Alba Berlin verzichtet auf Cheerleader - Alba Dancers kritisieren ihre Abschaffung

Hübsche Frauen als tanzende Pausenfüller: Alba Berlin hält das nicht mehr für zeitgemäß und trennt sich von seinen Cheerleadern. Die wiederum üben an der Entscheidung Kritik - und sind damit nicht allein. Andere Berliner Vereine wollen ihre Cheerleader derweil behalten.
Das Aus für die Cheerleader beim Basketball-Bundesligisten Alba Berlin hat eine Debatte über Sexismus und die Rolle der Tänzerinnen bei Sportveranstaltungen ausgelöst. Mehrere Vereine, darunter auch in Berlin, kündigten an, auf ihre Cheerleader nicht verzichten zu wollen.
Valesca Stix, Cheftrainierin der Alba-Cheerleader, kritisierte die Entscheidung des Clubs. "Ich kann verstehen, wenn man sich umorientieren möchte", sagte Stix der dpa, "aber die Begründung finde ich persönlich falsch."
Alba Dancers aufgelöst
Zwar habe die Alba Dancers das Aus nicht unvorbereitet getroffen. "Die Entscheidung, die Alba Dancers aus dem Programm zu nehmen, war ein langer Prozess, in den ich mit einbezogen war", sagte Stix. "Die Trennung kam also nicht überraschend." Das Team hat sich nach 25 Jahren Vereinszugehörigkeit aber mittlerweile aufgelöst. "Die jüngeren Mitglieder sind bei befreundeten Teams oder im Friedrichstadtpalast untergekommen. Die älteren suchen sich einen neuen Sport", sagt Stix. Alba selbst will das Cheerleading im Nachwuchs zwischen fünf und 16 Jahren weiter fördern. Die Albambinis treten aber nicht mehr bei Spielen in der Mercedes-Benz-Arena auf, sondern nur noch zu Wettkämpfen an.

Alba: Cheerleader nicht als "attraktive Pausenfüller"
"Es ist uns bewusst, dass nicht wenige Fans die Alba Dancers vermissen werden", erklärte Alba-Geschäftsführer Marco Baldi das Streichen der Showeinlagen in den Spielpausen. Aber man sei "zu der Überzeugung gekommen, dass das Auftreten junger Frauen als attraktive Pausenfüller bei Sportevents nicht mehr in unsere Zeit passt", so Baldi.
Der Cheerleading und Cheerperformance Verband Deutschlands (CCVD), der rund 20.000 Mitglieder umfasst, widersprach: Er betonte den Charakter des "Cheerleadings als eigene Weltkampfsportart", in der sowohl Weltmeister- als auch Europameistertitel vergeben werden.
Kritik vom Meister aus München
Auch Uli Hoeneß, Präsident vom Alba-Konkurrenten Bayern München, stimmte der Entscheidung der Berliner nur bedingt zu. "Wenn man dies macht, nur um junge Frauen zu präsentieren, die möglichst wenig anhaben, dann ist die Entscheidung von Berlin richtig", sagte Hoeneß. "Aber ich sehe das bei uns als Sport und habe nicht das Gefühl, dass es darauf angelegt ist, die Mädchen vorzuführen." Basketball-Geschäftsführer Marko Pesic von Bayern München sagte, man müsse die Frauen selbst befragen. Er selbst sehe, "wie oft und hart die Mädchen trainieren, so der frühere Basketball-Profi, der auch bei Alba spielte. "Das ist Sport, wie es für uns Sport ist."
Volleys und Füchse verzichten nicht auf Cheerleader
Der deutsche Volleyball-Meister Berlin Volleys kündigte an, auch in der neuen Saison nicht auf den Einsatz von Cheerleadern zu verzichten. "Das Berlin Dance Team wird es weiter geben, so lange sich die Cheerleaderinnen wertgeschätzt und gut fühlen", sagte Volleys-Geschäftsführer Kaweh Niroomand am Freitag. Allerdings habe man bei den Volleys die Einsätze des Berlin Dance Team bewusst heruntergefahren, "um den Fokus auf den Sport zu lenken", erklärte Niroomand. Der 66-Jährige sieht den Auftritt der Truppe als Bereicherung an: "Das Berlin Dance Team erbringt große sportliche Leistungen und erhält bei uns eine angemessene Bühne dafür."
Auch Handball-Bundesligist Füchse Berlin hält am Team Dance Deluxe vom TSV Rudow fest. "Für uns ist Cheerdance ein ernsthafter und ernstzunehmender Sport", erklärte Füchse-Manager Bob Hanning am Freitag.
Die Diskussion um die Auftritte junger Frauen im Rahmenprogramm großer Sportveranstaltungen ist nicht neu. Die Formel 1 sorgte mit dem weitgehenden Verzicht auf die sogenannten Grid Girls, die vor den Autos mit Startnummern posieren, für Wirbel. Auch über die Rolle der Podium Girls, die bei der Tour de France Küsschen und Preise an Radprofis verteilen, wurde in den vergangenen Jahren debattiert.
Sendung: Abendschau, 27.09.2019, 19.30 Uhr