Auf den Spuren seiner Sportart - Warum ein Füchse-Trainer zwei Jahre auf Handball-Weltreise geht

Fr 07.02.20 | 14:28 Uhr | Von Johanna Rüdiger
Martin Berger während eines Spiels seiner Mannschaft. Quelle: Privat
Audio: Inforadio | 07.02.20 | 11:15 Uhr | Johanna Rüdiger | Bild: Privat

Martin Berger ist U17-Trainer bei den Füchsen Berlin. Doch das reicht dem 27-Jährigen nicht. Sein Traum: eine Handball-Weltreise. Ab dem Sommer will er sich in 24 Ländern auf die Spuren seiner Sportart begeben und seine Reise in einem Dokumentarfilm festhalten. Von Johanna Rüdiger

Quietschende Schuhsohlen, hundert jubelnde Handball-Fans und ein Gäste-Trainer, der lauthals seine Mannschaft zusammenfaltet. Dazwischen Martin Berger. Unbeirrt von all dem tigert er an der Seitenlinie in der Lilli-Henoch-Halle auf und ab. Mal ein Klatschen, mal ein Daumen nach oben. In seinem grauen Baumwolltrainingsanzug wirkt er in der Szenerie fast schon unscheinbar. Gut, vielleicht ist das auch nicht schwer, wenn neben ihm Bob Hanning in einem seiner berühmten, kunterbunten Pullover steht.

Doch das alles ist Ligaalltag für den 27-Jährigen. Seit vier Jahren sitzt er schon auf der Trainerbank bei der U17-Mannschaft der Füchse Berlin. Er will im Sommer seine A-Lizenz machen und hat nebenbei noch einen festen Job bei einer Bank. Martin Berger möchte aber mehr. Im vergangenen Jahr gründete er deshalb den Verein 'Handball kennt keine Grenzen e.V.'.

24 Länder in 6 Kontinenten

Zusammen mit dem Deutschen Handballbund veranstaltete er unter anderem Integrationstage für Geflüchtete. Flüchtlingskinder spielen zusammen mit den Füchse-Profis Handball. Integration durch Sport, nur eines der Ziele des Vereins. Nun hat Berger ein neues Projekt: Eine zweijährige Handball-Weltreise in 24 Ländern. Am Ende soll ein Dokumentarfilm entstehen. "Man kann diesen Film zeigen und gibt quasi das Wissen direkt an die Basis weiter, damit sich die Trainerqualität in Deutschland verbessert", sagt Berger über sein Projekt.

"Ich sehe, was in anderen Handball-Ländern passiert, aber ich sehe nicht, wie Nationen ihre Weltstars ausbilden", erklärt er weiter. So will er zu Beginn seiner Reise nach Skandinavien. Die Top-Handball-Nationen besuchen und von ihren Handball-Kulturen lernen. Aber auch die Niederlande, Spanien oder Portugal möchte er erkunden, um seinen Sport noch besser kennenzulernen. Pünktlich zur WM 2021 plant er einen Zwischenstopp in Ägypten, um dann weiter durch Afrika zu reisen. Dort ist der Handball nicht so groß wie in Europa. Martin Berger möchte daher vor allem die sozialen Geschichten des Sports kennenlernen. "Ich will bei sozialen Projekten mit anpacken und mit meinem Know-how helfen, damit sie sich weiterentwickeln können", freut sich Berger.

Reicht dann noch das Geld, könnte sich Martin Berger einen ganz besonderen Wunsch erfüllen. Den Besuch der vereinten koreanischen Nationalmannschaft. "Das wäre ein Traum. Diese koreanische Nationalmannschaft lebt das Motto 'Handball kennt keine Grenzen'. Nord- und Südkorea stellen zusammen eine Mannschaft. Wie da Rivalität übersprungen wird und wie der Sport als Brücke dient, ist einzigartig", zeigt sich Berger beeindruckt.

Martin Berger präsentiert eine Aktion seiner Organisation in der Max-Schmeling-Halle. Quelle: Privat
Auch Spieler der Füchse Berlin unterstützen Martin Berger bei seiner Arbeit. Hier Jakov Gojun, Paul Drux und Simon Ernst (v.l.). | Bild: Privat

Unterstützung aus dem Füchse-Kader

Wie es danach weitergehen könnte, lässt Martin Berger offen. Immerhin muss das Ganze bezahlbar sein. Dass der Bankangestellte die Reise nicht allein stemmen kann, ist ihm bewusst. "Von Handballern für Handballer", sagt er und will daher die errechneten Gesamtkosten von 80.000 Euro per Crowdfunding einholen. Handballbegeisterte, die Martin Berger bei seinem Plan unterstützen wollen, können für ihn im Internet spenden. Noch hat er die benötigte Summe nicht zusammen, trotzdem zweifelt er nicht an seinem Plan.

Auch weil es viele Befürworter in seinem Umkreis gibt. Prominente Beispiele: Füchse-Spieler Simon Ernst oder Silvio Heinevetter unterstützen den Trainer der B-Jugend. Ob sie denn vielleicht auch ein bisschen neidisch auf die Weltreise sind? "Jein. Hälfte ja, Hälfte nein. Und welche Hälfte überwiegt, sage ich nicht", scherzt Martin Berger. Er freut sich auf die Reise und bereut nicht, sein altes Leben hinter sich zu lassen. "Ich habe einen sauberen Abschluss gefunden und was nach der Weltreise kommt weiß ich nicht", sagt er.

Egal, was kommt, eines ist sicher: Quietschende Schuhsohlen und jubelnde Handball-Fans wird es immer in dem Leben des Mannes geben, der den Handball ohne Grenzen liebt.

Sendung: Inforadio, 07.02.20, 11:15 Uhr

Beitrag von Johanna Rüdiger

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