Interview | Alba-Kapitän Niels Giffey vor Basketball-WM - "Wir können die Mannschaft sein, die am besten verteidigt"

Fr 30.08.19 | 09:57 Uhr
Deutschlands Niels Giffey im Duell mit Australiens Chris Goulding (Quelle: imago images / kolbert-press)
Bild: imago images / kolbert-press

Mit der deutschen Basketball-Nationalmannschaft startet auch Niels Giffey am Wochenende in die Basketball-WM. Im Interview spricht der Berliner über einen traumhaften Sommer, das spielerische Niveau der Mannschaft und den Superstar des Teams.

rbb|24: Erst im Juli haben Sie geheiratet, nur wenige Wochen später sind Sie nun bei der WM in China dabei. Ein traumhafter Sommer, oder?

Niels Giffey: Ja, auf jeden Fall. Er ist sehr ereignisreich. Die Hochzeit war unglaublich schön und ich probiere auch, dieses Turnier sehr zu genießen und Eindrücke aus den Trips nach Japan und China mitzunehmen. Das ist schon etwas Besonderes, in so einer Position in ein anderes Land zu reisen und solche Eindrücke mitnehmen zu dürfen.

Sportlich ist die Generalprobe mit einem 74:64-Erfolg absolut geglückt - und das mit Australien gegen das Team, das gerade noch einen historischen Sieg gegen die USA gefeiert hatte. Was läuft kurz vor Turnierstart schon richtig gut – und was kann noch besser werden?

Wir haben gegen Australien mit einer sehr guten Intensität gespielt. Wir sind defensiv stark aufgetreten - und haben darüber ein Selbstbewusstsein gefunden und unser Spiel aufgebaut. Dennis (Schröder, Anm. d. Red.) hat ein gutes Scoring gefunden und Johannes Voigtmann ist gut ins Spiel gekommen und hat gute Pässe gespielt. Es ist ein bisschen untypisch, so einen gut passenden Fünfer (Center, Anm. d. Red.) zu haben. Australien hat einfach nicht ganz so damit gerechnet, dass wir mit so einer Energie rauskommen.

Es war der letzte Test vor der WM - und gleichzeitig der erste in China. Wie nehmen Sie die Stimmung im Gastgeberland wahr?

So viel habe ich ehrlich gesagt noch nicht mitbekommen. Man merkt hier in Shenzhen schon, dass sehr viel für die Weltmeisterschaft vorbereitet ist und die Innenstadt für die Spiele geschmückt ist. Das wird natürlich eine coole Atmosphäre erzeugen.

Für die Mannschaft gibt es im Vorfeld viel Lob. Zuletzt hat Henning Harnisch im rbb|24-Interview gesagt, es habe noch nie ein deutsches Team mit so viel Tiefe gegeben. Sehen Sie das genauso?

Ich glaube, das hat Henning sehr gut gesagt. Von der Tiefe her ist das schon ein extrem gutes Team. Mittlerweile spielen alle auf NBA-, EuroLeague- oder EuroCup-Niveau. Das macht schon einen Unterschied.

Welche Stärken machen aus Ihrer Sicht die Mannschaft aus?

Wir haben Dennis, der einer der besten Point Guards dieses Turniers sein wird. Und wir haben auch sehr gute Big Men, die vielseitig sind - und davon nicht nur einen oder zwei, sondern gleich drei oder vier Spieler. Wenn wir wollen, können wir eine der Mannschaften sein, die am besten verteidigen.

Sie sprechen Dennis Schröder selbst an. Er steht - nicht nur medial - im Fokus. Wie wichtig ist er für das Team?

Dennis ist super wichtig. Er hat eine Ausstrahlung, die Leute mitnehmen kann. Wenn er mit seiner Energie defensiv vorangeht, ziehen andere mit. Offensiv können wir ihm viel Verantwortung geben. Aber wir müssen genauso schauen, dass wir eine gute Balance hinkriegen, jeder seine Rolle bekommt und wir Dennis manchmal auch ein bisschen Verantwortung abnehmen. Es ist nämlich ganz klar, dass der Fokus der anderen Teams auf ihm liegen wird. Da müssen dann auch die anderen Spieler gut performen.

Sehen Sie Deutschland, wie eine ganze Reihe von Experten, als Medaillenkandidaten?

Ich sehe uns erstmal als ein talentiertes Team mit einem extremen Potential. In dieser Zusammenstellung haben wir als Mannschaft in den vergangenen Jahren noch nie gespielt. Wir müssen jetzt schauen, dass wir im Turnier das Bestmögliche rausholen.

Welche Nationen sind die Top-Favoriten auf den Titel?

Meiner Meinung nach haben sich drei Teams rausgestellt. Griechenland mit Giannis Antetokounmpo, Serbien und Spanien. Ich denke, wenn wir uns in diesem Jahr etablieren können und ein sehr gutes Turnier spielen, dann kann man zukünftig vielleicht auch von uns sprechen.

Was erhoffen Sie sich ganz persönlich von der WM?

Ich möchte extrem viel mitnehmen - und Energie geben. Ich habe eine gute Rolle und verstehe, was Henrik (Rödl, Bundestrainer, Anm. d. Red.) sich vom Team erhofft und erwartet. Anders als bei Alba und auch bei den anderen Vorbereitungs- und Qualifikationsspielen im Laufe des Jahres sind wir sehr ausgewogen in der Offensive. Deshalb muss man davon ausgehen, dass man manchmal nur eine kleine Rolle in der Offensive bekommt. Aber man muss genauso bereit sein, gefährlich in Spielen zu sein, wenn sich andere Teams auf andere Leute konzentrieren.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Johannes Mohren, rbb-Sport.

Sendung: Abendschau, 01.09.2019, 19.30 Uhr

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