
Prüfgesellschaft Dekra startet Bauarbeiten - Holzhäuser anstelle von Parkplätzen - Lausitzring wird umgebaut
Da wo sonst die Rennfahrer und ihre Crews unterwegs sind, findet man in diesen Tagen auf dem Lausitzring Bauarbeiter. Ein halbes Jahr nach der Übernahme der Rennstrecke durch die Prüfgesellschaft Dekra beginnt der Umbau der Anlage. Von Andreas Friebel
Ein kilometerlanger Bauzaun ist der erste Hinweis darauf, dass auf dem Lausitzring eine Zeitenwende stattfindet. Die Dekra hat die Rennstrecke im vergangenen Jahr übernommen und will hier das "größte unabhängige Zentrum in Europa für automatisiertes und vernetztes Fahren" einrichten, wie die Prüfgesellschaft ihr Vorhaben nennt. Der Rennbetrieb wird hier nur noch eine Nebenrolle spielen. Das Hauptgeschäft sollen umfangreiche und aufwändige Tests und Testserien sein.
Mitte Mai fand auf dem Lausitzring noch Renn-Betrieb beim DTM-Rennen statt. Seitdem ist die Anlage - außer bei Motorsportveranstaltungen - komplett abgeriegelt. "Damit wollen wir gewährleisten, dass die Sicherheit für die Fahrer während der Tests gewährleistet ist", sagt Geschäftsführer Volker Noeske. Für die Tests müsse sicher gestellt werden, dass nicht etwa plötzlich jemand auf der Strecke stehe. "Außerdem schützen wir die getesteten Fahrzeuge vor Fotografen“, erklärt Noeske. Schließlich würden auf dem Lausitzring unter anderem auch Prototypen von Automodellen getestet werden, die die Konkurrenz nicht sehen soll.
Für den neuen Hochsicherheitszaun fehle derzeit noch die behördliche Einwilligung, doch sobald diese vorliege, verschwinde die provisorische Bauabsperrung und werde durch einen Hochsicherheitszaun ersetzt.

Der große Umbau im Innenring
Der große Umbau beginnt im Innenraum des Lausitzringes, im sogenannten Fahrerlager: "Dort haben wir weitere Flächen asphaltiert und einige Wege und Zufahrten werden wir auch verändern“, sagt Noeske. Allerdings betont er auch, dass die eigentliche Rennstrecke kaum verändert wird, schließlich sollten auch Motorsport-Großveranstaltungen weiter ohne Probleme möglich sein. Hier muss sich der Lausitzring oder der jeweilige Veranstalter nun um neue Partner bemühen, die dann die Strecke mieten, denn die Dekra als neuer Eigentümer tritt nicht als Veranstalter auf.
Die umfangreichsten Umbauarbeiten werden in den nächsten Monaten auf den Parkplätzen außerhalb des Ringes erfolgen. Sie werden großflächig asphaltiert. Anschließend entstehen darauf sogenannte Geisterstädte. "Das sind aber keine festen Städte, sondern mobile Teile, die auch immer wieder abgebaut werden können, wenn die Parkplätze für Großveranstaltungen benötigt werden“, sagt Noeske.
Dekra investiert und stellt neue Leute ein
Einen zweistelligen Millionenbetrag lässt sich die Dekra den Umbau in den nächsten Jahren kosten. Parallel dazu stockt die Prüfgesellschaft weiter ihr Personal auf. So sei die Zahl der Mitarbeiter am Ring verdoppelt worden. 48 Mitarbeiter waren am Ring vor der Übernahme beschäftigt, 50 Mitarbeiter seien bereits hinzugekommen. Arbeitsplätze für insgesamt 70 zusätzliche teils hochqualifizierte Mitarbeiter hatte die Prüfgesellschaft bei der Übernahme des Rings in Aussicht gestellt. Zunächst seien allerdings für die Phase des Umbaus vor allem Saisonkräfte engagiert worden, die wir für die Rennveranstaltungen benötigen würden, so Noeske.
"Der große Zuwachs an Ingenieuren erfolgt dann, wenn das Thema Kommunikation auch noch ins Fahrzeug kommt", so der Geschäftsführer. Mit "das Thema Kommunikation ins Fahrzeug bringen" meint Noeske das vernetzte Fahren. Hierbei "reden" Autos regelrecht miteinander, sie tauschen dabei unterschiedlichste Informationen zum Beispiel zum Straßenverkehr aus. "Unsere Dekra-Kollegen in Spanien entwickeln gerade spezielle Testmethoden für solche Fahrzeuge, die wir dann hier in Klettwitz einsetzen wollen."
Vom Tagebau zum Alleskönner-Ring
Sendung: Inforadio, 13.06.2018, 7:10 Uhr
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