Analyse | Bundestagswahl in Brandenburg - Blaue Welle

Die Bundestagswahl hat in Brandenburg eine klare Siegerin hervorgebracht: die AfD. CDU, SPD, Grüne und Linke sind in ähnlichen Gemeinden am stärksten. Das BSW spielt nur im Osten eine Rolle. Von O. Noffke (Text) und D. Ritter-Wurnig (Grafik)
Die AfD ist bei der Bundestagswahl in Brandenburg mit Abstand stärkste Kraft geworden. Neun der zehn Wahlkreise konnte die Partei direkt gewinnen. Einziger Wermutstropfen: Obwohl Andreas Galau das Direktmandat in Oberhavel – Havelland II klar für die AfD gewonnen hat, kann er nicht in den Bundestag einziehen. Der Partei fehlen die notwendigen Zweitstimmen, um sich das Mandat zu sichern. Die so genannte Zweitstimmendeckung ist nach dem neuen Wahlgesetz notwendig, mit dem der Bundestag auf 630 Sitze begrenzt wird.
Dennoch ist der Sieg flächendeckend. Das zeigt der Blick auf die Ergebnisse in den Gemeinden. Lediglich in zehn Brandenburger Gemeinden erhielt die AfD nicht die meisten Zweitstimmen. In den übrigen 403 hingegen schon. Manchmal knapp. Tendenziell wird der Vorsprung größer, je weiter östlich sich eine Gemeinde befindet.
Für die anderen Parteien heißt dies: Im Westen Brandenburgs wurde der Kuchen deutlich kleiner, im Osten bleibt hie und da kaum noch was übrig. Denn nach ähnlichem Muster verteilen sich auch die Stimmen des Bündnis Sahra Wagenknecht. Wenn auch auf deutlich niedrigerem Niveau.
Bundesweit vorn, in Brandenburg Platz zwei: die CDU
Die CDU hat in den Gemeinden oftmals den zweiten Platz eingenommen. Um Berlin und Potsdam herum verlief der Wahlsonntag für die Christdemokraten in Brandenburg am erfolgreichsten.
In Großbeeren (Teltow-Fläming) erfüllte die Partei sogar das Wahlziel ihres Spitzenkandidaten Friedrich Merz 30 + x. Mit 30,5 Prozent allerdings gerade so. Am schlechtesten lief es in der Gemeinde Jämlitz-Klein Düben (Spree-Neiße): 6,9 Prozent.
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AfD schrammt in Lausitzer Gemeinde knapp an 70 Prozent vorbei
Dass es in Jämlitz-Klein Düben schlecht lief, ist kein Alleinstellungsmerkmal der CDU. Alle Parteien taten sich hier schwer. Abgesehen von der AfD. Sie erreichte in der Gemeinde nahe der Grenze zu Sachsen ihren absoluten Spitzenwert: 69,2 Prozent. Mit 11,5 Prozent war der Zuspruch zur AfD in Kleinmachnow (Potsdam-Mittelmark) am niedrigsten. Nicht mehr als ein seltener Ausreißer.
Wo es für die AfD knapp ausging, erreichte sie dennoch Werte um die 25 Prozent. Dies war insbesondere westlichen von Berlin der Fall. Oftmals war der Abstand auf die Zweitplatzierten jedoch eindeutig. Insbesondere im Osten Brandenburgs. Das Spitzenpersonal der AfD beanspruchte am Wahlabend mehrfach davon, die Volkspartei im Osten zu sein. Die erreichten Werte in Brandenburg unterstützen das.
SPD schrumpft zusammen
Spielen Spitzenkandidaten eine Rolle? Brandenburg liefert ein gutes Beispiel dafür, welche Zugkraft beliebte Köpfe spielen können. Mit Dietmar Woidke konnte sich die SPD bei der Landtagswahl im vergangenen die Spitzenplatz sichern. Mit Olaf Scholz, einem historisch unbeliebtem Kanzler, konnten die Sozialdemokraten bei der Bundestagswahl in Brandenburg nicht überzeugen. Immerhin: Scholz holte in Potsdam - Potsdam-Mittelmark II - Teltow-Fläming II das einzige Brandenburger Direktmandat für seine Partei.
Im Rest des Landes lief es allerdings schlecht. Die Stärke des Zuspruchs verteilt sich ähnlich wie bei der CDU – doch auf deutlich geringerem Niveau. Am stärksten konnte die SPD westlich von Berlin Stimmen einsammeln, nach Osten hin nehmen die Werte ab. Den Bestwert bei den Zweitstimmen gab es mit 21,8 Prozent in Planetal (Potsdam-Mittelmark), in Hirschfeld (Elbe-Elster) lief es am schlechtesten: 4,0 Prozent.
Grüne nur noch in und um Potsdam zweistellig
Ähnliches Bild, noch weniger Zustimmung: Bündnis 90/Die Grünen. In Kleinmachnow landeten sie mit 19,9 Prozent hinter der CDU auf dem zweiten Platz. In mehreren Gemeinden in Potsdam-Mittelmark und drum herum gab es ebenfalls zweistellige Ergebnisse.
Im Osten Brandenburgs spieltee die Grünen bei der Bundestagswahl jedoch keine Rolle. In der AfD-Hochburg Jämlitz-Klein Düben gab es keine einzige Stimme für die Partei von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck.
FDP nur in einer Handvoll Gemeinden über fünf Prozent
Orte, deren Wählerinnen und Wähler die FDP im Bundestag haben möchten, gab es am Sonntag in Brandenburg wenige. Rund um Potsdam erhielten die Liberalen in einigen Gemeinden mehr als fünf Prozent. In Kleinmachnow waren es 7,4 Prozent, den Spitzenwert gab es in Schraden (Elbe-Elster) mit 8,0 Prozent. Niedrigster Wert: Alt Tucheband im Märkisch-Oderland (0,5 Prozent).
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Linke deutlich besser als bei Landtagswahl
Die Linke konnte in Brandenburg deutlich mehr Menschen von sich überzeugen als noch bei der Landtagswahl vor fünf Monaten. Damals verpasste die Linke die Fünf-Prozent-Hürde, bei der Bundestagswahl holte sie 10,7 Prozent. Den besten Wert erreichte sie in Potsdam mit 17,6 Prozent. Hinter CDU, AfD und SPD reichte dies für den vierten Platz. Am schlechtesten lief es in Drechnow (Spree-Neiße) mit 3,0 Prozent.
BSW in der Osthälfte am stärksten
Wo die Linke Federn gelassen hat, zeigt besonders deutlich das Ergebnis des Bündnis Sahra Wagenknecht. Das war in der Osthälfte des Landes sehr viel erfolgreicher als in der westlichen. Den Spitzenwert gab es im Boitzenburger Land (Uckermark) mit 16,0 Prozent, am niedrigsten war die Zustimmung mit 3,9 Prozent in Großderschau (Havelland).
Insgesamt erzielte die Partei wie die Linke 10,7 Prozent. Das liegt einerseits knapp drei Punkte unter dem Wert vom September. Andererseits war dies die erste Bundestagswahl des BSW, das erst vor einem Jahr als Partei gegründet worden war. Für einen Einzug in den Bundestag reichte das gute Ergebnis in Brandenburg am Ende allerdings nicht.
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Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 24.02.2025, 19.30 Uhr