Vor Bundestagswahl - Brandenburger CDU-Politikerin Ludwig spricht sich für Koalition mit AfD aus

Die Brandenburger CDU-Landtagsabgeordnete Ludwig hat schon öfter mit Äußerungen Kritik auf sich gezogen - auch innerparteilich. Nun wirbt sie dafür, auf die Brandmauer gegen die AfD zu verzichten - und eine "Mitte-Rechts-Regierung" zu bilden.
Die Brandenburger CDU-Politikerin Saskia Ludwig hält eine Koalition ihrer Partei mit der AfD nach der Bundestagswahl 2025 am 23. Februar für möglich. Sie wandte sich gegen eine Brandmauer gegenüber der AfD, die laut Ludwig nur der Partei und dem "linken Lager" nutze. "Eine Brandmauer ist für mich zutiefst undemokratisch", betonte die Landtagsabgeordnete.
"Wenn über 50 Prozent Mitte-Rechts wählen, dann muss es auch eine Mitte-Rechts-Regierung geben für die Bürger", sagte Ludwig dem Sender "TV Berlin [youtube.com]" am Dienstag. "Nur damit kriegt man das eingehegt - und unser Land kriegt man damit auch wieder auf Kurs. Ob das nach dem 23. Februar der Fall sein wird, bleibt spannend."
Ludwig will "entspannteren Umgang" mit Demokratie
Die CDU-Politikerin warb dafür, "dass wir mit unserer Demokratie deutlich entspannter umgehen müssen und den Wählerwillen akzeptieren". Viele westdeutsche Kollegen sähen die AfD immer noch als ostdeutsches Phänomen, sagte Ludwig. Das sei die Partei aber nicht mehr. "Auch in Westdeutschland ist sie zweistellig und hat dort Zuwachsraten."
Auf X (vormals Twitter) trat Ludwig am Donnerstag dem Eindruck entgegen, sie habe mit dem Interview eine Koalition mit der AfD gefordert. "Schon eine bemerkenswerte freie Interpretation meines Interviews", schrieb die CDU-Politikerin.
Brandenburger CDU verweist auf "glasklare" Beschlusslage
Auf Anfrage von rbb|24 erklärte Brandenburgs CDU-Generalsekretär Gordon Hoffmann: "Die Beschlusslage der CDU ist glasklar und es gilt nach wie vor, was Friedrich Merz sagt: 'Es wird keine Koalition mit der AfD geben.'"
Brandenburgs SPD-Generalsekretär Kurt Fischer sieht dennoch Klärungsbedarf: "Es stellt sich die Frage, wie viel der CDU-Unvereinbarkeitsbeschluss zur AfD wert ist, wenn eine Mandatsträgerin und aussichtsreiche Bundestagskandidatin der gleichen Partei diesem sehr offen widerspricht."
Die Grüne Jugend Brandenburg verurteilte die Aussagen Ludwigs als "unbegreiflich". "Die AfD ist eine zutiefst antidemokratische Partei, wer mit ihr zusammenarbeiten will, hat aus der Vergangenheit nichts gelernt", sagte Valerie Reichardt, Sprecherin der Partei. Die Grüne Jugend unterstrich abermals ihre Forderung, Ludwig aus der CDU auszuschließen.
AfD-Landeschef Springer fordert Öffnung für Zusammenarbeit
In Reaktion auf die Äußerung Ludwigs erklärte AfD-Landeschef René Springer, die Union solle "endlich 'mal dem eigenen demokratischen Anspruch gerecht werden und sich auf höherer Ebene zumindest einer Zusammenarbeit mit der AfD öffnen". Saskia Ludwig würde vielen CDU-Politikern - "zumindest auf der kommunalen Ebene" - aus dem Herzen sprechen, so Springer. "Merz und seine Ankündigungen einer Asyl- und Migrationswende werden daran scheitern, dass sie niemanden zum Koalieren haben, um diese Maßnahmen durchzusetzen."
Die 56 Jahre alte Ludwig war schon öfter mit Äußerungen aufgefallen und hatte auch innerparteilich für Kritik gesorgt, unter anderem mit einem gemeinsamen Interview mit dem früheren AfD-Landeschef und ehemaligen Bundesvize Alexander Gauland in der "Jungen Freiheit" im Jahr 2017. Die AfD wird vom Bundesamt für Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall beobachtet.
Ludwig tritt für die CDU als Direktkandidatin im Wahlkreis 60 (Brandenburg an der Havel - Potsdam-Mittelmark I - Havelland III - Teltow-Fläming I) an. Auf der Landesliste der CDU Brandenburg ist sie auf dem dritten Platz. Sie kündigte in dem Interview bei "TV Berlin" auch an, dass sie bei einem Einzug in den Bundestag ihr Landtagsmandat niederlegen wolle, das sie seit knapp 20 Jahren inne hat.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 23.01.2025, 19:30 Uhr
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