Interview | Torsten Mattuschka - "Bundesliga in der Alten Försterei, das macht mich stolz"
Auch für Vereins-Ikone Torsten Mattuschka ist die Bundesliga-Premiere von Union Berlin besonders. Trotzdem konnte er das Spiel nicht im Stadion verfolgen. Im Interview erzählt er, warum er nur am Fernseher mitfieberte und was nach der Niederlage besser werden muss.
Torsten Mattuschka hat mit Union Berlin schon einiges erlebt. Ihm gelang es mit dem Verein in nur vier Jahren aus der Oberliga in die 2. Fußball-Bundesliga aufzusteigen. Im Berlin-Derby 2011 gegen Hertha BSC schoss er das entscheidende Tor zum 2:1-Derbysieg für seine Mannschaft.
Ausgerechnet eine Woche vor dem Bundesliga-Auftakt der Eisernen erlitt "Tusche", wie Mattuschka von allen Unionern gerufen wird, einen Hexenschuss. Das Spiel gegen Leipzig konnte er deshalb nur im Fernsehen und nicht wie geplant im Stadion verfolgen. Im Interview mit rbb|24 erklärt er, wie es für Union nach der herben 0:4-Niederlage weitergehen muss.
rbb|24: Torsten Mattuschka, Sonntag war ein historischer Tag für ihren Herzensverein Union Berlin. Sie konnten nicht im Stadion sein – wie haben Sie den Bundesliga-Auftakt erlebt?
Torsten Mattuschka: Ja, leider konnte ich wegen meines Rückens nicht dabei sein. Ich habe das Spiel am Fernseher verfolgt. Es ist natürlich besonders, wenn man überlegt, dass Union in der Alten Försterei jetzt Bundesliga gegen Gegner wie RB Leipzig spielt. Das war schon groß und macht auch mich ein Stück weit stolz. Wir haben nun alle zwei Wochen die besten deutschen Mannschaften zu Besuch und das Team hat die Chance, sich mit diesen zu messen.
Union hat eine klare 0:4-Niederlage hinnehmen müssen. Woran hat es der Mannschaft Ihrer Meinung nach gemangelt?
Man hat gesehen, dass es ein krasser Unterschied zur zweiten Liga war – natürlich reden wir auch von dem Tabellendritten der letzten Saison. Leipzig spielt in der Champions League und hat einen ganz anderen Kader als Union. Gerade bei der Dynamik, der Geschwindigkeit und der Passschärfe hat man gesehen, dass Leipzigs Mannschaft schon lange zusammen spielt. Union hat dagegen viele neue Spieler. Zudem war zu erkennen, dass viele bei uns noch nicht in der ersten Liga gespielt haben. Das war der wohl größte Unterschied. Hinzu kommen außerdem die vielen individuellen Fehler, die in der ersten einfach schneller bestraft werden als in der zweiten Liga. Es gilt, diese in Zukunft zu verringern.
Vor dem Spiel und in der gesamten Vorbereitung gab es viele Diskussionen abseits des Sports. Zuerst die Debatte um Sponsoren, vor dem Leipzig-Spiel stand die Protestaktion der aktiven Fans teilweise in der Kritik. Muss der Verein aufpassen, sich nicht zu sehr selbst abzulenken?
Klar, diese Nebengeräusche sind nicht förderlich. Ich glaube aber, dass die Mannschaft sich nicht mit jedem Thema beschäftigt. Mit dem Fanprotest schon, dass hat man beispielsweise an der Reaktion von Rafal Gikiewicz gesehen. Ich fand es übrigens super, dass die Fans den Protest auch direkt mit der Mannschaft besprochen haben – das ist bislang ein wenig untergegangen. Aber Diskussionen wie die um den Hauptsponsor kann die Mannschaft ohnehin nicht ändern. Deshalb glaube ich, dass es kein großes Thema war. Ich bin froh, dass das Leipzig-Spiel und der Boykott zu Ende sind. Jetzt geht es weiter mit der Bundesliga, auf die sich die Spieler nach wie vor freuen.
Sie kennen den Klub schon sehr lange. Sehen Sie eine Gefahr, dass der Verein sich in der Bundesliga möglicherweise zu sehr negativ verändert?
Dem werden die Vereinsführung und die Fans entgegenwirken. Das hat man doch schon nach dem Spiel gegen Leipzig gesehen. Wo hat man es in Deutschland sonst, dass nach einer 0:4-Niederlage das ganze Stadion singt und die Mannschaft feiert? Das gibt es in der Bundesliga sonst nicht. Es ist wichtig, dass der Verein, auch wenn es sportlich schwierig werden sollte, die Ruhe bewahrt.
Union hat sich in der Sommerpause mit vielen Neuzugängen verstärkt, der Kader ist riesig – ein Vorteil?
Ich habe schon ein wenig Angst, dass Spieler, die großen Anteil am Aufstieg hatten und jetzt vielleicht weniger spielen, für Unruhe sorgen könnten. Das muss natürlich nicht passieren, eine gewisse Gefahr besteht aber. Wenn man 32 Spieler im Kader hat, werden immer Spieler unzufrieden sein mit ihren Einsatzzeiten. Es ist also die Aufgabe des Trainerteams, die Stimmung in der Mannschaft aufrecht zu erhalten. Das traue ich Urs Fischer und seinem Team aber zu.
Zum Abschluss die Frage: Auf welches Spiel in der Bundesliga freuen Sie sich am meisten?
Ich hoffe, dass ich zum Spiel gegen Dortmund wieder fit bin und ins Stadion gehen kann – auf diese Partie freue mich. Und dann natürlich auf die Derbys. Das Spiel elektrisiert die gesamte Stadt. Für mich hat die Begegnung auch durch mein Tor im Derby 2011 noch einen besonderen Wert – ich hoffe, sie lassen mich noch ins Olympiastadion (schmunzelt). Eigentlich ist es aber auch egal, wer kommt. Bundesliga in der Alten Försterei, das ist doch großartig.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Jonas Bürgener.