Union startet ins Trainingslager - Arbeiter in kurzen Hosen

Sa 04.01.20 | 10:06 Uhr | Von Simon Wenzel
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Neven Subotic im Training von Union Berlin. Quelle: imago images/Matthias Koch
Bild: imago images/Matthias Koch

Union Berlin reist am Samstag ins Trainingslager nach Spanien. In der Nähe von Alicante will Urs Fischer sein Team auf die Mission Klassenerhalt vorbereiten und dabei vor allem auf Bewährtes aus der erfolgreichen Hinrunde setzen. Von Simon Wenzel

Urs Fischer hat sich schon vor dem Abflug aus erster Hand davon überzeugt, dass die Bedingungen an der Costa Blanca in Spanien stimmen. "Ein Freund von mir war gerade da in der Gegend", berichtete der Schweizer am Rande des Trainingsauftakts im kalten Berlin und übermittelte den Dresscode: "Kurze Hose, T-Shirt, so um die 20 Grad." Gute Arbeitsbedingungen also für Männer, die ihren Lebensunterhalt genau in dieser Kleidung verdienen.

Drei Testspiele in neun Tagen

Für neun Tage – An- und Abreise eingerechnet - haben sich die Eisernen in Campoamor bei Alicante einquartiert. Bis zum 12. Januar werden sie in Spanien bleiben, eine Woche später startet die Bundesliga wieder. Viel Zeit bleibt ihnen also nicht, um sich auf den kniffligen Saisonstart mit Auswärtsspielen in Leipzig und Dortmund, sowie einem Heimspiel gegen den FC Augsburg vorzubereiten: Mit gerade einmal fünf oder sechs vollwertigen Fußball-Trainingseinheiten rechnet Urs Fischer. Am Samstagabend, nach der Ankunft, steht erstmal nur eine Laufeinheit auf dem Programm.

Auch drei Testspiele haben die Unioner sich vorgenommen, davon gleich zwei an einem Tag: Am 6. Januar trifft Union zunächst auf Oud Heverlee Leuven (11 Uhr) und Royale Union Saint-Gilloise (16 Uhr) - beides Teams aus der zweiten belgischen Liga. Zum Ende des Trainingslagers am 11. Januar folgt dann ein Härtetest gegen den ungarischen Meister Ferencvaros Budapest (15 Uhr), bei dem sich schon zeigen könnte, wem Fischer zum Rückrundenauftakt eine Woche später in Leipzig vertraut.

"In die Abläufe zurück, die wir hatten."

Das heißt für die Profis, die in Unions 32-Mann Kader zuletzt hintendran waren, aber auch: Sie müssen sich vor allem im Training zeigen. "Wir können keine zehn Testspiele in zehn Tagen anbieten", sagt Fischer zum Thema. Es geht bei Union aber auch nicht - anders, als bei anderen Bundesligisten - darum, den Kader oder die Spielphilosophie in großen Teilen umzukrempeln. Vielmehr will man nach der kurzen Pause möglichst schnell "in die Abläufe zurück, die wir schon während der Saison hatten."

Mit dabei sein werden in Spanien auch der zum Trainingsauftakt in Berlin noch wegen Krankheit fehlende Kapitän Christopher Trimmel, sowie der zum Jahresende verletzte Keven Schlotterbeck und die beiden Nachwuchsspieler Fisnik Asllani und Tim Luis Maciejewski. Nicht mit dabei sind Akaki Gogia (Kreuzbandriss) und Laurenz Dehl (Knieverletzung). Nach langer Zeit soll dafür Grischa Prömel wieder in die Abläufe eingegliedert werden. Der Mittelfeldspieler zeigte sich etwas überraschend zum Trainingsauftakt auf dem Platz und soll in Spanien die nächsten Schritte in Richtung vollständiger Teilnahme am Mannschaftstraining nehmen. Gibt es bei Prömel keine neuerlichen Rückschläge, dann dürfte die Zeit in der warmen Sonne auch für Unions Transfer-Entscheider Oliver Ruhnert etwas entspannter werden.

Große Transfers sind eher nicht zu erwarten

Denn davon, dass der Geschäftsführer Profifußball derzeit fieberhaft den Markt sondiert, um den Kader zur Rückrunde zu verstärken, sollte man nicht ausgehen. Ausschließen wollen sie bei Union wie üblich nichts in Sachen Transfers, aber die Rückkehr von Prömel käme einem hochwertigen Neuzugang gleich und an Alternativen mangelte es Fischer schon in der Hinrunde kaum. Eher könnte sich noch etwas auf der Abgaben-Seite tun. Die jungen, aber kaum eingesetzten Neuzugänge Julius Kade (20 Jahre alt) und Florian Flecker (24) könnten Kandidaten für Ausleihen sein.

Auf der To-Do-Liste fürs neue Jahr und die Woche in Campoamor stehen erstmal vor allem die Dinge, die Union schon in der Hinrunde auszeichneten: Kompakte Defensive, schnelles Umschalten und über die Außen oder mit langen Bällen zu Torabschlüssen kommen – die, so Trainer Fischer, dann gerne noch besser als zuletzt genutzt werden sollen. "Für mich gilt es vor allem, Dinge beizubehalten, die geklappt haben", stellt  der Schweizer fest. Dass sein Team im Spiel mit dem Ball durchaus noch Schritte nach vorne machen kann, weiß er. Aber mit ihrem Arbeiter-Fußball kamen die Eisernen in der Hinrunde sehr gut durch die Liga, und so sollen seine Männer in den kurzen Hosen diesen Weg auch im neuen Jahr erstmal fortführen.

Sendung:  Inforadio, 05.01.2020, 15.20 Uhr

Beitrag von Simon Wenzel

2 Kommentare

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  1. 2.

    Natürlich werden sich die anderen Mannschaften in der Rückrunde zunehmend auf das System des FCU einstellen, aber das geht allen Teams so. Und es ist ja nun nicht so, dass Union völlig unflexibel spielt. Fischer hat in der Hinrunde durchaus schon hier und da mal Umstellungen vorgenommen, was auch meistens sehr gut funktioniert hat.

    Beim Heimspiel gegen Hoffenheim hat man aber gesehen, wie man Union mit den eigenen Mitteln schlagen kann. Daraus wird Fischer Lehren gezogen haben.

    Der Begriff "Arbeiterfussball" bedeutet nicht, dass man blind rumbolzt, sondern, dass die Mannschaft aus einer starken Defensive in der alle zusammenarbeiten über gewonnene Zweikämpfe Torchancen kreiert. Union hat nun mal keine "Zauberfussballer" im Team, da sollte man sich auf das besinnen, was bisher gut funktioniert hat und noch hier und da an den Schräubchen drehen. Wenn man nun plötzlich versucht mit den Großen mitzuspielen, geht man garantiert unter.

  2. 1.

    Also alles Domizil lassen macht es für die anderen Vereine einfach, sich auf Union einzustellen. Das wird ein böses Erwachen in der Rückrunde für den Trainer. Flexibilität und Erweiterungen gehören im Profifußball der obersten Sielklasse dazu, ein „Arbeiterfussball“ ist was für die 2. BL.

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