Verkehrskonzept Alte Försterei - Union Berlin muss noch sieben Saisons improvisieren
Eigentlich wollte Union Berlin das Stadion an der Alten Försterei bis Sommer 2020 ausbauen. Dass daraus nichts wird, hat auch mit dem fehlenden Verkehrskonzept zu tun. Das ist noch immer nicht fertig - und wird auch so bald nicht fertig werden. Von Sebastian Schöbel
Fünf Heimspiele hat Union Berlin in der vergangenen Saison ausverkauft, im Schnitt kamen 21.200 Zuschauer - eine Auslastung von über 90 Prozent. Bald beginnt das "Abenteuer 1. Liga", und wenn die Begeisterung der Fans nach dem Aufstieg nicht trügt, wird das Stadion An der Alten Försterei wohl bald bei jedem Heimspiel der "Eisernen" bis auf den letzten Platz gefüllt sein.
Die Straßen rund ums Stadion, die S-Bahnen und die Trams in Köpenick werden also an den Spieltagen noch öfter voll sein als bisher. Berlins Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) sieht trotzdem keinen dringenden Handlungsbedarf. "Es werden zukünftig ja nicht sofort Tausende Menschen mehr in dem Stadion sein", sagte Günther jüngst im Abgeordnetenhaus.
Ohne Verkehrskonzept kein Bebauungsplan
Rein rechnerisch stimmt das: Der Stadionausbau auf gut 37.000 Plätze wurde schließlich verschoben, der Bebauungsplan wird noch immer in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung bearbeitet. Und es geht nur schleppend voran, weil das endgültige Verkehrskonzept fehlt, stellte Bausenatorin Katrin Lompscher (Linke) klar: "So lange wir ihn nicht haben, haben wir keine Chance, den Bebauungsplan rechtssicher festzusetzen."
Eine Arbeitsgruppe von Senat, Bezirk und Verein soll klären, wie die Zuschauerströme der ausgebauten Alten Försterei gemeistert werden sollen. Am Donnerstag saß die AG zusammen, neben Union-Präsident Dirk Zingler waren auch Verkehrsstaatsekretär Ingmar Streese und der Baustadtrat von Treptow-Köpenick, Rainer Hölmer, dabei. Eine schnelle Einigung ist allerdings nicht in Sicht. "Ich denke, dieses Jahr wird schon noch vergehen", sagte Hölmer nach dem Treffen dem rbb.
Zeithorizont: 2026
Zwar hat Union Berlin Ende 2018 bereits einen ersten Entwurf für ein Verkehrskonzept vorgelegt. Darin enthalten: Bessere Fußwege, mehr S-Bahn-Züge, mehr Trams, mehr Fahrradstellplätze, mehr Auto-Parkplätze. Der Bezirk kann das unterstützen, so Hölmer. Bis auf einen Punkt: "Es hilft dem Bezirk nicht, mehr motorisierten Individualverkehr reinzubringen, also mehr Pkw. Wir brauchen S-Bahn-Verstärkung, Straßenbahnverstärkung, bessere Radverkehrsverbindungen. Das ist aus bezirklicher Sicht der Schwerpunkt."
Große Hoffnung wird auf den Ausbau des Bahnhofs Köpenick zum Regionalbahnhof gelegt. Die Sache hat nur einen Haken, räumt Hölmer ein: Bis zur Eröffnung werden noch mindestens sieben Bundesligasaisons vergehen. "Vor 2026 ist vieles schwierig. Das ist der Hauptknackpunkt, weil wir natürlich Übergangslösungen brauchen. Aber da arbeiten wir dran."
Möglichkeiten der Bahn und BVG begrenzt
Der Spielraum für diese Übergangslösungen ist allerdings nicht besonders groß. So teilte die BVG auf Nachfrage des rbb mit: Zusätzliche Trams würden an Spieltagen schon eingesetzt, müssten aber wegen fehlender Abstellgleise an weit entfernten Haltestellen warten, was Verstärkerfahrten "erheblich" einschränke. Stattdessen könne man doch am Bahnhof Köpenick ein zusätzliches S-Bahngleis bauen, schlägt die BVG vor.
Die Bahn geht darauf allerdings nicht ein. Stattdessen verweist sie lediglich auf die Möglichkeit, mehr Fahrten auf der S3 und längere Züge mit acht Wagen auf der S47 anbieten zu können. Gebe es mehr Bedarf, müsse das Land Berlin das entsprechend anmelden.
Bezirksstadtrat Rainer Hölmer gibt sich dennoch optimistisch: Zumindest bei Union Berlin sei derzeit noch keine Resignation zu spüren. "Der Verein ist konstruktiv in das Verfahren eingebunden und es läuft eigentlich recht gut." In drei Monaten sei das nächste Treffen geplant, so Hölmer.
Oder wie es die "Eisernen" im Kalender eintragen können: Zwischen Wolfsburg auswärts und Freiburg daheim.