Zuhause gegen Bayern - Fünf Gründe, warum Hertha erfolgreich in die Rückrunde startet

Sa 18.01.20 | 17:01 Uhr | Von Simon Wenzel
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Jürgen Klinsmann (links) mit Dodi Lukebakio (rechts). Bild: imago/Bernd König
Bild: imago/Bernd König

Schwerer geht es kaum: Hertha BSC empfängt zum Rückrundenstart Meister Bayern München im Olympiastadion. Wir machen Mut und finden fünf gute Gründe, warum Hertha trotzdem erfolgreich startet gegen die Übermannschaft aus dem Süden. Von Simon Wenzel

1. Das Gesetz der Serie

...ist eigentlich keines - was Bayern-Gegner in Deutschland besonders gerne bemühen. Aber Hertha darf das tatsächlich: Von den letzten sechs Spielen gegen die Münchner hat Hertha BSC immerhin nur eines verloren. Im Olympiastadion ist die Alte Dame in der Bundesliga sogar seit September 2016 ungeschlagen (ein Sieg, zwei Unentschieden). Klingt komisch, ist aber so: Hertha ist aktuell so etwas wie der Angstgegner für die sonst übermächtigen Bayern.

Das letzte Heimspiel im September 2018 gewann Hertha übrigens mit 2:0. Wie viel Aussagekraft dieser Sieg eineinhalb Jahre später noch hat? Urteilen Sie selbst: Aus der damaligen Startelf werden am Sonntag wohl nur Javairo Dilrosun und Karim Rekik wieder von Beginn an auf dem Platz stehen. Spieler des Spiels war damals Ondrej Duda (inzwischen zu Norwich City abgeschoben) und an der Seitenlinie standen Pal Dardai und Niko Kovac. Wie doch die Zeit vergeht.

2. Bayernschreck Dodi Lukebakio

Drei Spiele, fünf Tore: Dodi Lukebakio traf in jedem seiner bisherigen Einsätze gegen die Bayern. Sein Hattrick für Fortuna Düsseldorf beim 3:3 in der vergangenen Saison machte den Belgier bundesweit so richtig bekannt. Damals sauste Lukebakio gleich zwei Mal im Roadrunner-Stil von der Mittellinie Richtung Tor, irgendwo in seiner Staubwolke folgten Niklas Süle und Jerome Boateng. Ob er nochmal kurz "Miep, Miep" machte, bevor er den Ball an Manuel Neuer vorbei schob ist nicht bekannt. 

Dafür aber, dass die Imitation des bekannten Comic-Vogels nicht Lukebakios einziger Trick gegen die Bayern ist. Für Hertha traf der 22-Jährige im Hinspiel mit einem abgefälschten Fernschuss zum zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich (Endstand 2:2). Lukebakio und den Fans im Olympiastadion wird egal sein, wie er dieses Mal trifft, Hauptsache die Serie geht auch am Sonntag weiter. 

3. Motivator Jürgen Klinsmann

Die kurzzeitigen Irrungen und Wirrungen um seine Trainerlizenz sind seit Samstag passé, Jürgen Klinsmann darf gegen den FC Bayern seinem Job nachgehen. Und das ist gut so. Denn der "Klinsi"-Effekt war schon vor der Winterpause sichtbar. Anders als mit Willensstärke lassen sich die acht Punkte aus den letzten vier Spielen kaum erklären. Dafür ist vor allem der Motivator Klinsmann verantwortlich.

Schließlich verliebt sich unrepräsentativen Schätzungen zufolge immer noch alle 11 Minuten ein Fußballfan in Klinsmanns Kabinenansprachen aus dem Film "Sommermärchen". Wenn man die Augen schließt und sich in die Katakomben des Olympiastadions versetzt, dann kann man es sich schon bildlich vorstellen. "Karim" schallt es durch die Kabine, als sich Klinsmann vor Innenverteidiger Rekik aufbaut. "Der Lewandowski, der spürt heute deinen Atem!"   

4. Bayerns dünner Kader

In der Winterpause hatte Bayern-Trainer Hansi Flick vergeblich von seinen Chefs neue Spieler gefordert. Der Grund: zu viele Verletzte, zu wenige Alternativen auf der Bank. In Berlin fehlen Kingsley Coman, Lucas Hernández, Javi Martínez und Niklas Süle verletzt, Joshua Kimmich ist gesperrt und Serge Gnabry wohl noch nicht fit genug für die Startelf. Robert Lewandowski wird aller Voraussicht nach spielen, aber dabei einen Kaltstart hinlegen. Der Stürmer wurde kurz vor Weihnachten an der Leiste operiert und verpasste das Trainingslager der Münchener.   

Auf der Bank im Olympiastadion werden also Spieler wie Lukas Mai, Michael Cuisance, Jan-Fiete Arp oder Joshua Zirkzee Platz nehmen. Zugegeben, damit das überhaupt relevant wird, müsste Hertha das Spiel lange offen halten. Die Startelf der Bayern wird nämlich trotzdem noch exquisit klingen. Aber vielleicht hilft den Berlinern ja gegen den Mini-Kader des Rekordmeisters ihr letzter Trumph.

5. Herthas Fitness

Die Blau-Weißen wurden im Trainingslager gedrillt wie bei der Armee. Klinsmanns Fitness-Trainer Werner Leuthard ist ehemaliger Oberleutnant und Gebirgsjäger und diese militärische Härte findet sich durchaus in seinen Trainingseinheiten wieder. Den inoffiziellen Preis "härtester Fitnesstrainer in der Karriere von Davie Selke" hat er in Florida jedenfalls schonmal verliehen bekommen. Und der Drill zieht bei den Spielern bisher: Herthas Profis sind davon überzeugt, dass sich diese Extra-Fitness in der Schlussphase einiger Bundesliga-Partien noch auszahlen wird.

Wir stellen uns mal folgendes Szenario vor: Die letzten fünf Minuten laufen, es steht 0:0. Der Favorit rennt an, Hertha verteidigt. Hansi Flick schaut auf seine Bank, ist frustriert von den Alternativen und lässt seine elf Auserwählten auf dem Platz. Die Berliner rennen, angetrieben von einer imaginären Trillerpfeife unermüdlich weiter. Und dann passiert es: ein Ballverlust der müden Münchener im Mittelfeld, ein freier Raum hinter der Bayern-Abwehr. Die flinken Herthaner flitzen hinein, 1:0. Klinsmann jubelt, Leuthard findet es auch ok. Torschütze ist übrigens Dodi Lukebakio. Klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Aber wieso eigentlich nicht?

Sendung: Inforadio, 19.01.2020, 15.30 Uhr

Beitrag von Simon Wenzel

5 Kommentare

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  1. 5.

    Hertha macht das schon. Werden wir noch sehen.

  2. 4.

    Ja, immer vorneweg der selbsternannte Hauptstadtclub. Da lachen die Hühner.
    Wie lange wird der Sonnyboy auf der Bank sitzen. Wartet ab, Berlin's Nr.1 kommt bald. Und dann wollt ihr schnell nach Hause. Eisern

  3. 3.

    Fünf Gründe, warum Hertha erfolgreich in die Rückrunde startet
    Nach dem Spiel gegen Bayern, ein Satz mit X, das war wohl nix!
    Trainer Klinsmann ist als Trainer total überfordert!

  4. 2.

    Hm, die Nummer 1 kommt doch erst am Wochenende (20.03.-21.03.)? Oder wie meinst du das? Heute sind doch erstmal die Bayern zu Gast.

  5. 1.

    Klingt wirklich schön, dass Ende der Geschichte... Hahohe, macht euch bereit für Berlins Fussball Team Nr. 1!!!

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