Interview | Union-Geschäftsführer Ruhnert - "Ujah hat gesagt: 'Da will ich hin, das mache ich'"

Mo 22.07.19 | 08:55 Uhr
Unions Manager Oliver Ruhnert bei der Teamvorstellung im Stadion an der Alten Försterei. Bild: imago/Matthias Koch
Audio: Inforadio | 21.07.2019 | Interview mit Oliver Ruhnert | Bild: imago/Matthias Koch

Ganze zwölf Spieler hat Union Berlin in dieser Transferperiode schon verpflichtet. Geschäftsführer Oliver Ruhnert lockte auch erfahrene Bundesligaspieler wie Neven Subotic und Anthony Ujah nach Köpenick. Im Interview verrät er, wie er das geschafft hat.

rbb24: Herr Ruhnert, wie zufrieden sind Sie mit dem Stand der Vorbereitung?

Oliver Ruhnert: Im Grunde bin ich soweit zufrieden. Wir haben eine Mannschaft zusammen, die sich jetzt in der Vorbereitung befindet und die jetzt testet, was Spielsysteme und Spielermaterial betrifft. Nach dem Trainingslager in Österreich sind wir in einer etwas anderen Phase, sodass wir in Aue zum Beispiel nur mit 20 Spielern unterwegs waren. Ich denke, dass wir bis zum Saisonstart diese Testphase abschließen weden.

Sie haben groß eingekauft: Zwölf neue Spieler - wie haben sie das hingekriegt, dass sie so früh und so schnell vor allen anderen Bundesligisten ihre Aktivitäten so gut wie erledigt haben?

Also 'groß eingekauft' hört sich immer so überproportional an. Ich glaube, so groß eingekauft haben wir gar nicht. Wir haben im Endeffekt ein paar Spieler geholt, die tatsächlich Ablöse gekostet haben, aber in einem sehr, sehr moderaten Umfang. Wir haben viele Spieler dazu genommen, die ablösefrei waren und am Ende des Tages ist unter den ganzen Neuzugängen mit Marvin Friedrich auch noch ein Spieler, der schon bei uns war. Also sie sehen: Es ist eigentlich ein recht bunter Mix. Wir haben frühzeitig begonnen uns mit dem ein oder anderen Spieler zu befassen und waren dann auch froh, dass es uns gelungen ist, die Spieler davon zu überzeugen, zu uns zu kommen.

Welche Arten von Spielern wollten Sie denn genau holen, um die Mannschaft zu verstärken für die Bundesliga?

Ganz entscheidend war, dass wir Erfahrung brauchten. Wir hatten wenige Spieler im Kader, die schon mal Bundesliga gespielt haben. Wenn wir in der ersten Liga bleiben wollen - und das ist das große Ziel von Union Berlin - dann glaube ich, muss man über eine gewisse Erfahrung verfügen. Über Spieler, die dann auch andere, die noch nicht oben gespielt haben, an die Hand nehmen und führen können. Die frühen Verpflichtungen sollten zeigen, dass wir wieder wie im Vorjahr einen Teamspirit brauchen und haben wollen. Dafür müssen sich die Jungs aufeinander einstellen können, deswegen war es sehr gut, dass wir mit dem kompletten Kader in Österreich arbeiten konnten.

Das heißt, es wird jetzt bis zum Ende der Transferperiode - bis Anfang September - nichts mehr passieren?

(lacht) Das ist immer eine gute Frage. Wir sind ja im Fußball in einem Tagesgeschäft. Ich glaube, es ist vernünftig zu sagen: Wir haben ein Transferfenster bis zum 2. September. Du weißt nie, wie es sich auswirkt, wenn sich Spieler verletzen. Wie gesagt, es ist nicht der Plan, noch großartig aktiv zu werden, aber wir wissen nie, was noch passiert mit Zu- und Abgängen.

Momentan haben Sie mehr als 30 Spieler im Kader. Normalerweise sagt man eher 25, 26 Spieler sind optimal. Können Sie schon sagen, wer den Verein verlassen wird oder ausgeliehen werden könnte?

Es gibt ein paar Spieler bei denen bekannt ist, dass wir eine Ausleihe anstreben: Mit Lennard Maloney (Red.-Anm.: könnte zu Rot-Weiß Essen ausgeliehen werden) und Cihan Kahraman haben wir schon besprochen, wo es Sinn macht, Spielpraxis zu finden. Andere Spieler werden sicher noch folgen, möglicherweise werden sie nicht nur ausgeliehen, sondern uns komplett verlassen. Das ist aufgrund der Größe des Kaders möglich, aber konkret kann ich gerade noch nichts absehen oder dazu sagen.

Ist das denn ein ausbaufähiges Modell, dass man sagt: Energie Cottbus, ambitionierter Viertligist – da können wir mehr Leute hinschicken, die da Spielpraxis sammeln. So eine Art Vereinbarung mit Cottbus, ist das eine realistische Geschichte?

Also erstmal hatten wir sehr positive Gespräche mit Energie Cottbus. Zu dem Zeitpunkt waren sie noch in der Dritten Liga und sie sind wirklich denkbar knapp und unglücklich abgestiegen. Spieler nach Cottbus auszuleihen, muss für beide Seiten Sinn ergeben und wir haben in der vergangenen Saison gute Erfahrungen mit diesem Modell gemacht. Dadurch, dass wir keine zweite Mannschaft haben, müssen wir immer wieder nach Ideen suchen. Das machen wir intern im Verein, indem wir beim Baltic-Sea-Cup (Red.-Anm.: Ein Nachwuchs-Turnier) mitspielen, um für die Jungs Spielpraxis zu generieren. Aber auf Dauer hilft es natürlich schon, da haben Sie Recht, bestimmte Modelle zu entwickeln.

Wenn Sie jetzt auf die anderen Erstligisten schauen: Da werden teilweise ziemlich amtliche Transfersummen aufgerufen. Wie haben Sie das hingekriegt, dass Sie ihre Kosten einigermaßen überschaubar halten konnten?

Das Präsidium und ich haben besprochen, was möglich ist, und was wir machen. Der Präsident, Dirk Zingler, hat erklärt: Ein Großteil der finanziellen Kapazitäten, die nach dem Aufstieg hinzugekommen sind, haben wir in die Mannschaft investiert. Das ist leider für einen Aufsteiger sehr überschaubar im Vergleich zu den Wettbewerbern. Aber wir haben das gemacht und haben uns gut überlegt, wofür wir was investieren wollen.

Und ich glaube, am Ende war es dann auch das Gesamtbild von Union. Viele haben den Aufstieg, die Szenen des Aufstiegs, dieses phantastische Umfeld im Kopf gehabt. Es bedurfte dann gar nicht mehr so viel Überzeugungsarbeit von mir, um die Jungs heiß zu machen auf Union. Wir haben darauf geachtet und das war uns wichtig, dass die Jungs wirklich wollten. Dass sie gesagt haben: Das ist für uns eine Geschichte, die wir mit begleiten wollen. Neven Subotic, Christian Gentner oder auch die jungen Spieler, die dazu gekommen sind. Selbst ein Anthony Ujah, der uns von vornherein gesagt hat: 'Da will ich hin, das mache ich.' Das waren die Typen, die wir verpflichtet haben. Und die, die uns nicht überzeugt haben, haben wir dann auch nicht geholt.

Das Interview führte Nikolaus Hillmann, rbb Sport. Bei diesem Text handelt es sich um eine redigierte Fassung. Das Originalinterview in voller Länge können Sie mit einem Klick auf den Playbutton im Artikelbild hören.

Sendung: Inforadio, 21.07.2019, 14.30 Uhr

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