Interview | Hans-Joachim Stuck - "Formel E ist eine gute Alternative"

Sa 25.05.19 | 08:14 Uhr
Hans-Joachim Stuck (Quelle: Imago/ Martin Huber)
Bild: Imago/Martin Huber

Auf dem Tempelhofer Feld kämpfen die Rennfahrer der Formel E wieder um den Sieg beim "E-Prix 2019". Allerdings: So bekannt und beliebt wie die Formel 1 sind die leisen Flitzer noch lange nicht. Doch sie haben viele Vorteile, sagt Hans-Joachim "Striezel" Stuck.

rbb: Herr Stuck, Sie sagen immer wieder, dass Sie die Formel E sehr positiv sehen. Aber als Sie das erste Mal bei so einem Elektro-Rennen waren, fanden Sie das ungewohnt, oder?

Hans-Joachim Stuck: Das ist korrekt. Ich war mit meiner Frau unterwegs bei meinem ersten Rennen in Miami und auf dem Heimweg habe ich gesagt: 'Dass man da so gar nichts hört, ist nicht so gut'. Meine Frau hat gesagt 'Hör mal zu: Du hast dir 40 Jahre Ohrstöpsel gegen den Lärm reingesteckt und jetzt beschwerst du dich'. Das hat meine Frau richtig erkannt – diese Rennautos machen keinen Krach, das ist im Endeffekt sehr angenehm und ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Im Endeffekt tut das der Formel E keinen Abbruch.

Trotzdem gibt es im Motorsport offenbar viele Vorbehalte gegen die Formel. Warum eigentlich?

Das kann ich nicht nachvollziehen. Ich finde die Formel E ist eine interessante Alternative zu anderen Motorsportarten. Wir können dank der Formel E, die nun mal keine Abgase produziert, nicht verschmutzt und keinen Lärm generiert, in den Metropolen dieser Welt fahren wie in Berlin an diesem Wochenende. Wir haben Rennen in Paris, Singapur und Hongkong. Das sind schon tolle Locations, wo wir nie mit der Formel 1 fahren könnten wegen der Abgase und des Krachs. Dann finde ich auch ganz toll, dass die Formel E immer an einem Tag stattfindet. Wir müssen auf die Fans hören. Das sind halt nicht mehr Leute, die ein ganzes Wochenende opfern wollen. Mit der Umweltfreundlichkeit sprechen damit genug Punkte für die Formel E. In der Zukunft wird die Elektro-Mobilität ein wichtiger Faktor und nach wie vor ist der Motorsport für diese Entwicklung das härteste und beste Prüfer der Welt. Deswegen sind auch viele Hersteller engagiert, die dort wichtige Erfahrungen sammeln, die dann wieder in den Autos zum Tragen kommen.

ARCHIV: Formel-E-Meisterschaft, ePrix, Rennen auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof im Mai 2018 (Bild: dpa)

Abgesehen davon, dass es leiser ist, gibt es andere Unterschiede zum normalen Benzin getriebenen Motorsportrennen?

Die Autos fahren nicht ganz so schnell, deswegen sind die Kurse nicht mit so vielen langen Geraden ausgestattet. Die Rennen sind mit einer Stunde etwas kürzer. Die Autos haben natürlich auch hohe Kurvengeschwindigkeiten wegen der Aerodynamik und sie haben auch vier Räder (lacht). Und natürlich machen sie auch Geräusche, andere Geräusche. Man hört die Reifen quietschen. Man hört, wenn ein Auto mal einschlägt. Da ist schon was geboten.

Ist das die Zukunft des Motorsportrennens?

Das ist sicherlich ein Teil der Zukunft. Die Formel wird die Formel 1 nicht ganz ersetzen. Zum Motorsport gehören Verbrennungsmotoren dazu. Ein Langstreckenrennen wie in Le Mans über 24 Stunden kann ich mir elektrisch nicht vorstellen. Da wird der Benzin-Motor noch hoffentlich sehr lange eine wichtige Rolle spielen - aber wie gesagt: Die Formel E ist  eine hochinteressante, attraktive Alternative und das ist wichtig.

Ein Formel-1-Auto verbraucht 60 bis 80 Liter Benzin pro 100 Kilometer. Kann man das im Sinne des Klimaschutzes tatsächlich noch so weiter betreiben?

Die neuen Motoren verbrauchen nicht mal die Hälfte von dem, was Sie gerade gesagt haben. Auch wenn sie teilweise über 1.000 PS haben. Sicherlich verbrauchen sie Benzin, sicherlich verschmutzen sie Umwelt - aber man muss auch bedenken, dass die Leute, die zum Formel-1-Rennen zum Zuschauen hinfahren mit ihren Autos, unvergleichlich mehr Sprit verbrauchen. Man muss das alles in Relation setzen. Dann müssen Sie auch Fußballspiele verbieten, damit keine Leute hinfahren oder Skirennen. Ich meine, der automobile Verkehr kann nicht von jetzt auf gleich einfach verschwinden. Das funktioniert nicht.

Dieses Interview mit Hans-Joachim Stuck führte Dörthe Nath für Inforadio. Dieser Text ist eine redigierte und gekürzte Fassung des Gesprächs, dass Sie oben im Beitrag im Audio hören können.

Sendung: Inforadio, 24.05.2019, 09:05 Uhr

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