Nach Berichten von rbb und PNN - Rechte Fangruppe "Inferno Cottbus" löst sich auf

Mi 10.05.17 | 21:09 Uhr
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Video: Brandenburg aktuell | 10.05.2017 | Andreas Rausch

Neonazis, Kampfsportler, Rocker - sie geben beim Fanclub "Inferno Cottbus" den Ton an. Nach Berichten des rbb und der Potsdamer Neuesten Nachrichten hat die Polizei den Verfolgungsdruck auf die Gruppierung erhöht. Jetzt gibt "Inferno" seine Auflösung bekannt - nach über 18 Jahren.

Nach gemeinsamen Recherchen von rbb und Potsdamer Neuesten Nachrichten (PNN) über mafia-ähnliche Machenschaften hat die Gruppe "Inferno Cottbus" am Mittwochvormittag ihre Auflösung bekanntgegeben. Das teilte die Gruppierung auf ihrer Facebookseite mit. "Wir sind fertig mit dieser verschwörerischen Apparatur der Hetzerei", heißt es in dem Posting.

 

Offenbar will die ins Visier des Staatsschutzes geratene Gruppe damit einem Verbot zuvorkommen. rbb und PNN hatten am Dienstag darüber berichtet, dass "Inferno" andere Fangruppen des Fußball-Regionalligisten Energie Cottbus bedroht hat und mit Gewalt auf Linie bringen wollte.

Mitglieder von Inferno randalieren bei Spiel gegen Babelsberg

Zu der Gruppierung Inferno gehört laut Szene-Kennern und der Polizei ein fester Kern von ungefähr 50 bis 60 Personen, darunter Neonazis, Kampfsportler, Rocker und Hooligans.

Zuletzt hatten Mitglieder von "Inferno Cottbus" bei dem Auswärtsspiel gegen SV Babelsberg randaliert. Gegen 13 Fans von Energie Cottbus ermittelte anschließend die Polizei. Zahlreiche weitere Krawalle und Ausschreitungen bei Spielen von Energie Cottbus sollen auf das Konto von "Inferno"-Mitgliedern gehen.

Innenministerium will Fangruppe weiter im Blick behalten

Cottbus' Bürgermeister Holger Kelch nahm im Gespräch mit dem rbb-Magazin Brandenburg aktuell Verfassungsschutz, Polizei und Politik in die Pflicht. "Das Land muss sich klar bekennen, wie man mit solchen Fangruppierungen nicht nur in Cottbus, auch bei anderen Fußballvereinen umgeht und die Mittel Rechtsstaats ausschöpft."

Die Sicherheitsbehörden wollen die rechtsextreme Fan-Gruppe trotz ihrer möglichen Auflösung weiter im Blick behalten. "So naiv sind wir nicht, dass wir hoffen, dass es wieder ruhig in der Stadt wird", sagte der Sprecher des Innenministeriums, Ingo Decker, am Mittwoch.

Die Auflösung werde zwar zur Kenntnis genommen - er glaube aber nicht, dass sich das Problem mit einem Posting auf Facebook erledigt habe. "Wir bleiben aufmerksam", versprach Decker. Schon öfter hätten sich Gruppierungen aufgelöst und seien dann wieder aufgetaucht.

Die Polizei und der Verfassungsschutz haben "Inferno Cottbus" schon seit Jahren im Blick und stufen sie als rechtsextreme Organisation ein. Bislang fehlte es aber an aussagewilligen Zeugen, weil diese offenbar eingeschüchtert wurden. Im Januar hatte der Staatsschutz eine Ermittlungsgruppe eingerichtet. Mehrere Beamte begannen, belastendes Material über die Gruppierung zusammenzutragen.

Problem wird mit Auflösung nicht verschwinden

Der Verein Energie Cottbus hatte die problematischen Entwicklungen in der Fan-Szene laut Szene-Kennern lange nur halbherzig thematisiert. Inzwischen haben "Inferno Cottbus" und die "Unbequeme Jugend - eine Art Nachwuchs-Organisation - ein Auftrittsverbot im Stadion. Bei Auswärtsspielen tauchten Mitglieder dieser Gruppierungen aber immer wieder auf.

Mitte März hatte die Führung von Energie Cottbus sich nach einem Auswärtsspiel dann positioniert. In einer Stellungnahme hieß es, dass "einige Wenige" den Verein "kaputtmachen" und "die Bühne Fußball für ihre kriminellen Machenschaften ausnutzen". Brandenburgs Innenminister Schröter (SPD) hatte diese Aussage im rbb als klare Distanzierung begrüßt. Er kündigte an, gegen diese gewaltätigen und rechten Fangruppen vorzugehen. Sein Sprecher sprach vom "aktuell schwerwiegendsten Problem im Brandenburger Fußball".

Dieses Problem wird durch die Auflösung nun sicherlich nicht verschwinden - denn die Mitglieder von "Inferno Cottbus" sind weiterhin präsent. Möglicherweise könnten die Neonazis, Rocker und Hooligans nun versuchen, sich anderen Fan-Gruppierungen anzuschließen.

Mit Informationen von Sebastian Schiller (Studio Cottbus)

6 Kommentare

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  1. 6.

    Wenn man solch einen 'Verein' verbietet, hat man ja auch bestimmte 'Vereinsmitglieder' unter der Lupe.
    Dann darf die Beobachtung solcher Leute nicht einfach mit dem Verbot des 'Vereins' beendet werden. Zumindest sind ja Aktionen, die evt. sanktioniert worden sind, durch das Verbot des 'Vereins' nicht automatisch gesühnt.

  2. 5.

    ... von wegen. Die machen jetzt einfach unter anderem Namen weiter. Bzw. treten nicht mehr als bestimmte organisierte Gruppe auf. Ihren Machenschaften wie Schutzgelderpressung, Nötigung, Gewaltverbrechen aller Art, Drogenhandel und so weiter und so fort, werden sie weiterhin nachgehen.

  3. 4.

    Wir haben das Bild getauscht und bitten den Fehler zu entschuldigen. Die Redaktion

  4. 3.

    Ich frage mich nur was die "Ultras Inferno" aus Lüttich damit zu tun haben.
    Bzw. ein Bild dieser Gruppe (inkl. Antifa-Doppelhalter) den Bericht "Rechte Fangruppe Inferno Cottbus löst sich auf "
    einleitet!!??
    Gute Recherche -_-

  5. 2.

    Ist immer wieder erstaunlich, wie bedeutend und wichtig sich solche Gruppierungen nehmen. Und dieses Mimimi "wir sind Opfer der Medien, der Politik und den da oben"... typisches neurechtes "Sprech".

  6. 1.

    wers glaubt wird seelig und wer nicht kommt auch in himmel

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