Eisbären nach dem Playoff-Aus - Das Ende einer Achterbahn-Saison

Mo 01.04.19 | 11:05 Uhr
Die Soieler der Eisbären Berlin sind nach dem Playoff-Aus enttäuscht (Quelle: imago images / Nordphoto)
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Trotz eines starken Schlussspurts sind die Eisbären Berlin in dieser Saison deutlich hinter den eigenen Erwartungen zurückgeblieben. Die Berliner richten den Blick bereits in die Zukunft - wichtige Entscheidungen stehen bevor.

Eine Achterbahnfahrt mit mehr Tiefen als Höhen, so lässt sich die Saison der Eisbären Berlin wohl am ehesten beschreiben. Eine Spielzeit, "aus der wir viel lernen müssen", sagt Olympia-Silbermedaillengewinner Marcel Noebels, noch sichtlich enttäuscht nach dem Playoff-Aus gegen München. "Wir haben eine schwierige Hauptrunde gehabt", resümiert André Rankel, seit 2003 im Verein. "Aber wir haben uns zurückgekämpft. Und wir müssen in der kommenden Saison genau so auftreten, wie im  letzten Teil dieser Saison, um erfolgreich zu sein."

Neuzugang Austin Ortega bedauert, dass die Saison gegen München im Viertelfinale endete: "Wir haben eine sehr gute Serie gegen den Meister gespielt", stellt der 24-jährige Flügelstürmer fest. Unter dem Strich steht ein Ausscheiden im Viertelfinale. Für einen Rekordmeister - und Vizemeister der Vorsaison zu wenig. Doch die Chronologie der Berliner Spielzeit zeigt auch: Dieses Team lag am Boden und stand wieder auf. 

Clement Jodoin als Co-Trainer der Eisbären auf der Bank
Clément Jodoin übernahm zu Saisonbeginn das Traineramt bei den Eisbären und wurde im Dezember entlassen. | Bild: imago/Zink

Der Saisonstart und ein Trainerwechsel

Neue Saison, neuer Trainer. Erfolgscoach Uwe Krupp zog es nach der Vizemeisterschaft 2018 zum tschechischen Spitzenverein Sparta Prag - unter anderem, weil es die Berliner Chefetage ohne erkennbare Not versäumt hatte, den Vertrag mit dem Ex-Nationaltrainer zu verlängern. Co-Trainer Clément Jodoin trat ins Rampenlicht und übernahm die Position als Chef - der Anfang eines großen Missverständnisses.

Schon vor Beginn der regulären Saison in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) ging es für die Hauptstädter in der Champions Hockey League los - im Nachhinein ein erster Vorbote für die nachfolgenden Turbulenzen. Mit nur zwei Siegen aus sechs Partien war ein Vorrunden-Aus, gegen zugegebenermaßen starke Gegner, nicht zu vermeiden. 2013 hatte der EHC letztmals die Meisterschaft gewinnen können - einen echten Umbruch in der Folge jedoch verpasst. Das sollte sich auch in der DEL schnell rächen.

Schon früh zeichnete sich ab, was den Berlinern über die gesamte Saison fehlen sollte: Stabilität. Zunächst wechselten sich Siege und Niederlagen noch ab, doch als die Erfolgserlebnisse ausblieben, handelte Sportdirektor Stephane Richer. Nach 29 Spielen als Chefcoach und einer Pleitenserie musste Jodoin gehen. Richer übernahm interimsweise selbst - seine Mannschaft war zu diesem Zeitpunkt bereits auf den neunten Tabellenplatz abgerutscht.

Die Verletztenmisere - und ihre fatalen Konsequenzen

"Wir wollen wieder wie ein Spitzenteam auftreten", gab sich Stephane Richer bei Amtsantritt selbstbewusst. Ob er damals, Ende Dezember 2018, schon ahnte, dass es in dieser Saison nur noch um Schadensbegrenzung gehen würde? Es wird sein Geheimnis bleiben. Wie die schwankenden Leistungen und Ergebnisse zog sich auch das Verletzungspech wie ein roter Faden durch eine verkorkste Hauptrunde. Bis zu neun Leistungsträger fehlten den Berlinern zeitgleich - eine Erklärung, aber sicherlich keine Entschuldigung.

Fehlendes Selbstvertrauen, fehlende Führungsspieler aber eben auch ein fehlender Plan führten letztendlich zu herben Niederlagen: Gegen Tabellenführer Mannheim ließen die Eisbären sich in eigener Halle mit 0:7 förmlich demütigen, in Straubing - wie die Berliner ein Team aus dem Mittelfeld - gingen sie mit 3:7 unter. "Das Positive ist, dass wir uns das selbst aus der Hand genommen haben. Wir haben trotzdem Moral bewiesen", sagte Verteidiger Constantin Braun nach der bitteren Niederlage. Das klang zunächst wie etwas realitätsfernes, künstliches Mutzusprechen, sollte in der Folge aber anderes offenbaren: Trotz der vielen Tiefschläge war die Mannschaft intakt - und begann es dann auch endlich zu zeigen.

Die Renaissance der Eisbären Berlin

Weder Fans, die bei den gezeigten Leistungen ihrer Eisbären zwischenzeitlich etwas gefrustet wirkten, noch die Fachpresse schienen mit so einem Schlussspurt der scheinbar gebrochenen Berliner gerechnet zu haben. Frei nach dem Motto "Totgesagte leben länger" schwangen sich die Eisbären auf, Sieg um Sieg einzufahren um verlorenen Kredit zurückzugewinnen. Sie gewannen sechs der letzten sieben Hauptrundenspiele - und fegten in der ersten Playoff-Runde Straubing in der Best-of-Three-Serie mit 2:0 vom Eis. "Wir haben in den letzten Wochen viel Selbstbewusstsein getankt. Wenn wir nicht zu sehr in die Zukunft schauen und unsere Aufgaben erfüllen, ist viel drin", sagte Marcel Noebels nach dem Vierteflinal-Einzug.

Im Viertelfinale gegen den deutschen Meister aus München schaffte das Team es letztendlich bis ins sechste Spiel, schied aber verdient aus. Die Frage die sich nun stellt ist: Wie soll es weitergehen bei den Eisbären Berlin?

Zeit für einen Umbruch?

Sicher ist, dass auf Sportdirektor Stéphane Richer, dessen Zeit als Interims-Trainer mit dem Ausscheiden aus den Playoffs beendet ist, viel Arbeit zukommt. Als heißester Kandidat auf seine Nachfolge als Coach gilt Serge Aubin, den Richer aus der gemeinsamen Zeit bei den Hamburg Freezers bestens kennt. Auch der Amerikaner Greg Poss, der 2007 als Trainer der Adler Mannheim Deutscher Meister wurde, ist im Gespräch. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen.

"Mitte der Woche werden wir einen Plan aufstellen, wie es weiterläuft", sagte Richer. Die wohl größte Frage: Wird es einen harten Umbruch geben? Einstige Führungsspieler, die mit den Berlinern Titel um Titel feierten, schienen ihre Rolle zuletzt nicht mehr zu erfüllen. Einstige Leistungsträger präsentierten sich über den Großteil der Saison nur als Mittelmaß und liefen dem Gegner oft hinterher. "Wir werden Einzelgespräche mit den Spielern führen und in den nächsten paar Wochen alles analysieren", kündigte Richer eine Entscheidung an.

Nationalspieler Leo Pföderl von den Nürnberg Ice Tigers jubelt (Quelle: imago/Eibner)Nationalspieler Leo Pföderl von den Nürnberg Ice Tigers könnte in der kommenden Saison den Sturm der Berliner beleben.

Der Abgang von Verteidiger Jens Baxmann gilt als sicher, Stürmer Florian Busch könnte wegen anhaltender Verletzungsprobleme sogar seine Karriere beenden. Nationalspieler Leo Pföderl, dessen Vertrag bei den Nürnberg Ice Tigers ausläuft, wird die Berliner wohl für drei Jahre verstärken. Ob die Eisbären Winter-Neuzugang Austin Ortega, der in den Playoffs der Topscorer der Hauptstädter war, halten können, ist unklar.

Es stehen wichtige Entscheidungen an bei den Eisbären. Richtungsweisende Entscheidungen, die nur ein Ziel haben: aus der Achterbahn-Saison zu lernen und es besser zu machen.

Sendung: rbb UM6, 30.03.2019, 18 Uhr

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