SV Babelsberg vor dem Pflichtspielstart - "Abgerechnet wird zum Schluss"

Mi 29.01.20 | 08:51 Uhr | Von Marius Dobers
Der neue Babelsberger Trainer Predrag Uzelac (Foto: imago images / Manfred Thomas)
Bild: imago images / Manfred Thomas

Das Ziel für das neue Jahr ist klar: Mit dem neuen Trainer Predrag Uzelac möchte der SV Babelsberg 03 die Klasse halten. Dazu muss Nulldrei aber vor allem das Siegen wieder erlernen. Das gelang in den letzten 18 Partien nur ein einziges Mal. Von Marius Dobers

Der SV Babelsberg 03 steht als Tabellenvorletzter vor dem Rückrundenauftakt der Regionalliga Nordost unter gewaltigem Druck. Die historisch schlechte Hinrunde stellt den kurz vor Weihnachten vorgestellten neuen Trainer Predrag Uzelac vor eine große Herausforderung. Dem 53-jährigen Kroaten soll es gelingen, eine verunsicherte und größtenteils unveränderte Mannschaft wieder auf den Pfad des Erfolges zu führen.

Uzelac: "Diese Mannschaft braucht Erfolgserlebnisse"

Uzelac, der eine A-Trainerlizenz besitzt, weiß, dass die Ergebnisse der Hinrunde Spuren hinterlassen haben: "Man merkt auch in den Köpfen, dass das noch drinsteckt. Das kann man nicht von heute auf morgen abstellen. Diese Mannschaft braucht Erfolgserlebnisse."

Fragt man nach der fußballerischen Idee, mit der Uzelac die Kehrtwende schaffen will, wird er deutlich. "Man steht auf dem vorletzten Tabellenplatz und muss so spielen, wie man im Abstiegskampf spielt", so der Trainer. "Es muss Kampfbereitschaft dabei sein, Aggressivität, der absolute Wille und Konzentration. Und nur über die Kampf- und Laufbereitschaft kommt man weiter und kann damit die nötigen Punkte holen."

Noch passt nicht alles

Seit dem Trainingsauftakt am 4. Januar hatte der neue Übungsleiter die Möglichkeit, die Mannschaft entsprechend auf die Rückserie vorzubereiten. Die Leistungen in den drei absolvierten Testspielen gegen Tasmania (4:0), Blau Weiß 90 (1:2) und Tennis Borussia (2:2) waren schwankend. Es läuft noch nicht alles wie gewünscht, auch wenn Uzelac an der Seitenlinie nicht gänzlich unzufrieden mit den Auftritten seiner Mannschaft wirkte.

Die Organisation, das Stadion, die Fans – das ist alles top. Es hat das Potential für die 3. Liga.

Predrag Uzelac über den SVB

Uzelac offen für Transfers

Im letzten Test gegen Tennis Borussia kam mit Dominik Picak erneut einer der wenigen Wintertransfers zum Einsatz. Nach dem Spiel sagte Uzelac über mögliche Neuzugänge: "Wir haben noch zehn Tage Zeit und ich denke schon, dass wir noch was machen würden, wenn etwas passt. Aber das Vertrauen in die Jungs hier ist auch da, überhaupt keine Frage."

Seitdem kam mit Alexander Siebeck ein Außenverteidiger vom BAK. Dort gehörte der 25-jährige zum Stammpersonal. Ein echter Transfercoup für die Babelsberger. "Ich bin mir sicher, dass Alexander ein Spieler ist, der die Mannschaft sofort mitziehen kann", erklärte Uzelac gegenüber dem vereinseigenen Medium. Es bleibt abzuwarten, ob die Filmstädter in den letzten Tagen des Transferfensters noch einmal aktiv werden.

Unberechenbare Regionalliga Nordost

Unabhängig davon ist der neue Trainer ein Freund seiner neuen Spielklasse: "Ich kenne alle Regionalligen in Deutschland und muss sagen: Wenn sie nicht sogar die beste Liga ist, dann gehört sie zu den besten. Die hat alles: Spielerische Momente und auch kämpferische. Darauf muss man dann auch entsprechend vorbereitet sein." Der unberechenbare Charakter der Regionalliga Nordost zeigte sich zuletzt an anderer Stelle. Wacker Nordhausen meldete im Dezember aufgrund von rund 9 Millionen Euro Schulden Insolvenz an, konnte nach dem Abzug von 9 Punkten aber zumindest den Spielbetrieb für die restliche Saison aufrechterhalten. Bei Rot-Weiß Erfurt dagegen könnte der Streit zwischen Insolvenzverwalter Volker Reinhardt und den aktuellen Investoren mit einem Rückzug aus der Regionalliga enden. Derzeit verhandelt der Insolvenzverwalter mit neuen Investoren. Ausgang noch unklar.

Am Ende könnte der vorletzte Platz wohlmöglich reichen, wenngleich Uzelac solchen Gedankenspielen keinen Raum geben möchte: "Ich habe gesagt, als ich gekommen bin: Abgerechnet wird zum Schluss und wir müssen in jedem Spiel einfach unser Maximum geben."

Wichtige Spiele zu Beginn

In den ersten fünf Partien trifft Babelsberg auf Chemie Leipzig, Viktoria Berlin, Bischofswerda, Fürstenwalde und Halberstadt. Chemie, Bischofswerda und Halberstadt kämpfen ebenfalls um den Klassenerhalt. Konkrete Punktevorgaben oder kurzfristig formulierte Ziele hat das Trainerteam aber nicht kommuniziert. Zum Auftakt empfängt man am 2. Februar im Karl-Liebknecht-Stadion die BSG Chemie Leipzig (Anpfiff 13:30 Uhr).

Wie der Sohn, so der Vater

Es wird die Pflichtspielpremiere für Uzelac, der in der vergangenen Saison bereits häufiger das "Karli" aufsuchte. Sohn Franco, der im Sommer mit Lionel Salla und Farid Abderrahmane zum Drittliga-Absteiger Fortuna Köln wechselte, gehörte da in Babelsberg zum Stammpersonal.

Es waren Besuche, die einen nachhaltigen Eindruck bei Uzelac hinterließen: "Insgesamt hat mir hier alles sehr gut gefallen. Die ganze Organisation, das ganze Stadion, die Fans - das ist alles top. Es hat das Potential für die 3.Liga, aber im Moment sind wir da, wo wir sind. Und da müssen wir Schritt für Schritt rauskommen." Die Bedeutung des Klassenerhalts für den Verein ist ihm bewusst. Er appelliert an die Spieler: "Sie müssen begreifen, was der SV Babelsberg für jeden Spieler bedeutet. Es gibt nicht so viele Vereine in der Regionalliga Nordost, die so ein Stadion und solche Fans haben. Dafür muss man sich einfach zerreißen."

Bleibt festzuhalten: Für Babelsberg 03 geht es einzig und allein um den Klassenerhalt. Nur so kann diese schwierige Saison noch zu einem versöhnlichen Ende gebracht werden. Predrag Uzelac möchte seinen Teil dazu beitragen. Ob es ihm gelingen wird, wird die Zeit zeigen. Aber abgerechnet wird ja bekanntlich immer zum Schluss.

Beitrag von Marius Dobers

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