Hohe Kosten durch Stadion - Energie Cottbus steuert auf klamme Zeiten zu

Mo 09.09.19 | 19:35 Uhr | Von Andreas Friebel
Energies Felix Brügmann im Zweikampf mit Dortmunds Mats Hummels (Quelle: imago images / Steffen Beyer)
Bild: imago images / Steffen Beyer

Noch ist der Etat von Energie Cottbus abgesichert: durch den Verkauf von Spielern, durch Tickets von den Spielen gegen Bayern und BVB. Doch die finanzielle Situation bleibt heikel. Von Andreas Friebel

Es war ein perfektes Wochenende für Energie Cottbus. Neben dem Weiterkommen im Landespokal (4:0 in Wildau), erlebten fast 19.000 Zuschauer am Freitag ein Fußballfest. Der Besuch von Vizemeister Dortmund brachte noch mal einen Hauch von Bundesliga in die Lausitz. Das Retterspiel des BVB war der krönende Abschluss einer ganzen Reihe von Maßnahmen, um Energie Cottbus wirtschaftlich wieder zu stabilisieren. Kurzfristig ist das gelungen. Mittelfristig droht aber das Ende des Profi-Fußballs.

Mit dem Retterspiel gegen Dortmund hat der FC Energie immerhin eins geschafft: Der Etat für die aktuelle Saison ist praktisch gesichert. Wobei dazu nicht nur die mindestens 200.000 Euro beitragen, die der Besuch des Vizemeisters einbrachte - in diesem Sommer gab es in Cottbus eine Reihe von Benefizaktionen. Und auch der Verkauf von Spielern hat richtig viel Geld in die Kasse gebracht. Für Leon Schneider (Köln) bekamen die Lausitzer 225.000 Euro. Für Torwart Avdo Spahic legte Kaiserslautern etwa 50.000 Euro auf den Tisch. Und am Transfer des ehemaligen Nachwuchsspielers Maximilian Philipp, der von Dortmund nach Moskau ging, verdiente Energie etwa 150.000 Euro.

Hohe Einnahmen durch das Pokalspiel gegen Bayern

Dazu kam noch das Pokalspiel gegen den FC Bayern, für das Cottbus Tickets mit einem ordentlichen Topzuschlag verkaufte. In Summe dürften so etwa 800.000 bis eine Million Euro eingenommen worden sein - offiziell bestätigen will das Präsident Werner Fahle nicht. "Zu konkreten Zahlen möchte ich nichts sagen. Aber ich kann zumindest bestätigen, dass die Einnahmen aus den verschiedensten Aktionen nicht unerheblich waren."

Ein Teil des Geldes fließt direkt in den Profikader, der aber im Vergleich zu den Vorjahren deutliche Abstriche hinnehmen musste. Auch das ist ein Grund dafür, weshalb der Cottbuser Trainer Claus-Dieter Wollitz immer wieder darüber klagte, dass eine Reihe von Wunschspielern abgesagt hatte. Dazu kommen Ausgaben für die Geschäftsstelle und das Nachwuchszentrum.

Kosten für das Stadion hauen richtig rein

Ein richtig dicker Brocken ist aber das Stadion der Freundschaft, das vor über zehn Jahren von der Stadt Cottbus gekauft wurde. Damals spielte Energie aber noch in der Bundesliga. Für das Stadion werden jährlich Unterhaltskosten von über einer Million Euro fällig. Für einen Viertligisten ist das schon jetzt kaum noch zu finanzieren.

Selbst bei einem Aufstieg geht nicht mehr lange gut. Nachdem Präsident Fahle vor einigen Monaten Unterstützung bei der Stadt eingefordert hat, kommt nun etwas Bewegung in die Sache. "Wir sind mit dem Oberbürgermeister im Gespräch und treffen uns demnächst mit seinen Dezernenten. Und werden dann auch auf die Fraktionen im Stadtparlament zugehen, um Möglichkeiten der Unterstützung zu diskutieren", so Fahle.

Umzug als Notlösung

Gibt es in den nächsten Monaten in der Stadionfrage keine Lösung und wird in dieser Saison der Aufstieg verpasst, sieht es um die Zukunft des Klubs düster aus. Denn die vielen Benefizaktionen in diesem Jahr können 2020 nicht wiederholt werden. Und dass Energie noch einmal fast eine halbe Million Euro durch Spielertransfers einnimmt, ist auch nicht zu erwarten. "Vor uns liegt eine schwierige Aufgabe, die in der vierten Liga auf Dauer nicht leistbar ist. Gegebenenfalls müssen wir nach anderen Lösungen suchen. Auch das wäre eine Option", so der Cottbuser Präsident.

Wie diese Option aussieht, will Fahle in der Öffentlichkeit nicht erläutern. Viele Möglichkeiten bleiben Energie aber nicht. Um als Verein zu überleben, müsste man sich wohl vom Profisport verabschieden. Das kostenintensive Stadion der Freundschaft müsste geschlossen werden. Ein Umzug in das ebenfalls vereinseigene, aber sehr kleine Südstadion stände an. Und dort würde Energie dann um den Klassenerhalt in der Regionalliga, statt um den Aufstieg spielen.

Beitrag von Andreas Friebel

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