Rennbahn Hoppegarten - Im Galopp in die digitale Zukunft

So 14.04.19 | 08:55 Uhr | Von Philipp Laberenz
Zuschauer beobachten das Rennen auf der Galopprennbahn Hoppegarten. (Quelle: rbb/Sabine Prieß)
Bild: rbb/Sabine Prieß

Die Rennbahn Hoppegarten lockt bisher vor allem mit Pferderennen und buntem Rahmenprogramm. Nun wollen die Betreiber neue Wege gehen, um insbesondere junge Menschen zu begeistern - und so die Existenz des Sports zu sichern. Von Philipp Laberenz

Michael Wrulich verliert keine Zeit. Seinem Chef hat Hoppegartens neuer Geschäftsführer gleich ein Versprechen für die Zukunft abgegeben. "Herr Schöningh und ich haben uns mit dem Satz kennengelernt: Wir müssen einfach mehr Leute nach Hoppegarten bekommen", sagt Wrulich.

Nicht nur Zocker und Pferdenarren sollen fortan zur Rennbahn pilgern, auch Familien und jüngere Gäste sollen den Weg hierher finden. So stand die Saisonöffnung bereits unter dem Motto "Landpartie", um diese Gruppen anzulocken. "Wir haben uns den Themen Garten, Genuss und Lebensart im Freien gewidmet", sagt Wrulich. Die leichte Sommerfrische vor den Toren der Hauptstadt war die Idee. "Motorgeräte wurden ausgestellt, ein Holzschnitzkünstler hat an seinen Statuen gearbeitet und wir haben das Thema Genuss etwa mit Marmeladen, Brot und Honig abgedeckt." Hoppegarten will aber mehr sein als eine hippe Genussmarke.

"Wir wollen junge Menschen begeistern"

Ein grüner Anstrich kann nicht schaden, dachten sich wohl die Hoppegarten-Manager. Auch ein Waldkindergarten soll das Image pflegen und neue Besucher an die Bahn bringen. Wrulich, der vor seiner Berufung zum Geschäftsführer der Galopprennbahn bereits für die Vermarktung der Sportvereine Mainz 05 und Füchse Berlin zuständig war, verfolgt mit dem Kindergarten ein Ziel. "Wir wollen einfach junge Menschen begeistern, und nichts ist einfacher, als unsere Anlage zur Verfügung zu stellen."

Das Kerngeschäft, Pferderennen, erfährt in dieser Saison auch international Anerkennung. Der Berlin-Marathon der Galopper wird Teil der globalen Rennserie Weatherbys Hamilton Stayer‘s Million. Die ist ausgestattet mit einer Prämie in Höhe von einer Million Pfund. Hoppegarten ist ihr einziger Stopp in Deutschland. Am 12. Mai messen sich dann die Pferde auf der Langstrecke.

Zuschauer auf der Picknickwiese vor der Tribüne der Rennbahn Hoppegarten. (Bild: imago/Frank Sorge)
Bild: imago/Frank Sorge

Allein mit Pferderennen kann Hoppegarten nicht überleben

So positioniert sich Hoppegarten weiter gegenüber anderen Rennbahnen wie Baden-Baden oder Hamburg. Denn es geht vor allem ums Geld. Der Bund und das Land Brandenburg haben 8,5 Millionen Euro für die Sanierung der denkmalgeschützten Anlage in Aussicht gestellt. Aber Pferdesport kostet. Allein mit Pferderennen kann Hoppegarten nicht überleben.

"Es dürfte glaube ich jedem klar sein, dass Sie so ein Riesengelände nur schwer unterhalten können, wenn Sie elf Renntage im Jahr haben", so der Eigner der Rennbahn, Gerhard Schöningh. Er will den Pferdesport deswegen "demokratisieren". Der Unterhalt von Rennpferden ist ein exklusives Hobby, nur wenigen vorbehalten. Im Monat fallen schnell mal 1.500 Euro an.

Schöningh, ein Fondsmanager, von Haus aus den Zahlen zugetan, setzt deswegen auf Besitzergemeinschaften. "Wenn sich etwa 20 Freunde zusammentun, werden aus den 1.500 Euro schnell nur noch 75 Euro", sagt Schöningh. "Ein richtiger Fan macht das auch." In Australien etwa gäbe es viele solcher Cliquen, die kollektiv ein Pferd unterhalten. Das will die Rennbahn zukünftig auch fördern. Und Schöningh bemüht ein Bonmot: "Gemeinsame Freunde ist doppelte Freunde, geteiltes Leid sind halbes Leid."

Live-Bilder vom Pferd im Stall aufs Smartphone

Um die Begeisterung für Galopprennen weiter zu entfachen, wollen Hoppegartens Manager die Chancen der Digitalisierung nutzen. Eine Kamera im Stall soll Live-Bilder vom Pferd auf das Smartphone liefern, die Besitzer könnten sich jederzeit daran erfreuen. "Schau mal hier, mein Pferd", mimt Pferdebesitzer Schöningh den digitalen Nerd. "Ach, Du hast ein Pferd? Jaja, schau mal, ach, das schläft gerade." Digitalisierung biete dahingehen riesige Möglichkeiten. "So lässt sich der Rennsport popularisieren", sagt Schöningh.

Digitaler Wandel meint aber nicht nur die hübschen Live-Bilder von niedlichen Tieren. Geschäftsführer Wrulich sieht den Pferdesport sogar vor dem Scheideweg. "Ich glaube, das ist das große Problem des Rennsports. Wir haben es über viele Jahre versäumt, dieses Thema ernst zu nehmen, dieses Thema zu entwickeln", sagt Wurlich. "Wir kamen aus einer sehr guten Position mit hohen Wettumsätzen. Digitalisierung haben wir da komplett verschlafen."

Eine App soll her

Zwei Aspekte seien davon betroffen. Einmal die Handhabe einer Fülle von Informationen. "Es ist zunächst das Management von Daten", sagt Wrulich. "Also, wie gehen wir mit den Daten auf der Rennbahn um." Es sei die Frage zu beantworten, wie die Datenmenge aus den vielen Listen, Blättern und Informationen für die unterschiedlichen Anspruchsgruppen aus Besuchern, Sponsoren, Reitern, Züchtern und Pressevertretern zur Verfügung gestellt werden soll. "Da werden wir in Kürze eine Menge investieren", sagt Wrulich.

In der Folge will sich Hoppegarten einem weiteren fundamentalen Teil von Digitalisierung widmen: der Benutzerfreundlichkeit. "Das betrifft das Thema, wie wir die zahlreichen Informationen über einfache Art und Weise mittels digitaler Kanäle bereitstellen." Die Überlegung geht stramm in die eine Richtung: Eine App soll her. Alle Details eines Pferds, besonders die wichtigen Daten – Herkunft, Stall, Erfolge – werden in Sekunden per Daumen abrufbar sein. "Ein Programmheft brauche ich dafür dann nicht mehr", ergänzt der Geschäftsführer. So sucht der Rennsport seinen den Weg in die Zukunft.

Beitrag von Philipp Laberenz

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