieger scheitert durch Wahlrechtsreform

Andreas Galau (AfD) siegt mit 30,8 Prozent zwar deutlich in seinem Brandenburger Wahlkreis Oberhavel-Havelland II - und zieht doch nicht in den Bundestag ein. In seinem Fall greift die Wahlrechtsreform: Derzufolge werden im neuen Bundestag nur 630 Abgeordnete sitzen. Jede Partei darf demnach nur noch so viele erfolgreiche Direktkandidaten in den Bundestag schicken, wie der Partei Sitze nach dem Zweitstimmenergebnis im jeweiligen Bundesland zustehen.

Die AfD darf ihrem Zweitstimmenergebnis zufolge acht Abgeordnete aus Brandenburg in den Bundestag schicken. Sie hat aber neun Wahlkreise mit den Erststimmen gewonnen. Galau erzielte für die AfD das verhältnismäßig schlechteste Ergebnis und zieht demnach nicht mit ein. Bundesweit erhalten nach der Reform 23 Wahlkreise kein Direktmandat, in Brandenburg und Berlin ist dies der einzige Fall.

Der Wahlkreis Oberhavel - Havelland II wird dennoch im Bundestag vertreten sein. Der bei den Erststimmen zweitplatzierte Brandenburger CDU-Spitzenkandidat Uwe Feiler (24,8 Prozent) zieht über die Landesliste in den Bundestag ein.

Sendung: rbb24 Inforadio, 24.02.2025, 09:00 Uhr

56 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 56.

    „Kein Wort zumRechtsextremismus? Warum lenken Sie davon ab?“
    Nein, dass tue ich nicht. Hier geht es um Wahlverhalten und Polarisation. Dafür benenne ich Ursachen, die auch hier nicht benannt werden. Selbst das Verächtlichmachen liberalerer Positionen mittels dem „neutralen ZDF-Publikum“ leistet jeden Tag einen Beitrag dazu. Die Folge: Noch mehr „Wir gegen Die“. Von wegen Diversität! Hier im Forum werde ich in die rechte Ecke gestellt...ohne Anlass dazu...gegen die Netiquette. Ganz zu schweigen von Nickdieben...

  2. 55.

    Grundsätzlich ist auch für die AfD die Migration kein Problem.
    Migration ist dann abzulehnen,wenn diese in unser Sozialsystem erfolgt.
    Frage : Was ist zum Bsp. Eine Einbürgerung für das Land wert,wenn der Begünstigende nicht mal die Amtssprache spricht.
    Der Bundeskanzler konnte sich mit einer Eingebürgerten Frau nur mit Hilfe eines Dolmetschers verständigen.
    Wie hat die Frau ,angeblich SPD Mitglied überhaupt wählen önnen?

  3. 54.
    Antwort auf [Wolkenkuckucksheim ] vom 25.02.2025 um 11:30

    Höcke hat sich im Osten durchgesetzt. Gleichgültigkeit und Frust, gepaart mit Selbstmitleid, macht Faschismus ,,normal“!

  4. 52.
    Antwort auf [Frieda] vom 25.02.2025 um 11:28

    Alles an Ihrem Post, ist die altbekannte Lüge der AfD, von eine nicht vorhandenen Demokratie. Wir leeben aber die Demokratie, denn wir lassen (noch), selbst Rechtsextremisten zu Wort kommen!

  5. 51.
    Antwort auf [Wolkenkuckucksheim ] vom 25.02.2025 um 11:30

    Das ist falsch! Das ewige Mantra von der Deindustrialisierung seitens der AfD. Und von Ihnen: Kein Wort zumRechtsextremismus? Warum lenken Sie davon ab?

  6. 50.

    Ich nehme war, dass grünes Chaos oft mit Standortschädigung gleichgesetzt wird.

    Mir sind derzeit über 400.000 Arbeitsplätze ind DE in den erneuerbaren Energien ziemlch lieb geworden.

    Wenn wir die über 80 Milliarden Euro, die wir für den Import von Kohle, Gas, Erdöl und früher Uran jährlich ausgeben, in die Landeseigenen Produktion von Energie umwandel, haben wir ganz automatisch eine gute Industrie- und Wirtschaftspolitik

  7. 49.

    Da gerne suggeriert wird, dass wir kostenlose Geld an Migraten verschenken, möchte ich darauf hinweisen, dass ohne Migranten wir unseren Wohlstand niemals in dieser Form erreicht hätten und nicht halten können.

    Ohne Portugiesen, Spanier, Griechen, Marokkanern, Tunesiern und Türken z.B. wäre das Deutsche Wirtschaftswunder und unser Status als Exportnation niemals möglich geworden. Insbesondere 1960er Jahren wurden eine Reihe Abkommen geschlossen. Erst die Erdölkrise hat die Zuwanderung und den wirtschaftlichen Aufschwung gestoppt.

    Da bekanntlich demnächst Millionen von Arbeitnehmern in den Ruhestand gehen (demographische Wandel), brauchen wir in Deutschland massiv Zuwanderung - wir reden hier von über 250 000 Menschen jährlich.

    Mit anderen Worten, wir brauchen jeden Menschen im Arbeitsmarkt.

    Sonst können wir unseren Lebensstandard nicht halten und werden massiv an Vermögen verlieren

  8. 48.

    Nee, untertrieben: Die Mehrheit der Wähler:innen in der Ex-DDR SIND Faschisten und Nazis. So muss es lauten. Schauen Sie auf die Karte. Alkes blau in den Grenzen der DDR.

  9. 47.

    „die Anzahl der AfD-Wähler mit der Bildungsferne“
    Ich erkläre es Ihnen mal, wenn Sie die Sicht ändern wollen?
    Wie gesagt, Sie wollen beleidigen. „Sie“ verwehren ungestraft ostdeutschen Biographien die Chancengleichheit, gleichzeitig „verschenken“ Sie an Nichteinzahler unser Geld, und dann glauben Sie es hat keine Konsequenzen? Für Migration und Gleichberechtigung muss man erst einmal im eigenem Hause sorgen statt scheinheilig Diversität und das Gendern in den Mittelpunkt zu stellen? Ganz zu schweigen von anderen Minderheitsthemen die hier wöchentlich aufschlagen...

  10. 46.

    Wenn man in einer Partei faschistoides Gedankengut zulässt, darf man sich nicht wundern, wenn man den AFD Wählern diesen Stempel aufdrückt. Die AFD Wähler haben es schließlich selbst in der Hand sich von Höcke un Konsorten, zu trennen. Tun sie aber nicht. Sie finden diesen ausländerfeindlichen, menschenverachtenden "Stürmer" Jargon ja gut. Überzeuge mich vom Gegenteil.

  11. 45.

    Sie verdrehen, beabsichtigt oder nicht ,die Tatsachen. Deutsche Linksextreme wurden in Weidels Wohnort gekarrt ("Die meisten haben Hochdeutsch gesprochen") um zu demonstrieren. "Die Einheimischen haben mit Alice, Alice -Sprechchören Partei für ihre berühmte Mitbewohnerin ergriffen".

  12. 44.

    Es ist traurig, dass sich der Osten ein Regime zurückwünscht, rechte Gedanken hegt und gern sich ungerecht behandelt fühlt. Anstatt froh über die Demokratie zu sein, wünschen sie sich ein Regime. Wie kann man nur so blind sein?

  13. 42.

    Der Osten hat gezeigt wo die Brandmauer ist 35 Jahre Deutsche Einheit nur auf dem Papier nicht im wirklichen Leben der ostdeutschen für den Westen nur 2.wahl Mauer wieder aufbauen????

  14. 41.

    Zitat: "Das Desaster der Grünen trieb Wähler zur AfD und zu den Linken."

    Die Grünen haben von den Regierungsparteien deutlich am wenigsten in der Wählergunst verloren und auch die wenigsten Wähler an Die Linke und AfD abgeben; daher ist Ihre Behauptung falsch, Ricochet.

  15. 40.

    Ich stimme Ihnen zu, so dumm kann gar keiner sein, auf Höcke und Weidel anzuspringen, selbst die Schweizer mögen sie nicht mehr und demonstrieren vor dem Haus, damit sie geht. Warum Sie ausgerechnet bei uns die Demokratie zerstören will, vielleicht aus Rache für berufliche Misserfolge. Eigentlich war das mit dem Österreicher schon falsch, man sollte es besser wissen.

  16. 39.

    93,4 % der Wähler in Brandenburg haben NICHT die Grünen gewählt. DAS war früher im Matheunterricht eindeutig die Mehrheit.

  17. 38.

    Wir stehen an der Schwelle des Jahrhunderts des Autoritarismus auf der ganzen Welt. Ein Zeitalter der Dunkelheit steht den einfachen Menschen bevor. Ich möchte es nicht mehr erleben, es schien überwunden, wir 2% der Menschen durften frei leben, dafür danke ich unseren Vorfahren, das wird mit Rechtsextremen in der Zukunft nicht mehr möglich sein.

  18. 37.

    Zitat: "3. Welche Legitimation hat Woidke jetzt noch? Und welche der "grüne" Regierende Bürgermeister von Berlin."

    Mal davon ab, dass Sie Wegner völlig hanebüchen als "Grünen" bezeichnen, sind er und Woidke demokratisch gewählte 'Landeschefs'. Wie die Länder regiert werden haben die Berliner bzw. Brandenburger Bürger bei den letzten Wahlen entschieden - und es steht AfD oder Die Linke Fans nach der BT-Wahl sicher nicht zu, die OB/MP Legitimation in diesen Bundesländern infrage zu stellen, Martin.

Nächster Artikel