Alexander von Humboldt machte es vor: Der Berliner bestieg 1802 mit seinem Reisebegleiter Aimé Bonpland den Chimborazo im heutigen Ecuador. Auch wenn sie den 6.263 Meter hohen Gipfel nicht erreichten, löste dieses Abenteuer Begeisterung in Humboldts Heimat aus. Und als 1869 der Deutsche Alpenverein (DAV) gegründet wurde, entstand noch im gleichen Jahr eine Berliner Sektion

"Wenn wir Berge hätten, wären sie viel größer als Eure", sagt ein Berliner Sprichwort. Bei der Gewerbeausstellung 1896 in Treptow baute die Berliner DAV-Sektion kurzerhand einen eigenen Berg: ein 30 Meter hohes begehbares "Alpenpanorama".

Eine Bergbahn brachte die Besucher auf die nachgebaute Berliner Hütte, auf der Edelgastronom und Sektionsmitglied Lorenz Adlon (der wenige Jahre später sein berühmtes Hotel eröffnete) die Bewirtung übernahm.

Doch die Berliner stiegen nicht nur auf künstliche "Berge". Als Wiege der Freikletterkultur gilt das Elbsandsteingebirge. In der Sektion Berlin brach die Gruppe "Die Schrammsteiner" ab 1903 regelmaßig zu Kletterfahrten nach Sachsen auf.

Ab den 1920er Jahren ergab sich durch den Steinbruch Rüdersdorf bei Berlin eine nahegelegene Möglichkeit, an Naturfels zu klettern.

Ab den 1920er Jahren bekamen die jüdischen Mitglieder den grassierenden Antisemitismus im Alpenverein zu spüren. Mit der Einverleibung des Vereins in den Reichsbund für Leibesübungen 1938 war mit dem Arierparagraphen Juden die Mitgliedschaft im Alpenverein verboten. "Ab dann war er durch und durch nationalsozialistisch", sagt Bernd Schröder, Geschäftsstellenleiter der Sektion Berlin. 1945 wurden der DAV und seine Sektionen von den Allierten aufgelöst.

Im Jahr 1949 konnte der Alpenverein Berlin neu gegründet werden. Damals wurde insbesondere in Rüdersdorf geklettert, Frauen waren auch mit von der Partie. Ab 1952 wurden Besuche von West-Berlinern ins brandenburgische Rüdersdorf oder ins Elbsandsteingebirge aber zunehmend erschwert.

Der Mauerbau 1961 zwang die West-Berliner Kletterszene zu ungewöhnlichen Maßnahmen: Sie erklommen nicht nur Bäume im Grunewald sondern übten auch das Abseilten an Häuserfassaden, hier an der Feuerwache Mariendorf.  

Um in die Berge zu gelangen, war den Berliner Alpenvereins-Mitgliedern kein Weg zu weit: Nach 1960 und 1964 in den Hindukusch und Pamir, brach im Jubiläumsjahr 1969 eine Expedition nach Bolivien auf.

1970, ein Jahr nach dem 100-jährigen Jubiläum der Berliner Sektion konnte der langersehnte Kletterturm am Teufelsberg eingeweiht werden.

Der Turm war einer der ersten künstlichen Kletteranlagen Deutschlands.

Hier können sich Berliner Kletterer und Bergsteiger seitdem ...

... auf ihre alpinen Unternehmungen vorbereiten. Wie beispielsweise an der berühmten Eiger-Nordwand.

Ebenfalls ein Ziel für ambitionierte Kletterer: Der ehemalige Flakbunker am Humboldthain. 

Um besseren Halt zu haben, reinigen die Kletterer die Griffe vom Magnesium mit einer Bürste.

Ein kleines Stück Teppich sorgt dafür, dass die Kletterschuhe sauber bleiben.

2013 baute die Sektion Berlin mithilfe von zahlreichen Ehrenamtlichen das DAV-Kletterzentrum - oder kurz die "DAV-Halle" - am Hauptbahnhof.

Heute wie damals ist in Berlin der Kletterdrang groß. Das liegt an einer einfachen Sehnsucht, die der Bergsteiger, Flachlandbewohner und Autor Peter Brunner so zusammenfasst: "Wir müssen da hoch!"  Link zum Beitrag | Weitere Bildergalerien