Kommunalwahlen - Die Ergebnisse in Brandenburg an der Havel

Mo 27.05.19 | 06:21 Uhr
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Brandenburg an der Havel
Bild: dpa/Bernd Settnik

Sieger und Verlierer zugleich bei der Kommunalwahl 2019 in Brandenburg an der Havel ist die CDU. Sie ist mit 26,7 Prozent erneut mit klarem Vorsprung stärkste Partei in der Stadtverordnetenversammlung, büßt aber im Vergleich zur letzten Kommunalwahl vor fünf Jahren mehr als zehn Prozentpunkte ein. Zweistärkste Kraft ist wie schon 2014 die SPD, die allerding auch deutlich auf nur noch 16,9 Prozent abrutschen (-8,1 Prozent). Auf Platz drei landete die AfD mit 14,2 Prozent, die wie überall im Land auch in Brandenburg an der Havel kräftig zulegen konnte. Knapp dahinter folgen Grüne (13,9 Prozent) und Linke (13 Prozent). Die Listenvereinigung BVB/Freie erreichte 10,8 Prozent, die FDP 4,5 Prozent.

Neben der Wahl der Stadtverordneten wurden in den Ortsteilen Göttin, Kirchmöser, Klein Kreutz/Saaringen, Mahlenzien, Schmerzke und Plaue die Ortsvorsteherinnen und Ortsvorsteher sowie in den Ortsteilen Gollwitz und Wust die Ortsbeiräte gewählt.

Nach Bevölkerungsrückgang geht's wieder bergauf

Brandenburg an der Havel ist mit knapp 72.000 Einwohnern die drittgrößte kreisfreie Stadt in Brandenburg. Sie ist fast vollständig vom Landkreis Potsdam-Mittelmark umgeben, nur ganz im Norden grenzt sie an den Landkreis Havelland. Der Fluss Havel prägt die Stadt von jeher in ihrer mehr als tausendjährigen Geschichte. Er verzweigt sich in mehrere Seitenarme und Kanäle, die einige stadtbildprägende Inseln bilden. Wegen ihrer langen Geschichte und weil sie namensgebend für das ganze Land Brandenburg war, wird sie auch als "Wiege der Mark" bezeichnet.

Während die große Altstadt in den 1990er-Jahren noch ziemlich heruntergekommen war, hat sie sich seither gut entwickelt und dank ihrer Lage am Wasser zu einem beliebten Wohnort gemausert. Zwar hat die Stadt seit der Wende deutlich an Einwohnern verloren - 1990 lebten noch knapp 90.000 Menschen in Brandenburg an der Havel und damit fast 20.000 mehr als heute - in den letzten Jahren ist aber wieder ein leichter Anstieg zu verzeichnen.

Alte Industriestadt hat schwierige Zeiten hinter sich

Verkehrstechnisch liegt Brandenburg an der Havel recht günstig an der Autobahn A2, 30 Kilometer von der Landeshauptstadt Potsdam und 70 Kilometer von Berlin entfernt. Bis zur Wiedervereinigung war die Stadt in erster Linie ein Standort der Schwerindustrie. Das Stahl- und Walzwerk war wichtigster und größter Arbeitgeber. Weitere große Betriebe waren das Getriebewerk und die Werke der Reichsbahn in Kirchmöser. Infolge der weitgehenden Deindustrialisierung ab 1990 sind nur ein Elektrostahlwerk und das Getriebewerk erhalten geblieben. Die Arbeitslosigkeit in der Stadt liegt aufgrund dieser Entwicklung mit 8,3 Prozent über dem landesweiten Durchschnitt von 6,1 Prozent, ist in den vergangenen Jahren aber kontinuierlich zurückgegangen.

Der Wirtschaftsstandort ist einer von 15 sogenannten Regionalen Wachstumskernen im Land Brandenburg. Dadurch werden ausgewählte zukunftsorientierte Branchen gefördert.

Loriot und die Symphoniker

Touristisch übt Brandenburg an der Havel eine besondere Anziehungskraft auf Loriot-Fans aus. Der berühmte Schauspieler und Humorist, der mit bürgerlichem Namen Vicco von Bülow hieß, wurde 1923 in Brandenburg an der Havel geboren und verbrachte die ersten Lebensjahre in seiner Geburtsstadt. Darüber hinaus sind die Brandenburger Symphoniker ein wichtiger Bestandteil des kulturellen Lebens. Neben Brandenburg treten die Symphoniker auch regelmäßig in Berlin (Konzerthaus, Philharmonie), Potsdam (Nikolaisaal), Frankfurt (Oder) (Kleist Forum), Stendal (Theater der Altmark) sowie in anderen Städten des Landes Brandenburg auf, gastieren aber auch im ganzen Bundesgebiet und im Ausland.

Durch die Fachhochschule, die 1992 gegründet wurde, ist auch ein Zuzug von jungen Leuten gesichert. Derzeit sind mehr als 2.500 Studierende in Fächern wie Betriebswirtschaftslehre oder Ingenieurs- und Informatikstudiengänge eingeschrieben. Im Herbst 2014 wurde die private Medizinische Hochschule "Theodor Fontane" gegründet, die einen weiteren Standort in Neuruppin hat. Seit dem Sommersemester 2015 kann man dort Humanmedizin und Psychologie studieren.

1 Kommentar

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  1. 1.

    Das ist die andere Facette der Entwicklung, das mit einer Zeitverzögerung von beinahe 20 Jahren es mit der Stadt sichtbar vorangeht. Ein größer gewordener Teil der Berliner weiß, warum ihr wichtigstes Tor diesen Namen trägt, anstatt nur mit den Achseln zu zucken und ggf. auf das Land drumherum zu verweisen. Die Verwechslungen zwischen Stadt und Land, die die Stadtverwaltung aushalten muss(te), sind offenbar weniger geworden.

    Wust gehört endlich zu Brandenburg, anstatt dass die Kaufkraftpiraterie auf immer und ewig nur in deren Gemeindekasse fließen würde. Auch scheint die Stadtverwaltung organisierter zu arbeiten, dass nicht ein Stadtfest auf der Jahrtausendbrücke veranstaltet werden soll und dass die Straßenbahn dafür umgeleitet werden muss, daran hat(te) niemand gedacht.

    Den größeren Bezug zur Havel hat zweifellos Brandenburg, nicht Potsdam.

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