Analyse | Bundestagswahl in Brandenburg - Blaue Welle

Mo 24.02.25 | 19:57 Uhr | Von Oliver Noffke und Dominik Ritter-Wurnig
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Zweitstimmen: Stärkste Kraft in Brandenburg 2025. (Quelle: Stat. Bundesamt, GeoBasis-DE/BKG/dpa)
Bild: Stat. Bundesamt, GeoBasis-DE/BKG/dpa

Die Bundestagswahl hat in Brandenburg eine klare Siegerin hervorgebracht: die AfD. CDU, SPD, Grüne und Linke sind in ähnlichen Gemeinden am stärksten. Das BSW spielt nur im Osten eine Rolle. Von O. Noffke (Text) und D. Ritter-Wurnig (Grafik)

Die AfD ist bei der Bundestagswahl in Brandenburg mit Abstand stärkste Kraft geworden. Neun der zehn Wahlkreise konnte die Partei direkt gewinnen. Einziger Wermutstropfen: Obwohl Andreas Galau das Direktmandat in Oberhavel – Havelland II klar für die AfD gewonnen hat, kann er nicht in den Bundestag einziehen. Der Partei fehlen die notwendigen Zweitstimmen, um sich das Mandat zu sichern. Die so genannte Zweitstimmendeckung ist nach dem neuen Wahlgesetz notwendig, mit dem der Bundestag auf 630 Sitze begrenzt wird.

Dennoch ist der Sieg flächendeckend. Das zeigt der Blick auf die Ergebnisse in den Gemeinden. Lediglich in zehn Brandenburger Gemeinden erhielt die AfD nicht die meisten Zweitstimmen. In den übrigen 403 hingegen schon. Manchmal knapp. Tendenziell wird der Vorsprung größer, je weiter östlich sich eine Gemeinde befindet.

Für die anderen Parteien heißt dies: Im Westen Brandenburgs wurde der Kuchen deutlich kleiner, im Osten bleibt hie und da kaum noch was übrig. Denn nach ähnlichem Muster verteilen sich auch die Stimmen des Bündnis Sahra Wagenknecht. Wenn auch auf deutlich niedrigerem Niveau.

Bundesweit vorn, in Brandenburg Platz zwei: die CDU

Die CDU hat in den Gemeinden oftmals den zweiten Platz eingenommen. Um Berlin und Potsdam herum verlief der Wahlsonntag für die Christdemokraten in Brandenburg am erfolgreichsten.

In Großbeeren (Teltow-Fläming) erfüllte die Partei sogar das Wahlziel ihres Spitzenkandidaten Friedrich Merz 30 + x. Mit 30,5 Prozent allerdings gerade so. Am schlechtesten lief es in der Gemeinde Jämlitz-Klein Düben (Spree-Neiße): 6,9 Prozent.

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AfD schrammt in Lausitzer Gemeinde knapp an 70 Prozent vorbei

Dass es in Jämlitz-Klein Düben schlecht lief, ist kein Alleinstellungsmerkmal der CDU. Alle Parteien taten sich hier schwer. Abgesehen von der AfD. Sie erreichte in der Gemeinde nahe der Grenze zu Sachsen ihren absoluten Spitzenwert: 69,2 Prozent. Mit 11,5 Prozent war der Zuspruch zur AfD in Kleinmachnow (Potsdam-Mittelmark) am niedrigsten. Nicht mehr als ein seltener Ausreißer.

Wo es für die AfD knapp ausging, erreichte sie dennoch Werte um die 25 Prozent. Dies war insbesondere westlichen von Berlin der Fall. Oftmals war der Abstand auf die Zweitplatzierten jedoch eindeutig. Insbesondere im Osten Brandenburgs. Das Spitzenpersonal der AfD beanspruchte am Wahlabend mehrfach davon, die Volkspartei im Osten zu sein. Die erreichten Werte in Brandenburg unterstützen das.

SPD schrumpft zusammen

Spielen Spitzenkandidaten eine Rolle? Brandenburg liefert ein gutes Beispiel dafür, welche Zugkraft beliebte Köpfe spielen können. Mit Dietmar Woidke konnte sich die SPD bei der Landtagswahl im vergangenen die Spitzenplatz sichern. Mit Olaf Scholz, einem historisch unbeliebtem Kanzler, konnten die Sozialdemokraten bei der Bundestagswahl in Brandenburg nicht überzeugen. Immerhin: Scholz holte in Potsdam - Potsdam-Mittelmark II - Teltow-Fläming II das einzige Brandenburger Direktmandat für seine Partei.

Im Rest des Landes lief es allerdings schlecht. Die Stärke des Zuspruchs verteilt sich ähnlich wie bei der CDU – doch auf deutlich geringerem Niveau. Am stärksten konnte die SPD westlich von Berlin Stimmen einsammeln, nach Osten hin nehmen die Werte ab. Den Bestwert bei den Zweitstimmen gab es mit 21,8 Prozent in Planetal (Potsdam-Mittelmark), in Hirschfeld (Elbe-Elster) lief es am schlechtesten: 4,0 Prozent.

Grüne nur noch in und um Potsdam zweistellig

Ähnliches Bild, noch weniger Zustimmung: Bündnis 90/Die Grünen. In Kleinmachnow landeten sie mit 19,9 Prozent hinter der CDU auf dem zweiten Platz. In mehreren Gemeinden in Potsdam-Mittelmark und drum herum gab es ebenfalls zweistellige Ergebnisse.

Im Osten Brandenburgs spieltee die Grünen bei der Bundestagswahl jedoch keine Rolle. In der AfD-Hochburg Jämlitz-Klein Düben gab es keine einzige Stimme für die Partei von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck.

FDP nur in einer Handvoll Gemeinden über fünf Prozent

Orte, deren Wählerinnen und Wähler die FDP im Bundestag haben möchten, gab es am Sonntag in Brandenburg wenige. Rund um Potsdam erhielten die Liberalen in einigen Gemeinden mehr als fünf Prozent. In Kleinmachnow waren es 7,4 Prozent, den Spitzenwert gab es in Schraden (Elbe-Elster) mit 8,0 Prozent. Niedrigster Wert: Alt Tucheband im Märkisch-Oderland (0,5 Prozent).

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Linke deutlich besser als bei Landtagswahl

Die Linke konnte in Brandenburg deutlich mehr Menschen von sich überzeugen als noch bei der Landtagswahl vor fünf Monaten. Damals verpasste die Linke die Fünf-Prozent-Hürde, bei der Bundestagswahl holte sie 10,7 Prozent. Den besten Wert erreichte sie in Potsdam mit 17,6 Prozent. Hinter CDU, AfD und SPD reichte dies für den vierten Platz. Am schlechtesten lief es in Drechnow (Spree-Neiße) mit 3,0 Prozent.

BSW in der Osthälfte am stärksten

Wo die Linke Federn gelassen hat, zeigt besonders deutlich das Ergebnis des Bündnis Sahra Wagenknecht. Das war in der Osthälfte des Landes sehr viel erfolgreicher als in der westlichen. Den Spitzenwert gab es im Boitzenburger Land (Uckermark) mit 16,0 Prozent, am niedrigsten war die Zustimmung mit 3,9 Prozent in Großderschau (Havelland).

Insgesamt erzielte die Partei wie die Linke 10,7 Prozent. Das liegt einerseits knapp drei Punkte unter dem Wert vom September. Andererseits war dies die erste Bundestagswahl des BSW, das erst vor einem Jahr als Partei gegründet worden war. Für einen Einzug in den Bundestag reichte das gute Ergebnis in Brandenburg am Ende allerdings nicht.

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Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 24.02.2025, 19.30 Uhr

Beitrag von Oliver Noffke und Dominik Ritter-Wurnig

109 Kommentare

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  1. 109.

    "Woher beziehen Sie Ihren Strom ??"

    Diese Frage nach den Energieträgern und ihrer jeweiligen Verantwortbarkeit hat sich bis zum Aufkommen der Anti-AKW- und Ökologiebewegung tatsächlich niemand gestellt. Strom war einfach da und die Allerwenigsten dachten seinerzeit daran, effizient und verantwortlich mit Energie umzugehen.

    Seitdem ist dieses Land, Bürger und auch die polit. Vertreter sind klüger geworden - nicht zuletzt durch Forschungseinrichtungen mitsamt der von ihnen entwickelten Szenarien.

    In verantwortlicher Weise nach der Herkunft des Stromes zu fragen, kann deshalb nur bedeuten, eigene, letztlich nicht verantwortbare Hochrisikoanlagen nicht mehr zu betreiben, aus ethischen Gründen. Wenn Sie Frankreich ansprechen, so liegt das am europ. Stromverbundnetz. Ganz simpel: An den jeweiligen Grenzen hört der Strom keineswegs auf, zu fließen.

  2. 108.

    Das sehen Sie vielleicht so. Die deutliche Mehrheit der Expert:innen sieht das aber anders. Zumal Sie den Rechtsextremismus der AFD einfach auszublenden scheinen. Dass rechtsextreme Menschen mit dem Programm der rechtsextremen AFD übereinstimmen, ist nun nicht wirklich überraschend.

  3. 107.

    Ich fahre Volvo.....der fährt noch bis ich den Führerschein abgebe.

  4. 106.

    "Es geht ihnen gut und sie wählen trotzdem blau. Ich kann das Gejammere, auch als Ostdeutscher nicht mehr hören. "

    "Hört den anderen zu. Akzeptiert andere demokratische Ansichten. Dann klappst vlt auch wieder mit den Wahlen, ohne die Schlümpfe."

    merken Sie gar nicht, dass sie sich selbst widersprechen. Das Märchen vom Glückes eigenen Schmied ist genauso albern wie das vom Tellerwäscher, der Millionär wurde. Solange sie das nicht merken, werden sie auch die Wahlergebnisse nicht verstehen.

  5. 105.

    Abwarten, sie kann sich auch unentschieden, nichts ist in Stein gemeißelt.

  6. 104.

    Da können Sie noch so sehr auf Verbrenner stehen, die EU hat entschieden.

  7. 103.

    Wenn ich hier die ganzen Kommentare lese, bin ich froh in einem Wahlkreis/ einer Gemeinde zu wohnen, der nicht blau ist. Dies scheint sich zu verstetigen, da dies seit 3 Wahlen so ist.
    Ich verstehe die Leute nicht. Es geht ihnen gut und sie wählen trotzdem blau. Ich kann das Gejammere, auch als Ostdeutscher nicht mehr hören. Es nervt nur noch. Steht auf und kümmert euch um euer Leben, jeder kann etwas Schaffen, es weiter bringen. Nur da sitzen und warten das die gebratenen Hühner vorbeifliegen ist keine Lösung.
    Würde ich so handeln, wäre ich heute nicht da wo ich bin. Also Ärmel hochkrempeln, aufhören zu jammern und was sinnvolles tun, denn das kann jeder und auch im Kleinen. Es geht um das MITEINANDER statt Gegeneinander. Hört den anderen zu. Akzeptiert andere demokratische Ansichten. Dann klappst vlt auch wieder mit den Wahlen, ohne die Schlümpfe.

  8. 102.

    Oh da ist jemand aber sauer....oder?? Klar muss es billig sein mit dem Verbrenner. Und das ist keine Blase sondern die Realität.
    Wenn Sie in einer glücklichen Blase leben mit Öko Strom und E Auto Made in Germany....dann alles Gute für Sie.

  9. 100.

    Die Steuerpläne, das Deutschland einheitliche drei stufige Bildungssystem, die Idee von einem europäischen Wirtschaftsverbund mit angeschlossenem Außengrenzschutz, die Energiepolitik, die Stärkung des Wirtschaftsstandortes Deutschlands, auch eine geregelte Migration mit Ausweisung von Personen ohne Bleiberecht, das entlastet Städte und Gemeinden und spart obendrein noch Steuergeld.

  10. 99.

    *7.

    "Es wird Zeit das Experiment "Wiedervereinigung " zu beenden.
    Mauer hoch. Und jeden an der BRD Grenze abweisen."

    Na Sie sind mir ja ein wahrer Patriot und Demokrat. :-(((

  11. 98.

    Zwischen einer quasi von außen herkommenden Analyse und dem Unterstellen einer Motivation, die der Betreffende aus seiner Sicht garnicht hat, dazwischen liegen Welten.

    Die politische Linke hat sich mit dieser Art von Denunziation noch niemals Freunde gemacht. Auf jeden Fall in wesentlichen Teilen.

  12. 97.

    Viele Punkte im Parteiprogramm sehe ich genauso, der WahlOmat hat mir 91,3% beschert obwohl ich den eigentlich garnicht brauchte. Das rechtsextrem rutscht an mir vorbei, wurde vom politischen Gegner zu oft missbraucht. Ähnlich ist es mit den Eistufungen, wenn die Dienststelle nicht weisungsgebunden wäre und staatlich geförderte Organisation keine Aufzüge gegen diese Partei veranstalten würden und die medialen Aufreger im Original nicht ganz anderes wären. Kurz gesagt, alle die bei eine Wahlgewinn der Partei Nachteile befürchten machen Stimmung gegen sie. Ich glaube das nennt man Befangenheit.

  13. 96.

    ändert das irgendetwas an dem Irrsinn?
    Allerdings hat die AfD, die übrigens in dieser Frage tief gespalten ist, noch keine Macht.
    Merz aber hat sie von einem Teil der Deutschen, wen wundert's,
    vorrangig westsozialisiert, übertragen bekommen.
    Ob diese Leute dann im Falle eines Falles auch ihre Kinder an der Front verheizen lassen? Soviel zu Moral und Intelligenz von Wählergruppen.

  14. 95.

    Was sollen denn bitte "Einheitsparteien" sein? Kenne diesen Begriff eigentlich nur mit abwertender Bedeutung aus dem rechtsextremen Sprachgebrauch. Aber im weiteren Verlauf Ihres wirren Kommentars disqualifizieren Sie ja CDU und alle Parteien links davon. Dann bliebe ja nur noch die rechtsextreme AFD. Dass diese eine völlig unsoziale Politik vertritt und gerade die mittleren und unteren Einkommen unter einer AFD noch weniger im Portemonnaie hätten, haben Sie nicht mitbekommen...?

  15. 94.

    Da haben Sie vollkommen Recht, deshalb musste ich zu der Zeit auch meine Arbeitsstelle wechseln.

  16. 93.

    Ist vollkommen in Ordnung. Der ist nicht mal einen Pfennig wert.
    Ohne Kredite ausm Westen wäre die DDR schon Anfang der 80er pleite.

  17. 92.

    Nennen Sie mir doch bitte nur einen vernünftigen Grund, warum man eine rechtsextreme Partei wählen sollte.

  18. 91.

    Ja, "warm anziehen" im wahrsten Sinne des Wortes. Mehrere Zeitungen haben berichtet, daß im vorigen Jahr 300000 Berliner ihre Wohnungen aufgrund der Kosten nicht mehr angemessen heizen konnten. Tendenz steigend. Das aber, möchte der Wähler der Einheitsparteien nicht hören, bzw. wird abgestritten. Diese drastische Erhöhung der "Luftsteuer" wird noch mehr Menschen zum Umdenken bewegen. Es ist nicht zu erwarten das Parteien von Links bis CDU die Bürger entlasten werden. Lindner und Habeck haben das versprochene Klimageld für die Bürger abgelehnt. Mit Merz wird es nicht besser.

  19. 90.

    Ich meinte ja auch den, den ich mir als Andenken aufgehoben habe.

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