Ante Covic im Hertha-Trainingslager - "Der eine braucht mehr Zucker, der andere mehr Peitsche"

So 28.07.19 | 16:30 Uhr | Von Jakob Rüger
Lautstark: Der neue Hertha-Chefcoach Ante Covic. / imago/Sven Simon
Audio: Inforadio | 28.07.2019 | Jakob Rüger | Bild: imago/Sven Simon

Im Trainingslager von Hertha BSC im österreichischen Stegersbach sind alle Augen auf Ante Covic gerichtet. Die Herausforderung Bundesliga geht der neue Cheftrainer auf seine Art an. Es weht ein neuer Wind auf dem Trainingsplatz. Von Jakob Rüger

Lautstark schallen die Kommandos über den Trainingsplatz von Stegersbach. Die kratzige Stimme von Ante Covic ist nicht zu überhören. Der neue Cheftrainer von Fußball-Bundesligist Hertha BSC kommentiert fast alles: Er erklärt, lobt, tadelt und korrigiert. Ante Covic ist präsent. Eine solch intensive Art der Kommunikation hat es unter seinem Vorgänger Pal Dardai nicht gegeben. Wo der Ungar viele Sachen nur beobachtete, greift Ante Covic selbst ein.

Der 43-Jährige sucht dabei noch die Mischung aus "harter Hund" und "Spielerfreund". "Man geht auf die Spieler ein, aber jeder ist natürlich anders", erklärt Covic nach einer intensiven Trainingseinheit. "Wir versuchen, alles aus den Spielern herauszuholen. Der eine braucht mehr Zucker, der andere mehr Peitsche und das versuchen wir gerade herauszufinden. Dafür musst du mit den Jungs viel kommunizieren."

Kommunikation kommt an

Die Hertha-Profis müssen sich an diese neue Art der ständigen Kommunikation und Trainingsunterbrechung gewöhnen. Neuzugang Dedryck Boyata, weiß das allerdings zu schätzen. "Er ist sehr leidenschaftlich und hat klare Vorstellungen, was er will und wie er zum Ziel kommen will“, sagt Boyata rbb|24. "Ich habe auch schon mit Trainern gearbeitet, die kaum ein Wort gesagt haben. Als Spieler willst du aber eigentlich einen Chefcoach haben, der dir klar sagt, was er will. Ante spiegelt uns immer wieder, was wir richtig und was wir falsch machen. So können wir seine Philosophie von Fußball viel besser umsetzen."

Unser Ziel ist es, variabel zu spielen. Wenn wir merken, die Mannschaft hat mit einer Viererkette keinen Zugriff auf den Gegner, dann wollen wir sofort auf eine Dreierkette umstellen können. Das klappt schon erstaunlich gut und wir wollen diese Flexibilität weiter ausbauen.

Ante Covic

Covic hat eine klare Vorstellung, wie Hertha BSC in Zukunft spielen soll: ballorientiert, offensiv und mutig. "Unser Ziel ist es, variabel zu spielen. Wenn wir merken, die Mannschaft hat mit einer Viererkette keinen Zugriff auf den Gegner, dann wollen wir sofort auf eine Dreierkette umstellen können. Das klappt schon erstaunlich gut und wir wollen diese Flexibilität weiter ausbauen." Der Berliner Junge mit den kroatischen Wurzeln bezieht auch seine Spieler in die Überlegungen mit ein. "Er sagt, wir sind die Spieler und wir müssen vom Gefühl her dabei sein und deshalb diskutieren wir mit ihm auch über die Taktik", sagt Innenverteidiger Niklas Stark.

Covic kann auch böse werden

Covic hat stets ein offenes Ohr. Er sucht in Stegersbach die Nähe zu seinen Spielern. Dort ein Scherz mit Salomon Kalou, da ein Schulterklopfer für Marko Grujic, hier ein paar aufmunternde Worte für Vladimir Darida. Gelegentlich kickt Covic beim 6 gegen 2 sogar selbst mit. Als es den Trainer dabei auf den Hosenboden packt, lacht er herzhaft mit seinen Spielern. Doch Covic kann auch anders.  Bei einer zu laschen Passübung platzt ihm der Kragen. In der heißen österreichischen Sonne gibt es Linienläufe für alle, unter der grimmigen Miene des Trainers.

Der Cheftrainerposten ist für Covic die wohl größte Herausforderung seines Sportlerlebens. Jahrelang überzeugte er als Jugendtrainer von der U15 bis zur U23 und formte die Talente. Auch sich selbst hat er dabei geformt. Sein ehemaliger Trainer Hermann Gerland musste als Bayern Co-Trainer regelmäßig Spielmaterial von Pep Guardiola schicken. 

Von Guardiola gelernt

Covic wollte die Taktik des Spaniers lernen. Wie Guardiola unterbricht auch Covic das Training regelmäßig, um Korrekturen vorzunehmen. "Ich glaube, wir haben keine Zeit zu verschenken, deshalb versuche ich, die Jungs permanent anzutreiben." Am 11. August steht das erste Pflichtspiel im DFB-Pokal gegen den VFB Eichstätt an. Dann steht die Philosophie und Trainingsarbeit von Ante Covic auf dem Prüfstand.

Sendung: Inforadio, 28.07.2019, 14:30 Uhr

Beitrag von Jakob Rüger

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