Kampfsieg gegen Augsburg - Union bleibt Fischers Fußball treu

So 26.01.20 | 08:59 Uhr | Von Till Oppermann
  15
Die Spieler von Union feiern den Sieg gegen Augsburg (Quelle: dpa/Andreas Gora)
Bild: dpa/Andreas Gora

Beim ersten Sieg in der Rückrunde besinnt sich Union seiner Stärken. Urs Fischers Mannschaft ist noch lange nicht entzaubert. Im Abstiegskampf wird sich die Spielweise der Berliner in der Rückrunde nicht ändern. Von Till Oppermann

Eigentlich hatte Marvin Friedrich Neven Subotics Führungstreffer unter der Woche schon beschworen: "Wir Verteidiger müssen noch mehr Torgefahr ausstrahlen." Besonders einen der Trimmel-Standards könne man mal wieder verwerten. Kurz nach Wiederanpfiff ist es dann soweit. Nach einer Ecke, bei der Augsburgs Keeper Tomas Koubek durch den Strafraum irrt, schiebt der Routinier am zweiten Pfosten ein. "Es war schön, dass es das 1:0 war in einem sehr wichtigen Spiel", kommentiert Subotic.  Das Tor kündigt eine bessere zweite Halbzeit an.

Kein "positiver Abenteuerfußball"

Das Duell der beiden Bundesliga-Teams mit den höchsten Fehlpassquoten war im ersten Durchgang nämlich alles andere als ein Leckerbissen. Der Rückkehr des passsicheren Keven Schlotterbeck und allen Beteuerungen, mehr spielerische Lösungen suchen zu wollen, zum Trotz, schlug Union quasi jeden Ball lang. Dem standen die Augsburger in nichts nach. Neven Subotic gibt zu: "Wir haben unseren Fokus sicher nicht auf positiven Abenteuerfußball gelegt."

So entwickelte sich auf einem seifigen Platz eine sehr zähe Begegnung. Teilweise wirkte es sogar so, als sei Union im eigenen Ballbesitz nur daran interessiert, irgendwie eine Ecke herauszuholen. "Wir wussten, dass es nicht einfach ist, der Rasen ist neu verlegt, jeder Fußballer kennt das", bemerkt Christopher Trimmel entschuldigend.

Unions Standards bleiben Spitze

Am Ende gewinnen die Köpenicker trotzdem 2:0. Das hat mehrere Gründe, wie beispielsweise die kompakte und konzentrierte Defensive, Unions Laufstärke, gefährliche Standards und Körperlichkeit. Bei Subotics Tor gelingt es, eine der größten Stärken der Hinrunde auszuspielen. Es war der insgesamt zehnte Treffer nach einer Standardsituation. 45% Prozent der Tore der Fischer-Elf fallen nach einem ruhenden Ball. Das ist Ligaspitze. Der Mannschaft und dem Trainer stellt das ein gutes Zeugnis aus. Natürlich ist Union technisch limitiert. Umso wichtiger ist die konzentrierte Trainingsarbeit, die besonders die Eckbälle von Kapitän Trimmel so gefährlich macht. Der freut sich: "Es ist schön, dass das immer wieder funktioniert. Da muss alles klappen und jeder muss seine Wege gehen." Urs Fischer legt sehr viel Wert darauf, die Abläufe genau einzustudieren, weil er weiß: "Ein Standard kann das Spiel in die richtigen Bahnen lenken, das 1:0 war sehr wichtig."

Der Ruhepol aus Zürich

Nach vier sieglosen Spielen und drei Niederlagen in Serie war klar, dass das Ergebnis gegen Augsburg für den weiteren Saisonverlauf sehr wichtig sein wird. Manche behaupteten schon, Union sei entzaubert, die auf Kampf und lange Bälle ausgelegte Taktik antiquiert. Nach der Verpflichtung des Edeltechnikers Yunus Malli wurde gemutmaßt, Fischer würde seinen Plan zumindest anpassen. Schließlich hatte er in Spanien vermehrt am Kurzpassspiel in eigenem Ballbesitz gearbeitet. Doch schon im sonnigen Campoamor ließ er durchblicken, dass die Berliner ganz genau wissen, was sie auszeichnet: "Du solltest zwischendurch mal an deinen Schwächen arbeiten, es aber auch nicht übertreiben. Sonst verlierst du deine Stärken."

Union wird sich treu bleiben

Mit diesen Stärken ist weiter zu rechnen. Wegen der langen Bälle wird Union weiter die meisten Kopfballduelle führen, die Mannschaft wird auch eine der laufstärksten der Liga bleiben und - das beweisen  18 Fouls und vier gelbe Karten gegen Augsburg - weiter versuchen, dem Gegner wehzutun, um gefährliche Situationen zur Not auch unfair im Keim zu ersticken. Fischer freut's: "Das ist unsere Spielweise, so definieren wir uns, das ist unser Gesicht und das müssen wir beibehalten", sagt der Schweizer und beschreibt das Rezept seiner Truppe treffend: "Wir versuchen vieles über Organisation, Zweikampfstärke, auch mal einen langen Ball, die zweiten Bälle und schnelles Umschaltspiel." Auf dieser Basis kann dann auch etwas feiner gespielt werden. So etwa bei Marcus Ingvartsens 2:0, als der Däne die Kugel nach einem klugen Querpass von Andrich elegant ins lange Eck schlenzte.

Gikiewicz verdient sich Extralob

Dass am Ende mal wieder die Null steht, ist Rafal Gikiewicz zu verdanken. Der Pole sammelte am Samstag weitere Argumente für die Vertragsverhandlungen mit Oliver Ruhnert gesammelt und sich sogar ein Extralob verdient: "Die letzten 20 Minuten standen wir sehr sehr tief, wenn der Gegner da Druck erzeugt, braucht es auch mal Rafa Gikiewicz", sagt Urs Fischer.

Nachdem in den vergangenen Wochen alle Konkurrenten gepunktet haben, ist der Sieg gegen die Fuggerstädter besonders wichtig. Gerade weil Fischers auswärtsschwache Equipe nun zweimal in der Fremde antreten muss. Von den Gegnern möchte der Trainer allerdings nichts hören: "Schau auf dein Spiel, mach deine Hausaufgaben, dann siehst du am 34. Spieltag, wo du stehst."

Sendung: rbb UM6, 26.01.2020, 18 Uhr

Beitrag von Till Oppermann

15 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 15.

    Nun, das eine hat mit dem anderen insoweit zu tun, als dass Dart (ebenso wie Sie) das Spiel des FCU auf die begangenen Fouls reduziert - und offenbar aufgrund dessen meint, dass Union Berlin eine "Rumpel"- und "Kloppertruppe" ist.

    Solche Aussagen können m. E. nur von Menschen kommen, die die Spiele des FCU nicht verfolgt haben und daher aus einer Position des unwissenden Interpretierens heraus argumentieren - und, nebenbei bemerkt, nicht allzu viel Ahnung von Bundesligafussball zu haben scheinen.

    Schauen Sie sich bitte die "Kartenstatistik" der aktuellen Saison an, dort liegen die Clubs ab Mitte dieser Tabelle nicht sehr weit auseinander: https://www.kicker.de/1-bundesliga/karten

    Ihr Beitrag ist leider weitesgehend unsachlich - und dass Sie meinen: "dass mit Unionsfans eine sachliche Diskussion nicht möglich ist", kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen, Greg.

  2. 14.

    Was hat eig das eine mit dem anderen zu tun? Warum können Sie nicht erkennen, dass Union nicht schön spielen kann. Und es durch übermäßig hartes Spiel kompensiert. Und Fouls sind halt Fouls. Ihre Rechtfertigungsversuche sind zwecklos. Selbst Subotic hat nach dem Spiel festgestellt, dass sie unschönen Fußball spielen. Na ja, hab schon verstanden, dass mit Unionsfans eine sachliche Diskussion nicht möglich ist. Und nein, ich bin kein Herthafan.

  3. 13.

    Da Sie anscheinend auf Zahlen stehen, hier ein paar weitere für Sie, die den 1. FC Union Berlin betreffen:

    Gewonnene Kopfballduelle: Platz 1 (mit weitem Abstand)
    Laufdistanz: Platz 3
    Gewonnene Zweikämpfe: Platz 5
    Pfosten- Lattentreffer: Platz 4
    Verwandelte Elfmeter: Platz 4

    Gelbe Karten: Platz 5 (gemeinsam mit Hertha)

    Aber halten Sie sich nur weiterhin an den 301 Fouls fest, um die Leistung des FCU einschätzen zu können, Dart.

  4. 12.

    deine Hertha spielt noch viel schlechteren Fußball, aber danke für die Anerkennung :)

  5. 10.

    Eisern Union

  6. 9.

    Wenn Ihnen so etwas gefällt, bitte. Mir nicht. Niveau der 2. Bundesliga finde ich schon schlecht und schaue dort keine Spiele. Im Übrigen sollten Sie die Statistiken der BL anschauen. Union liegt derzeit mit über 300 Fouls auf Platz 1. Und so etwas befürwortet der Trainer auch noch.

  7. 8.

    Foulmeister

  8. 7.

    Sie scheinen, mit Verlaub, nicht viel Ahnung vom Fussball zu haben, Dart. Sie nehmen offenbar die blanken Zahlen als "Beweis" dafür her, dass der FCU in diesem Spiel einen unfairen bzw. unansehnlichen Fussball gespielt hat. Ich war im Stadion und kann das absolut verneinen.

    Auf dem Platz gestaltet es sich so, dass, wenn man sich einen Vorteil in Form von Toren erspielt hat und der - eigentlich fussballerisch überlegene - Gegner zur Schlussoffensive ansetzt alles in die Verteidigung wirft, dies ein probates Mittel ist, um den Sieg festzumachen. Das kann - situationsbedingt - zu einem erhöhten "Kartenaufkommen" führen, ist aber absolut nicht ungewöhnlich.

  9. 6.

    „ und - das beweisen 18 Fouls und vier gelbe Karten gegen Augsburg - weiter versuchen, dem Gegner wehzutun, um gefährliche Situationen zur Not auch unfair im Keim zu ersticken“. Nee, so ist das doch eine mieser Stil. Schön ist anders. Das will keiner sehen.

  10. 5.

    Haben Sie in dieser Saison überhaupt schon mal ein Spiel des FCU verfolgt? Mit einem von Ihnen attestierten "Zweitligarumpelfussball", den die Mannschaft angeblich spielen soll, gewinnt man sicher nicht gegen Dortmund und Gladbach oder spielt auswärts beim FCB 1:2 (inklu. verschossenem Elfmeter).

    Es mag vllt. irgendwie 'sympathisch' wirken, wenn eine kleine Mannschaft ihr Heil in unbedingter Offensive sucht, wie es z. B. Baume mit seinem SC Paderborn spielt. Aber letztendlich zählt die Tabelle, und in der steht der FCU für eine Mannschaft mit dem mit großem Abstand zum Nächstfolgenden zweitkleinsten Etat momentan sehr gut da. Und das vor allen Dingen, weil man sich auf seine Stärken besinnt und aus diesem Grundsatz heraus versucht, sich angemessen spielerisch zu verbessern. Das nennt sich Spielintelligenz, Gordon.

  11. 4.

    Wenn Union so wie der zukünftige Big City Club alles verkaufen würde was nicht Niet- und Nagelfest ist und irgendwann kommt auch der Zahltag beim Investor könnten sie sich sicher auch eine qualitativ höherwertige Mannschaft zusammenstellen. Der Weg ist ein anderer, Nachhaltig zu wachsen. Spannend den Weg beider so unterschiedlicher Vereine zu beobachten.

  12. 3.

    Was bist du denn für einer? Das Union nicht um den Titel spielt war wohl klar, und um den Verbleibt im Oberhaus zu sichern ist Kampffußball nicht das schlechteste Mittel!
    Aber ich denke das ist normal. Man wird Schritt für Schritt gehen und die Qualität des Spiels zu Verbessern und variabler zu werden. Wie gesagt im Rahmen seiner Mittel. Und das ist gut so!!

  13. 2.

    Also weiter Zweitligarumpelfussball. Statt Spiel nur K(r)ampf. Nicht schön anzusehen.

  14. 1.

    "Im Abstiegskampf wird sich die Spielweise der Berliner in der Rückrunde nicht ändern."
    Abstiegskampf? Was für'n Abstiegskampf?
    Ihr habt Union wohl mit Hertha verwechselt!!!
    U.N.V.E.U.

Nächster Artikel

Das könnte Sie auch interessieren