Brandbrief gegen Eisschnelllaufverband - Claudia Pechstein teilt aus
Nachdem der Lebensgefährte von Claudia Pechstein am Dienstag vom Verband abgestraft wurde, schießt die erfolgreichste Winter-Olympionikin Deutschlands nun zurück. Und das mit ordentlich Krawall.
Nächste Runde im Kleinkrieg zwischen Claudia Pechstein und ihrem Lebensgefährten Matthias Große auf der einen und der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) auf der anderen Seite. Nachdem Große am Dienstag wegen "verbandsschädigender" Aussagen aus dem Betreuerstab der Nationalmannschaft gestrichen wurde, hat sich die 47-jährige Berlinerin Pechstein, die erfolgreichste deutsche Winter-Olympionikin, am Donnerstag mit einem Statement an die Öffentlichkeit gewandt.
Die Angst um den großen Traum
Der auf ihrer Facebook-Seite veröffentlichte Brandbrief richtet sich unter anderem explizit an DESG-Sportdirektor Matthias Kulik, den die fünfmalige Olympiasiegerin auffordert, "endlich Verantwortung zu übernehmen und klare Konsequenzen aus dem in diesem 'Offenen Brief' aufgezeigten Missständen zu ziehen".
Sie werde weiterhin für "meinen Verband" kämpfen, schrieb Pechstein, "denn so wie dargestellt kann und wird es sicher auch nicht weitergehen. Sie machen mir meinen Traum von der Teilnahme an den 8. Olympischen Spielen nicht kaputt."
Zugleich stellte Pechstein fest, dass ihr Partner Große, den sie als neuen DESG-Präsidenten vorgeschlagen hatte, "bereits heute" Zusagen von "bereitwilligen" Sponsoren habe, um den Verband finanziell wieder auf Kurs zu bringen.
Zwischen Krise und Kleinkrieg
Auch die angeblich "verbandsschädigenden" Aussagen ihres Lebensgefährten wies Pechstein deutlich zurück: "Es werden Lösungsansätze und wirklich professionelle Vorgehensweisen, in der schweren Zeit der jetzigen Krise geäußert und finden große Beachtung."
Große hatte sich nach dem überraschenden Rücktritt von DESG-Präsidentin Stefanie Teeuwen selbst ins Spiel gebracht und dem rbb gegenüber bereits am Dienstag erklärt: "Ich habe in einem ZDF-Interview ganz klar gesagt, was ich machen würde, wenn ich Präsident werden würde. Wenn das als verbandsschädigende Aussage dargestellt wird, muss man das klären. Im Moment schadet sich der Verband glaube ich selber. Wir brauchen Leute, die was machen, wirklich was verändern wollen."
Eine Haltung, die nicht nur beim Verband auf wenig Gegenliebe stößt. So äußerte sich Athletensprecher Moritz Geisreiter im Gespräch mit der "FAZ", dass sich "dieser Kleinkrieg" nun schon über mehrere Jahre in immer neuen Facetten erstrecke. "Das hat unserem Sport noch nie gutgetan", so Geisreiter weiter.
Nun treibe er eine weitere Blüte und binde damit erneut Energie und Aufmerksamkeit. "Ich würde mir von beiden Seiten eine aufrichtige, konstruktive Gesprächshaltung anstatt immer weitere Vorwürfe wünschen", sagte Geisreiter. Die DESG stand dem rbb nach den Vorwürfen Claudia Pechsteins bislang nicht zu einer Stellungnahme zur Verfügung.
Sendung: 14.11.2019, rbbUM6, 18:15 Uhr