Interview | Union-Stürmer Sebastian Polter - "Das gibt uns Mut, Spiele auch auswärts gewinnen zu können"

So 10.11.19 | 20:38 Uhr
Sebastian Polter (links) im Spiel gegen Mainz 05. Quelle: imago images/Thomas Frey
Audio: Inforadio | 10.11.19 | Lars Becker | Bild: imago images/Thomas Frey

Nach seinem goldenen Tor im Hauptstadt-Derby spielte Sebastian Polter gegen Mainz erstmals von Beginn an. Am Tag nach dem Spiel äußert er sich dazu im rbb-Interview - und erklärt, was Union derzeit erfolgreich macht.

rbb|24: Sebastian Polter, Union hat am Samstag mit zwei klassischen Mittelstürmern gespielt: mit Ihnen und Sebastian Andersson. Welchen Anteil hatte diese Systemänderung am Erfolg in Mainz?

Sebastian Polter: Ich glaube, einen relativ großen. Der Trainer hat sich schon was dabei gedacht, mit zwei Spitzen vorne zu spielen – noch dazu mit zwei Spielern, die unermüdlich vorne anlaufen und den Gegner immer wieder früh unter Druck setzen. Wir wollten schnelle Ballgewinne erzwingen. Das ist über weite Phasen des Spiels aufgegangen. Die ganze Mannschaft musste ein sehr laufintensives Spiel hinlegen, das fing mit uns Stürmern vorne an. Wir haben eine gute Partie gezeigt und uns gut ergänzt.

Am Ende hätten Sie trotzdem fast einen 3:0-Vorsprung verspielt. Was ist in der Schlussphase passiert?

Es war wahrscheinlich eine Paarung aus mangelnder Erfahrung in der Liga, aber auch Müdigkeit. Wir haben bis zur 70. Minute großen Aufwand betrieben, mussten sehr viel laufen. Unsere Außenverteidiger sind über zwölf Kilometer gerannt, haben das laufstärkste Spiel der Saison gemacht. Sie sind immer wieder von ganz hinten nach ganz vorne und haben die Außenverteidiger des Gegners angelaufen. Wir wussten aber, dass wir es so machen müssen, um zu gewinnen - und das haben wir getan. Dass es am Ende dann so eng wurde, müssen wir trotzdem analysieren, um es in den nächsten Spielen besser zu machen.

Nach elf Spieltagen hat Union Berlin 13 Punkte und steht auf dem elften Tabellenplatz. Wie fällt Ihr Fazit nach dem ersten Saisondrittel aus?

Wir können froh sein, dass wir schon 13 Punkte auf dem Konto haben. Wir hatten ein sehr schweres Anfangsprogramm, da wurden uns nicht viele Punkte zugetraut und trotzdem haben wir ein paar Zähler geholt. Jetzt haben wir das erste Mal zwei Spiele in Folge gewonnen. Das gibt uns Vertrauen und Mut, Spiele auch auswärts gewinnen zu können. Das wollen wir nach der Länderspielpause mitnehmen. Gegen Tabellenführer Gladbach haben wir ein schweres Spiel vor der Brust.

Das Abenteuer Bundesliga hatte für Union mit einer 0:4-Heimniederlage begonnen. Wie haben Sie sich danach so schnell an das Niveau der Bundesliga gewöhnt?

Das liegt am Kern der Mannschaft. Wir geben uns immer wieder konstruktive Kritik. Das Trainerteam und wir Spieler haben einen sehr guten Austausch. Wir sind immer ehrlich und offen, analysieren Fehler gut. Aus dem ersten Spiel haben wir versucht, schnell zu lernen. Wenn wir unsere Stärken auf den Platz bringen, können wir Spiele gewinnen. Das haben wir im Pokal in Freiburg, gegen Hertha und auch jetzt in Mainz gesehen.

Bei Union scheinen vor allem die einfachen Dinge im Fußball zu funktionieren. Ist es despektierlich, das so zu sagen? Oder würden Sie mir zustimmen?

Da stimme ich zu, das macht uns stark. Letztendlich musst du die Grundlagen auf den Platz bringen. Das sind bei uns Leidenschaft, ein absoluter Wille, die Spiele zu gewinnen und wenige Torchancen des Gegners zuzulassen. Darüber hinaus wollen wir uns dann im Laufe des Spiels selber Chancen erarbeiten und mit jeder Begegnung auch mit dem Ball immer besser werden. Wenn wir unsere Tugenden auf den Platz bringen, können wir auch in dieser Liga bestehen und den Klassenerhalt schaffen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Lars Becker für das rbb-Inforadio. Es handelt sich um eine redigierte und gekürzte Fassung. Das komplette Interview können Sie mit Klick ins Aufmacherbild nachhören.

Sendung: Inforadio, 10.11.19, 16:15 Uhr

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