Interview | Sabine Lisicki - "Die kleine Filzkugel hat mich motiviert"

Do 19.12.19 | 09:33 Uhr
Berliner Tennisspielerin Sabine Lisicki. / imago/Beautiful Sports
Audio: Inforadio | 18.12.2019 | Interview Sabine Lisicki | Bild: imago/Beautiful Sports

Es war nicht das Jahr der Sabine Lisicki: Die Berliner Tennisspielerin, einst im Wimbledon-Finale, erkrankte an Pfeifferschem Drüsenfieber und rutschte aus den Top 500 der Welt. Mit rbb|24 sprach sie über ihre Arbeit am Comeback und das Heimturnier 2020.

rbb|24: Sabine Lisicki, bei Ihnen wurde in diesem Jahr das Pfeiffersche Drüsenfieber festgestellt und Sie konnten seit Ende Juli kein Spiel mehr absolvieren. Nun sind Sie in Florida - und trainieren wieder. Wie geht es Ihnen und wie läuft die Arbeit am Comeback?

Sabine Lisicki: Mir geht es sehr gut. Ich freue mich so sehr, auf dem Platz trainieren und spielen zu können. Das habe ich so sehr vermisst. Es ist eine riesige Freude, am Comeback zu arbeiten. Und dann schauen wir mal, wann es wieder losgehen wird.

Haben Sie eine konkrete Zeitplanung, wann Sie wieder auf der Tour zurück sein können - vielleicht sogar schon Zusagen für bestimmte Turniere?

Es gibt noch keine Zusagen. Man weiß nach dem Pfeifferschen Drüsenfieber einfach nicht genau, wie der Körper reagiert - und wie lange man braucht. Es geht aber sehr gut vorwärts. Von daher habe ich schon ein paar Dinge im Kopf. Aber ich möchte mich dazu noch nicht äußern, weil ich einfach dann zurückkommen will, wenn ich fit bin - und nicht vorher.

Sie hatten in den vergangenen Jahren immer wieder auch mit schweren Verletzungen zu tun. Was hat Sie in dieser Zeit motiviert? Oder haben Sie auch mal gedacht: Vielleicht muss ich die Karriere irgendwann beenden.

(lacht) Die kleine Filzkugel hat mich motiviert. Meine Leidenschaft ist einfach Tennis. Ich vermisse es so sehr, auf dem Tennisplatz zu stehen, wenn ich es nicht darf. Das Feuer ist einfach noch da. Und so lange es vorhanden ist und die Motivation da ist, werde ich weiterspielen.

Inwiefern blickt man in so einer schweren Zeit zurück, schwelgt in Erinnerungen - und zieht sich daran hoch? Etwa an 2013, als Sie im Wimbledon-Finale standen ...

Man denkt tatsächlich eher an die Zukunft in solchen Momenten. Wann man endlich wieder auf den Platz kann, wann man trainieren kann und wieder Turniere spielen darf. Aber natürlich denkt man auch ans Wimbledon-Finale - und ich habe mir das auch ein paar Mal angeschaut, um einfach dieses Feeling nicht zu verlieren.

Sie haben in einem Interview erzählt, dass es in dieser Zeit auch finanziell schwierig ist und man auch organisatorische Dinge auf dem Schirm haben muss. Inwiefern ist das jetzt leichter zu verarbeiten - weil Sie ja sagen können: Die Tour rückt wieder näher?

Na ja, als Sportler ist es ganz einfach. Wenn man spielt, verdient man Geld - und daher muss man halt planen, wie man zu Turnieren kommt und was man spielt. Das ist die Organisation, die man immer hatte. Deshalb ändert sich in der Hinsicht nichts. Wie gesagt: Ich bin einfach froh, auf dem Platz stehen zu können. Das ist voll im Fokus - und nichts anderes.

Im nächsten Jahr wird es - nachdem die German Open 2008 Ihre letzte Auflage hatten - in Berlin bei Ihrem Jugendverein, dem LTTC Rot-Weiß, wieder ein Turnier geben ...

(unterbricht erfreut) ... Ja, endlich!

Was hat das für eine Bedeutung für Ihren Jugendclub und auch für die Stadt Berlin?

Ach, ich freue mich unglaublich! Das kann sich - glaube ich - wirklich keiner vorstellen, wie toll das ist, wieder ein Turnier in Berlin zu haben. Ich finde, Berlin verdient so ein großes Turnier. Ich kann mir keinen besseren Ort vorstellen, als zu Hause in meinem Club spielen zu dürfen. Und dann auch noch auf meinem Lieblingsbelag Rasen. Ich hoffe, dass die Berliner uns lautstark unterstützen, eine gute Zeit haben werden - und einfach Erinnerungen bekommen wie schön das Tennis ist.

Trotzdem gab es im Club ja auch ein paar kritische Stimmen. Die Anlage wird natürlich beansprucht. Drei Plätze sind immer weg. Nach dem Turnier 2008 gab es auch ein kleines Tief. Können Sie diese Bedenken verstehen?

Ich glaube nicht, dass wir in ein Loch kommen. Der Verein wird unglaublich stolz sein, das ist eine riesengroße Ehre. Das Turnier dauert auch nur zehn Tage. Und ich denke, dass jedes Club-Mitglied da Verständnis haben wird, sich freuen wird und gewissermaßen auch stolz sein wird, dass die Weltelite im Tennis nach Berlin zum LTTC Rot-Weiß kommen wird. Ich könnte mir nichts Besseres vorstellen. Das gehört einfach dazu. Es muss Turniere in Deutschland geben.

Ist für Sie das Turnier im Jugendclub in der Comeback-Phase auch ein ganz besonderer Ansporn?

Ja, selbstverständlich. Natürlich. Das war mein größtes WTA-Turnier [Anm. d. Red.: die German Open], das ich zu Beginn meiner Karriere gespielt habe. Ich hatte ein paar sehr gute Siege. Es gibt einfach nichts Besseres, als vor heimischem Publikum zu spielen - nicht nur vor den ganzen Fans, sondern auch vor der eigenen Familie und den Freuden. Das ist ein Gefühl, das man sonst kaum woanders bekommt.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Max Zobel, rbb Sport. Es handelt sich um eine redigierte und gekürzte Fassung. Das Gespräch können Sie auch beim Klick auf den Play-Button im Titelbild nachhören.

Sendung: Inforadio, 16.12.2019

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