Januar: Das Jahr 2019 beginnt voller guter Nachrichten. Hertha gewinnt den Rückrunden-Auftakt der Saison 2018/19 mit 3:1 beim 1.FC Nürnberg, Doppeltorschütze Ondrej Duda bekommt für sein neuntes Saisontor eine Rolex-Uhr vom Kollegen Salomon Kalou geschenkt und die Mannschaft rückt auf Platz sieben - Europapokal! Die Zukunft von Trainer Pal Dardai scheint gesichert, wie Michael Preetz Ende Januar sagt: "Wenn ihr mich fragt, ob er auch nächste Saison unser Trainer ist, dann kann ich das bestätigen." Aber gut, der große Jahreswunsch von Herthas Manager lautete auch: "Entscheidung zum Stadion-Neubau." Schön, wenn man noch Träume hat.

Februar: Hertha kämpft, Hertha begeistert und scheidet im DFB-Pokal-Achtelfinale doch mit 2:3 n.V. gegen die Bayern aus. Und Herthas Finanzchef Ingo Schiller? Ist sich sicher, sein Klub sei bald "600 Millionen" wert und brauche "externes Kapital". Am liebsten von Jemandem, "der als Logo einen angebissenen Apfel hat." Derweil verkündet Berlins Sportsenator Geisel: Eine Entscheidung über das Stadion fällt bis Sommer. Aber sicher.

März: Und ewig grüßt das Stadion-Thema. Diesmal rebellieren die Anwohner, die sich nicht umsiedeln lassen wollen. Und auch sportlich läuft es nicht für Hertha, drei der vier Bundesligaspiele im März gehen verloren, am Ende setzt ein 0:5 in Leipzig, Hertha rutscht auf Platz zehn ab. Dafür wird Niklas Stark erstmals in die Nationalmannschaft berufen. Und Vedad Ibisevic macht es historisch. Gegen Dortmund kassiert er die fünfte rote Karte seiner Karriere und zieht in der Kategorie mit Jens Nowotny gleich. Legenden unter sich.

April: Nach einem 0:2 in Hoffenheim wird offiziell, was sich zuvor bereits abgezeichnet hatte und im Januar noch als undenkbar galt: Pal Dardai wird nach dem Ende der Saison 2018/19 nicht mehr Cheftrainer von Hertha BSC sein. Als heißester Nachfolgekandidat gilt zu diesem Zeitpunkt Gerardo Seoane, Schweizer Meistermacher in Diensten der Young Boys Bern. In Sachen Stadion rückt jetzt der Standort Tegel in die Diskussion. Und im Tierpark in Lichtenberg wird ein Eisbärenmädchen "Hertha" genannt. Dass es mit einem ziemlich unionroten Ball spielt? Sicher nur ein Zufall.

Mai: Hertha beendet die Saison auf Platz elf. Und statt der gehandelten David Wagner, Erik ten Haag oder Jürgen Klinsmann wird Ante Covic zur Saison 2019/20 Cheftrainer. Weil, so Michael Preetz: "Wir hatten von Anfang an gesagt, dass wir einen Trainer wollen, der die Hertha-DNA behütet." Derweil werden die Verträge von Vedad Ibisevic und Maximilian Mittelstädt verlängert, Innenverteidiger Dedryck Boyata (Celtic Glasgow) als Neuzugang vorgestellt. Einen Stadion-Beschluss gibt es weiterhin nicht, dafür ein Datum für die Eröffnung. "Wir wollen 2025 fertig sein", so Michael Preetz. Na dann.

Juni: U21-Nationalspieler Eduard Löwen wechselt für kolportierte sieben Millionen Euro vom 1. FC Nürnberg. Und sonst? Ach ja: Hertha verkauft 37,5 Prozent der Anteile an der Hertha BSC GmbH & Co. KGaA, der Profi-Abteilung des Vereins. Für 125 Millionen Euro. Und die Zusage, dass Windhorst bald weitere 12,4 Prozent erstehen könne. Dann zu einem höheren Kurs. Was den Kauf der ersten 37,5 Prozent automatisch aufwertet. Wie praktisch.

Juli: Ante Covic tritt sein Amt an, jetzt wird alles besser. Offensiver, laufstärker. So zumindest der Plan, der Wunsch des ehemaligen U23-Trainers. Die Testspiele lassen noch keinen Schluss zu. Das 4:1 gegen Eintracht Braunschweig etwa wird von einem 1:4 gegen Erzgebirge Aue konterkariert. Und sonst? Dodi Lukebakio steht vor der Tür. Der belgische U21-Nationalspieler wird mit 20 Millionen Euro Ablöse schließlich zum Rekordtransfer der Hertha.

August: Marko Grujic ist zurück. Erneut ausgeliehen vom FC Liverpool und trotz namhafter und zahlreicher Konkurrenz. Das passt zum Gesamteindruck des Vereins, über den der rbb vor der Saison titelt: "Ein Klub will nach oben". Und der erste Spieltag lässt gleich Hoffnung aufkommen, Hertha holt beim FC Bayern ein, wenn auch glückliches, 2:2. Danach allerdings folgen zwei ernüchternde Rückschläge. Jeweils 0:3 gegen den VfL Wolfsburg und den FC Schalke 04. Mit einem neuen Stadion wäre das wohl nicht passiert.

September: Mit Marius Wolf kommt auch der letzte Neuzugang, leihweise von Borussia Dortmund. Hertha verliert mit 1:2 in Mainz und rutscht auf Platz 18 der Tabelle. Dann der (vermeintliche) Turnaround. Gegen Paderborn quält sich die Mannschaft zu einem 2:1, in Köln springt plötzlich ein 4:0 heraus. Plötzlich steht Hertha auf Rang zehn und Trainer Covic gut da. Ganz im Gegensatz zum neuen Stadion, das steht noch lange nicht, soll jetzt aber am Funkturm gebaut werden. Vielleicht.

Oktober: Dass der Mannschaftsflieger auf dem Rückflug vom Spiel in Köln vom Blitz getroffen wurde? Kein Problem, Hertha marschiert zunächst weiter, gewinnt auch gegen Düsseldorf und feiert den dritten Sieg in Folge. Ende des Monats dann ein Highlight-Spiel: Dynamo Dresden kommt zum Pokal-Match und mit der Mannschaft 30.000 Gäste-Fans. Stimmung wie im Finale und ein Spiel mit Gänsehaut-Faktor, das Hertha schließlich im Elfmeterschießen gewinnt. Braucht es da überhaupt noch ein neues Stadion? Ja, sagt Hertha und eröffnet einen "Datenraum". Immerhin. 

November: Vier Spiele, vier Niederlage - der Hertha-November ist grauer als der Berliner Herbst. Derby-Niederlage bei Union inklusive. Ante Covic muss gehen, sein Freund Niko Kovac, gerade erst zum Ex-Trainer der Bayern mutiert, will (noch) nicht kommen, also wird es Jürgen Klinsmann, der eigentlich "nur" in den Aufsichtsrat sollte. Die Reaktionen? Gemischt. Sicher ist immerhin, dass in Sachen Stadion weiterhin nichts sicher ist. Jetzt soll auf dem Zentralen Festplatz gebaut werden. Vielleicht.

Dezember: Zentraler Festplatz? Tegel? Nein, an den Standorten werde das Stadion auf keinen Fall gebaut. Womit zumindest so langsam der größte Neujahrswunsch von Michael Preetz geklärt sein dürfte: Endlich eine Entscheidung in der Stadion-Frage. Sportlich immerhin läuft es. Unentschieden in Frankfurt, Siege gegen Freiburg und Leverkusen - und zuletzt das 0:0 gegen den Tabellenzweiten Gladbach. Und das alles womit? Mit der guten, alten Pal-Dardai-Taktik. Eine runde Sache eben, dieses Jahr 2019. Zum Artikel | Weitere Bildergalerien