Bundestagwahl 2025 - Was in Brandenburg nach der Wahl auffällt

Die AfD siegt in Brandenburg auf fast ganzer Linie, die SPD verliert stark. Ginge es nach den Wählern in Brandenburg, wäre es mit dem BSW anders gelaufen - Fünf Erkenntnisse aus den Bundestagswahl-Ergebnissen aus Brandenburg.
Deutlicher könnten die vorläufigen Ergebnisse zwischen Berlin und Brandenburg kaum auseinandergehen als bei dieser Bundestagswahl. In Berlin siegt die Linke, in Brandenburg die AfD. Abgestürzt im Wahlergebnis ist in Brandenburg die SPD - noch sehr viel deutlicher als auf Bundesebene. Das BSW wäre, wenn es nach den Brandenburgern ginge, sehr wohl in den Bundestag eingezogen. Fünf Erkenntnisse aus der Wahl im Überblick.
#1 Die AfD holt stärkstes Ergebnis
Für keine andere Partei haben sich am Sonntag in Brandenburg mehr Wähler an der Urne entschieden: Die AfD erhält 32,5 Prozent aller Stimmen und ist damit in Brandenburg deutliche Wahlsiegerin vor der zweitplatzierten CDU, die immerhin 14 Prozentpunkte dahinter liegt. Das Ergebnis der AfD in Brandenburg liegt knapp 12 Prozentpunkte über dem Ergebnis auf Bundesebene (20,8 Prozent) und ist mehr als doppelt so hoch über dem AfD-Ergebnis in Berlin (15,2 Prozent).
Vier Jahre zuvor lag die AfD in Brandenburg noch bei 18 Prozent, eine enorme Steigerung in vier Jahren also. In neun von zehn Wahlkreisen gewinnt bei der diesjährigen Wahl jeweils der Kandidat der AfD. Den höchsten Stimmanteil erhielt Birgit Bessin im Wahlkreis Elbe-Elster - Oberspreewald Lausitz mit 43 Prozent.
Die AfD ist nicht nur in Brandenburg, sondern auch in den anderen Bundesländern im Osten Deutschlands stärkste Kraft. In Thüringen waren es mit 38,6 Prozent der höchste Stimmenanteil.
#2 SPD verliert die Hälfte aller Wähler
Bei der Bundestagswahl 2021 hatte die SPD noch alle zehn Wahlkreise in Brandenburg gewonnen. Nun steht sie mit nahezu leeren Händen da. Nur der noch amtierende Bundeskanzler Olaf Scholz brachte seinen Wahlkreis Potsdam-Mittelmark II – Teltow-Fläming II für die SPD nach Hause.
Das Ergebnis der SPD hat sich in Brandenburg im Vergleich zu der Wahl vor vier Jahren halbiert. Hatten sich 2021 noch knapp 30 Prozent für die SPD entschieden, waren es dieses Mal nur knapp 15 Prozent. Scholz ist damit einer von nur vier Brandenburger SPD-Politikern, die nach der Wahl in den neuen Bundestag einziehen werden.
#3 BSW holt aus dem Stand mehr als 10 Prozent
Ginge es nach den Brandenburger Wählern, wäre das BSW bei ihrem ersten Wahlantritt auf Bundesebene sehr wohl im Bundestag vertreten und das nicht einmal knapp. Während es es im Bund wegen rund 13.000 fehlender Stimmen nicht für die Fünfprozenthürde reicht, wählten in Brandenburg 10,7 Prozent das BSW. Zum Vergleich: Die AfD erreichte bei ihrer ersten Bundestagswahl 2013 sechs Prozent in Brandenburg.
#4 Viele Zweitstimmen nicht im Bundestag vertreten
Rund 17 Prozent der Wähler in Brandenburg haben mit ihrer Zweitstimme eine Partei gewählt, die es auf Bundesebene nicht in den Bundestag geschafft hat.
Neben dem BSW (10,7 Prozent), erreichte die FDP in Brandenburg 3,25 Prozent, die Freien Wähler kommen auf 1,45 Prozent. Die weiteren Parteien (Volt, Bündnis Deutschland, Die PARTEI und die MLPD) kommen zusammen auf 1,91 Prozent.
Damit wird rund jede sechste in Brandenburg abgegebene Zweitstimme nicht im Parlament vertreten sein.
#5 AfD-Wahlsieger scheitert durch Wahlrechtsreform
Andreas Galau (AfD) siegt mit 30,8 Prozent zwar deutlich in seinem Brandenburger Wahlkreis Oberhavel-Havelland II - und zieht doch nicht in den Bundestag ein. In seinem Fall greift die Wahlrechtsreform: Derzufolge werden im neuen Bundestag nur 630 Abgeordnete sitzen. Jede Partei darf demnach nur noch so viele erfolgreiche Direktkandidaten in den Bundestag schicken, wie der Partei Sitze nach dem Zweitstimmenergebnis im jeweiligen Bundesland zustehen.
Die AfD darf ihrem Zweitstimmenergebnis zufolge acht Abgeordnete aus Brandenburg in den Bundestag schicken. Sie hat aber neun Wahlkreise mit den Erststimmen gewonnen. Galau erzielte für die AfD das verhältnismäßig schlechteste Ergebnis und zieht demnach nicht mit ein. Bundesweit erhalten nach der Reform 23 Wahlkreise kein Direktmandat, in Brandenburg und Berlin ist dies der einzige Fall.
Der Wahlkreis Oberhavel - Havelland II wird dennoch im Bundestag vertreten sein. Der bei den Erststimmen zweitplatzierte Brandenburger CDU-Spitzenkandidat Uwe Feiler (24,8 Prozent) zieht über die Landesliste in den Bundestag ein.
Sendung: rbb24 Inforadio, 24.02.2025, 09:00 Uhr